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Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840.

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ersten Bahn. Er war vor drei Jahren in Folge von Mißverständnissen, die sich zwischen ihm und einigen Koryphäen industrieller Unternehmungen gebildet, nach Paris gegangen, und erscheint jetzt zum erstenmale wieder. Wir wollen um so weniger in eine Erörterung dieser Mißverständnisse eingehen, als List selbst eine solche Erörterung vermieden hat. Seine Freunde drängten damals, er solle den Weg der Oeffentlichkeit zu Hülfe nehmen; er lehnte es mit dem Bemerken ab, ein gelingendes Ganze, eine so große Sache wolle er nicht mit Privatstreitigkeit verunreinigen, die Zeit werde sein Streben von selbst ins rechte Licht stellen. So ist's geschehen, obwohl sein Verdienst um Leipzig und Sachsen, selbst von den Gegnern nie geläugnet wurde. Man widmete ihm als Stifter einen prachtvollen Pocal. Es ist hier keine Eisenbahnfeierlichkeit vorüber gegangen, an welcher nicht in Reden und Toasten seiner, als des geistigen Urhebers unserer Eisenbahn, in hohen Ehren gedacht worden wäre. Die neuern Resultate der Dresdener Bahn haben nun verwirklicht, was man früher für List'sche Träume hielt, ja in manchem übertroffen. Zum Beispiel versicherte er früher, die Zahl der Reisenden werde in Deutschland noch größer seyn, als selbst in England und Amerika. Wirklich wird dem so. Dort rechnet man die Zahl der Reisenden so groß als die Einwohnerzahl der Städte ist, zwischen welchen die Bahn hingeht. Dreifach, vierfach, zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel siebenfach wird diese Zahl schon überstiegen. Zeit und Erfahrung hatten auch noch auf andere Weise zu List's Gunsten gewirkt: ein Mann, der früher das höchste Vertrauen in Leipzig genoß, der unter freundlicher Maske für List zu vermitteln schien, wahrscheinlich aber nur spaltete, gewiß aber die Stelle zu gewinnen wußte, die List zugedacht war, dieser Mann ist unterdeß gestürzt, und ach bis zum Verluste von Freiheit und bürgerlicher Ehre gestürzt. So fand denn List keine Gegner mehr, wohl aber viele Freunde, als er unverhofft erschien. Es heißt zwar, er sey nur in Privatgeschäften da, und kehre bald nach Paris zurück, aber hoffentlich fesselt ihn die neue große Wendung unserer Angelegenheit so, daß er nicht so schnell wieder von uns geht, und mit Rath und That wieder Theil nimmt. Der Werth seiner Schrift: "Der deutsche Nationaltransport", ist uns deutlich geworden durch eine bald darauf folgende ähnliche Arbeit in England. Die deutsche Arbeit war offenbar reichhaltiger. Unerklärlich ist's, daß deutsche national-ökonomische Schriftsteller von anerkannter Würdigkeit, z. B. Schmitthenner in Gießen, diese in ihrer Art classische Schrift nicht einmal erwähnen, während Abgestandenes, werthlos Gewordenes als Autorität angeführt wird. - Alles übrige Interesse ist sonst dem nahen Preßfeste zugewendet, das aber nun bloß zum "Fest der Handwerker" geworden, wie der Witz bereits sagt. Außer der Universität ist alle Schriftstellerwelt, die in 85 Mitgliedern Theilnahme angesprochen hatte, von officieller Theilnahme ausgeschlossen, bloß zum Essen und Trinken zugelassen. Dieß haben die Leute nicht gewollt, und nehmen nun nicht Theil. Nur ein Drucker wird sprechen - er wird ohne Zweifel uns und dem Auslande die weltbewegende Wichtigkeit der Erfindung erschöpfend ausdrücken!

Preußen.

Auf ein von dem Magistrat und den Stadtverordneten von Berlin eingereichtes Gesuch ist von Sr. Maj. dem König genehmigt worden, daß am Sonntag den 31 d. M. die hundertjährige Jubelfeier der Thronbesteigung Friedrichs des Großen sowohl in den Kirchen, als in andern öffentlichen Versammlungen stattfinde. Am Tage vorher wird bereits in allen Gymnasien und Schulen das Erinnerungsfest durch einen mit Musik verbundenen Redeactus gefeiert werden. Nicht minder ist wohl zu erwarten, daß der 31 Mai in allen wissenschaftlichen und artistischen Vereinen, in militärischen Kreisen, wie in Freimaurerlogen festlich begangen werden wird. Letztere hatten sich gestern bereits zu einer Vorfeier vereinigt, indem sich ein Sohn des Königs, Prinz Wilhelm, dem Beispiel seines großen Oheims folgend, in den Freimaurerbund aufnehmen ließ und Se. Maj. zugleich gestattet hat, daß der Prinz nach seiner Einweihung in die höheren Grade zum Großmeister aller Landeslogen in Preußen erwählt werde. Eine ähnliche Würde bekleidet bekanntlich in seinem Vaterland ein Schwiegersohn unsers Königs, Prinz Friedrich der Niederlande. Ueber den Tag, an welchem die Legung des Grundsteins zu dem Denkmale Friedrichs II, mit dessen Ausführung jetzt Professor Rauch beschäftigt ist, stattfinden soll, ist noch nichts Näheres bekannt. - Als ein treffliches, an der Gruft eines würdigen Mannes würdig ausgesprochenes Wort wird allgemein die Rede bezeichnet, die der erste Oberconsistorialrath Dr. Ehrenberg bei der Beerdigung des Ministers v. Altenstein gehalten. Man hofft, daß diese Rede dem Druck übergeben werden und dadurch auch einem weitern Kreise die volle Würdigung des Verstorbenen dargeboten wird.

ersten Bahn. Er war vor drei Jahren in Folge von Mißverständnissen, die sich zwischen ihm und einigen Koryphäen industrieller Unternehmungen gebildet, nach Paris gegangen, und erscheint jetzt zum erstenmale wieder. Wir wollen um so weniger in eine Erörterung dieser Mißverständnisse eingehen, als List selbst eine solche Erörterung vermieden hat. Seine Freunde drängten damals, er solle den Weg der Oeffentlichkeit zu Hülfe nehmen; er lehnte es mit dem Bemerken ab, ein gelingendes Ganze, eine so große Sache wolle er nicht mit Privatstreitigkeit verunreinigen, die Zeit werde sein Streben von selbst ins rechte Licht stellen. So ist's geschehen, obwohl sein Verdienst um Leipzig und Sachsen, selbst von den Gegnern nie geläugnet wurde. Man widmete ihm als Stifter einen prachtvollen Pocal. Es ist hier keine Eisenbahnfeierlichkeit vorüber gegangen, an welcher nicht in Reden und Toasten seiner, als des geistigen Urhebers unserer Eisenbahn, in hohen Ehren gedacht worden wäre. Die neuern Resultate der Dresdener Bahn haben nun verwirklicht, was man früher für List'sche Träume hielt, ja in manchem übertroffen. Zum Beispiel versicherte er früher, die Zahl der Reisenden werde in Deutschland noch größer seyn, als selbst in England und Amerika. Wirklich wird dem so. Dort rechnet man die Zahl der Reisenden so groß als die Einwohnerzahl der Städte ist, zwischen welchen die Bahn hingeht. Dreifach, vierfach, zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel siebenfach wird diese Zahl schon überstiegen. Zeit und Erfahrung hatten auch noch auf andere Weise zu List's Gunsten gewirkt: ein Mann, der früher das höchste Vertrauen in Leipzig genoß, der unter freundlicher Maske für List zu vermitteln schien, wahrscheinlich aber nur spaltete, gewiß aber die Stelle zu gewinnen wußte, die List zugedacht war, dieser Mann ist unterdeß gestürzt, und ach bis zum Verluste von Freiheit und bürgerlicher Ehre gestürzt. So fand denn List keine Gegner mehr, wohl aber viele Freunde, als er unverhofft erschien. Es heißt zwar, er sey nur in Privatgeschäften da, und kehre bald nach Paris zurück, aber hoffentlich fesselt ihn die neue große Wendung unserer Angelegenheit so, daß er nicht so schnell wieder von uns geht, und mit Rath und That wieder Theil nimmt. Der Werth seiner Schrift: „Der deutsche Nationaltransport“, ist uns deutlich geworden durch eine bald darauf folgende ähnliche Arbeit in England. Die deutsche Arbeit war offenbar reichhaltiger. Unerklärlich ist's, daß deutsche national-ökonomische Schriftsteller von anerkannter Würdigkeit, z. B. Schmitthenner in Gießen, diese in ihrer Art classische Schrift nicht einmal erwähnen, während Abgestandenes, werthlos Gewordenes als Autorität angeführt wird. – Alles übrige Interesse ist sonst dem nahen Preßfeste zugewendet, das aber nun bloß zum „Fest der Handwerker“ geworden, wie der Witz bereits sagt. Außer der Universität ist alle Schriftstellerwelt, die in 85 Mitgliedern Theilnahme angesprochen hatte, von officieller Theilnahme ausgeschlossen, bloß zum Essen und Trinken zugelassen. Dieß haben die Leute nicht gewollt, und nehmen nun nicht Theil. Nur ein Drucker wird sprechen – er wird ohne Zweifel uns und dem Auslande die weltbewegende Wichtigkeit der Erfindung erschöpfend ausdrücken!

Preußen.

Auf ein von dem Magistrat und den Stadtverordneten von Berlin eingereichtes Gesuch ist von Sr. Maj. dem König genehmigt worden, daß am Sonntag den 31 d. M. die hundertjährige Jubelfeier der Thronbesteigung Friedrichs des Großen sowohl in den Kirchen, als in andern öffentlichen Versammlungen stattfinde. Am Tage vorher wird bereits in allen Gymnasien und Schulen das Erinnerungsfest durch einen mit Musik verbundenen Redeactus gefeiert werden. Nicht minder ist wohl zu erwarten, daß der 31 Mai in allen wissenschaftlichen und artistischen Vereinen, in militärischen Kreisen, wie in Freimaurerlogen festlich begangen werden wird. Letztere hatten sich gestern bereits zu einer Vorfeier vereinigt, indem sich ein Sohn des Königs, Prinz Wilhelm, dem Beispiel seines großen Oheims folgend, in den Freimaurerbund aufnehmen ließ und Se. Maj. zugleich gestattet hat, daß der Prinz nach seiner Einweihung in die höheren Grade zum Großmeister aller Landeslogen in Preußen erwählt werde. Eine ähnliche Würde bekleidet bekanntlich in seinem Vaterland ein Schwiegersohn unsers Königs, Prinz Friedrich der Niederlande. Ueber den Tag, an welchem die Legung des Grundsteins zu dem Denkmale Friedrichs II, mit dessen Ausführung jetzt Professor Rauch beschäftigt ist, stattfinden soll, ist noch nichts Näheres bekannt. – Als ein treffliches, an der Gruft eines würdigen Mannes würdig ausgesprochenes Wort wird allgemein die Rede bezeichnet, die der erste Oberconsistorialrath Dr. Ehrenberg bei der Beerdigung des Ministers v. Altenstein gehalten. Man hofft, daß diese Rede dem Druck übergeben werden und dadurch auch einem weitern Kreise die volle Würdigung des Verstorbenen dargeboten wird.

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[1200/0008] ersten Bahn. Er war vor drei Jahren in Folge von Mißverständnissen, die sich zwischen ihm und einigen Koryphäen industrieller Unternehmungen gebildet, nach Paris gegangen, und erscheint jetzt zum erstenmale wieder. Wir wollen um so weniger in eine Erörterung dieser Mißverständnisse eingehen, als List selbst eine solche Erörterung vermieden hat. Seine Freunde drängten damals, er solle den Weg der Oeffentlichkeit zu Hülfe nehmen; er lehnte es mit dem Bemerken ab, ein gelingendes Ganze, eine so große Sache wolle er nicht mit Privatstreitigkeit verunreinigen, die Zeit werde sein Streben von selbst ins rechte Licht stellen. So ist's geschehen, obwohl sein Verdienst um Leipzig und Sachsen, selbst von den Gegnern nie geläugnet wurde. Man widmete ihm als Stifter einen prachtvollen Pocal. Es ist hier keine Eisenbahnfeierlichkeit vorüber gegangen, an welcher nicht in Reden und Toasten seiner, als des geistigen Urhebers unserer Eisenbahn, in hohen Ehren gedacht worden wäre. Die neuern Resultate der Dresdener Bahn haben nun verwirklicht, was man früher für List'sche Träume hielt, ja in manchem übertroffen. Zum Beispiel versicherte er früher, die Zahl der Reisenden werde in Deutschland noch größer seyn, als selbst in England und Amerika. Wirklich wird dem so. Dort rechnet man die Zahl der Reisenden so groß als die Einwohnerzahl der Städte ist, zwischen welchen die Bahn hingeht. Dreifach, vierfach, zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel siebenfach wird diese Zahl schon überstiegen. Zeit und Erfahrung hatten auch noch auf andere Weise zu List's Gunsten gewirkt: ein Mann, der früher das höchste Vertrauen in Leipzig genoß, der unter freundlicher Maske für List zu vermitteln schien, wahrscheinlich aber nur spaltete, gewiß aber die Stelle zu gewinnen wußte, die List zugedacht war, dieser Mann ist unterdeß gestürzt, und ach bis zum Verluste von Freiheit und bürgerlicher Ehre gestürzt. So fand denn List keine Gegner mehr, wohl aber viele Freunde, als er unverhofft erschien. Es heißt zwar, er sey nur in Privatgeschäften da, und kehre bald nach Paris zurück, aber hoffentlich fesselt ihn die neue große Wendung unserer Angelegenheit so, daß er nicht so schnell wieder von uns geht, und mit Rath und That wieder Theil nimmt. Der Werth seiner Schrift: „Der deutsche Nationaltransport“, ist uns deutlich geworden durch eine bald darauf folgende ähnliche Arbeit in England. Die deutsche Arbeit war offenbar reichhaltiger. Unerklärlich ist's, daß deutsche national-ökonomische Schriftsteller von anerkannter Würdigkeit, z. B. Schmitthenner in Gießen, diese in ihrer Art classische Schrift nicht einmal erwähnen, während Abgestandenes, werthlos Gewordenes als Autorität angeführt wird. – Alles übrige Interesse ist sonst dem nahen Preßfeste zugewendet, das aber nun bloß zum „Fest der Handwerker“ geworden, wie der Witz bereits sagt. Außer der Universität ist alle Schriftstellerwelt, die in 85 Mitgliedern Theilnahme angesprochen hatte, von officieller Theilnahme ausgeschlossen, bloß zum Essen und Trinken zugelassen. Dieß haben die Leute nicht gewollt, und nehmen nun nicht Theil. Nur ein Drucker wird sprechen – er wird ohne Zweifel uns und dem Auslande die weltbewegende Wichtigkeit der Erfindung erschöpfend ausdrücken! Preußen. _ Berlin, 23 Mai. Auf ein von dem Magistrat und den Stadtverordneten von Berlin eingereichtes Gesuch ist von Sr. Maj. dem König genehmigt worden, daß am Sonntag den 31 d. M. die hundertjährige Jubelfeier der Thronbesteigung Friedrichs des Großen sowohl in den Kirchen, als in andern öffentlichen Versammlungen stattfinde. Am Tage vorher wird bereits in allen Gymnasien und Schulen das Erinnerungsfest durch einen mit Musik verbundenen Redeactus gefeiert werden. Nicht minder ist wohl zu erwarten, daß der 31 Mai in allen wissenschaftlichen und artistischen Vereinen, in militärischen Kreisen, wie in Freimaurerlogen festlich begangen werden wird. Letztere hatten sich gestern bereits zu einer Vorfeier vereinigt, indem sich ein Sohn des Königs, Prinz Wilhelm, dem Beispiel seines großen Oheims folgend, in den Freimaurerbund aufnehmen ließ und Se. Maj. zugleich gestattet hat, daß der Prinz nach seiner Einweihung in die höheren Grade zum Großmeister aller Landeslogen in Preußen erwählt werde. Eine ähnliche Würde bekleidet bekanntlich in seinem Vaterland ein Schwiegersohn unsers Königs, Prinz Friedrich der Niederlande. Ueber den Tag, an welchem die Legung des Grundsteins zu dem Denkmale Friedrichs II, mit dessen Ausführung jetzt Professor Rauch beschäftigt ist, stattfinden soll, ist noch nichts Näheres bekannt. – Als ein treffliches, an der Gruft eines würdigen Mannes würdig ausgesprochenes Wort wird allgemein die Rede bezeichnet, die der erste Oberconsistorialrath Dr. Ehrenberg bei der Beerdigung des Ministers v. Altenstein gehalten. Man hofft, daß diese Rede dem Druck übergeben werden und dadurch auch einem weitern Kreise die volle Würdigung des Verstorbenen dargeboten wird.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840, S. 1200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_150_18400529/8>, abgerufen am 23.11.2024.