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Allgemeine Zeitung. Nr. 155. Augsburg, 3. Juni 1840.

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spricht; die Linke drängt; Hr. Thiers wäre sehr geneigt dazu; aber die energische doctrinäre Partei des Ministeriums, die aus den HH. v. Remusat und Jaubert besteht, will von einer solchen Aenderung nichts hören, und droht ihre Entlassung zu geben, wenn sie eintritt. Dann würde aber die Stellung für Hrn. Thiers unhaltbar. - Das Aufsehen, das er mit Napoleon hat machen wollen, hat die erwartete Wirkung nicht gehabt; es wird sogar daraus eine ziemlich seltsame Folge entstehen: das Andenken Napoleons wird einen gewaltigen Stoß erhalten. Man fängt an, über ihn das Für und Wider zu hören, man bewundert ihn nicht mehr mit blinder Vorliebe; das große Werk des Hrn. Capefigue berichtigt in dieser Hinsicht die Ideen sehr. Die Weigerung, welche die Kammer entgegengesetzt hat, ist sehr bezeichnend. Man sagt auch, daß die Frage in der Pairskammer sehr discutirt werden wird, weil die Napoleon'sche Politik zu ernste Resultate in Bezug auf die Pairie selbst nach sich ziehen würde. Man denke sich die Apotheose Napoleons vollständig, so muß man nothwendig den Proceß des Marschalls Ney revidiren, und die Pairskammer wäre gezwungen, sich selbst zu verdammen.

Das Dampfboot Cerbere brachte uns folgende Nachrichten: "Algier, 24 Mai. Die Prinzen und der Marschall sind gestern Abend in die Stadt zurückgekehrt. Die königl. Hoheiten wurden mit den lebhaftesten Acclamationen empfangen, dem Marschall dagegen tönte kein Zuruf entgegen. Um zu urtheilen, muß man das Ende abwarten, denn der Feldzug hat erst angefangen, wenn man den Worten des Prinzen glauben darf, die er dem Hrn. Guizot, Director des Innern, zur Antwort gab: "Ich und mein Bruder sind stolz darauf, in der ersten Episode des großen Kampfes, der jetzt beginnt, eine Schuld bezahlt zu haben. Die Absicht, in diesem Lande ein großes Volk und ein großes Reich zu gründen, wird festgehalten, diesen Gedanken wird man mit Nachdruck und Ausdauer verfolgen, und glauben Sie, er wird in Paris wie in Afrika verstanden." Nächsten Mittwoch werden die Prinzen nach Toulon abreisen; zu gleicher Zeit wird sich der Marschall wieder an die Spitze der Truppen stellen, um Miliana zu besetzen und sich gegen den Chelif zu wenden. Seine Absicht ist, sagt man, Teniah aufzugeben und die Straße nach Medeah über Miliana und den südlichen Abhang des kleinen Atlas zu legen. Am 22 wurde der Engpaß forcirt. Man brauchte zwei Tage, die Straße auszubessern und für die Artillerie brauchbar zu machen. Endlich wandte sich die Armee gegen Medeah, das keinen Widerstand entgegen setzte. Die Armee ist auf die Maierei Muzaia zurückgegangen. Beim Rückzug fiel sie in eine Art Hinterhalt. Drei reguläre Bataillone standen am Fuße des Engpasses von Teniah und griffen unsere Truppen unvermuthet an; das 17te leichte Infanterieregiment stellte sich entgegen, und ist ziemlich mitgenommen worden. Das Resultat ist: die Armee hat sich in Muzaia und Medeah festgesetzt, wozu es eines Feldzugs von 24 Tagen und eines Opfers von ungefähr 2000 Mann bedurfte, worunter 700 Todte, die übrigen verwundet und krank. Der Marschall wird dieß Alles in Frankreich nicht sagen, wir aber haben kein Interesse es zu verheimlichen. Jedermann ist hier überzeugt, daß man in weniger Zeit und mit geringerem Verlust dasselbe hätte thun und noch in Miliana sich festsetzen können." - In einem andern Briefe aus Algier unter demselben Datum liest man: "Die Araber haben die Armee bis nach Buffarik begleitet; sie sind noch kühner als vor dem Feldzug. Heute am Sonntag hört man Kanonenfeuer zwischen der Mustermaierei und der Maison carree. - Die Armee ist übel gestimmt und wird nur mit Widerwillen neue Feldzüge mit dem Marschall Valee machen. Das Convoi, das nach Blidah gegangen, kam am Freitag zurück und brachte 41 Wagen mit Verwundeten mit, die ins Hospital des Dey und in die Salpetriere geschafft wurden. Diese beiden Hospitäler sind voll von Kranken. Mit dem Convoi kamen die Generale Marbot, Adjutant des Königs, und Rumigny an, sie sind beide blessirt, der erste am Knie, der zweite am Schenkel. Man bemerkte in einem Artillerie-Fourgon eine große Anzahl englischer und arabischer Flinten, die dem Feinde abgenommen worden. - Die Araber haben die Umgebungen von Algier noch nicht verlassen, doch wird sie wahrscheinlich die Rückkehr der Truppen vertreiben. Ein ziemlich hitziges Gefecht fiel in der Umgegend von Oran zwischen Meserghin und Bridia vor.

Niederlande.

Der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande sind nach Berlin abgereist, um die Kaiserin von Rußland daselbst zu begrüßen. - Die beiden Kammern der Generalstaaten hielten heute Sitzung; wie man vernimmt dürfte sich die Regierung auf die Bedenken der zweiten Kammer bewogen finden, dem Gesetzesentwurf, bezüglich der ministeriellen Verantwortlichkeit, eine andere Redaction zu geben. - Es soll sich bestätigen, daß die Unterhandlungen zum Abschluß eines Handelstractats zwischen Frankreich und den Niederlanden vorerst zu keinen günstigen Resultaten geführt haben. Die Unterhandlungen sollen abgebrochen worden seyn und der diesseitige Bevollmächtigte, Legationsrath Rochussen, auf dem Punkte stehen, Paris zu verlassen. - Nach den neuesten Berichten aus Batavia hat die Java'sche Bank ihre Baarzahlungen noch nicht wieder aufnehmen können. Sonst lauten die Nachrichten aus Ostindien günstig.

Nachdem in der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten die Centralabtheilung ihren Bericht über den Gesetzesentwurf, die Einlösung von Schuld und die Bedürfnisse des Syndicats in diesem Jahr betreffend, abgestattet hatte, wurde in heutiger Sitzung der Kammer dieser Gesetzesentwurf mit 48 gegen 5 Stimmen angenommen. In heutiger Sitzung erklärte der interimistische Finanzminister, daß der, die Aufhebung des Syndicats betreffende Gesetzesentwurf eine neue Redaction erfahren werde. - Die in den letztern Tagen den Abtheilungen der Kammer gemachten vertraulichen Mittheilungen über den Finanzzustand des Landes haben bei den Kammermitgliedern manche Beschwerden beseitigt. Die Regierung rechnet namentlich auf eine tüchtige Unterstützung aus den Producten Ostindiens, welche in diesem Jahr eine besonders reiche Ernte versprechen. - Die von der "Arnhem'schen Courant" gegebene Mittheilung, daß neulich Nachts einigen Mitgliedern der zweiten Kammer in hiesiger Residenz eine Serenade gebracht worden sey, uud die Regierung darauf solche Demonstrationen strenge untersagt habe, ist rein ersonnen und zeugt von der Geschäftigkeit einer gewissen Partei.

In der Sitzung der Generalstaaten stattete die Centralabtheilung Bericht ab über den Gesetzesentwurf hinsichtlich des Verkaufs und der Ablösung der Schuld und der Bedürfnisse des Syndicats für das Jahr 1840. Im Ganzen genommen wurden keine Einwendungen mehr gemacht, jedoch fortwährend protestirt gegen das unregelmäßige und ungesetzliche Verfahren des Amortisationssyndicats und die ungenügende Aufklärung, welche von der Regierung über den Gegenstand ertheilt worden war. Da jedoch nach der Annahme des Budgets für 1840 überhaupt keine Gründe gegen diesen besondern Theil mehr angebracht werden

spricht; die Linke drängt; Hr. Thiers wäre sehr geneigt dazu; aber die energische doctrinäre Partei des Ministeriums, die aus den HH. v. Rémusat und Jaubert besteht, will von einer solchen Aenderung nichts hören, und droht ihre Entlassung zu geben, wenn sie eintritt. Dann würde aber die Stellung für Hrn. Thiers unhaltbar. – Das Aufsehen, das er mit Napoleon hat machen wollen, hat die erwartete Wirkung nicht gehabt; es wird sogar daraus eine ziemlich seltsame Folge entstehen: das Andenken Napoleons wird einen gewaltigen Stoß erhalten. Man fängt an, über ihn das Für und Wider zu hören, man bewundert ihn nicht mehr mit blinder Vorliebe; das große Werk des Hrn. Capefigue berichtigt in dieser Hinsicht die Ideen sehr. Die Weigerung, welche die Kammer entgegengesetzt hat, ist sehr bezeichnend. Man sagt auch, daß die Frage in der Pairskammer sehr discutirt werden wird, weil die Napoleon'sche Politik zu ernste Resultate in Bezug auf die Pairie selbst nach sich ziehen würde. Man denke sich die Apotheose Napoleons vollständig, so muß man nothwendig den Proceß des Marschalls Ney revidiren, und die Pairskammer wäre gezwungen, sich selbst zu verdammen.

Das Dampfboot Cerbère brachte uns folgende Nachrichten: „Algier, 24 Mai. Die Prinzen und der Marschall sind gestern Abend in die Stadt zurückgekehrt. Die königl. Hoheiten wurden mit den lebhaftesten Acclamationen empfangen, dem Marschall dagegen tönte kein Zuruf entgegen. Um zu urtheilen, muß man das Ende abwarten, denn der Feldzug hat erst angefangen, wenn man den Worten des Prinzen glauben darf, die er dem Hrn. Guizot, Director des Innern, zur Antwort gab: „Ich und mein Bruder sind stolz darauf, in der ersten Episode des großen Kampfes, der jetzt beginnt, eine Schuld bezahlt zu haben. Die Absicht, in diesem Lande ein großes Volk und ein großes Reich zu gründen, wird festgehalten, diesen Gedanken wird man mit Nachdruck und Ausdauer verfolgen, und glauben Sie, er wird in Paris wie in Afrika verstanden.“ Nächsten Mittwoch werden die Prinzen nach Toulon abreisen; zu gleicher Zeit wird sich der Marschall wieder an die Spitze der Truppen stellen, um Miliana zu besetzen und sich gegen den Chelif zu wenden. Seine Absicht ist, sagt man, Teniah aufzugeben und die Straße nach Medeah über Miliana und den südlichen Abhang des kleinen Atlas zu legen. Am 22 wurde der Engpaß forcirt. Man brauchte zwei Tage, die Straße auszubessern und für die Artillerie brauchbar zu machen. Endlich wandte sich die Armee gegen Medeah, das keinen Widerstand entgegen setzte. Die Armee ist auf die Maierei Muzaia zurückgegangen. Beim Rückzug fiel sie in eine Art Hinterhalt. Drei reguläre Bataillone standen am Fuße des Engpasses von Teniah und griffen unsere Truppen unvermuthet an; das 17te leichte Infanterieregiment stellte sich entgegen, und ist ziemlich mitgenommen worden. Das Resultat ist: die Armee hat sich in Muzaia und Medeah festgesetzt, wozu es eines Feldzugs von 24 Tagen und eines Opfers von ungefähr 2000 Mann bedurfte, worunter 700 Todte, die übrigen verwundet und krank. Der Marschall wird dieß Alles in Frankreich nicht sagen, wir aber haben kein Interesse es zu verheimlichen. Jedermann ist hier überzeugt, daß man in weniger Zeit und mit geringerem Verlust dasselbe hätte thun und noch in Miliana sich festsetzen können.“ – In einem andern Briefe aus Algier unter demselben Datum liest man: „Die Araber haben die Armee bis nach Buffarik begleitet; sie sind noch kühner als vor dem Feldzug. Heute am Sonntag hört man Kanonenfeuer zwischen der Mustermaierei und der Maison carrée. – Die Armee ist übel gestimmt und wird nur mit Widerwillen neue Feldzüge mit dem Marschall Valée machen. Das Convoi, das nach Blidah gegangen, kam am Freitag zurück und brachte 41 Wagen mit Verwundeten mit, die ins Hospital des Dey und in die Salpetrière geschafft wurden. Diese beiden Hospitäler sind voll von Kranken. Mit dem Convoi kamen die Generale Marbot, Adjutant des Königs, und Rumigny an, sie sind beide blessirt, der erste am Knie, der zweite am Schenkel. Man bemerkte in einem Artillerie-Fourgon eine große Anzahl englischer und arabischer Flinten, die dem Feinde abgenommen worden. – Die Araber haben die Umgebungen von Algier noch nicht verlassen, doch wird sie wahrscheinlich die Rückkehr der Truppen vertreiben. Ein ziemlich hitziges Gefecht fiel in der Umgegend von Oran zwischen Meserghin und Bridia vor.

Niederlande.

Der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande sind nach Berlin abgereist, um die Kaiserin von Rußland daselbst zu begrüßen. – Die beiden Kammern der Generalstaaten hielten heute Sitzung; wie man vernimmt dürfte sich die Regierung auf die Bedenken der zweiten Kammer bewogen finden, dem Gesetzesentwurf, bezüglich der ministeriellen Verantwortlichkeit, eine andere Redaction zu geben. – Es soll sich bestätigen, daß die Unterhandlungen zum Abschluß eines Handelstractats zwischen Frankreich und den Niederlanden vorerst zu keinen günstigen Resultaten geführt haben. Die Unterhandlungen sollen abgebrochen worden seyn und der diesseitige Bevollmächtigte, Legationsrath Rochussen, auf dem Punkte stehen, Paris zu verlassen. – Nach den neuesten Berichten aus Batavia hat die Java'sche Bank ihre Baarzahlungen noch nicht wieder aufnehmen können. Sonst lauten die Nachrichten aus Ostindien günstig.

Nachdem in der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten die Centralabtheilung ihren Bericht über den Gesetzesentwurf, die Einlösung von Schuld und die Bedürfnisse des Syndicats in diesem Jahr betreffend, abgestattet hatte, wurde in heutiger Sitzung der Kammer dieser Gesetzesentwurf mit 48 gegen 5 Stimmen angenommen. In heutiger Sitzung erklärte der interimistische Finanzminister, daß der, die Aufhebung des Syndicats betreffende Gesetzesentwurf eine neue Redaction erfahren werde. – Die in den letztern Tagen den Abtheilungen der Kammer gemachten vertraulichen Mittheilungen über den Finanzzustand des Landes haben bei den Kammermitgliedern manche Beschwerden beseitigt. Die Regierung rechnet namentlich auf eine tüchtige Unterstützung aus den Producten Ostindiens, welche in diesem Jahr eine besonders reiche Ernte versprechen. – Die von der „Arnhem'schen Courant“ gegebene Mittheilung, daß neulich Nachts einigen Mitgliedern der zweiten Kammer in hiesiger Residenz eine Serenade gebracht worden sey, uud die Regierung darauf solche Demonstrationen strenge untersagt habe, ist rein ersonnen und zeugt von der Geschäftigkeit einer gewissen Partei.

In der Sitzung der Generalstaaten stattete die Centralabtheilung Bericht ab über den Gesetzesentwurf hinsichtlich des Verkaufs und der Ablösung der Schuld und der Bedürfnisse des Syndicats für das Jahr 1840. Im Ganzen genommen wurden keine Einwendungen mehr gemacht, jedoch fortwährend protestirt gegen das unregelmäßige und ungesetzliche Verfahren des Amortisationssyndicats und die ungenügende Aufklärung, welche von der Regierung über den Gegenstand ertheilt worden war. Da jedoch nach der Annahme des Budgets für 1840 überhaupt keine Gründe gegen diesen besondern Theil mehr angebracht werden

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[1236/0004] spricht; die Linke drängt; Hr. Thiers wäre sehr geneigt dazu; aber die energische doctrinäre Partei des Ministeriums, die aus den HH. v. Rémusat und Jaubert besteht, will von einer solchen Aenderung nichts hören, und droht ihre Entlassung zu geben, wenn sie eintritt. Dann würde aber die Stellung für Hrn. Thiers unhaltbar. – Das Aufsehen, das er mit Napoleon hat machen wollen, hat die erwartete Wirkung nicht gehabt; es wird sogar daraus eine ziemlich seltsame Folge entstehen: das Andenken Napoleons wird einen gewaltigen Stoß erhalten. Man fängt an, über ihn das Für und Wider zu hören, man bewundert ihn nicht mehr mit blinder Vorliebe; das große Werk des Hrn. Capefigue berichtigt in dieser Hinsicht die Ideen sehr. Die Weigerung, welche die Kammer entgegengesetzt hat, ist sehr bezeichnend. Man sagt auch, daß die Frage in der Pairskammer sehr discutirt werden wird, weil die Napoleon'sche Politik zu ernste Resultate in Bezug auf die Pairie selbst nach sich ziehen würde. Man denke sich die Apotheose Napoleons vollständig, so muß man nothwendig den Proceß des Marschalls Ney revidiren, und die Pairskammer wäre gezwungen, sich selbst zu verdammen. _ Toulon, 27 Mai. Das Dampfboot Cerbère brachte uns folgende Nachrichten: „Algier, 24 Mai. Die Prinzen und der Marschall sind gestern Abend in die Stadt zurückgekehrt. Die königl. Hoheiten wurden mit den lebhaftesten Acclamationen empfangen, dem Marschall dagegen tönte kein Zuruf entgegen. Um zu urtheilen, muß man das Ende abwarten, denn der Feldzug hat erst angefangen, wenn man den Worten des Prinzen glauben darf, die er dem Hrn. Guizot, Director des Innern, zur Antwort gab: „Ich und mein Bruder sind stolz darauf, in der ersten Episode des großen Kampfes, der jetzt beginnt, eine Schuld bezahlt zu haben. Die Absicht, in diesem Lande ein großes Volk und ein großes Reich zu gründen, wird festgehalten, diesen Gedanken wird man mit Nachdruck und Ausdauer verfolgen, und glauben Sie, er wird in Paris wie in Afrika verstanden.“ Nächsten Mittwoch werden die Prinzen nach Toulon abreisen; zu gleicher Zeit wird sich der Marschall wieder an die Spitze der Truppen stellen, um Miliana zu besetzen und sich gegen den Chelif zu wenden. Seine Absicht ist, sagt man, Teniah aufzugeben und die Straße nach Medeah über Miliana und den südlichen Abhang des kleinen Atlas zu legen. Am 22 wurde der Engpaß forcirt. Man brauchte zwei Tage, die Straße auszubessern und für die Artillerie brauchbar zu machen. Endlich wandte sich die Armee gegen Medeah, das keinen Widerstand entgegen setzte. Die Armee ist auf die Maierei Muzaia zurückgegangen. Beim Rückzug fiel sie in eine Art Hinterhalt. Drei reguläre Bataillone standen am Fuße des Engpasses von Teniah und griffen unsere Truppen unvermuthet an; das 17te leichte Infanterieregiment stellte sich entgegen, und ist ziemlich mitgenommen worden. Das Resultat ist: die Armee hat sich in Muzaia und Medeah festgesetzt, wozu es eines Feldzugs von 24 Tagen und eines Opfers von ungefähr 2000 Mann bedurfte, worunter 700 Todte, die übrigen verwundet und krank. Der Marschall wird dieß Alles in Frankreich nicht sagen, wir aber haben kein Interesse es zu verheimlichen. Jedermann ist hier überzeugt, daß man in weniger Zeit und mit geringerem Verlust dasselbe hätte thun und noch in Miliana sich festsetzen können.“ – In einem andern Briefe aus Algier unter demselben Datum liest man: „Die Araber haben die Armee bis nach Buffarik begleitet; sie sind noch kühner als vor dem Feldzug. Heute am Sonntag hört man Kanonenfeuer zwischen der Mustermaierei und der Maison carrée. – Die Armee ist übel gestimmt und wird nur mit Widerwillen neue Feldzüge mit dem Marschall Valée machen. Das Convoi, das nach Blidah gegangen, kam am Freitag zurück und brachte 41 Wagen mit Verwundeten mit, die ins Hospital des Dey und in die Salpetrière geschafft wurden. Diese beiden Hospitäler sind voll von Kranken. Mit dem Convoi kamen die Generale Marbot, Adjutant des Königs, und Rumigny an, sie sind beide blessirt, der erste am Knie, der zweite am Schenkel. Man bemerkte in einem Artillerie-Fourgon eine große Anzahl englischer und arabischer Flinten, die dem Feinde abgenommen worden. – Die Araber haben die Umgebungen von Algier noch nicht verlassen, doch wird sie wahrscheinlich die Rückkehr der Truppen vertreiben. Ein ziemlich hitziges Gefecht fiel in der Umgegend von Oran zwischen Meserghin und Bridia vor. Niederlande. _ Aus dem Haag, 26 Mai. Der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande sind nach Berlin abgereist, um die Kaiserin von Rußland daselbst zu begrüßen. – Die beiden Kammern der Generalstaaten hielten heute Sitzung; wie man vernimmt dürfte sich die Regierung auf die Bedenken der zweiten Kammer bewogen finden, dem Gesetzesentwurf, bezüglich der ministeriellen Verantwortlichkeit, eine andere Redaction zu geben. – Es soll sich bestätigen, daß die Unterhandlungen zum Abschluß eines Handelstractats zwischen Frankreich und den Niederlanden vorerst zu keinen günstigen Resultaten geführt haben. Die Unterhandlungen sollen abgebrochen worden seyn und der diesseitige Bevollmächtigte, Legationsrath Rochussen, auf dem Punkte stehen, Paris zu verlassen. – Nach den neuesten Berichten aus Batavia hat die Java'sche Bank ihre Baarzahlungen noch nicht wieder aufnehmen können. Sonst lauten die Nachrichten aus Ostindien günstig. _ Aus dem Haag, 26 Mai. Nachdem in der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten die Centralabtheilung ihren Bericht über den Gesetzesentwurf, die Einlösung von Schuld und die Bedürfnisse des Syndicats in diesem Jahr betreffend, abgestattet hatte, wurde in heutiger Sitzung der Kammer dieser Gesetzesentwurf mit 48 gegen 5 Stimmen angenommen. In heutiger Sitzung erklärte der interimistische Finanzminister, daß der, die Aufhebung des Syndicats betreffende Gesetzesentwurf eine neue Redaction erfahren werde. – Die in den letztern Tagen den Abtheilungen der Kammer gemachten vertraulichen Mittheilungen über den Finanzzustand des Landes haben bei den Kammermitgliedern manche Beschwerden beseitigt. Die Regierung rechnet namentlich auf eine tüchtige Unterstützung aus den Producten Ostindiens, welche in diesem Jahr eine besonders reiche Ernte versprechen. – Die von der „Arnhem'schen Courant“ gegebene Mittheilung, daß neulich Nachts einigen Mitgliedern der zweiten Kammer in hiesiger Residenz eine Serenade gebracht worden sey, uud die Regierung darauf solche Demonstrationen strenge untersagt habe, ist rein ersonnen und zeugt von der Geschäftigkeit einer gewissen Partei. _ Vom Niederrhein, 29 Mai. In der Sitzung der Generalstaaten stattete die Centralabtheilung Bericht ab über den Gesetzesentwurf hinsichtlich des Verkaufs und der Ablösung der Schuld und der Bedürfnisse des Syndicats für das Jahr 1840. Im Ganzen genommen wurden keine Einwendungen mehr gemacht, jedoch fortwährend protestirt gegen das unregelmäßige und ungesetzliche Verfahren des Amortisationssyndicats und die ungenügende Aufklärung, welche von der Regierung über den Gegenstand ertheilt worden war. Da jedoch nach der Annahme des Budgets für 1840 überhaupt keine Gründe gegen diesen besondern Theil mehr angebracht werden

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 155. Augsburg, 3. Juni 1840, S. 1236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_155_18400603/4>, abgerufen am 23.11.2024.