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Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840.

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Die Jubelfeier Friedrichs des Großen.

Bei der feierlichen Grundsteinlegung zu dem Denkmal Friedrich des Großen verkündete der Minister v. Rochow die wegen des Monuments von Sr. Majestät erlassenen Befehle in nachstehender Weise: "Der Wille Sr. Maj. des Königs, unseres Herrn, hat uns versammelt, um den Beginn der glorreichen Regierung Königs Friedrich II festlich zu feiern durch die Grundsteinlegung zu dem Denkmal, welches Se. Majestät seinem ruhmgekrönten Ahnherrn zu errichten beschlossen hat. Ich bin berufen, diesen, eines jeden Preußen Brust erhebenden Beschluß an hiesiger Stelle zu verkünden. Die Worte der deßhalb an den Staatsminister Grafen v. Alvensleben und mich erlassenen Ordre lauten also: ""Der Zeitpunkt, an welchem Friedrich der Zweite vor 100 Jahren den preußischen Thron bestieg, fordert das dankbare Andenken der Mitwelt und ein Denkmal für künftige Zeiten. Für letzteres habe Ich insofern gesorgt, als Ich die Anfertigung einer Reiterstatue befohlen, und den Platz am Anfange der Linden als denjenigen bestimmt habe, wo dieß Denkmal errichtet werden soll. Der künftige Grundstein wird die gewählte Stelle bezeichnen, und an derselben soll am 1 Jun. c. eine öffentliche Feier statt finden, bei welcher diese Ordre zu verkünden, und die stellvertretende Grundsteinlegung zu veranlassen ist. Berlin, den 26 Mai 1840. (gez.) Friedrich Wilhelm. An die Staatsminister v. Rochow und Grafen v. Alvensleben."" So lassen Sie uns denn dieses Fest beginnen mit begeisterter Erinnerung an das, was Preußen seinem Friedrich dankt, und mit dankerfülltem Herzen für den Ruhm und den reichen Segen unter Friedrich Wilhelms väterlichem Scepter, zugleich aber auch mit dem ernsten Willen, alle Zeit zu streben und zu wirken in dem Geiste, mit der Liebe und der Treue welche beide große Könige in unseren und unserer Väter Herzen geweckt und genährt haben." Hierauf sprach der General der Infanterie, Frhr. v. Müffling: "Wenn der Beschluß unseres erhabenen Monarchen alle, die sich hier versammelt finden, in eine freudige Bewegung versetzt, und im ganzen Reich die lebhafteste Theilnahme erregen wird, so ist dieser allgemeine Anklang die Frucht der tiefbegründeten Dankbarkeit für die vielen Wohlthaten, welche aus der glorreichen Regierung des großen Königs auf uns übergegangen sind. Die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts hat lehrreich überliefert: für uns, meine Waffengefährten, daß, wie auch bedrängt von übermächtigen Feinden, es für tapfere Soldaten keine Lage gebe, in welcher Treue, Gehorsam und muthige Ausdauer nicht zu einem ehrenvollen Ausgang führen; sie hat lehrreich überliefert den Dienern des Staats, welche nach den Gesetzen Recht zu sprechen, als auch denen, welche für das öffentliche und allgemeine Wohl zu sorgen haben: daß mit der Zunahme der Bildung aller Volksclassen die Veredlung unserer Sitten Hand in Hand geht, und daß dieß die tragenden Säulen eines wohlgeordneten Staatsgebäudes sind. Wie die Künste und Wissenschaften bei uns zur Blüthe gekommen, wie die Gewerbthätigkeit erweckt, beschützt und erweitert, wie der Pflug in fleißiger Hand selbst für den Hüttenbewohner zum lohnenden Geschäft geworden ist, das Alles weist unsere Geschichte, von der Thronbesteigung Friedrich des Großen bis zum heutigen Tage, nach. Waren diese Vorschritte bedeutend, Größeres noch hat sich aus den Folgen entwickelt. Vereinigt unter den Waffen in einer verhängnißvollen Zeit haben die verschiedenen Stände und Classen des preußischen Volkes sich kennen, sich achten lernen, und mit gereiftem Vertrauen stehen sie in Eintracht und Liebe geschaart um den Thron ihres angestammten Herrschers. In dieser würdigen Stellung weiß das preußische Volk die Segnungen des Friedens gebührend zu schätzen, und die Rechte anderer Völker zu ehren. Aber eben so gut kennt es auch seine heiligsten Pflichten, wenn es darauf ankommen sollte, die eigenen Rechte mit dem Schwert in der Hand zu vertheidigen. Wer die Waffen zu tragen fähig ist, würde es als ein Ehrenrecht verlangen, diesen Fahnen zu folgen, und denen, die es unternähmen, uns zu unterjochen, Tod und Verderben zu bringen. Der große König legte zu unserem besseren Zustand vor hundert Jahren den Grundstein, und so werde heute der Grundstein gelegt zu einer, an sein Andenken geknüpften, sich allmählich immer schöner entwickelnden Zeit. Das ist die Bedeutung dieses Festes."

Zu dieser Säcularfeier hatte sich die königliche Akademie der Wissenschaften zu einem Festmahle vereinigt. Alexander v. Humboldt brachte den Toast für Se. Maj. den König aus, welchen er mit folgenden Worten einleitete: "Die stille, einfache Feier, zu der wir uns hier versammelt haben, würde ihren eigenthümlichen Charakter verlieren, wenn ich es wagte, durch den Schmuck der Rede Gefühle zu beleben, die an diesem weltgeschichtlichen Tage sich dem Innern des Gemüths von selbst aufdrängen. Mir ist die Ehre zu Theil geworden, einige Worte an diese Versammlung zu richten. Diesen Vorzug verdanke ich der Zufälligkeit allein, dem alten Geschlechte anzugehören, welchem noch aus eigener jugendlicher Anschauung das Bild des großen Monarchen vor die Seele tritt. Seiner geistigen Kraft und aller Kraft kühn vertrauend, hat er gleich mächtig, so weit Gesittung und Weltverkehr die Menschheit empfänglich machten, auf die Herrscher, wie auf die Völker gewirkt. Er hat (um mich eines Ausdrucks des römischen Geschichtschreibers zu bedienen, der mit tief verhaltener Wehmuth alle Regungen des Staats- und Völkerlebens durchspähte), er hat die schroffen Gegensätze, "die widerstrebenden Elemente der Herrschaft und Freiheit" mit einander zu versöhnen gewußt. Den köstlichsten Schatz dieser Freiheit, das ungehinderte Streben nach Wahrheit und Licht, hat er früh und vorzugsweise dem wissenschaftlichen Vereine anvertraut, dessen Glanz er, ein Weiser auf dem Throne, durch eigene Arbeiten und schützende Theilnahme erhöhte. Die Akademie, von Leibnitz gestiftet, von Friedrich dem Großen erneuert, blickt mit gleicher Rührung auf jene schon vom milderen Lichte der Ferne umflossene Zeit, wie auf das 19te Jahrhundert, wo die Huld eines theuren Monarchen, in allen Theilen des vergrößerten Reiches, für Begründung wissenschaftlicher Anstalten und die edlen Blüthen des Kunstlebens großartigst gesorgt hat. Daher ist es uns eine süße Pflicht, ein Bedürfniß des Gefühls, nicht der Sitte - an diesem festlichen Tage, zweien erhabenen Wohlthätern den Ausdruck der Bewunderung und des ehrfurchtsvollsten Dankes darzubringen." - Den Toast für Se. königl. Hoh. den Kronprinzen leitete Hr. Böckh, als beständiger Secretär der Akademie ein. Hr. Encke, beständiger Secretär der Akademie, brachte einen Toast auf das Wohl der Akademie aus. Die Feier blieb dem Charakter treu, welchen der erste Sprecher gleich mit seinen ersten Worten bezeichnet hat. (Pr. St. Z.)

Unter den andern Festlichkeiten ragte das von den städtischen Behörden gegebene Diner im Jagor'schen Saale durch seinen Glanz hervor. Eine interessante Festgabe für die Gesellschaft war das lithographirte Facsimile der ersten Cabinetsordre Friedrichs II, wovon Exemplare unter die Anwesenden vertheilt wurden. Dieses Document, welches an den Propst Reimbeck gerichtet ist und die Zurückberufung des für seine Zeit so verdienstvollen

Die Jubelfeier Friedrichs des Großen.

Bei der feierlichen Grundsteinlegung zu dem Denkmal Friedrich des Großen verkündete der Minister v. Rochow die wegen des Monuments von Sr. Majestät erlassenen Befehle in nachstehender Weise: „Der Wille Sr. Maj. des Königs, unseres Herrn, hat uns versammelt, um den Beginn der glorreichen Regierung Königs Friedrich II festlich zu feiern durch die Grundsteinlegung zu dem Denkmal, welches Se. Majestät seinem ruhmgekrönten Ahnherrn zu errichten beschlossen hat. Ich bin berufen, diesen, eines jeden Preußen Brust erhebenden Beschluß an hiesiger Stelle zu verkünden. Die Worte der deßhalb an den Staatsminister Grafen v. Alvensleben und mich erlassenen Ordre lauten also: „„Der Zeitpunkt, an welchem Friedrich der Zweite vor 100 Jahren den preußischen Thron bestieg, fordert das dankbare Andenken der Mitwelt und ein Denkmal für künftige Zeiten. Für letzteres habe Ich insofern gesorgt, als Ich die Anfertigung einer Reiterstatue befohlen, und den Platz am Anfange der Linden als denjenigen bestimmt habe, wo dieß Denkmal errichtet werden soll. Der künftige Grundstein wird die gewählte Stelle bezeichnen, und an derselben soll am 1 Jun. c. eine öffentliche Feier statt finden, bei welcher diese Ordre zu verkünden, und die stellvertretende Grundsteinlegung zu veranlassen ist. Berlin, den 26 Mai 1840. (gez.) Friedrich Wilhelm. An die Staatsminister v. Rochow und Grafen v. Alvensleben.““ So lassen Sie uns denn dieses Fest beginnen mit begeisterter Erinnerung an das, was Preußen seinem Friedrich dankt, und mit dankerfülltem Herzen für den Ruhm und den reichen Segen unter Friedrich Wilhelms väterlichem Scepter, zugleich aber auch mit dem ernsten Willen, alle Zeit zu streben und zu wirken in dem Geiste, mit der Liebe und der Treue welche beide große Könige in unseren und unserer Väter Herzen geweckt und genährt haben.“ Hierauf sprach der General der Infanterie, Frhr. v. Müffling: „Wenn der Beschluß unseres erhabenen Monarchen alle, die sich hier versammelt finden, in eine freudige Bewegung versetzt, und im ganzen Reich die lebhafteste Theilnahme erregen wird, so ist dieser allgemeine Anklang die Frucht der tiefbegründeten Dankbarkeit für die vielen Wohlthaten, welche aus der glorreichen Regierung des großen Königs auf uns übergegangen sind. Die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts hat lehrreich überliefert: für uns, meine Waffengefährten, daß, wie auch bedrängt von übermächtigen Feinden, es für tapfere Soldaten keine Lage gebe, in welcher Treue, Gehorsam und muthige Ausdauer nicht zu einem ehrenvollen Ausgang führen; sie hat lehrreich überliefert den Dienern des Staats, welche nach den Gesetzen Recht zu sprechen, als auch denen, welche für das öffentliche und allgemeine Wohl zu sorgen haben: daß mit der Zunahme der Bildung aller Volksclassen die Veredlung unserer Sitten Hand in Hand geht, und daß dieß die tragenden Säulen eines wohlgeordneten Staatsgebäudes sind. Wie die Künste und Wissenschaften bei uns zur Blüthe gekommen, wie die Gewerbthätigkeit erweckt, beschützt und erweitert, wie der Pflug in fleißiger Hand selbst für den Hüttenbewohner zum lohnenden Geschäft geworden ist, das Alles weist unsere Geschichte, von der Thronbesteigung Friedrich des Großen bis zum heutigen Tage, nach. Waren diese Vorschritte bedeutend, Größeres noch hat sich aus den Folgen entwickelt. Vereinigt unter den Waffen in einer verhängnißvollen Zeit haben die verschiedenen Stände und Classen des preußischen Volkes sich kennen, sich achten lernen, und mit gereiftem Vertrauen stehen sie in Eintracht und Liebe geschaart um den Thron ihres angestammten Herrschers. In dieser würdigen Stellung weiß das preußische Volk die Segnungen des Friedens gebührend zu schätzen, und die Rechte anderer Völker zu ehren. Aber eben so gut kennt es auch seine heiligsten Pflichten, wenn es darauf ankommen sollte, die eigenen Rechte mit dem Schwert in der Hand zu vertheidigen. Wer die Waffen zu tragen fähig ist, würde es als ein Ehrenrecht verlangen, diesen Fahnen zu folgen, und denen, die es unternähmen, uns zu unterjochen, Tod und Verderben zu bringen. Der große König legte zu unserem besseren Zustand vor hundert Jahren den Grundstein, und so werde heute der Grundstein gelegt zu einer, an sein Andenken geknüpften, sich allmählich immer schöner entwickelnden Zeit. Das ist die Bedeutung dieses Festes.“

Zu dieser Säcularfeier hatte sich die königliche Akademie der Wissenschaften zu einem Festmahle vereinigt. Alexander v. Humboldt brachte den Toast für Se. Maj. den König aus, welchen er mit folgenden Worten einleitete: „Die stille, einfache Feier, zu der wir uns hier versammelt haben, würde ihren eigenthümlichen Charakter verlieren, wenn ich es wagte, durch den Schmuck der Rede Gefühle zu beleben, die an diesem weltgeschichtlichen Tage sich dem Innern des Gemüths von selbst aufdrängen. Mir ist die Ehre zu Theil geworden, einige Worte an diese Versammlung zu richten. Diesen Vorzug verdanke ich der Zufälligkeit allein, dem alten Geschlechte anzugehören, welchem noch aus eigener jugendlicher Anschauung das Bild des großen Monarchen vor die Seele tritt. Seiner geistigen Kraft und aller Kraft kühn vertrauend, hat er gleich mächtig, so weit Gesittung und Weltverkehr die Menschheit empfänglich machten, auf die Herrscher, wie auf die Völker gewirkt. Er hat (um mich eines Ausdrucks des römischen Geschichtschreibers zu bedienen, der mit tief verhaltener Wehmuth alle Regungen des Staats- und Völkerlebens durchspähte), er hat die schroffen Gegensätze, „die widerstrebenden Elemente der Herrschaft und Freiheit“ mit einander zu versöhnen gewußt. Den köstlichsten Schatz dieser Freiheit, das ungehinderte Streben nach Wahrheit und Licht, hat er früh und vorzugsweise dem wissenschaftlichen Vereine anvertraut, dessen Glanz er, ein Weiser auf dem Throne, durch eigene Arbeiten und schützende Theilnahme erhöhte. Die Akademie, von Leibnitz gestiftet, von Friedrich dem Großen erneuert, blickt mit gleicher Rührung auf jene schon vom milderen Lichte der Ferne umflossene Zeit, wie auf das 19te Jahrhundert, wo die Huld eines theuren Monarchen, in allen Theilen des vergrößerten Reiches, für Begründung wissenschaftlicher Anstalten und die edlen Blüthen des Kunstlebens großartigst gesorgt hat. Daher ist es uns eine süße Pflicht, ein Bedürfniß des Gefühls, nicht der Sitte – an diesem festlichen Tage, zweien erhabenen Wohlthätern den Ausdruck der Bewunderung und des ehrfurchtsvollsten Dankes darzubringen.“ – Den Toast für Se. königl. Hoh. den Kronprinzen leitete Hr. Böckh, als beständiger Secretär der Akademie ein. Hr. Encke, beständiger Secretär der Akademie, brachte einen Toast auf das Wohl der Akademie aus. Die Feier blieb dem Charakter treu, welchen der erste Sprecher gleich mit seinen ersten Worten bezeichnet hat. (Pr. St. Z.)

Unter den andern Festlichkeiten ragte das von den städtischen Behörden gegebene Diner im Jagor'schen Saale durch seinen Glanz hervor. Eine interessante Festgabe für die Gesellschaft war das lithographirte Facsimile der ersten Cabinetsordre Friedrichs II, wovon Exemplare unter die Anwesenden vertheilt wurden. Dieses Document, welches an den Propst Reimbeck gerichtet ist und die Zurückberufung des für seine Zeit so verdienstvollen

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[1281/0009] Die Jubelfeier Friedrichs des Großen. _ Berlin. Bei der feierlichen Grundsteinlegung zu dem Denkmal Friedrich des Großen verkündete der Minister v. Rochow die wegen des Monuments von Sr. Majestät erlassenen Befehle in nachstehender Weise: „Der Wille Sr. Maj. des Königs, unseres Herrn, hat uns versammelt, um den Beginn der glorreichen Regierung Königs Friedrich II festlich zu feiern durch die Grundsteinlegung zu dem Denkmal, welches Se. Majestät seinem ruhmgekrönten Ahnherrn zu errichten beschlossen hat. Ich bin berufen, diesen, eines jeden Preußen Brust erhebenden Beschluß an hiesiger Stelle zu verkünden. Die Worte der deßhalb an den Staatsminister Grafen v. Alvensleben und mich erlassenen Ordre lauten also: „„Der Zeitpunkt, an welchem Friedrich der Zweite vor 100 Jahren den preußischen Thron bestieg, fordert das dankbare Andenken der Mitwelt und ein Denkmal für künftige Zeiten. Für letzteres habe Ich insofern gesorgt, als Ich die Anfertigung einer Reiterstatue befohlen, und den Platz am Anfange der Linden als denjenigen bestimmt habe, wo dieß Denkmal errichtet werden soll. Der künftige Grundstein wird die gewählte Stelle bezeichnen, und an derselben soll am 1 Jun. c. eine öffentliche Feier statt finden, bei welcher diese Ordre zu verkünden, und die stellvertretende Grundsteinlegung zu veranlassen ist. Berlin, den 26 Mai 1840. (gez.) Friedrich Wilhelm. An die Staatsminister v. Rochow und Grafen v. Alvensleben.““ So lassen Sie uns denn dieses Fest beginnen mit begeisterter Erinnerung an das, was Preußen seinem Friedrich dankt, und mit dankerfülltem Herzen für den Ruhm und den reichen Segen unter Friedrich Wilhelms väterlichem Scepter, zugleich aber auch mit dem ernsten Willen, alle Zeit zu streben und zu wirken in dem Geiste, mit der Liebe und der Treue welche beide große Könige in unseren und unserer Väter Herzen geweckt und genährt haben.“ Hierauf sprach der General der Infanterie, Frhr. v. Müffling: „Wenn der Beschluß unseres erhabenen Monarchen alle, die sich hier versammelt finden, in eine freudige Bewegung versetzt, und im ganzen Reich die lebhafteste Theilnahme erregen wird, so ist dieser allgemeine Anklang die Frucht der tiefbegründeten Dankbarkeit für die vielen Wohlthaten, welche aus der glorreichen Regierung des großen Königs auf uns übergegangen sind. Die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts hat lehrreich überliefert: für uns, meine Waffengefährten, daß, wie auch bedrängt von übermächtigen Feinden, es für tapfere Soldaten keine Lage gebe, in welcher Treue, Gehorsam und muthige Ausdauer nicht zu einem ehrenvollen Ausgang führen; sie hat lehrreich überliefert den Dienern des Staats, welche nach den Gesetzen Recht zu sprechen, als auch denen, welche für das öffentliche und allgemeine Wohl zu sorgen haben: daß mit der Zunahme der Bildung aller Volksclassen die Veredlung unserer Sitten Hand in Hand geht, und daß dieß die tragenden Säulen eines wohlgeordneten Staatsgebäudes sind. Wie die Künste und Wissenschaften bei uns zur Blüthe gekommen, wie die Gewerbthätigkeit erweckt, beschützt und erweitert, wie der Pflug in fleißiger Hand selbst für den Hüttenbewohner zum lohnenden Geschäft geworden ist, das Alles weist unsere Geschichte, von der Thronbesteigung Friedrich des Großen bis zum heutigen Tage, nach. Waren diese Vorschritte bedeutend, Größeres noch hat sich aus den Folgen entwickelt. Vereinigt unter den Waffen in einer verhängnißvollen Zeit haben die verschiedenen Stände und Classen des preußischen Volkes sich kennen, sich achten lernen, und mit gereiftem Vertrauen stehen sie in Eintracht und Liebe geschaart um den Thron ihres angestammten Herrschers. In dieser würdigen Stellung weiß das preußische Volk die Segnungen des Friedens gebührend zu schätzen, und die Rechte anderer Völker zu ehren. Aber eben so gut kennt es auch seine heiligsten Pflichten, wenn es darauf ankommen sollte, die eigenen Rechte mit dem Schwert in der Hand zu vertheidigen. Wer die Waffen zu tragen fähig ist, würde es als ein Ehrenrecht verlangen, diesen Fahnen zu folgen, und denen, die es unternähmen, uns zu unterjochen, Tod und Verderben zu bringen. Der große König legte zu unserem besseren Zustand vor hundert Jahren den Grundstein, und so werde heute der Grundstein gelegt zu einer, an sein Andenken geknüpften, sich allmählich immer schöner entwickelnden Zeit. Das ist die Bedeutung dieses Festes.“ Zu dieser Säcularfeier hatte sich die königliche Akademie der Wissenschaften zu einem Festmahle vereinigt. Alexander v. Humboldt brachte den Toast für Se. Maj. den König aus, welchen er mit folgenden Worten einleitete: „Die stille, einfache Feier, zu der wir uns hier versammelt haben, würde ihren eigenthümlichen Charakter verlieren, wenn ich es wagte, durch den Schmuck der Rede Gefühle zu beleben, die an diesem weltgeschichtlichen Tage sich dem Innern des Gemüths von selbst aufdrängen. Mir ist die Ehre zu Theil geworden, einige Worte an diese Versammlung zu richten. Diesen Vorzug verdanke ich der Zufälligkeit allein, dem alten Geschlechte anzugehören, welchem noch aus eigener jugendlicher Anschauung das Bild des großen Monarchen vor die Seele tritt. Seiner geistigen Kraft und aller Kraft kühn vertrauend, hat er gleich mächtig, so weit Gesittung und Weltverkehr die Menschheit empfänglich machten, auf die Herrscher, wie auf die Völker gewirkt. Er hat (um mich eines Ausdrucks des römischen Geschichtschreibers zu bedienen, der mit tief verhaltener Wehmuth alle Regungen des Staats- und Völkerlebens durchspähte), er hat die schroffen Gegensätze, „die widerstrebenden Elemente der Herrschaft und Freiheit“ mit einander zu versöhnen gewußt. Den köstlichsten Schatz dieser Freiheit, das ungehinderte Streben nach Wahrheit und Licht, hat er früh und vorzugsweise dem wissenschaftlichen Vereine anvertraut, dessen Glanz er, ein Weiser auf dem Throne, durch eigene Arbeiten und schützende Theilnahme erhöhte. Die Akademie, von Leibnitz gestiftet, von Friedrich dem Großen erneuert, blickt mit gleicher Rührung auf jene schon vom milderen Lichte der Ferne umflossene Zeit, wie auf das 19te Jahrhundert, wo die Huld eines theuren Monarchen, in allen Theilen des vergrößerten Reiches, für Begründung wissenschaftlicher Anstalten und die edlen Blüthen des Kunstlebens großartigst gesorgt hat. Daher ist es uns eine süße Pflicht, ein Bedürfniß des Gefühls, nicht der Sitte – an diesem festlichen Tage, zweien erhabenen Wohlthätern den Ausdruck der Bewunderung und des ehrfurchtsvollsten Dankes darzubringen.“ – Den Toast für Se. königl. Hoh. den Kronprinzen leitete Hr. Böckh, als beständiger Secretär der Akademie ein. Hr. Encke, beständiger Secretär der Akademie, brachte einen Toast auf das Wohl der Akademie aus. Die Feier blieb dem Charakter treu, welchen der erste Sprecher gleich mit seinen ersten Worten bezeichnet hat. (Pr. St. Z.) Unter den andern Festlichkeiten ragte das von den städtischen Behörden gegebene Diner im Jagor'schen Saale durch seinen Glanz hervor. Eine interessante Festgabe für die Gesellschaft war das lithographirte Facsimile der ersten Cabinetsordre Friedrichs II, wovon Exemplare unter die Anwesenden vertheilt wurden. Dieses Document, welches an den Propst Reimbeck gerichtet ist und die Zurückberufung des für seine Zeit so verdienstvollen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840, S. 1281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_161_18400609/9>, abgerufen am 21.11.2024.