Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840.standen nur 20 Palmen von den Mauern entfernt Den 27 und 28 donnerte das Geschütz ohne Unterlaß und überschüttete Morella mit einem Hagel von Kugeln. Das Feuer in der Stadt griff immer furchtbarer um sich, die Bevölkerung war wie in einem Meere von Flammen. "Morella brennt wie die Hölle," sagt das Eco de Aragon. Die schwarze Fahne wehte auf den Zinnen des Schlosses. Verzweiflung schien die Vertheidiger zu beseelen. Ihre Zahl schätzte man auf 3000. Dauerte die Beschießung noch 5 bis 6 Tage, so war die Stadt ein Schutthaufe.*) - General O'Donnell hat Cabrera neuerlich in Maestrazzo mit bedeutendem Verluste geschlagen, so wird wenigstens bestimmt versichert, und zu Pamplona wurde das Ereigniß durch Freudenfeste gefeiert. Der Bruder O'Donnells, früher im Dienste Karls V, nun Aide-de Camp des Generals, ward dabei schwer verwundet. Auch der englische Commissär soll unter den Verwundeten seyn. - General Antonio Aspiroz, den man außer Gefahr wähnte, ist den 25 Mai, höchst unerwartet, an einer heftigen Verblutung seiner Wunde zu Tarrega gestorben. - Balmaseda hatte sich den 21 Mai dem Dorfe Torrecilla, wo die Truppen des Generals Concha im Quartier liegen, bis auf eine Stunde genähert. Seine Bande war, wie gestern bemerkt, durch die Besatzung von Cantavieja und verschiedene Abtheilungen aragonischer Insurgenten bedeutend angewachsen. General Balboa hat die Provinz Ciudad-Real in Belagerungsstand erklärt. Er selbst war am 25 noch immer in der Stadt gleichen Namens, und beschäftigt sein Corps in vier Colonnen zu organisiren. Leider fehlte es an Cavallerie, und das einzige vorhandene Regiment Reina Gobernadora sollte den 30 von Ciudad aufbrechen, um die Heerstraße während der Reise des Hofes gegen die feindlichen Banden zu schützen. Großbritannien. London, 3 Jun. Haus der Gemeinen, Sitzung vom 1 Jun. (Beschluß.) Ehe die Bill über Vermehrung der Taxen zum Ausschuß kam, trug Hr. Christopher darauf an, das Haus möge die Erhöhung einer Taxe, die bloß Großbritannien aber nicht Irland träfe (nämlich der assessed taxes), für ungerecht erklären. Hr. Sergeant Jackson bemerkte dagegen, daß die Steuervermehrungsbill des Kanzlers der Schatzkammer, weit entfernt für Irland parteiisch zu seyn, vielmehr entschieden zu Ungunsten Irlands wäre, indem sie nämlich einmal den Colonialhandel, der für Irland fast gar nicht bestehe, vorzugsweise beschütze, und zweitens die Abgabe auf den Artikel, den Irland fast allein fabricire, nämlich auf die gebrannten Getränke, um 14 1/2 Procent (von 2 Sh. 4 Pence auf 2 Sh. 8 Pence) erhöhe, (der französische Branntwein, der bis jetzt 22 Sh. 6 Pence Abgabe zahlte, erfährt also nur eine Erhöhung um 1 1/2 Procent.) Hr. O'Connell spricht in demselben Sinne, indem er besonders die Behauptung Hrn. Christophers, Irland befinde sich in einem Zustande wachsenden Wohlstands, hervorhebt und zu widerlegen sucht. "Allerdings führt Irland viel aus - und zwar die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens; aber es führt aus, ohne etwas dafür wieder einzuführen, weder Waaren noch Geld. Der ganze Ertrag jener Ausfuhr fließt in den Beutel der Absentees, die ihn in einem andern Lande ausgeben. Die Besteuerung Englands ist seit dem Frieden um 40 Millionen verringert worden, die Irlands nur um 1 Million. Denn obwohl Lord Castlereagh bei der Vereinigung versprach, Irland solle nichts von der Schuldenlast Großbritanniens tragen, so ist ihm doch noch davon mehr als ein Viertel aufgeladen worden; und nach der Vereinigung hat man nichts Eiligeres zu thun gehabt als die irische Besteuerung so viel als möglich zu erhöhen, so daß 1815 die Vermehrung der daraus fließenden Einkünfte aus den englischen Taxen verhielt wie 40 3/4 zu 10. Und doch wagt solchen Thatsachen gegenüber ein schätzbarer Landedelmann noch von der ungerechten Begünstigung Irlands zu reden. Ja noch mehr, bei der Beschließung des sogenannten Schadenersatzes der in Folge der Union wahlrechtlos gewordenen Gemeinden ward von dem deßhalb ernannten Ausschuß diese ganze erforderliche Ersatzsumme von 1,275,000 Pf., dieses Sündengeld zum Aufkaufen der alten rorten boroughs, allein auf Irland geworfen, und das arme Land also gezwungen den Kaufpreis seiner eigenen Prostitution zu bezahlen. (Hört.) Das war der sogenannte Vereinigungsvertrag und das die gewaltsame Verletzung desselben; und mit Recht sagte damals Lord Plunkett, daß das theistische Frankreich niemals eine solche Ungerechtigkeit an einem Feind verübte, als England an Irland mit Vollziehung der Union, einer Union, die uns zuerst aufgezwungen wurde, damit man nachher nicht einmal die darin festgesetzten pecuniären Bedingungen hielte. Mögen die ehrenwerthen Mitglieder dieses Hauses uns die Gerechtigkeit widerfahren lassen, die wir verlangen, und sie dürfen überzeugt seyn, daß wir in pecuniärer Hinsicht so viel thun werden, als wir können; aber doppelte Ungerechtigkeit ist's, uns so schwer zu beladen und uns dann nicht einmal den ehrlichen Verdienst für unser Geld, nämlich gleiche Rechte mit dem englischen Volk zu geben." Obrist Sibthorp, der schon früher die Motion Hrn. Christophers unterstützt hatte, erhob sich noch einmal, um in einer etwas burlesken Rede dem Ministerium das Recht der Steuererhöhung sowohl für Irland als England überhaupt streitig zu machen, und ihm vorzuwerfen, daß der Geldmangel bloß von seiner schlechten Verwaltung herrühre. "In der That, ich weiß nicht, ob wir bessere Minister finden können, aber gewiß finden wir keine schlimmeren. Dadurch, daß sie vorgeben Freunde und Beförderer der Sparsamkeit zu seyn, haben sie sich ins Amt eingeschlichen; und welche Taxen haben sie nun wirklich herabgesetzt? den Zoll auf Copaivibalsam, auf Schäferhunde und auf ähnliche Scheingegenstände. Und dafür haben sie bloß in einem Jahre für neue Commissionäre, die alle vorzugsweise beschäftigt waren nichts zu thun, 119,000 Pf. ausgegeben. Den Gehalt der Beamten sollte man besteuern, eine kleine Absenteetaxe auflegen, anstatt der neuen Steuern auf die Armen. Der edle Lordstaatssecretär für Irland, der einen sehr guten Gehalt empfängt, und dafür seine halbe Lebenszeit damit hinbringt Quadrillen zu tanzen, würde dann auch gezwungen werden etwas zu der öffentlichen Last beizutragen. Wenn der edle Lord in Irland nöthig ist, warum geht er nicht dorthin? - Ich unterstütze die Motion des Hrn. Christopher und widersetze mich dem Zulassen der Bill zum Ausschuß." - Bei der nun eintretenden Abstimmung wird die Motion mit 86 gegen 11 Stimmen verworfen, und das Haus tritt in Ausschuß. Der Kanzler der Schatzkammer bemerkt dann, daß er - in Beachtung der ihm gemachten Einwürfe (vergl. Sitzung vom 22 Mai, und namentlich Hrn. Warburtons Rede, in Nr. 152 unsers Blattes) - das Bauholz von der Gesammtwirkung der Bill auszunehmen und in einer besondern Bill zu behandeln denke, eine Verbesserung, die nach einigen Gegenbemerkungen bewilligt wird. Eben so werden alle übrigen Clauseln der Bill nach und nach angenommen, und zwar mit Verwerfung eines Vorschlags des Hrn. Hume, die Pferde- und Wagensteuer für die kleineren Städte ganz aufzuheben, damit nicht sonst regelmäßige Fahrgelegenheiten *) Wir haben gestern, nach telegraphischer Depesche, die Uebergabe gemeldet.
standen nur 20 Palmen von den Mauern entfernt Den 27 und 28 donnerte das Geschütz ohne Unterlaß und überschüttete Morella mit einem Hagel von Kugeln. Das Feuer in der Stadt griff immer furchtbarer um sich, die Bevölkerung war wie in einem Meere von Flammen. „Morella brennt wie die Hölle,“ sagt das Eco de Aragon. Die schwarze Fahne wehte auf den Zinnen des Schlosses. Verzweiflung schien die Vertheidiger zu beseelen. Ihre Zahl schätzte man auf 3000. Dauerte die Beschießung noch 5 bis 6 Tage, so war die Stadt ein Schutthaufe.*) – General O'Donnell hat Cabrera neuerlich in Maestrazzo mit bedeutendem Verluste geschlagen, so wird wenigstens bestimmt versichert, und zu Pamplona wurde das Ereigniß durch Freudenfeste gefeiert. Der Bruder O'Donnells, früher im Dienste Karls V, nun Aide-de Camp des Generals, ward dabei schwer verwundet. Auch der englische Commissär soll unter den Verwundeten seyn. – General Antonio Aspiroz, den man außer Gefahr wähnte, ist den 25 Mai, höchst unerwartet, an einer heftigen Verblutung seiner Wunde zu Tarrega gestorben. – Balmaseda hatte sich den 21 Mai dem Dorfe Torrecilla, wo die Truppen des Generals Concha im Quartier liegen, bis auf eine Stunde genähert. Seine Bande war, wie gestern bemerkt, durch die Besatzung von Cantavieja und verschiedene Abtheilungen aragonischer Insurgenten bedeutend angewachsen. General Balboa hat die Provinz Ciudad-Real in Belagerungsstand erklärt. Er selbst war am 25 noch immer in der Stadt gleichen Namens, und beschäftigt sein Corps in vier Colonnen zu organisiren. Leider fehlte es an Cavallerie, und das einzige vorhandene Regiment Reina Gobernadora sollte den 30 von Ciudad aufbrechen, um die Heerstraße während der Reise des Hofes gegen die feindlichen Banden zu schützen. Großbritannien. London, 3 Jun. Haus der Gemeinen, Sitzung vom 1 Jun. (Beschluß.) Ehe die Bill über Vermehrung der Taxen zum Ausschuß kam, trug Hr. Christopher darauf an, das Haus möge die Erhöhung einer Taxe, die bloß Großbritannien aber nicht Irland träfe (nämlich der assessed taxes), für ungerecht erklären. Hr. Sergeant Jackson bemerkte dagegen, daß die Steuervermehrungsbill des Kanzlers der Schatzkammer, weit entfernt für Irland parteiisch zu seyn, vielmehr entschieden zu Ungunsten Irlands wäre, indem sie nämlich einmal den Colonialhandel, der für Irland fast gar nicht bestehe, vorzugsweise beschütze, und zweitens die Abgabe auf den Artikel, den Irland fast allein fabricire, nämlich auf die gebrannten Getränke, um 14 1/2 Procent (von 2 Sh. 4 Pence auf 2 Sh. 8 Pence) erhöhe, (der französische Branntwein, der bis jetzt 22 Sh. 6 Pence Abgabe zahlte, erfährt also nur eine Erhöhung um 1 1/2 Procent.) Hr. O'Connell spricht in demselben Sinne, indem er besonders die Behauptung Hrn. Christophers, Irland befinde sich in einem Zustande wachsenden Wohlstands, hervorhebt und zu widerlegen sucht. „Allerdings führt Irland viel aus – und zwar die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens; aber es führt aus, ohne etwas dafür wieder einzuführen, weder Waaren noch Geld. Der ganze Ertrag jener Ausfuhr fließt in den Beutel der Absentees, die ihn in einem andern Lande ausgeben. Die Besteuerung Englands ist seit dem Frieden um 40 Millionen verringert worden, die Irlands nur um 1 Million. Denn obwohl Lord Castlereagh bei der Vereinigung versprach, Irland solle nichts von der Schuldenlast Großbritanniens tragen, so ist ihm doch noch davon mehr als ein Viertel aufgeladen worden; und nach der Vereinigung hat man nichts Eiligeres zu thun gehabt als die irische Besteuerung so viel als möglich zu erhöhen, so daß 1815 die Vermehrung der daraus fließenden Einkünfte aus den englischen Taxen verhielt wie 40 3/4 zu 10. Und doch wagt solchen Thatsachen gegenüber ein schätzbarer Landedelmann noch von der ungerechten Begünstigung Irlands zu reden. Ja noch mehr, bei der Beschließung des sogenannten Schadenersatzes der in Folge der Union wahlrechtlos gewordenen Gemeinden ward von dem deßhalb ernannten Ausschuß diese ganze erforderliche Ersatzsumme von 1,275,000 Pf., dieses Sündengeld zum Aufkaufen der alten rorten boroughs, allein auf Irland geworfen, und das arme Land also gezwungen den Kaufpreis seiner eigenen Prostitution zu bezahlen. (Hört.) Das war der sogenannte Vereinigungsvertrag und das die gewaltsame Verletzung desselben; und mit Recht sagte damals Lord Plunkett, daß das theistische Frankreich niemals eine solche Ungerechtigkeit an einem Feind verübte, als England an Irland mit Vollziehung der Union, einer Union, die uns zuerst aufgezwungen wurde, damit man nachher nicht einmal die darin festgesetzten pecuniären Bedingungen hielte. Mögen die ehrenwerthen Mitglieder dieses Hauses uns die Gerechtigkeit widerfahren lassen, die wir verlangen, und sie dürfen überzeugt seyn, daß wir in pecuniärer Hinsicht so viel thun werden, als wir können; aber doppelte Ungerechtigkeit ist's, uns so schwer zu beladen und uns dann nicht einmal den ehrlichen Verdienst für unser Geld, nämlich gleiche Rechte mit dem englischen Volk zu geben.“ Obrist Sibthorp, der schon früher die Motion Hrn. Christophers unterstützt hatte, erhob sich noch einmal, um in einer etwas burlesken Rede dem Ministerium das Recht der Steuererhöhung sowohl für Irland als England überhaupt streitig zu machen, und ihm vorzuwerfen, daß der Geldmangel bloß von seiner schlechten Verwaltung herrühre. „In der That, ich weiß nicht, ob wir bessere Minister finden können, aber gewiß finden wir keine schlimmeren. Dadurch, daß sie vorgeben Freunde und Beförderer der Sparsamkeit zu seyn, haben sie sich ins Amt eingeschlichen; und welche Taxen haben sie nun wirklich herabgesetzt? den Zoll auf Copaivibalsam, auf Schäferhunde und auf ähnliche Scheingegenstände. Und dafür haben sie bloß in einem Jahre für neue Commissionäre, die alle vorzugsweise beschäftigt waren nichts zu thun, 119,000 Pf. ausgegeben. Den Gehalt der Beamten sollte man besteuern, eine kleine Absenteetaxe auflegen, anstatt der neuen Steuern auf die Armen. Der edle Lordstaatssecretär für Irland, der einen sehr guten Gehalt empfängt, und dafür seine halbe Lebenszeit damit hinbringt Quadrillen zu tanzen, würde dann auch gezwungen werden etwas zu der öffentlichen Last beizutragen. Wenn der edle Lord in Irland nöthig ist, warum geht er nicht dorthin? – Ich unterstütze die Motion des Hrn. Christopher und widersetze mich dem Zulassen der Bill zum Ausschuß.“ – Bei der nun eintretenden Abstimmung wird die Motion mit 86 gegen 11 Stimmen verworfen, und das Haus tritt in Ausschuß. Der Kanzler der Schatzkammer bemerkt dann, daß er – in Beachtung der ihm gemachten Einwürfe (vergl. Sitzung vom 22 Mai, und namentlich Hrn. Warburtons Rede, in Nr. 152 unsers Blattes) – das Bauholz von der Gesammtwirkung der Bill auszunehmen und in einer besondern Bill zu behandeln denke, eine Verbesserung, die nach einigen Gegenbemerkungen bewilligt wird. Eben so werden alle übrigen Clauseln der Bill nach und nach angenommen, und zwar mit Verwerfung eines Vorschlags des Hrn. Hume, die Pferde- und Wagensteuer für die kleineren Städte ganz aufzuheben, damit nicht sonst regelmäßige Fahrgelegenheiten *) Wir haben gestern, nach telegraphischer Depesche, die Uebergabe gemeldet.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="1290"/> standen nur 20 Palmen von den Mauern entfernt Den 27 und 28 donnerte das Geschütz ohne Unterlaß und überschüttete Morella mit einem Hagel von Kugeln. Das Feuer in der Stadt griff immer furchtbarer um sich, die Bevölkerung war wie in einem Meere von Flammen. „Morella brennt wie die Hölle,“ sagt das Eco de Aragon. Die schwarze Fahne wehte auf den Zinnen des Schlosses. Verzweiflung schien die Vertheidiger zu beseelen. Ihre Zahl schätzte man auf 3000. Dauerte die Beschießung noch 5 bis 6 Tage, so war die Stadt ein Schutthaufe.<note place="foot" n="*)"><p>Wir haben gestern, nach telegraphischer Depesche, die Uebergabe gemeldet.</p></note> – General O'Donnell hat Cabrera neuerlich in Maestrazzo mit bedeutendem Verluste geschlagen, so wird wenigstens bestimmt versichert, und zu Pamplona wurde das Ereigniß durch Freudenfeste gefeiert. Der Bruder O'Donnells, früher im Dienste Karls V, nun Aide-de Camp des Generals, ward dabei schwer verwundet. Auch der englische Commissär soll unter den Verwundeten seyn. – General Antonio Aspiroz, den man außer Gefahr wähnte, ist den 25 Mai, höchst unerwartet, an einer heftigen Verblutung seiner Wunde zu Tarrega gestorben. – Balmaseda hatte sich den 21 Mai dem Dorfe Torrecilla, wo die Truppen des Generals Concha im Quartier liegen, bis auf eine Stunde genähert. Seine Bande war, wie gestern bemerkt, durch die Besatzung von Cantavieja und verschiedene Abtheilungen aragonischer Insurgenten bedeutend angewachsen. General Balboa hat die Provinz Ciudad-Real in Belagerungsstand erklärt. Er selbst war am 25 noch immer in der Stadt gleichen Namens, und beschäftigt sein Corps in vier Colonnen zu organisiren. Leider fehlte es an Cavallerie, und das einzige vorhandene Regiment Reina Gobernadora sollte den 30 von Ciudad aufbrechen, um die Heerstraße während der Reise des Hofes gegen die feindlichen Banden zu schützen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 3 Jun.</dateline> <p/><lb/> <p><hi rendition="#g">Haus der Gemeinen</hi>, Sitzung vom 1 Jun. (Beschluß.) Ehe die Bill über Vermehrung der Taxen zum Ausschuß kam, trug Hr. <hi rendition="#g">Christopher</hi> darauf an, das Haus möge die Erhöhung einer Taxe, die bloß Großbritannien aber nicht Irland träfe (nämlich der assessed taxes), für ungerecht erklären. Hr. Sergeant <hi rendition="#g">Jackson</hi> bemerkte dagegen, daß die Steuervermehrungsbill des Kanzlers der Schatzkammer, weit entfernt für Irland parteiisch zu seyn, vielmehr entschieden zu Ungunsten Irlands wäre, indem sie nämlich einmal den Colonialhandel, der für Irland fast gar nicht bestehe, vorzugsweise beschütze, und zweitens die Abgabe auf den Artikel, den Irland fast allein fabricire, nämlich auf die gebrannten Getränke, um 14 1/2 Procent (von 2 Sh. 4 Pence auf 2 Sh. 8 Pence) erhöhe, (der französische Branntwein, der bis jetzt 22 Sh. 6 Pence Abgabe zahlte, erfährt also nur eine Erhöhung um 1 1/2 Procent.) Hr. O'<hi rendition="#g">Connell</hi> spricht in demselben Sinne, indem er besonders die Behauptung Hrn. Christophers, Irland befinde sich in einem Zustande wachsenden Wohlstands, hervorhebt und zu widerlegen sucht. „Allerdings führt Irland viel aus – und zwar die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens; aber es führt aus, ohne etwas dafür wieder einzuführen, weder Waaren noch Geld. Der ganze Ertrag jener Ausfuhr fließt in den Beutel der Absentees, die ihn in einem andern Lande ausgeben. Die Besteuerung Englands ist seit dem Frieden um 40 Millionen verringert worden, die Irlands nur um 1 Million. Denn obwohl Lord Castlereagh bei der Vereinigung versprach, Irland solle nichts von der Schuldenlast Großbritanniens tragen, so ist ihm doch noch davon mehr als ein Viertel aufgeladen worden; und nach der Vereinigung hat man nichts Eiligeres zu thun gehabt als die irische Besteuerung so viel als möglich zu erhöhen, so daß 1815 die Vermehrung der daraus fließenden Einkünfte aus den englischen Taxen verhielt wie 40 3/4 zu 10. Und doch wagt solchen Thatsachen gegenüber ein schätzbarer Landedelmann noch von der ungerechten Begünstigung Irlands zu reden. Ja noch mehr, bei der Beschließung des sogenannten Schadenersatzes der in Folge der Union wahlrechtlos gewordenen Gemeinden ward von dem deßhalb ernannten Ausschuß diese ganze erforderliche Ersatzsumme von 1,275,000 Pf., dieses Sündengeld zum Aufkaufen der alten rorten boroughs, allein auf Irland geworfen, und das arme Land also gezwungen den Kaufpreis seiner eigenen Prostitution zu bezahlen. (Hört.) Das war der sogenannte Vereinigungsvertrag und das die gewaltsame Verletzung desselben; und mit Recht sagte damals Lord Plunkett, daß das theistische Frankreich niemals eine solche Ungerechtigkeit an einem Feind verübte, als England an Irland mit Vollziehung der Union, einer Union, die uns zuerst aufgezwungen wurde, damit man nachher nicht einmal die darin festgesetzten pecuniären Bedingungen hielte. Mögen die ehrenwerthen Mitglieder dieses Hauses uns die Gerechtigkeit widerfahren lassen, die wir verlangen, und sie dürfen überzeugt seyn, daß wir in pecuniärer Hinsicht so viel thun werden, als wir können; aber doppelte Ungerechtigkeit ist's, uns so schwer zu beladen und uns dann nicht einmal den ehrlichen Verdienst für unser Geld, nämlich gleiche Rechte mit dem englischen Volk zu geben.“ Obrist <hi rendition="#g">Sibthorp</hi>, der schon früher die Motion Hrn. Christophers unterstützt hatte, erhob sich noch einmal, um in einer etwas burlesken Rede dem Ministerium das Recht der Steuererhöhung sowohl für Irland als England überhaupt streitig zu machen, und ihm vorzuwerfen, daß der Geldmangel bloß von seiner schlechten Verwaltung herrühre. „In der That, ich weiß nicht, ob wir bessere Minister finden können, aber gewiß finden wir keine schlimmeren. Dadurch, daß sie vorgeben Freunde und Beförderer der Sparsamkeit zu seyn, haben sie sich ins Amt eingeschlichen; und welche Taxen haben sie nun wirklich herabgesetzt? den Zoll auf Copaivibalsam, auf Schäferhunde und auf ähnliche Scheingegenstände. Und dafür haben sie bloß in einem Jahre für neue Commissionäre, die alle vorzugsweise beschäftigt waren nichts zu thun, 119,000 Pf. ausgegeben. Den Gehalt der Beamten sollte man besteuern, eine kleine Absenteetaxe auflegen, anstatt der neuen Steuern auf die Armen. Der edle Lordstaatssecretär für Irland, der einen sehr guten Gehalt empfängt, und dafür seine halbe Lebenszeit damit hinbringt Quadrillen zu tanzen, würde dann auch gezwungen werden etwas zu der öffentlichen Last beizutragen. Wenn der edle Lord in Irland nöthig ist, warum geht er nicht dorthin? – Ich unterstütze die Motion des Hrn. Christopher und widersetze mich dem Zulassen der Bill zum Ausschuß.“ – Bei der nun eintretenden Abstimmung wird die Motion mit 86 gegen 11 Stimmen verworfen, und das Haus tritt in Ausschuß. Der Kanzler der Schatzkammer bemerkt dann, daß er – in Beachtung der ihm gemachten Einwürfe (vergl. Sitzung vom 22 Mai, und namentlich Hrn. Warburtons Rede, in Nr. 152 unsers Blattes) – das Bauholz von der Gesammtwirkung der Bill auszunehmen und in einer besondern Bill zu behandeln denke, eine Verbesserung, die nach einigen Gegenbemerkungen bewilligt wird. Eben so werden alle übrigen Clauseln der Bill nach und nach angenommen, und zwar mit Verwerfung eines Vorschlags des Hrn. Hume, die Pferde- und Wagensteuer für die kleineren Städte ganz aufzuheben, damit nicht sonst regelmäßige Fahrgelegenheiten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1290/0002]
standen nur 20 Palmen von den Mauern entfernt Den 27 und 28 donnerte das Geschütz ohne Unterlaß und überschüttete Morella mit einem Hagel von Kugeln. Das Feuer in der Stadt griff immer furchtbarer um sich, die Bevölkerung war wie in einem Meere von Flammen. „Morella brennt wie die Hölle,“ sagt das Eco de Aragon. Die schwarze Fahne wehte auf den Zinnen des Schlosses. Verzweiflung schien die Vertheidiger zu beseelen. Ihre Zahl schätzte man auf 3000. Dauerte die Beschießung noch 5 bis 6 Tage, so war die Stadt ein Schutthaufe. *) – General O'Donnell hat Cabrera neuerlich in Maestrazzo mit bedeutendem Verluste geschlagen, so wird wenigstens bestimmt versichert, und zu Pamplona wurde das Ereigniß durch Freudenfeste gefeiert. Der Bruder O'Donnells, früher im Dienste Karls V, nun Aide-de Camp des Generals, ward dabei schwer verwundet. Auch der englische Commissär soll unter den Verwundeten seyn. – General Antonio Aspiroz, den man außer Gefahr wähnte, ist den 25 Mai, höchst unerwartet, an einer heftigen Verblutung seiner Wunde zu Tarrega gestorben. – Balmaseda hatte sich den 21 Mai dem Dorfe Torrecilla, wo die Truppen des Generals Concha im Quartier liegen, bis auf eine Stunde genähert. Seine Bande war, wie gestern bemerkt, durch die Besatzung von Cantavieja und verschiedene Abtheilungen aragonischer Insurgenten bedeutend angewachsen. General Balboa hat die Provinz Ciudad-Real in Belagerungsstand erklärt. Er selbst war am 25 noch immer in der Stadt gleichen Namens, und beschäftigt sein Corps in vier Colonnen zu organisiren. Leider fehlte es an Cavallerie, und das einzige vorhandene Regiment Reina Gobernadora sollte den 30 von Ciudad aufbrechen, um die Heerstraße während der Reise des Hofes gegen die feindlichen Banden zu schützen.
Großbritannien.
London, 3 Jun.
Haus der Gemeinen, Sitzung vom 1 Jun. (Beschluß.) Ehe die Bill über Vermehrung der Taxen zum Ausschuß kam, trug Hr. Christopher darauf an, das Haus möge die Erhöhung einer Taxe, die bloß Großbritannien aber nicht Irland träfe (nämlich der assessed taxes), für ungerecht erklären. Hr. Sergeant Jackson bemerkte dagegen, daß die Steuervermehrungsbill des Kanzlers der Schatzkammer, weit entfernt für Irland parteiisch zu seyn, vielmehr entschieden zu Ungunsten Irlands wäre, indem sie nämlich einmal den Colonialhandel, der für Irland fast gar nicht bestehe, vorzugsweise beschütze, und zweitens die Abgabe auf den Artikel, den Irland fast allein fabricire, nämlich auf die gebrannten Getränke, um 14 1/2 Procent (von 2 Sh. 4 Pence auf 2 Sh. 8 Pence) erhöhe, (der französische Branntwein, der bis jetzt 22 Sh. 6 Pence Abgabe zahlte, erfährt also nur eine Erhöhung um 1 1/2 Procent.) Hr. O'Connell spricht in demselben Sinne, indem er besonders die Behauptung Hrn. Christophers, Irland befinde sich in einem Zustande wachsenden Wohlstands, hervorhebt und zu widerlegen sucht. „Allerdings führt Irland viel aus – und zwar die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens; aber es führt aus, ohne etwas dafür wieder einzuführen, weder Waaren noch Geld. Der ganze Ertrag jener Ausfuhr fließt in den Beutel der Absentees, die ihn in einem andern Lande ausgeben. Die Besteuerung Englands ist seit dem Frieden um 40 Millionen verringert worden, die Irlands nur um 1 Million. Denn obwohl Lord Castlereagh bei der Vereinigung versprach, Irland solle nichts von der Schuldenlast Großbritanniens tragen, so ist ihm doch noch davon mehr als ein Viertel aufgeladen worden; und nach der Vereinigung hat man nichts Eiligeres zu thun gehabt als die irische Besteuerung so viel als möglich zu erhöhen, so daß 1815 die Vermehrung der daraus fließenden Einkünfte aus den englischen Taxen verhielt wie 40 3/4 zu 10. Und doch wagt solchen Thatsachen gegenüber ein schätzbarer Landedelmann noch von der ungerechten Begünstigung Irlands zu reden. Ja noch mehr, bei der Beschließung des sogenannten Schadenersatzes der in Folge der Union wahlrechtlos gewordenen Gemeinden ward von dem deßhalb ernannten Ausschuß diese ganze erforderliche Ersatzsumme von 1,275,000 Pf., dieses Sündengeld zum Aufkaufen der alten rorten boroughs, allein auf Irland geworfen, und das arme Land also gezwungen den Kaufpreis seiner eigenen Prostitution zu bezahlen. (Hört.) Das war der sogenannte Vereinigungsvertrag und das die gewaltsame Verletzung desselben; und mit Recht sagte damals Lord Plunkett, daß das theistische Frankreich niemals eine solche Ungerechtigkeit an einem Feind verübte, als England an Irland mit Vollziehung der Union, einer Union, die uns zuerst aufgezwungen wurde, damit man nachher nicht einmal die darin festgesetzten pecuniären Bedingungen hielte. Mögen die ehrenwerthen Mitglieder dieses Hauses uns die Gerechtigkeit widerfahren lassen, die wir verlangen, und sie dürfen überzeugt seyn, daß wir in pecuniärer Hinsicht so viel thun werden, als wir können; aber doppelte Ungerechtigkeit ist's, uns so schwer zu beladen und uns dann nicht einmal den ehrlichen Verdienst für unser Geld, nämlich gleiche Rechte mit dem englischen Volk zu geben.“ Obrist Sibthorp, der schon früher die Motion Hrn. Christophers unterstützt hatte, erhob sich noch einmal, um in einer etwas burlesken Rede dem Ministerium das Recht der Steuererhöhung sowohl für Irland als England überhaupt streitig zu machen, und ihm vorzuwerfen, daß der Geldmangel bloß von seiner schlechten Verwaltung herrühre. „In der That, ich weiß nicht, ob wir bessere Minister finden können, aber gewiß finden wir keine schlimmeren. Dadurch, daß sie vorgeben Freunde und Beförderer der Sparsamkeit zu seyn, haben sie sich ins Amt eingeschlichen; und welche Taxen haben sie nun wirklich herabgesetzt? den Zoll auf Copaivibalsam, auf Schäferhunde und auf ähnliche Scheingegenstände. Und dafür haben sie bloß in einem Jahre für neue Commissionäre, die alle vorzugsweise beschäftigt waren nichts zu thun, 119,000 Pf. ausgegeben. Den Gehalt der Beamten sollte man besteuern, eine kleine Absenteetaxe auflegen, anstatt der neuen Steuern auf die Armen. Der edle Lordstaatssecretär für Irland, der einen sehr guten Gehalt empfängt, und dafür seine halbe Lebenszeit damit hinbringt Quadrillen zu tanzen, würde dann auch gezwungen werden etwas zu der öffentlichen Last beizutragen. Wenn der edle Lord in Irland nöthig ist, warum geht er nicht dorthin? – Ich unterstütze die Motion des Hrn. Christopher und widersetze mich dem Zulassen der Bill zum Ausschuß.“ – Bei der nun eintretenden Abstimmung wird die Motion mit 86 gegen 11 Stimmen verworfen, und das Haus tritt in Ausschuß. Der Kanzler der Schatzkammer bemerkt dann, daß er – in Beachtung der ihm gemachten Einwürfe (vergl. Sitzung vom 22 Mai, und namentlich Hrn. Warburtons Rede, in Nr. 152 unsers Blattes) – das Bauholz von der Gesammtwirkung der Bill auszunehmen und in einer besondern Bill zu behandeln denke, eine Verbesserung, die nach einigen Gegenbemerkungen bewilligt wird. Eben so werden alle übrigen Clauseln der Bill nach und nach angenommen, und zwar mit Verwerfung eines Vorschlags des Hrn. Hume, die Pferde- und Wagensteuer für die kleineren Städte ganz aufzuheben, damit nicht sonst regelmäßige Fahrgelegenheiten
*) Wir haben gestern, nach telegraphischer Depesche, die Uebergabe gemeldet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |