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Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840.

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Versammlung in Harrow (?), wo mehrere wichtige aus Hannover angelangte Nachrichten mitgetheilt werden sollten, einzustellen. (Doch liegt es allerdings nahe, bei diesen Documenten an eine beabsichtigte Täuschung zu denken.) Außerdem fand man in seinem Zimmer einen Degen, eine schwarze Kreppmütze zum Vermummen des Gesichts und Pulver und Kugeln; in seinen Taschen eine halbe Krone, einen Schlüssel und ein Messer. - Auf alle weitern Fragen während des gestrigen Abends antwortete er mit nichts als mit der wiederholten Frage, ob die Königin wirklich ganz unversehrt geblieben sey. Die beiden Kugeln sind heute von zwei Kindern am Fuß der Backsteinmauer aufgefunden worden. Bei dem Verhör auf dem Home-Office durften keine Reporters zugegen seyn. Der Verhörte ward sodann "als des Königsmordes und Hochverraths angeklagt" nach New Gate abgeführt.

Der tiefe Eindruck, den die Mordgeschichte Lord William Russells auf das Londoner Publicum und besonders die vornehmen Kreise desselben hervorgebracht hat, wird am besten durch ein kürzlich in der Familie des Herzogs v. Argyll vorgefallenes Ereigniß bewiesen. Die Töchter des Herzogs, Ladies Campbell, die zur Erzieherin eine Schweizerin - also Landsmännin Courvoisiers - hatten, bemerkten an dieser bald nach dem Morde seltsame Spuren von Geistesverwirrung, jedoch nicht so auffallend, daß sie daraus auf den gewaltsamen Wahnsinn, der endlich zum Ausbruch kam, hätten schließen können. Als nämlich Lady Emma, die zweite Tochter, eines Nachts schlummernd neben einer ihrer jüngern Schwester zu Bette lag, ward sie plötzlich von einem Schütteln an ihrer Schulter aufgeweckt, und erblickte die Schweizerin mit einem breiten Messer über das Bett gebeugt. "Auf welcher Seite des Bettes schläft eure Mutter", frägt die Wahnsinnige, und Lady Emma, bei dieser Frage nur für ihre Mutter fürchtend, springt mit seltener Geistesgegenwart sogleich auf, um die Thür zu verschließen, und der Wahnsinnigen mit ihrem eigenen Körper den Ausgang zu versperren. Diese versucht sie wegzustoßen, und ein kurzes Ringen entsteht, während dessen glücklicher Weise einer der Söhne des Herzogs, der eben auf dem Weg nach seinem Zimmer vorübergeht, von dem Geräusch aufmerksam gemacht, an die Thüre pocht, und, von seiner Schwester sogleich eingelassen, sich der Unglücklichen bemächtigt. Sie ward am andern Morgen ihren Verwandten zugeschickt.

Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 11 Jun. wurde, wie schon erwähnt, die Discussion über die Eisenbahnen fortgesetzt. Hr. August de Gasparin sprach sein Bedauern aus, daß Frankreich sich durch Vernachlässigung dieser wichtigen Erfindung der neuern Zeit so bedeutend in Nachtheil gegen andere Nationen gesetzt, sich von ihnen fast ganz getrennt hätte. Belgien neige sich mehr und mehr dem deutschen Staatenbunde zu, das Rheinthal sey verloren. Aber das Uebergewicht Frankreichs, das es besessen, werde nicht mehr durch Schlachten hergestellt, nur durch die Eisenbahnen könne es wieder gewonnen werden. Gern stimme er daher für den Gesetzesvorschlag, der die Erreichung dieses Ziels in nahe Aussicht stelle, wenn er auch mit Unmuth sehe, daß diese Verhandlungen nur zur Vergrößerung eines Ministeriums dienen, das dem Lande feindliche Interessen begünstige. Hr. Boissy d'
Anglas stimmt dagegen, weil Frankreich nicht reiche Capitalisten genug besitze wie England, um sich einem gefährlichen Spiel der Actien hingeben zu können, und andererseits die bereits angenommenen Staatsausgaben zu einer solchen Höhe gestiegen seyen, daß jede Erhöhung Gefahr für das Ganze drohe. Hierauf entwickelt Hr. Duvergier de Hauranne in einem längern Vortrage seine Ansicht, nach welcher das bisherige Fehlschlagen der Eisenbahnen in Frankreich nur dem Umstand beigeschrieben werden könne, daß Staat und Privatgesellschaften sich um das Unternehmen stritten und sich gegenseitig als Feinde betrachtet hätten. Der Staat sollte, statt darauf zu denken, durch Erlangung des möglich größten Gewinns, die Privat-Unternehmungen im Beginn zu ruiniren, ihnen zu Hülfe kommen, seine Forderungen ermäßigen und namentlich ihnen nicht die Taxen der Fahrten vorschreiben, die natürlich für jede Bahn nicht dieselben seyn können. Dieses System befolge man in England und Amerika, wo das Unternehmen mit dem besten Erfolg schon seit Jahren bestände. Am wenigsten könne die Unternehmung gelingen, wenn sie bloß vom Staate ausgeführt werde, da dieser in zu bedeutende Ausgaben verwickelt würde. Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, vertheidigt seine frühere Ansicht, die er 1838 als Mitglied der Commission aufgestellt habe, daß der Staat die Eisenbahnen auf seine Kosten unternehmen sollte, da Frankreich, ein in sich geschlossenes Land, nur auf Centralisation seiner Interessen hinwirke und nur in dieser Hinsicht große Bahnstrecken ausführen könnte. Auch hätten die Unternehmungen der Privatgesellschaften seine Ansicht nicht widerlegt, denn alle seyen hinter ihren Versprechungen zurückgeblieben. Ueberdieß entziehe das System der Privatunternehmungen die mehr oder weniger bedeutenden Straßen der wohlthätigen Einwirkung des Staats in Bezug auf den Tarif. Da nun selbst in England sich mächtige Stimmen gegen diese Unternehmungen erhoben, wo sogar eine Commission von Seite des Unterhauses zur Untersuchung der vielen Klagen niedergesetzt worden wäre, so hätte seine Ansicht dadurch nur größere Bekräftigung erhalten. Die Ausführung großer Linien durch den Staat aber könnte nur unter zwei Bedingungen geschehen: 1) eine große Ausdehnung und gewissermaßen eine Umgestaltung der Brücken und Straßen in Frankreich, 2) die Herstellung von mannichfachen Verbindungswegen. "Das ist aber nur durch einen bedeutenden Aufwand möglich und also der Staat nicht im Stande, die Eisenbahnen für sich zu unternehmen. Ueber die andere Art der Ausführung hat Hr. Duvergier de Hauranne schon weitläufig seine Ansicht entwickelt, der ich mich völlig anschließe. Die der Actienunternehmungen nähert sich am meisten der des Staats, die Betheiligung desselben gibt dem ganzen Unternehmen eine größere Moralität, eine sichrere Garantie. Auch schließen wir die Garantie der Interessen nicht aus, nur wollen wir nicht, daß sie die Basis unseres Gesetzesvorschlags bilde. Was den Weg nach Orleans betrifft, so handelt es sich nur darum, ob die Actienunternehmung mit prelevement, wie die Regierung sie anfangs vorgeschlagen, oder die Garantie der Interessen vorgezogen wird, doch mag ein oder das andere System gewählt werden, so wird die Straße gebaut werden. Nur wenn man die Anleihe einem dieser Systeme substituiren wollte, die für andere Compagnien von großem Vortheil seyn kann, oder wenn man von der Actien-Unternehmung die Bedingung, welche die Regierung zur leichtern Aufnahme der Bahn bewilligt hat, wegnehmen wollte, so würde das in andern Worten nur heißen, die Bahn auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben." Nachdem der Minister noch einige Einwürfe des Hrn. Galos aus seiner gestrigen Rede zurückgewiesen, schließt er also: "Seitdem ich mein Ministerium übernommen, habe ich mir vorgesetzt, so viel möglich das Verhältniß der Privatgesellschaften zu dem Staate zu verbessern. In den verschiedenen Verhandlungen, zu denen ich berufen worden, habe ich sie auf völlig gleichem Fuße zu behandeln gesucht. Sobald die Gesetzesvorschläge angenommen

Versammlung in Harrow (?), wo mehrere wichtige aus Hannover angelangte Nachrichten mitgetheilt werden sollten, einzustellen. (Doch liegt es allerdings nahe, bei diesen Documenten an eine beabsichtigte Täuschung zu denken.) Außerdem fand man in seinem Zimmer einen Degen, eine schwarze Kreppmütze zum Vermummen des Gesichts und Pulver und Kugeln; in seinen Taschen eine halbe Krone, einen Schlüssel und ein Messer. – Auf alle weitern Fragen während des gestrigen Abends antwortete er mit nichts als mit der wiederholten Frage, ob die Königin wirklich ganz unversehrt geblieben sey. Die beiden Kugeln sind heute von zwei Kindern am Fuß der Backsteinmauer aufgefunden worden. Bei dem Verhör auf dem Home-Office durften keine Reporters zugegen seyn. Der Verhörte ward sodann „als des Königsmordes und Hochverraths angeklagt“ nach New Gate abgeführt.

Der tiefe Eindruck, den die Mordgeschichte Lord William Russells auf das Londoner Publicum und besonders die vornehmen Kreise desselben hervorgebracht hat, wird am besten durch ein kürzlich in der Familie des Herzogs v. Argyll vorgefallenes Ereigniß bewiesen. Die Töchter des Herzogs, Ladies Campbell, die zur Erzieherin eine Schweizerin – also Landsmännin Courvoisiers – hatten, bemerkten an dieser bald nach dem Morde seltsame Spuren von Geistesverwirrung, jedoch nicht so auffallend, daß sie daraus auf den gewaltsamen Wahnsinn, der endlich zum Ausbruch kam, hätten schließen können. Als nämlich Lady Emma, die zweite Tochter, eines Nachts schlummernd neben einer ihrer jüngern Schwester zu Bette lag, ward sie plötzlich von einem Schütteln an ihrer Schulter aufgeweckt, und erblickte die Schweizerin mit einem breiten Messer über das Bett gebeugt. „Auf welcher Seite des Bettes schläft eure Mutter“, frägt die Wahnsinnige, und Lady Emma, bei dieser Frage nur für ihre Mutter fürchtend, springt mit seltener Geistesgegenwart sogleich auf, um die Thür zu verschließen, und der Wahnsinnigen mit ihrem eigenen Körper den Ausgang zu versperren. Diese versucht sie wegzustoßen, und ein kurzes Ringen entsteht, während dessen glücklicher Weise einer der Söhne des Herzogs, der eben auf dem Weg nach seinem Zimmer vorübergeht, von dem Geräusch aufmerksam gemacht, an die Thüre pocht, und, von seiner Schwester sogleich eingelassen, sich der Unglücklichen bemächtigt. Sie ward am andern Morgen ihren Verwandten zugeschickt.

Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 11 Jun. wurde, wie schon erwähnt, die Discussion über die Eisenbahnen fortgesetzt. Hr. August de Gasparin sprach sein Bedauern aus, daß Frankreich sich durch Vernachlässigung dieser wichtigen Erfindung der neuern Zeit so bedeutend in Nachtheil gegen andere Nationen gesetzt, sich von ihnen fast ganz getrennt hätte. Belgien neige sich mehr und mehr dem deutschen Staatenbunde zu, das Rheinthal sey verloren. Aber das Uebergewicht Frankreichs, das es besessen, werde nicht mehr durch Schlachten hergestellt, nur durch die Eisenbahnen könne es wieder gewonnen werden. Gern stimme er daher für den Gesetzesvorschlag, der die Erreichung dieses Ziels in nahe Aussicht stelle, wenn er auch mit Unmuth sehe, daß diese Verhandlungen nur zur Vergrößerung eines Ministeriums dienen, das dem Lande feindliche Interessen begünstige. Hr. Boissy d'
Anglas stimmt dagegen, weil Frankreich nicht reiche Capitalisten genug besitze wie England, um sich einem gefährlichen Spiel der Actien hingeben zu können, und andererseits die bereits angenommenen Staatsausgaben zu einer solchen Höhe gestiegen seyen, daß jede Erhöhung Gefahr für das Ganze drohe. Hierauf entwickelt Hr. Duvergier de Hauranne in einem längern Vortrage seine Ansicht, nach welcher das bisherige Fehlschlagen der Eisenbahnen in Frankreich nur dem Umstand beigeschrieben werden könne, daß Staat und Privatgesellschaften sich um das Unternehmen stritten und sich gegenseitig als Feinde betrachtet hätten. Der Staat sollte, statt darauf zu denken, durch Erlangung des möglich größten Gewinns, die Privat-Unternehmungen im Beginn zu ruiniren, ihnen zu Hülfe kommen, seine Forderungen ermäßigen und namentlich ihnen nicht die Taxen der Fahrten vorschreiben, die natürlich für jede Bahn nicht dieselben seyn können. Dieses System befolge man in England und Amerika, wo das Unternehmen mit dem besten Erfolg schon seit Jahren bestände. Am wenigsten könne die Unternehmung gelingen, wenn sie bloß vom Staate ausgeführt werde, da dieser in zu bedeutende Ausgaben verwickelt würde. Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, vertheidigt seine frühere Ansicht, die er 1838 als Mitglied der Commission aufgestellt habe, daß der Staat die Eisenbahnen auf seine Kosten unternehmen sollte, da Frankreich, ein in sich geschlossenes Land, nur auf Centralisation seiner Interessen hinwirke und nur in dieser Hinsicht große Bahnstrecken ausführen könnte. Auch hätten die Unternehmungen der Privatgesellschaften seine Ansicht nicht widerlegt, denn alle seyen hinter ihren Versprechungen zurückgeblieben. Ueberdieß entziehe das System der Privatunternehmungen die mehr oder weniger bedeutenden Straßen der wohlthätigen Einwirkung des Staats in Bezug auf den Tarif. Da nun selbst in England sich mächtige Stimmen gegen diese Unternehmungen erhoben, wo sogar eine Commission von Seite des Unterhauses zur Untersuchung der vielen Klagen niedergesetzt worden wäre, so hätte seine Ansicht dadurch nur größere Bekräftigung erhalten. Die Ausführung großer Linien durch den Staat aber könnte nur unter zwei Bedingungen geschehen: 1) eine große Ausdehnung und gewissermaßen eine Umgestaltung der Brücken und Straßen in Frankreich, 2) die Herstellung von mannichfachen Verbindungswegen. „Das ist aber nur durch einen bedeutenden Aufwand möglich und also der Staat nicht im Stande, die Eisenbahnen für sich zu unternehmen. Ueber die andere Art der Ausführung hat Hr. Duvergier de Hauranne schon weitläufig seine Ansicht entwickelt, der ich mich völlig anschließe. Die der Actienunternehmungen nähert sich am meisten der des Staats, die Betheiligung desselben gibt dem ganzen Unternehmen eine größere Moralität, eine sichrere Garantie. Auch schließen wir die Garantie der Interessen nicht aus, nur wollen wir nicht, daß sie die Basis unseres Gesetzesvorschlags bilde. Was den Weg nach Orleans betrifft, so handelt es sich nur darum, ob die Actienunternehmung mit prélèvement, wie die Regierung sie anfangs vorgeschlagen, oder die Garantie der Interessen vorgezogen wird, doch mag ein oder das andere System gewählt werden, so wird die Straße gebaut werden. Nur wenn man die Anleihe einem dieser Systeme substituiren wollte, die für andere Compagnien von großem Vortheil seyn kann, oder wenn man von der Actien-Unternehmung die Bedingung, welche die Regierung zur leichtern Aufnahme der Bahn bewilligt hat, wegnehmen wollte, so würde das in andern Worten nur heißen, die Bahn auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben.“ Nachdem der Minister noch einige Einwürfe des Hrn. Galos aus seiner gestrigen Rede zurückgewiesen, schließt er also: „Seitdem ich mein Ministerium übernommen, habe ich mir vorgesetzt, so viel möglich das Verhältniß der Privatgesellschaften zu dem Staate zu verbessern. In den verschiedenen Verhandlungen, zu denen ich berufen worden, habe ich sie auf völlig gleichem Fuße zu behandeln gesucht. Sobald die Gesetzesvorschläge angenommen

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Auch hätten die Unternehmungen der Privatgesellschaften seine Ansicht nicht widerlegt, denn alle seyen hinter ihren Versprechungen zurückgeblieben. Ueberdieß entziehe das System der Privatunternehmungen die mehr oder weniger bedeutenden Straßen der wohlthätigen Einwirkung des Staats in Bezug auf den Tarif. Da nun selbst in England sich mächtige Stimmen gegen diese Unternehmungen erhoben, wo sogar eine Commission von Seite des Unterhauses zur Untersuchung der vielen Klagen niedergesetzt worden wäre, so hätte seine Ansicht dadurch nur größere Bekräftigung erhalten. Die Ausführung großer Linien durch den Staat aber könnte nur unter zwei Bedingungen geschehen: 1) eine große Ausdehnung und gewissermaßen eine Umgestaltung der Brücken und Straßen in Frankreich, 2) die Herstellung von mannichfachen Verbindungswegen. &#x201E;Das ist aber nur durch einen bedeutenden Aufwand möglich und also der Staat nicht im Stande, die Eisenbahnen für sich zu unternehmen. Ueber die andere Art der Ausführung hat Hr. Duvergier de Hauranne schon weitläufig seine Ansicht entwickelt, der ich mich völlig anschließe. Die der Actienunternehmungen nähert sich am meisten der des Staats, die Betheiligung desselben gibt dem ganzen Unternehmen eine größere Moralität, eine sichrere Garantie. Auch schließen wir die Garantie der Interessen nicht aus, nur wollen wir nicht, daß sie die Basis unseres Gesetzesvorschlags bilde. Was den Weg nach Orleans betrifft, so handelt es sich nur darum, ob die Actienunternehmung mit prélèvement, wie die Regierung sie anfangs vorgeschlagen, oder die Garantie der Interessen vorgezogen wird, doch mag ein oder das andere System gewählt werden, so wird die Straße gebaut werden. Nur wenn man die Anleihe einem dieser Systeme substituiren wollte, die für andere Compagnien von großem Vortheil seyn kann, oder wenn man von der Actien-Unternehmung die Bedingung, welche die Regierung zur leichtern Aufnahme der Bahn bewilligt hat, wegnehmen wollte, so würde das in andern Worten nur heißen, die Bahn auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben.&#x201C; Nachdem der Minister noch einige Einwürfe des Hrn. Galos aus seiner gestrigen Rede zurückgewiesen, schließt er also: &#x201E;Seitdem ich mein Ministerium übernommen, habe ich mir vorgesetzt, so viel möglich das Verhältniß der Privatgesellschaften zu dem Staate zu verbessern. In den verschiedenen Verhandlungen, zu denen ich berufen worden, habe ich sie auf völlig gleichem Fuße zu behandeln gesucht. Sobald die Gesetzesvorschläge angenommen<lb/></p>
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[1355/0003] Versammlung in Harrow (?), wo mehrere wichtige aus Hannover angelangte Nachrichten mitgetheilt werden sollten, einzustellen. (Doch liegt es allerdings nahe, bei diesen Documenten an eine beabsichtigte Täuschung zu denken.) Außerdem fand man in seinem Zimmer einen Degen, eine schwarze Kreppmütze zum Vermummen des Gesichts und Pulver und Kugeln; in seinen Taschen eine halbe Krone, einen Schlüssel und ein Messer. – Auf alle weitern Fragen während des gestrigen Abends antwortete er mit nichts als mit der wiederholten Frage, ob die Königin wirklich ganz unversehrt geblieben sey. Die beiden Kugeln sind heute von zwei Kindern am Fuß der Backsteinmauer aufgefunden worden. Bei dem Verhör auf dem Home-Office durften keine Reporters zugegen seyn. Der Verhörte ward sodann „als des Königsmordes und Hochverraths angeklagt“ nach New Gate abgeführt. Der tiefe Eindruck, den die Mordgeschichte Lord William Russells auf das Londoner Publicum und besonders die vornehmen Kreise desselben hervorgebracht hat, wird am besten durch ein kürzlich in der Familie des Herzogs v. Argyll vorgefallenes Ereigniß bewiesen. Die Töchter des Herzogs, Ladies Campbell, die zur Erzieherin eine Schweizerin – also Landsmännin Courvoisiers – hatten, bemerkten an dieser bald nach dem Morde seltsame Spuren von Geistesverwirrung, jedoch nicht so auffallend, daß sie daraus auf den gewaltsamen Wahnsinn, der endlich zum Ausbruch kam, hätten schließen können. Als nämlich Lady Emma, die zweite Tochter, eines Nachts schlummernd neben einer ihrer jüngern Schwester zu Bette lag, ward sie plötzlich von einem Schütteln an ihrer Schulter aufgeweckt, und erblickte die Schweizerin mit einem breiten Messer über das Bett gebeugt. „Auf welcher Seite des Bettes schläft eure Mutter“, frägt die Wahnsinnige, und Lady Emma, bei dieser Frage nur für ihre Mutter fürchtend, springt mit seltener Geistesgegenwart sogleich auf, um die Thür zu verschließen, und der Wahnsinnigen mit ihrem eigenen Körper den Ausgang zu versperren. Diese versucht sie wegzustoßen, und ein kurzes Ringen entsteht, während dessen glücklicher Weise einer der Söhne des Herzogs, der eben auf dem Weg nach seinem Zimmer vorübergeht, von dem Geräusch aufmerksam gemacht, an die Thüre pocht, und, von seiner Schwester sogleich eingelassen, sich der Unglücklichen bemächtigt. Sie ward am andern Morgen ihren Verwandten zugeschickt. Frankreich. _ Paris, 13 Jun. In der Sitzung der Deputirtenkammer am 11 Jun. wurde, wie schon erwähnt, die Discussion über die Eisenbahnen fortgesetzt. Hr. August de Gasparin sprach sein Bedauern aus, daß Frankreich sich durch Vernachlässigung dieser wichtigen Erfindung der neuern Zeit so bedeutend in Nachtheil gegen andere Nationen gesetzt, sich von ihnen fast ganz getrennt hätte. Belgien neige sich mehr und mehr dem deutschen Staatenbunde zu, das Rheinthal sey verloren. Aber das Uebergewicht Frankreichs, das es besessen, werde nicht mehr durch Schlachten hergestellt, nur durch die Eisenbahnen könne es wieder gewonnen werden. Gern stimme er daher für den Gesetzesvorschlag, der die Erreichung dieses Ziels in nahe Aussicht stelle, wenn er auch mit Unmuth sehe, daß diese Verhandlungen nur zur Vergrößerung eines Ministeriums dienen, das dem Lande feindliche Interessen begünstige. Hr. Boissy d' Anglas stimmt dagegen, weil Frankreich nicht reiche Capitalisten genug besitze wie England, um sich einem gefährlichen Spiel der Actien hingeben zu können, und andererseits die bereits angenommenen Staatsausgaben zu einer solchen Höhe gestiegen seyen, daß jede Erhöhung Gefahr für das Ganze drohe. Hierauf entwickelt Hr. Duvergier de Hauranne in einem längern Vortrage seine Ansicht, nach welcher das bisherige Fehlschlagen der Eisenbahnen in Frankreich nur dem Umstand beigeschrieben werden könne, daß Staat und Privatgesellschaften sich um das Unternehmen stritten und sich gegenseitig als Feinde betrachtet hätten. Der Staat sollte, statt darauf zu denken, durch Erlangung des möglich größten Gewinns, die Privat-Unternehmungen im Beginn zu ruiniren, ihnen zu Hülfe kommen, seine Forderungen ermäßigen und namentlich ihnen nicht die Taxen der Fahrten vorschreiben, die natürlich für jede Bahn nicht dieselben seyn können. Dieses System befolge man in England und Amerika, wo das Unternehmen mit dem besten Erfolg schon seit Jahren bestände. Am wenigsten könne die Unternehmung gelingen, wenn sie bloß vom Staate ausgeführt werde, da dieser in zu bedeutende Ausgaben verwickelt würde. Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, vertheidigt seine frühere Ansicht, die er 1838 als Mitglied der Commission aufgestellt habe, daß der Staat die Eisenbahnen auf seine Kosten unternehmen sollte, da Frankreich, ein in sich geschlossenes Land, nur auf Centralisation seiner Interessen hinwirke und nur in dieser Hinsicht große Bahnstrecken ausführen könnte. Auch hätten die Unternehmungen der Privatgesellschaften seine Ansicht nicht widerlegt, denn alle seyen hinter ihren Versprechungen zurückgeblieben. Ueberdieß entziehe das System der Privatunternehmungen die mehr oder weniger bedeutenden Straßen der wohlthätigen Einwirkung des Staats in Bezug auf den Tarif. Da nun selbst in England sich mächtige Stimmen gegen diese Unternehmungen erhoben, wo sogar eine Commission von Seite des Unterhauses zur Untersuchung der vielen Klagen niedergesetzt worden wäre, so hätte seine Ansicht dadurch nur größere Bekräftigung erhalten. Die Ausführung großer Linien durch den Staat aber könnte nur unter zwei Bedingungen geschehen: 1) eine große Ausdehnung und gewissermaßen eine Umgestaltung der Brücken und Straßen in Frankreich, 2) die Herstellung von mannichfachen Verbindungswegen. „Das ist aber nur durch einen bedeutenden Aufwand möglich und also der Staat nicht im Stande, die Eisenbahnen für sich zu unternehmen. Ueber die andere Art der Ausführung hat Hr. Duvergier de Hauranne schon weitläufig seine Ansicht entwickelt, der ich mich völlig anschließe. Die der Actienunternehmungen nähert sich am meisten der des Staats, die Betheiligung desselben gibt dem ganzen Unternehmen eine größere Moralität, eine sichrere Garantie. Auch schließen wir die Garantie der Interessen nicht aus, nur wollen wir nicht, daß sie die Basis unseres Gesetzesvorschlags bilde. Was den Weg nach Orleans betrifft, so handelt es sich nur darum, ob die Actienunternehmung mit prélèvement, wie die Regierung sie anfangs vorgeschlagen, oder die Garantie der Interessen vorgezogen wird, doch mag ein oder das andere System gewählt werden, so wird die Straße gebaut werden. Nur wenn man die Anleihe einem dieser Systeme substituiren wollte, die für andere Compagnien von großem Vortheil seyn kann, oder wenn man von der Actien-Unternehmung die Bedingung, welche die Regierung zur leichtern Aufnahme der Bahn bewilligt hat, wegnehmen wollte, so würde das in andern Worten nur heißen, die Bahn auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben.“ Nachdem der Minister noch einige Einwürfe des Hrn. Galos aus seiner gestrigen Rede zurückgewiesen, schließt er also: „Seitdem ich mein Ministerium übernommen, habe ich mir vorgesetzt, so viel möglich das Verhältniß der Privatgesellschaften zu dem Staate zu verbessern. In den verschiedenen Verhandlungen, zu denen ich berufen worden, habe ich sie auf völlig gleichem Fuße zu behandeln gesucht. Sobald die Gesetzesvorschläge angenommen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840, S. 1355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_170_18400618/3>, abgerufen am 24.11.2024.