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Allgemeine Zeitung. Nr. 171. Augsburg, 19. Juni 1840.

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konnte, war ein gewisser - vielleicht mit seinem mulattischen Blut zusammenhängender - Jähzorn, so daß er sogar einmal an einem frühern Platze, beim Speisewirth Minton, seinen Küchencameraden Hazelwood mit dem Messer angriff und ihn ohne die überlegene Stärke des Gegners vielleicht ermordet haben würde. Seiner Schwester soll er, wenn er in Zorn gerieth, alles was ihm in die Hände fiel, an den Kopf geworfen haben. Hrn. Robinsons Haus verließ er am 1 Mai und lebte dann, in Erwartung eines andern Platzes, bei seiner Schwester, Frau Philips und deren Mann, Little Westplace Nr. 6, wo sich bis vor 3 Wochen auch seine Mutter aufhielt. Seine Hauptbeschäftigung seit der Zeit war, sich im Pistolenschießen zu üben, und als seine Mutter ihm über das thörige Geldverpuffen Vorwürfe machte, sagte er: ein Gentleman, Namens Spring, wolle ihn für 1 Sch. 5 P. täglich in Dienst nehmen, sobald er ordentlich schießen gelernt habe. Die Pistolen behauptete er von einem Cameraden geliehen erhalten zu haben. Während der letzten Woche schloß er sich fast den ganzen Tag über in seinem Schlafzimmer ein, um hier aus dem Fenster, zur großen Beschwerde der Nachbarn, zu schießen. Er verließ sein Zimmer nur um zu Tisch zu kommen und um Nachmittags von 4-6 Uhr einen Spaziergang zu machen. Als er am Mittwoch zu derselben gewohnten Stunde ausging, verrieth er im Gesicht eine auffallende Wildheit. Dagegen zeigte er sich nach Verübung der That fortwährend gefaßt und ruhig bis zur Lustigkeit. Als er die Königin und den Prinzen Albert wegen ihrer bewiesenen Kaltblütigkeit bewundern hörte, lachte er und rief: "O, ich weiß das Gegentheil; als ich die erste Pistole abschoß, war Prinz Albert im Begriff aus dem Wagen zu springen, aber als er mich die zweite Pistole halten sah, zog er sich sogleich zurück." Er machte sich dabei auch über die sofort erfolgte Verwirrung lustig, wie eine Person die andere gepackt hätte: "denn Niemand wußte eigentlich, daß ich der Mann gewesen sey, bis ich es selbst erklärte, worauf mich zwei am Kragen kriegten, zwei an den Rockschößen rissen und ein fünfter mich von hinten ergriff, was Alles ganz unnöthig war, da ich keineswegs die Absicht hatte zu entrinnen." - In der That war es, wie wir auch gestern schon erwähnten, ein Frauenzimmer, die ihn zuerst als den Thäter bezeichnete, ohne jedoch wirklich Hand an ihn zu legen, nämlich ein erst kürzlich vom Lande hereingekommenes junges Mädchen, Sarah Brown, die in der Absicht dastand, die Königin und den Prinzen Albert vorüberfahren zu sehen. Unter den übrigen Dastehenden befand sich auch ein deutscher Courier, Georg Kirch, der aber, als mehrere Personen auf ihn als auf den Thäter, wiesen mit dem Ausruf: "es ist ein Fremder, ein Fremder," sich eiligst davon machte. - Die ganze Nacht durch schlief Oxford vortrefflich, und behauptete auch am folgenden Morgen seine gute Laune. Nur kamen in seinem Gespräch auch mehrere republicanische Aeußerungen zum Vorschein, als z. B. er hielte es für Unrecht, daß ein Land wie England von einem Weibe regiert werden solle. Unter den ihn besuchenden Personen waren auch ein Arzt und Chirurg, die sich jedoch vergebens bemühten, Spuren des Wahnsinns an ihm zu entdecken. "Wir hoffen aus Menschenliebe," sagt die Sun, "daß, obwohl seine Bekannte bis jetzt kein Zeichen von Verrücktheit an ihm entdeckt haben, er dennoch verrückt ist."

Oxfords Schwester, Frau Philps, erschien am Donnerstag Morgen in größter Betrübniß auf dem Stationshaus, um ihren Bruder zu besuchen, wurde jedoch nicht zugelassen, auch seine Mutter und sein Oheim, Banfield, sind von Birmingham eingetroffen. Alle drei, so wie auch Hr. Philps, sein Schwager, warteten auf den Gefangenen im Durchgang von Home-Office, und er schloß sie - wie einige versichern unter lebhafter Rührung - beim Vorübergehen in seine Arme. Der Geheimerath hat beschlossen, daß alle etwaigen Zeugen bei Strafe von 200 Pf. gehalten seyn sollen bei dem nun eingeleiteten Proceß sich einzustellen.

Die günstigen Nachrichten über den nicht erschütterten Gesundheitszustand der Königin bestätigen sich: Lord John Russell selbst hat gestern dem Unterhause mitgetheilt, daß er, persönlich zugelassen, von der Königin eigenen Lippen die Versicherung empfing, ihr Wohlbefinden habe nicht gelitten. Der Besuch, den Ihre Maj. und Prinz Albert unmittelbar nach dem Ereigniß bei der Herzogin von Kent abstatteten, geschah, nach Lord John Russells Mittheilung, in der Absicht, dieselbe augenblicklich und noch ehe ein anderes Gerücht zu ihr gelangt wäre, über die Folgen des Vorfalls zu beruhigen. Uebrigens soll der Eindruck, den sowohl der Mordversuch als die dadurch hervorgerufene Theilnahme des Volks auf die Königin machte, so stark gewesen seyn, daß sie gleich nach ihrer Zurückkunft in Buckinghampalast in ihrem Wohnzimmer, wo sie den Blicken des Publicums entzogen war, in einen Strom von Thränen ausbrach; aber durch diesen Ausbruch ihres Gefühls selbst erleichtert, fand sie dann alsobald die nöthige Ruhe und Fassung, um sowohl beim Diner gegenwärtig zu seyn, als auch die zahlreichen sich einstellenden Beglückwünschungsbesuche zu empfangen. Ueber jede Beschreibung ergreifend, versichern die Augenzeugen, war das Schauspiel der Begeisterung und Freude, mit der sich alle Spaziergänger- und reiter in Hyde-Park, gegen 500 Herren und Damen, so wie das Gerücht von dem Ereigniß verlautet hatte, zusammendrängten, um den Wagen der Königin, als sie von Belgrave-Square nach Hyde-Park fuhr, zu umgeben, sie zu begrüßen, und unter lautem Jubel und Schwenken der Taschentücher nach Buckinghampalast zurückzubegleiten. Ebenso fand sich auch gestern und heute ihr Phaeton, da sie zur gewohnten Stunde ausfuhr, von einer ungeheuer jauchzenden Menschenmasse begleitet, und Hunderte von Reitern, theils Spalier bildend um den Wagen durchzulassen, theils demselben in einzelnen Gruppen vorwegreitend und nachfolgend, schienen das kostbare Leben wie eine Leibwache zu umgeben und vertheidigen zu wollen. Die Königin war vollkommen wohl, ward aber von dem Zeugniß dieser fortdauernden allgemeinen Theilnahme so sichtbar ergriffen, daß sie vergebens rang ihre äußere Fassung zu behaupten, und ihrer Thränen Meister zu werden.

Heute um 2 Uhr haben sich beide Häuser in langem Wagenzuge, fast alle Glieder in voller Hof- oder Kriegsuniform, nach Buckinghampalast begeben, um die gestern votirte Beglückwünschungsadresse einzureichen: der Zug des Hauses der Gemeinen fuhr voran, und als die ersten Wagen desselben in den Schloßhof einfuhren, hatten die letzten Wagen das Haus der Lords noch nicht verlassen. - Auch die beiden Höfe der Aldermänner und des Gemeinderaths haben gestern das Einreichen dreier ähnlicher Beglückwünschungsadressen an die Königin, den Prinzen Albert und die Herzogin von Kent beschlossen. Außer dem Votiren der Adresse beschäftigte sich das Oberhaus gestern mit einer Motion des Grafen Fitz-William über Abschaffung der Korngesetze, die jedoch - Lord Melbourne selbst widersetzte sich - mit 194 gegen 42 Stimmen verworfen wurde. Im Unterhause kam, nach gleichfalls einstimmiger Votirung der Adresse, die Stanley'sche Bill zur Verhandlung; Hrn. Woods Antrag auf Vertagung derselben ward mit 206 gegen 195 Stimmen verworfen, und die weitere Besprechung der Bill unter vielen stürmischen Debatten auf nächsten Montag festgesetzt. In der heutigen Sitzung des Oberhauses hat Lord Melbourne angezeigt, daß die Regierung einen religiösen Feiertag

konnte, war ein gewisser – vielleicht mit seinem mulattischen Blut zusammenhängender – Jähzorn, so daß er sogar einmal an einem frühern Platze, beim Speisewirth Minton, seinen Küchencameraden Hazelwood mit dem Messer angriff und ihn ohne die überlegene Stärke des Gegners vielleicht ermordet haben würde. Seiner Schwester soll er, wenn er in Zorn gerieth, alles was ihm in die Hände fiel, an den Kopf geworfen haben. Hrn. Robinsons Haus verließ er am 1 Mai und lebte dann, in Erwartung eines andern Platzes, bei seiner Schwester, Frau Philips und deren Mann, Little Westplace Nr. 6, wo sich bis vor 3 Wochen auch seine Mutter aufhielt. Seine Hauptbeschäftigung seit der Zeit war, sich im Pistolenschießen zu üben, und als seine Mutter ihm über das thörige Geldverpuffen Vorwürfe machte, sagte er: ein Gentleman, Namens Spring, wolle ihn für 1 Sch. 5 P. täglich in Dienst nehmen, sobald er ordentlich schießen gelernt habe. Die Pistolen behauptete er von einem Cameraden geliehen erhalten zu haben. Während der letzten Woche schloß er sich fast den ganzen Tag über in seinem Schlafzimmer ein, um hier aus dem Fenster, zur großen Beschwerde der Nachbarn, zu schießen. Er verließ sein Zimmer nur um zu Tisch zu kommen und um Nachmittags von 4-6 Uhr einen Spaziergang zu machen. Als er am Mittwoch zu derselben gewohnten Stunde ausging, verrieth er im Gesicht eine auffallende Wildheit. Dagegen zeigte er sich nach Verübung der That fortwährend gefaßt und ruhig bis zur Lustigkeit. Als er die Königin und den Prinzen Albert wegen ihrer bewiesenen Kaltblütigkeit bewundern hörte, lachte er und rief: „O, ich weiß das Gegentheil; als ich die erste Pistole abschoß, war Prinz Albert im Begriff aus dem Wagen zu springen, aber als er mich die zweite Pistole halten sah, zog er sich sogleich zurück.“ Er machte sich dabei auch über die sofort erfolgte Verwirrung lustig, wie eine Person die andere gepackt hätte: „denn Niemand wußte eigentlich, daß ich der Mann gewesen sey, bis ich es selbst erklärte, worauf mich zwei am Kragen kriegten, zwei an den Rockschößen rissen und ein fünfter mich von hinten ergriff, was Alles ganz unnöthig war, da ich keineswegs die Absicht hatte zu entrinnen.“ – In der That war es, wie wir auch gestern schon erwähnten, ein Frauenzimmer, die ihn zuerst als den Thäter bezeichnete, ohne jedoch wirklich Hand an ihn zu legen, nämlich ein erst kürzlich vom Lande hereingekommenes junges Mädchen, Sarah Brown, die in der Absicht dastand, die Königin und den Prinzen Albert vorüberfahren zu sehen. Unter den übrigen Dastehenden befand sich auch ein deutscher Courier, Georg Kirch, der aber, als mehrere Personen auf ihn als auf den Thäter, wiesen mit dem Ausruf: „es ist ein Fremder, ein Fremder,“ sich eiligst davon machte. – Die ganze Nacht durch schlief Oxford vortrefflich, und behauptete auch am folgenden Morgen seine gute Laune. Nur kamen in seinem Gespräch auch mehrere republicanische Aeußerungen zum Vorschein, als z. B. er hielte es für Unrecht, daß ein Land wie England von einem Weibe regiert werden solle. Unter den ihn besuchenden Personen waren auch ein Arzt und Chirurg, die sich jedoch vergebens bemühten, Spuren des Wahnsinns an ihm zu entdecken. „Wir hoffen aus Menschenliebe,“ sagt die Sun, „daß, obwohl seine Bekannte bis jetzt kein Zeichen von Verrücktheit an ihm entdeckt haben, er dennoch verrückt ist.“

Oxfords Schwester, Frau Philps, erschien am Donnerstag Morgen in größter Betrübniß auf dem Stationshaus, um ihren Bruder zu besuchen, wurde jedoch nicht zugelassen, auch seine Mutter und sein Oheim, Banfield, sind von Birmingham eingetroffen. Alle drei, so wie auch Hr. Philps, sein Schwager, warteten auf den Gefangenen im Durchgang von Home-Office, und er schloß sie – wie einige versichern unter lebhafter Rührung – beim Vorübergehen in seine Arme. Der Geheimerath hat beschlossen, daß alle etwaigen Zeugen bei Strafe von 200 Pf. gehalten seyn sollen bei dem nun eingeleiteten Proceß sich einzustellen.

Die günstigen Nachrichten über den nicht erschütterten Gesundheitszustand der Königin bestätigen sich: Lord John Russell selbst hat gestern dem Unterhause mitgetheilt, daß er, persönlich zugelassen, von der Königin eigenen Lippen die Versicherung empfing, ihr Wohlbefinden habe nicht gelitten. Der Besuch, den Ihre Maj. und Prinz Albert unmittelbar nach dem Ereigniß bei der Herzogin von Kent abstatteten, geschah, nach Lord John Russells Mittheilung, in der Absicht, dieselbe augenblicklich und noch ehe ein anderes Gerücht zu ihr gelangt wäre, über die Folgen des Vorfalls zu beruhigen. Uebrigens soll der Eindruck, den sowohl der Mordversuch als die dadurch hervorgerufene Theilnahme des Volks auf die Königin machte, so stark gewesen seyn, daß sie gleich nach ihrer Zurückkunft in Buckinghampalast in ihrem Wohnzimmer, wo sie den Blicken des Publicums entzogen war, in einen Strom von Thränen ausbrach; aber durch diesen Ausbruch ihres Gefühls selbst erleichtert, fand sie dann alsobald die nöthige Ruhe und Fassung, um sowohl beim Diner gegenwärtig zu seyn, als auch die zahlreichen sich einstellenden Beglückwünschungsbesuche zu empfangen. Ueber jede Beschreibung ergreifend, versichern die Augenzeugen, war das Schauspiel der Begeisterung und Freude, mit der sich alle Spaziergänger- und reiter in Hyde-Park, gegen 500 Herren und Damen, so wie das Gerücht von dem Ereigniß verlautet hatte, zusammendrängten, um den Wagen der Königin, als sie von Belgrave-Square nach Hyde-Park fuhr, zu umgeben, sie zu begrüßen, und unter lautem Jubel und Schwenken der Taschentücher nach Buckinghampalast zurückzubegleiten. Ebenso fand sich auch gestern und heute ihr Phaëton, da sie zur gewohnten Stunde ausfuhr, von einer ungeheuer jauchzenden Menschenmasse begleitet, und Hunderte von Reitern, theils Spalier bildend um den Wagen durchzulassen, theils demselben in einzelnen Gruppen vorwegreitend und nachfolgend, schienen das kostbare Leben wie eine Leibwache zu umgeben und vertheidigen zu wollen. Die Königin war vollkommen wohl, ward aber von dem Zeugniß dieser fortdauernden allgemeinen Theilnahme so sichtbar ergriffen, daß sie vergebens rang ihre äußere Fassung zu behaupten, und ihrer Thränen Meister zu werden.

Heute um 2 Uhr haben sich beide Häuser in langem Wagenzuge, fast alle Glieder in voller Hof- oder Kriegsuniform, nach Buckinghampalast begeben, um die gestern votirte Beglückwünschungsadresse einzureichen: der Zug des Hauses der Gemeinen fuhr voran, und als die ersten Wagen desselben in den Schloßhof einfuhren, hatten die letzten Wagen das Haus der Lords noch nicht verlassen. – Auch die beiden Höfe der Aldermänner und des Gemeinderaths haben gestern das Einreichen dreier ähnlicher Beglückwünschungsadressen an die Königin, den Prinzen Albert und die Herzogin von Kent beschlossen. Außer dem Votiren der Adresse beschäftigte sich das Oberhaus gestern mit einer Motion des Grafen Fitz-William über Abschaffung der Korngesetze, die jedoch – Lord Melbourne selbst widersetzte sich – mit 194 gegen 42 Stimmen verworfen wurde. Im Unterhause kam, nach gleichfalls einstimmiger Votirung der Adresse, die Stanley'sche Bill zur Verhandlung; Hrn. Woods Antrag auf Vertagung derselben ward mit 206 gegen 195 Stimmen verworfen, und die weitere Besprechung der Bill unter vielen stürmischen Debatten auf nächsten Montag festgesetzt. In der heutigen Sitzung des Oberhauses hat Lord Melbourne angezeigt, daß die Regierung einen religiösen Feiertag

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          <p>Die günstigen Nachrichten über den nicht erschütterten Gesundheitszustand der Königin bestätigen sich: Lord John Russell selbst hat gestern dem Unterhause mitgetheilt, daß er, persönlich zugelassen, von der Königin eigenen Lippen die Versicherung empfing, ihr Wohlbefinden habe nicht gelitten. Der Besuch, den Ihre Maj. und Prinz Albert unmittelbar nach dem Ereigniß bei der Herzogin von Kent abstatteten, geschah, nach Lord John Russells Mittheilung, in der Absicht, dieselbe augenblicklich und noch ehe ein anderes Gerücht zu ihr gelangt wäre, über die Folgen des Vorfalls zu beruhigen. Uebrigens soll der Eindruck, den sowohl der Mordversuch als die dadurch hervorgerufene Theilnahme des Volks auf die Königin machte, so stark gewesen seyn, daß sie gleich nach ihrer Zurückkunft in Buckinghampalast in ihrem Wohnzimmer, wo sie den Blicken des Publicums entzogen war, in einen Strom von Thränen ausbrach; aber durch diesen Ausbruch ihres Gefühls selbst erleichtert, fand sie dann alsobald die nöthige Ruhe und Fassung, um sowohl beim Diner gegenwärtig zu seyn, als auch die zahlreichen sich einstellenden Beglückwünschungsbesuche zu empfangen. Ueber jede Beschreibung ergreifend, versichern die Augenzeugen, war das Schauspiel der Begeisterung und Freude, mit der sich alle Spaziergänger- und reiter in Hyde-Park, gegen 500 Herren und Damen, so wie das Gerücht von dem Ereigniß verlautet hatte, zusammendrängten, um den Wagen der Königin, als sie von Belgrave-Square nach Hyde-Park fuhr, zu umgeben, sie zu begrüßen, und unter lautem Jubel und Schwenken der Taschentücher nach Buckinghampalast zurückzubegleiten. Ebenso fand sich auch gestern und heute ihr Phaëton, da sie zur gewohnten Stunde ausfuhr, von einer ungeheuer jauchzenden Menschenmasse begleitet, und Hunderte von Reitern, theils Spalier bildend um den Wagen durchzulassen, theils demselben in einzelnen Gruppen vorwegreitend und nachfolgend, schienen das kostbare Leben wie eine Leibwache zu umgeben und vertheidigen zu wollen. Die Königin war vollkommen wohl, ward aber von dem Zeugniß dieser fortdauernden allgemeinen Theilnahme so sichtbar ergriffen, daß sie vergebens rang ihre äußere Fassung zu behaupten, und ihrer Thränen Meister zu werden.</p><lb/>
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[1362/0002] konnte, war ein gewisser – vielleicht mit seinem mulattischen Blut zusammenhängender – Jähzorn, so daß er sogar einmal an einem frühern Platze, beim Speisewirth Minton, seinen Küchencameraden Hazelwood mit dem Messer angriff und ihn ohne die überlegene Stärke des Gegners vielleicht ermordet haben würde. Seiner Schwester soll er, wenn er in Zorn gerieth, alles was ihm in die Hände fiel, an den Kopf geworfen haben. Hrn. Robinsons Haus verließ er am 1 Mai und lebte dann, in Erwartung eines andern Platzes, bei seiner Schwester, Frau Philips und deren Mann, Little Westplace Nr. 6, wo sich bis vor 3 Wochen auch seine Mutter aufhielt. Seine Hauptbeschäftigung seit der Zeit war, sich im Pistolenschießen zu üben, und als seine Mutter ihm über das thörige Geldverpuffen Vorwürfe machte, sagte er: ein Gentleman, Namens Spring, wolle ihn für 1 Sch. 5 P. täglich in Dienst nehmen, sobald er ordentlich schießen gelernt habe. Die Pistolen behauptete er von einem Cameraden geliehen erhalten zu haben. Während der letzten Woche schloß er sich fast den ganzen Tag über in seinem Schlafzimmer ein, um hier aus dem Fenster, zur großen Beschwerde der Nachbarn, zu schießen. Er verließ sein Zimmer nur um zu Tisch zu kommen und um Nachmittags von 4-6 Uhr einen Spaziergang zu machen. Als er am Mittwoch zu derselben gewohnten Stunde ausging, verrieth er im Gesicht eine auffallende Wildheit. Dagegen zeigte er sich nach Verübung der That fortwährend gefaßt und ruhig bis zur Lustigkeit. Als er die Königin und den Prinzen Albert wegen ihrer bewiesenen Kaltblütigkeit bewundern hörte, lachte er und rief: „O, ich weiß das Gegentheil; als ich die erste Pistole abschoß, war Prinz Albert im Begriff aus dem Wagen zu springen, aber als er mich die zweite Pistole halten sah, zog er sich sogleich zurück.“ Er machte sich dabei auch über die sofort erfolgte Verwirrung lustig, wie eine Person die andere gepackt hätte: „denn Niemand wußte eigentlich, daß ich der Mann gewesen sey, bis ich es selbst erklärte, worauf mich zwei am Kragen kriegten, zwei an den Rockschößen rissen und ein fünfter mich von hinten ergriff, was Alles ganz unnöthig war, da ich keineswegs die Absicht hatte zu entrinnen.“ – In der That war es, wie wir auch gestern schon erwähnten, ein Frauenzimmer, die ihn zuerst als den Thäter bezeichnete, ohne jedoch wirklich Hand an ihn zu legen, nämlich ein erst kürzlich vom Lande hereingekommenes junges Mädchen, Sarah Brown, die in der Absicht dastand, die Königin und den Prinzen Albert vorüberfahren zu sehen. Unter den übrigen Dastehenden befand sich auch ein deutscher Courier, Georg Kirch, der aber, als mehrere Personen auf ihn als auf den Thäter, wiesen mit dem Ausruf: „es ist ein Fremder, ein Fremder,“ sich eiligst davon machte. – Die ganze Nacht durch schlief Oxford vortrefflich, und behauptete auch am folgenden Morgen seine gute Laune. Nur kamen in seinem Gespräch auch mehrere republicanische Aeußerungen zum Vorschein, als z. B. er hielte es für Unrecht, daß ein Land wie England von einem Weibe regiert werden solle. Unter den ihn besuchenden Personen waren auch ein Arzt und Chirurg, die sich jedoch vergebens bemühten, Spuren des Wahnsinns an ihm zu entdecken. „Wir hoffen aus Menschenliebe,“ sagt die Sun, „daß, obwohl seine Bekannte bis jetzt kein Zeichen von Verrücktheit an ihm entdeckt haben, er dennoch verrückt ist.“ Oxfords Schwester, Frau Philps, erschien am Donnerstag Morgen in größter Betrübniß auf dem Stationshaus, um ihren Bruder zu besuchen, wurde jedoch nicht zugelassen, auch seine Mutter und sein Oheim, Banfield, sind von Birmingham eingetroffen. Alle drei, so wie auch Hr. Philps, sein Schwager, warteten auf den Gefangenen im Durchgang von Home-Office, und er schloß sie – wie einige versichern unter lebhafter Rührung – beim Vorübergehen in seine Arme. Der Geheimerath hat beschlossen, daß alle etwaigen Zeugen bei Strafe von 200 Pf. gehalten seyn sollen bei dem nun eingeleiteten Proceß sich einzustellen. Die günstigen Nachrichten über den nicht erschütterten Gesundheitszustand der Königin bestätigen sich: Lord John Russell selbst hat gestern dem Unterhause mitgetheilt, daß er, persönlich zugelassen, von der Königin eigenen Lippen die Versicherung empfing, ihr Wohlbefinden habe nicht gelitten. Der Besuch, den Ihre Maj. und Prinz Albert unmittelbar nach dem Ereigniß bei der Herzogin von Kent abstatteten, geschah, nach Lord John Russells Mittheilung, in der Absicht, dieselbe augenblicklich und noch ehe ein anderes Gerücht zu ihr gelangt wäre, über die Folgen des Vorfalls zu beruhigen. Uebrigens soll der Eindruck, den sowohl der Mordversuch als die dadurch hervorgerufene Theilnahme des Volks auf die Königin machte, so stark gewesen seyn, daß sie gleich nach ihrer Zurückkunft in Buckinghampalast in ihrem Wohnzimmer, wo sie den Blicken des Publicums entzogen war, in einen Strom von Thränen ausbrach; aber durch diesen Ausbruch ihres Gefühls selbst erleichtert, fand sie dann alsobald die nöthige Ruhe und Fassung, um sowohl beim Diner gegenwärtig zu seyn, als auch die zahlreichen sich einstellenden Beglückwünschungsbesuche zu empfangen. Ueber jede Beschreibung ergreifend, versichern die Augenzeugen, war das Schauspiel der Begeisterung und Freude, mit der sich alle Spaziergänger- und reiter in Hyde-Park, gegen 500 Herren und Damen, so wie das Gerücht von dem Ereigniß verlautet hatte, zusammendrängten, um den Wagen der Königin, als sie von Belgrave-Square nach Hyde-Park fuhr, zu umgeben, sie zu begrüßen, und unter lautem Jubel und Schwenken der Taschentücher nach Buckinghampalast zurückzubegleiten. Ebenso fand sich auch gestern und heute ihr Phaëton, da sie zur gewohnten Stunde ausfuhr, von einer ungeheuer jauchzenden Menschenmasse begleitet, und Hunderte von Reitern, theils Spalier bildend um den Wagen durchzulassen, theils demselben in einzelnen Gruppen vorwegreitend und nachfolgend, schienen das kostbare Leben wie eine Leibwache zu umgeben und vertheidigen zu wollen. Die Königin war vollkommen wohl, ward aber von dem Zeugniß dieser fortdauernden allgemeinen Theilnahme so sichtbar ergriffen, daß sie vergebens rang ihre äußere Fassung zu behaupten, und ihrer Thränen Meister zu werden. Heute um 2 Uhr haben sich beide Häuser in langem Wagenzuge, fast alle Glieder in voller Hof- oder Kriegsuniform, nach Buckinghampalast begeben, um die gestern votirte Beglückwünschungsadresse einzureichen: der Zug des Hauses der Gemeinen fuhr voran, und als die ersten Wagen desselben in den Schloßhof einfuhren, hatten die letzten Wagen das Haus der Lords noch nicht verlassen. – Auch die beiden Höfe der Aldermänner und des Gemeinderaths haben gestern das Einreichen dreier ähnlicher Beglückwünschungsadressen an die Königin, den Prinzen Albert und die Herzogin von Kent beschlossen. Außer dem Votiren der Adresse beschäftigte sich das Oberhaus gestern mit einer Motion des Grafen Fitz-William über Abschaffung der Korngesetze, die jedoch – Lord Melbourne selbst widersetzte sich – mit 194 gegen 42 Stimmen verworfen wurde. Im Unterhause kam, nach gleichfalls einstimmiger Votirung der Adresse, die Stanley'sche Bill zur Verhandlung; Hrn. Woods Antrag auf Vertagung derselben ward mit 206 gegen 195 Stimmen verworfen, und die weitere Besprechung der Bill unter vielen stürmischen Debatten auf nächsten Montag festgesetzt. In der heutigen Sitzung des Oberhauses hat Lord Melbourne angezeigt, daß die Regierung einen religiösen Feiertag

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 171. Augsburg, 19. Juni 1840, S. 1362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_171_18400619/2>, abgerufen am 23.11.2024.