Allgemeine Zeitung. Nr. 174. Augsburg, 22. Juni 1840.Lamoriciere bei der Revue zugegen, und ihm wie jenen Braven jubelte die Nationalgarde entgegen. Es war in diesen letzten Tagen häufig davon die Rede, diesem Ritter ohne Furcht das Obercommando und die höchste administrative Gewalt in Afrika, an Valee's Stelle zu übertragen, und es ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß ihm sowohl als seinen Freunden Changarnier Cavaignac, Duvivier etc. in der Geschichte der afrikanischen, Colonisation, so wie überhaupt in den nächsten Kriegsannalen Frankreichs ein glänzendes Geschick vorbehalten ist. Algier, 2 Junius. Der für Frankreich so unglückliche Krieg in Afrika, der es an Menschen und Geld eben so zu erschöpfen droht, wie früher der Krieg in Spanien, hat wenigstens den Vortheil, Europa die schönen und edlen Eigenschaften des französischen Soldaten zu zeigen. Die Tugenden, die er in Afrika entwickelt, sind über jedes Lob erhaben; seine Geduld, seine Menschlichkeit, seine Großmuth können nur mit seinem Muth und seiner Unerschrockenheit verglichen werden. Heiter und ohne sich zu beklagen erträgt er die größten Strapatzen und Entbehrungen. Gehorsam und gelehrig, trotz seiner großen Einsicht, gehorcht er blind, nur der Ehre und Pflicht wegen, seinen Führern. - Wir können stolz auf unsere Soldaten seyn, denn sie erregen die Bewunderung aller fremden Officiere, die hieher kommen, und ihrem Ruhme fehlt nur ein würdigerer Schauplatz. Wenn man die Vorgänge in Frankreich sieht, wo so viele niedere Leidenschaften herrschen, so kann man wie zur Zeit der Republik sagen, die französische Ehre habe sich in die Feldlager geflüchtet. - Auch mehrere bedeutende Officiere hat dieser Krieg geboren, bedeutend durch ihre Energie und Fähigkeit im Commando. Unter ihnen steht der Obrist Lamoriciere, der eben von der Regierung nach Paris gerufen worden ist, oben an. Natur und Erziehung haben für diesen Kriegsmann Alles gethan, was man bedarf, um ein großer Heerführer zu werden. Er ist thätig, kräftig, unermüdlich, liebt den Soldaten und wird von ihm geliebt; er weiß Vertrauen einzuflößen und hat die Gabe im Soldaten den Muth, die Kühnheit und Entschlossenheit zu erwecken, die ihn selbst beseelen. Dazu ist Lamoriciere sehr unterrichtet; er ist in Afrika so heimisch, daß er, ohne die Vorzüge des französischen Militärs zu verlieren, fast zum Araber geworden ist. Mit der Sprache und den Sitten der Eingebornen ist er vertraut; das brennende Klima, das unsere Truppen weit mehr als das Schwert des Feindes aufreibt, übt keinen Einfluß mehr auf ihn. So ist Lamoriciere berufen, in Zukunft eine sehr wichtige Rolle in Afrika zu spielen, und die öffentliche Meinung, welche die Regeln des Avancements überspringt, bezeichnet ihn schon als Generalgouverneur. General Duvivier, der jetzt in Medeah eingeschlossen ist, besitzt einen großen Theil der Eigenschaften von Lamoriciere, aber er hat weder dessen Beharrlichkeit, noch dessen physische und moralische Energie. Nach diesen beiden ausgezeichneten Männern kommen in zweiter Linie die Obristen Bedeau, Changarnier, Cavaignac etc., die mit verschiedenen Eigenschaften gleichfalls das Vertrauen der Soldaten besitzen und der Armee ausgezeichnete und kräftige Führer versprechen. In diesem Augenblick ist Alles wegen der neuen Expedition des Marschalls Valee gegen Miliana in Bewegung. Ueber den Erfolg ist man nicht ganz ohne Besorgniß, denn der Marschall hat neu aus Frankreich gekommene Truppen bei sich, die an diesen Krieg noch nicht gewöhnt sind und eine ungeheure Hitze zu ertragen haben werden. Dabei hat diese Expeditionscolonne keine energischen Führer, die dem Soldaten die Gewißheit des Sieges geben. Aber der Marschall hat seiner Zurückberufung zuvorkommen wollen, und hofft, daß die Araber, mit ihrer Ernte beschäftigt, nicht so bedeutende Streitkräfte wie vor vier Wochen ihm entgegenstellen werden. Toulon, 15 Jun. Das Dampfboot Cerberus bringt uns folgende Nachrichten aus Algier vom 11 Jun. Die Expeditionsarmee, die am 4 nach Blidah abging, besteht aus zwei Divisionen und einer Reserve. An Generalen fehlt es so sehr, daß die Divisionen von Obristen commandirt werden. - Der Weg, den die Armee nach Miliana nehmen wird, ist die Straße der Beni-Menad, die über den Bon-Rumi, die ersten Höhen des Atlas, geht, dem Lauf des Ued-Dscher folgt, den sie neunmal in einer Entfernung von 5 Lieues durchschneidet, und ihn bei seinem Zusammenfluß mit dem Ued-Riga verläßt, um sich in westlicher Richtung hinzuziehen. Die arabischen Spione versichern, dieser Weg sey bis auf wenige Stellen, die gemacht werden müßten, sogar zugänglich für Wagen. In Miliana wird eine Garnison gelassen, und die Armee wird sich dann durch das Thal des Chelif nach Medeah begeben, diese Stadt verproviantiren, und hierauf nach Algier zurückkehren, wobei sie aber so viel möglich die Engpässe bei Muzaya vermeiden wird. - Lebensmittel haben die Truppen für 26 Tage bei sich, ferner führen sie deren mit für die Besatzung von Miliana, die aus 2000 Mann bestehen, und für die von Medeah, die um 1000 Mann verstärkt werden wird. - Man glaubt, daß die Armee erst vor Miliana den Feind treffen wird, der aber wegen der Ernte sehr zusammengeschmolzen seyn soll. Belgien. Brüssel, 14 Jun. Hr. Nothomb, der diesseitige Gesandte beim Frankfurter Bundestage, soll heute dorthin abreisen. Bei Erwähnung der letzten Verhandlungen der Kammer habe ich einen Gegenstand übergangen, der ihn persönlich betrifft. Es erschienen nämlich seit einiger Zeit in dem orangistischen "Messager de Gand" Artikel, die ihn der ärgsten Dilapidationen und Veruntreuungen als Minister der öffentlichen Bauten beschuldigten. Hernach wurden dann diese Artikel in eine Broschüre zusammengedruckt. Ihr Verfasser ist ein gewisser D. Tack. Hr. Nothomb antwortete nicht auf diese Verleumdungen. Zuletzt wandte sich jener an die Kammer, die indessen, ohne die offenbar ungegründeten und mitunter von grober Unwissenheit zeugenden Angaben einer nähern Prüfung zu würdigen, zur Tagesordnung überging. Bei dieser Gelegenheit gestand ein Deputirter der Stadt Gent, daß einige dortige Orangisten die Kosten zum Drucke der Broschüre hergegeben. Sie sind dem Hrn. Nothomb besonders gram, weil er sie einmal in der Kammer eine Handvoll Aufwiegler genann Ganz in demselben Geiste gingen früher aus einer orangistischen Presse eine Reihe ähnlicher Angriffe gegen den Kriegsminister General Evain hervor. Ihr Verfasser wurde gerichtlich verurtheilt, und dem Hrn. Tack würde es wohl nicht anders ergehen, wenn Hr. Nothomb klagend gegen ihn aufträte. Am Ende schaden solche Angriffe nur der Partei, von der sie ausgehen. Niederlande. Am 15 Jun. wurde von dem Minister des Auswärtigen die gewöhnliche Session der Generalstaaten geschlossen. Italien. Neapel, 11 Jun. Die Unterhandlungen in Paris ziehen sich in die Länge. Die englische Flotte hat sich nach und nach bis auf drei Lininienschiffe und eine Fregatte von unsrer Rhede entfernt. Vorgestern ging ein englisches Dampfschiff mit dem Befehl nach Malta ab, die daselbst noch zurückgehaltenen neapolitanischen Schiffe freizugeben. - Prinz Leopold von Syrakus ging mit dem Dampfschiff Maria Christine nach Livorno. Lamoricière bei der Revue zugegen, und ihm wie jenen Braven jubelte die Nationalgarde entgegen. Es war in diesen letzten Tagen häufig davon die Rede, diesem Ritter ohne Furcht das Obercommando und die höchste administrative Gewalt in Afrika, an Valée's Stelle zu übertragen, und es ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß ihm sowohl als seinen Freunden Changarnier Cavaignac, Duvivier etc. in der Geschichte der afrikanischen, Colonisation, so wie überhaupt in den nächsten Kriegsannalen Frankreichs ein glänzendes Geschick vorbehalten ist. Algier, 2 Junius. Der für Frankreich so unglückliche Krieg in Afrika, der es an Menschen und Geld eben so zu erschöpfen droht, wie früher der Krieg in Spanien, hat wenigstens den Vortheil, Europa die schönen und edlen Eigenschaften des französischen Soldaten zu zeigen. Die Tugenden, die er in Afrika entwickelt, sind über jedes Lob erhaben; seine Geduld, seine Menschlichkeit, seine Großmuth können nur mit seinem Muth und seiner Unerschrockenheit verglichen werden. Heiter und ohne sich zu beklagen erträgt er die größten Strapatzen und Entbehrungen. Gehorsam und gelehrig, trotz seiner großen Einsicht, gehorcht er blind, nur der Ehre und Pflicht wegen, seinen Führern. – Wir können stolz auf unsere Soldaten seyn, denn sie erregen die Bewunderung aller fremden Officiere, die hieher kommen, und ihrem Ruhme fehlt nur ein würdigerer Schauplatz. Wenn man die Vorgänge in Frankreich sieht, wo so viele niedere Leidenschaften herrschen, so kann man wie zur Zeit der Republik sagen, die französische Ehre habe sich in die Feldlager geflüchtet. – Auch mehrere bedeutende Officiere hat dieser Krieg geboren, bedeutend durch ihre Energie und Fähigkeit im Commando. Unter ihnen steht der Obrist Lamoricière, der eben von der Regierung nach Paris gerufen worden ist, oben an. Natur und Erziehung haben für diesen Kriegsmann Alles gethan, was man bedarf, um ein großer Heerführer zu werden. Er ist thätig, kräftig, unermüdlich, liebt den Soldaten und wird von ihm geliebt; er weiß Vertrauen einzuflößen und hat die Gabe im Soldaten den Muth, die Kühnheit und Entschlossenheit zu erwecken, die ihn selbst beseelen. Dazu ist Lamoricière sehr unterrichtet; er ist in Afrika so heimisch, daß er, ohne die Vorzüge des französischen Militärs zu verlieren, fast zum Araber geworden ist. Mit der Sprache und den Sitten der Eingebornen ist er vertraut; das brennende Klima, das unsere Truppen weit mehr als das Schwert des Feindes aufreibt, übt keinen Einfluß mehr auf ihn. So ist Lamoricière berufen, in Zukunft eine sehr wichtige Rolle in Afrika zu spielen, und die öffentliche Meinung, welche die Regeln des Avancements überspringt, bezeichnet ihn schon als Generalgouverneur. General Duvivier, der jetzt in Medeah eingeschlossen ist, besitzt einen großen Theil der Eigenschaften von Lamoricière, aber er hat weder dessen Beharrlichkeit, noch dessen physische und moralische Energie. Nach diesen beiden ausgezeichneten Männern kommen in zweiter Linie die Obristen Bedeau, Changarnier, Cavaignac etc., die mit verschiedenen Eigenschaften gleichfalls das Vertrauen der Soldaten besitzen und der Armee ausgezeichnete und kräftige Führer versprechen. In diesem Augenblick ist Alles wegen der neuen Expedition des Marschalls Valée gegen Miliana in Bewegung. Ueber den Erfolg ist man nicht ganz ohne Besorgniß, denn der Marschall hat neu aus Frankreich gekommene Truppen bei sich, die an diesen Krieg noch nicht gewöhnt sind und eine ungeheure Hitze zu ertragen haben werden. Dabei hat diese Expeditionscolonne keine energischen Führer, die dem Soldaten die Gewißheit des Sieges geben. Aber der Marschall hat seiner Zurückberufung zuvorkommen wollen, und hofft, daß die Araber, mit ihrer Ernte beschäftigt, nicht so bedeutende Streitkräfte wie vor vier Wochen ihm entgegenstellen werden. Toulon, 15 Jun. Das Dampfboot Cerberus bringt uns folgende Nachrichten aus Algier vom 11 Jun. Die Expeditionsarmee, die am 4 nach Blidah abging, besteht aus zwei Divisionen und einer Reserve. An Generalen fehlt es so sehr, daß die Divisionen von Obristen commandirt werden. – Der Weg, den die Armee nach Miliana nehmen wird, ist die Straße der Beni-Menad, die über den Bon-Rumi, die ersten Höhen des Atlas, geht, dem Lauf des Ued-Dscher folgt, den sie neunmal in einer Entfernung von 5 Lieues durchschneidet, und ihn bei seinem Zusammenfluß mit dem Ued-Riga verläßt, um sich in westlicher Richtung hinzuziehen. Die arabischen Spione versichern, dieser Weg sey bis auf wenige Stellen, die gemacht werden müßten, sogar zugänglich für Wagen. In Miliana wird eine Garnison gelassen, und die Armee wird sich dann durch das Thal des Chélif nach Medeah begeben, diese Stadt verproviantiren, und hierauf nach Algier zurückkehren, wobei sie aber so viel möglich die Engpässe bei Muzaya vermeiden wird. – Lebensmittel haben die Truppen für 26 Tage bei sich, ferner führen sie deren mit für die Besatzung von Miliana, die aus 2000 Mann bestehen, und für die von Medeah, die um 1000 Mann verstärkt werden wird. – Man glaubt, daß die Armee erst vor Miliana den Feind treffen wird, der aber wegen der Ernte sehr zusammengeschmolzen seyn soll. Belgien. Brüssel, 14 Jun. Hr. Nothomb, der diesseitige Gesandte beim Frankfurter Bundestage, soll heute dorthin abreisen. Bei Erwähnung der letzten Verhandlungen der Kammer habe ich einen Gegenstand übergangen, der ihn persönlich betrifft. Es erschienen nämlich seit einiger Zeit in dem orangistischen „Messager de Gand“ Artikel, die ihn der ärgsten Dilapidationen und Veruntreuungen als Minister der öffentlichen Bauten beschuldigten. Hernach wurden dann diese Artikel in eine Broschüre zusammengedruckt. Ihr Verfasser ist ein gewisser D. Tack. Hr. Nothomb antwortete nicht auf diese Verleumdungen. Zuletzt wandte sich jener an die Kammer, die indessen, ohne die offenbar ungegründeten und mitunter von grober Unwissenheit zeugenden Angaben einer nähern Prüfung zu würdigen, zur Tagesordnung überging. Bei dieser Gelegenheit gestand ein Deputirter der Stadt Gent, daß einige dortige Orangisten die Kosten zum Drucke der Broschüre hergegeben. Sie sind dem Hrn. Nothomb besonders gram, weil er sie einmal in der Kammer eine Handvoll Aufwiegler genann Ganz in demselben Geiste gingen früher aus einer orangistischen Presse eine Reihe ähnlicher Angriffe gegen den Kriegsminister General Evain hervor. Ihr Verfasser wurde gerichtlich verurtheilt, und dem Hrn. Tack würde es wohl nicht anders ergehen, wenn Hr. Nothomb klagend gegen ihn aufträte. Am Ende schaden solche Angriffe nur der Partei, von der sie ausgehen. Niederlande. Am 15 Jun. wurde von dem Minister des Auswärtigen die gewöhnliche Session der Generalstaaten geschlossen. Italien. Neapel, 11 Jun. Die Unterhandlungen in Paris ziehen sich in die Länge. Die englische Flotte hat sich nach und nach bis auf drei Lininienschiffe und eine Fregatte von unsrer Rhede entfernt. Vorgestern ging ein englisches Dampfschiff mit dem Befehl nach Malta ab, die daselbst noch zurückgehaltenen neapolitanischen Schiffe freizugeben. – Prinz Leopold von Syrakus ging mit dem Dampfschiff Maria Christine nach Livorno. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="1390"/> Lamoricière bei der Revue zugegen, und ihm wie jenen Braven jubelte die Nationalgarde entgegen. 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Die Tugenden, die er in Afrika entwickelt, sind über jedes Lob erhaben; seine Geduld, seine Menschlichkeit, seine Großmuth können nur mit seinem Muth und seiner Unerschrockenheit verglichen werden. Heiter und ohne sich zu beklagen erträgt er die größten Strapatzen und Entbehrungen. Gehorsam und gelehrig, trotz seiner großen Einsicht, gehorcht er blind, nur der Ehre und Pflicht wegen, seinen Führern. – Wir können stolz auf unsere Soldaten seyn, denn sie erregen die Bewunderung aller fremden Officiere, die hieher kommen, und ihrem Ruhme fehlt nur ein würdigerer Schauplatz. Wenn man die Vorgänge in Frankreich sieht, wo so viele niedere Leidenschaften herrschen, so kann man wie zur Zeit der Republik sagen, die französische Ehre habe sich in die Feldlager geflüchtet. – Auch mehrere bedeutende Officiere hat dieser Krieg geboren, bedeutend durch ihre Energie und Fähigkeit im Commando. Unter ihnen steht der Obrist Lamoricière, der eben von der Regierung nach Paris gerufen worden ist, oben an. Natur und Erziehung haben für diesen Kriegsmann Alles gethan, was man bedarf, um ein großer Heerführer zu werden. Er ist thätig, kräftig, unermüdlich, liebt den Soldaten und wird von ihm geliebt; er weiß Vertrauen einzuflößen und hat die Gabe im Soldaten den Muth, die Kühnheit und Entschlossenheit zu erwecken, die ihn selbst beseelen. Dazu ist Lamoricière sehr unterrichtet; er ist in Afrika so heimisch, daß er, ohne die Vorzüge des französischen Militärs zu verlieren, fast zum Araber geworden ist. Mit der Sprache und den Sitten der Eingebornen ist er vertraut; das brennende Klima, das unsere Truppen weit mehr als das Schwert des Feindes aufreibt, übt keinen Einfluß mehr auf ihn. So ist Lamoricière berufen, in Zukunft eine sehr wichtige Rolle in Afrika zu spielen, und die öffentliche Meinung, welche die Regeln des Avancements überspringt, bezeichnet ihn schon als Generalgouverneur. General Duvivier, der jetzt in Medeah eingeschlossen ist, besitzt einen großen Theil der Eigenschaften von Lamoricière, aber er hat weder dessen Beharrlichkeit, noch dessen physische und moralische Energie. Nach diesen beiden ausgezeichneten Männern kommen in zweiter Linie die Obristen Bedeau, Changarnier, Cavaignac etc., die mit verschiedenen Eigenschaften gleichfalls das Vertrauen der Soldaten besitzen und der Armee ausgezeichnete und kräftige Führer versprechen. In diesem Augenblick ist Alles wegen der neuen Expedition des Marschalls Valée gegen Miliana in Bewegung. Ueber den Erfolg ist man nicht ganz ohne Besorgniß, denn der Marschall hat neu aus Frankreich gekommene Truppen bei sich, die an diesen Krieg noch nicht gewöhnt sind und eine ungeheure Hitze zu ertragen haben werden. Dabei hat diese Expeditionscolonne keine energischen Führer, die dem Soldaten die Gewißheit des Sieges geben. 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Die arabischen Spione versichern, dieser Weg sey bis auf wenige Stellen, die gemacht werden müßten, sogar zugänglich für Wagen. In Miliana wird eine Garnison gelassen, und die Armee wird sich dann durch das Thal des Chélif nach Medeah begeben, diese Stadt verproviantiren, und hierauf nach Algier zurückkehren, wobei sie aber so viel möglich die Engpässe bei Muzaya vermeiden wird. – Lebensmittel haben die Truppen für 26 Tage bei sich, ferner führen sie deren mit für die Besatzung von Miliana, die aus 2000 Mann bestehen, und für die von Medeah, die um 1000 Mann verstärkt werden wird. – Man glaubt, daß die Armee erst vor Miliana den Feind treffen wird, der aber wegen der Ernte sehr zusammengeschmolzen seyn soll.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Belgien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Brüssel,</hi> 14 Jun.</dateline> <p> Hr. 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Nothomb besonders gram, weil er sie einmal in der Kammer eine Handvoll Aufwiegler genann Ganz in demselben Geiste gingen früher aus einer orangistischen Presse eine Reihe ähnlicher Angriffe gegen den Kriegsminister General Evain hervor. Ihr Verfasser wurde gerichtlich verurtheilt, und dem Hrn. Tack würde es wohl nicht anders ergehen, wenn Hr. Nothomb klagend gegen ihn aufträte. Am Ende schaden solche Angriffe nur der Partei, von der sie ausgehen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Niederlande.</hi> </head><lb/> <p>Am 15 Jun. wurde von dem Minister des Auswärtigen die gewöhnliche Session der Generalstaaten geschlossen.</p><lb/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Neapel,</hi> 11 Jun.</dateline> <p> Die Unterhandlungen in Paris ziehen sich in die Länge. 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Lamoricière bei der Revue zugegen, und ihm wie jenen Braven jubelte die Nationalgarde entgegen. Es war in diesen letzten Tagen häufig davon die Rede, diesem Ritter ohne Furcht das Obercommando und die höchste administrative Gewalt in Afrika, an Valée's Stelle zu übertragen, und es ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß ihm sowohl als seinen Freunden Changarnier Cavaignac, Duvivier etc. in der Geschichte der afrikanischen, Colonisation, so wie überhaupt in den nächsten Kriegsannalen Frankreichs ein glänzendes Geschick vorbehalten ist.
_ Algier, 2 Junius. Der für Frankreich so unglückliche Krieg in Afrika, der es an Menschen und Geld eben so zu erschöpfen droht, wie früher der Krieg in Spanien, hat wenigstens den Vortheil, Europa die schönen und edlen Eigenschaften des französischen Soldaten zu zeigen. Die Tugenden, die er in Afrika entwickelt, sind über jedes Lob erhaben; seine Geduld, seine Menschlichkeit, seine Großmuth können nur mit seinem Muth und seiner Unerschrockenheit verglichen werden. Heiter und ohne sich zu beklagen erträgt er die größten Strapatzen und Entbehrungen. Gehorsam und gelehrig, trotz seiner großen Einsicht, gehorcht er blind, nur der Ehre und Pflicht wegen, seinen Führern. – Wir können stolz auf unsere Soldaten seyn, denn sie erregen die Bewunderung aller fremden Officiere, die hieher kommen, und ihrem Ruhme fehlt nur ein würdigerer Schauplatz. Wenn man die Vorgänge in Frankreich sieht, wo so viele niedere Leidenschaften herrschen, so kann man wie zur Zeit der Republik sagen, die französische Ehre habe sich in die Feldlager geflüchtet. – Auch mehrere bedeutende Officiere hat dieser Krieg geboren, bedeutend durch ihre Energie und Fähigkeit im Commando. Unter ihnen steht der Obrist Lamoricière, der eben von der Regierung nach Paris gerufen worden ist, oben an. Natur und Erziehung haben für diesen Kriegsmann Alles gethan, was man bedarf, um ein großer Heerführer zu werden. Er ist thätig, kräftig, unermüdlich, liebt den Soldaten und wird von ihm geliebt; er weiß Vertrauen einzuflößen und hat die Gabe im Soldaten den Muth, die Kühnheit und Entschlossenheit zu erwecken, die ihn selbst beseelen. Dazu ist Lamoricière sehr unterrichtet; er ist in Afrika so heimisch, daß er, ohne die Vorzüge des französischen Militärs zu verlieren, fast zum Araber geworden ist. Mit der Sprache und den Sitten der Eingebornen ist er vertraut; das brennende Klima, das unsere Truppen weit mehr als das Schwert des Feindes aufreibt, übt keinen Einfluß mehr auf ihn. So ist Lamoricière berufen, in Zukunft eine sehr wichtige Rolle in Afrika zu spielen, und die öffentliche Meinung, welche die Regeln des Avancements überspringt, bezeichnet ihn schon als Generalgouverneur. General Duvivier, der jetzt in Medeah eingeschlossen ist, besitzt einen großen Theil der Eigenschaften von Lamoricière, aber er hat weder dessen Beharrlichkeit, noch dessen physische und moralische Energie. Nach diesen beiden ausgezeichneten Männern kommen in zweiter Linie die Obristen Bedeau, Changarnier, Cavaignac etc., die mit verschiedenen Eigenschaften gleichfalls das Vertrauen der Soldaten besitzen und der Armee ausgezeichnete und kräftige Führer versprechen. In diesem Augenblick ist Alles wegen der neuen Expedition des Marschalls Valée gegen Miliana in Bewegung. Ueber den Erfolg ist man nicht ganz ohne Besorgniß, denn der Marschall hat neu aus Frankreich gekommene Truppen bei sich, die an diesen Krieg noch nicht gewöhnt sind und eine ungeheure Hitze zu ertragen haben werden. Dabei hat diese Expeditionscolonne keine energischen Führer, die dem Soldaten die Gewißheit des Sieges geben. Aber der Marschall hat seiner Zurückberufung zuvorkommen wollen, und hofft, daß die Araber, mit ihrer Ernte beschäftigt, nicht so bedeutende Streitkräfte wie vor vier Wochen ihm entgegenstellen werden.
_ Toulon, 15 Jun. Das Dampfboot Cerberus bringt uns folgende Nachrichten aus Algier vom 11 Jun. Die Expeditionsarmee, die am 4 nach Blidah abging, besteht aus zwei Divisionen und einer Reserve. An Generalen fehlt es so sehr, daß die Divisionen von Obristen commandirt werden. – Der Weg, den die Armee nach Miliana nehmen wird, ist die Straße der Beni-Menad, die über den Bon-Rumi, die ersten Höhen des Atlas, geht, dem Lauf des Ued-Dscher folgt, den sie neunmal in einer Entfernung von 5 Lieues durchschneidet, und ihn bei seinem Zusammenfluß mit dem Ued-Riga verläßt, um sich in westlicher Richtung hinzuziehen. Die arabischen Spione versichern, dieser Weg sey bis auf wenige Stellen, die gemacht werden müßten, sogar zugänglich für Wagen. In Miliana wird eine Garnison gelassen, und die Armee wird sich dann durch das Thal des Chélif nach Medeah begeben, diese Stadt verproviantiren, und hierauf nach Algier zurückkehren, wobei sie aber so viel möglich die Engpässe bei Muzaya vermeiden wird. – Lebensmittel haben die Truppen für 26 Tage bei sich, ferner führen sie deren mit für die Besatzung von Miliana, die aus 2000 Mann bestehen, und für die von Medeah, die um 1000 Mann verstärkt werden wird. – Man glaubt, daß die Armee erst vor Miliana den Feind treffen wird, der aber wegen der Ernte sehr zusammengeschmolzen seyn soll.
Belgien.
_ Brüssel, 14 Jun. Hr. Nothomb, der diesseitige Gesandte beim Frankfurter Bundestage, soll heute dorthin abreisen. Bei Erwähnung der letzten Verhandlungen der Kammer habe ich einen Gegenstand übergangen, der ihn persönlich betrifft. Es erschienen nämlich seit einiger Zeit in dem orangistischen „Messager de Gand“ Artikel, die ihn der ärgsten Dilapidationen und Veruntreuungen als Minister der öffentlichen Bauten beschuldigten. Hernach wurden dann diese Artikel in eine Broschüre zusammengedruckt. Ihr Verfasser ist ein gewisser D. Tack. Hr. Nothomb antwortete nicht auf diese Verleumdungen. Zuletzt wandte sich jener an die Kammer, die indessen, ohne die offenbar ungegründeten und mitunter von grober Unwissenheit zeugenden Angaben einer nähern Prüfung zu würdigen, zur Tagesordnung überging. Bei dieser Gelegenheit gestand ein Deputirter der Stadt Gent, daß einige dortige Orangisten die Kosten zum Drucke der Broschüre hergegeben. Sie sind dem Hrn. Nothomb besonders gram, weil er sie einmal in der Kammer eine Handvoll Aufwiegler genann Ganz in demselben Geiste gingen früher aus einer orangistischen Presse eine Reihe ähnlicher Angriffe gegen den Kriegsminister General Evain hervor. Ihr Verfasser wurde gerichtlich verurtheilt, und dem Hrn. Tack würde es wohl nicht anders ergehen, wenn Hr. Nothomb klagend gegen ihn aufträte. Am Ende schaden solche Angriffe nur der Partei, von der sie ausgehen.
Niederlande.
Am 15 Jun. wurde von dem Minister des Auswärtigen die gewöhnliche Session der Generalstaaten geschlossen.
Italien.
_ Neapel, 11 Jun. Die Unterhandlungen in Paris ziehen sich in die Länge. Die englische Flotte hat sich nach und nach bis auf drei Lininienschiffe und eine Fregatte von unsrer Rhede entfernt. Vorgestern ging ein englisches Dampfschiff mit dem Befehl nach Malta ab, die daselbst noch zurückgehaltenen neapolitanischen Schiffe freizugeben. – Prinz Leopold von Syrakus ging mit dem Dampfschiff Maria Christine nach Livorno.
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