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Allgemeine Zeitung. Nr. 177. Augsburg, 25. Juni 1840.

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Augsburg gebührt unstreitig das Verdienst, für die Verbreitung der deutschen Uebersetzung der Bibel vor der Reformation am meisten gethan zu haben.

Aber auch nicht unbedeutende geschichtliche Werke und Encyclopädien wurden noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts hier gedruckt, wie z. B. mehrere interessante Chroniken, die Beschreibung des Conciliums von Costnitz, welche auch als das erste gedruckte und ziemlich vollständige Wappenbuch für die Heraldik wichtig ist, das speculum historiale des Vincentius in drei großen Folianten; ferner die größern Reiseberichte des Bernhard von Breydenbach und Hans Tucher über ihre Pilgerfahrt nach Jerusalem. Sonst gingen aus den hiesigen Officinen einige naturwissenschaftliche Schriften hervor, unter andern das oft aufgelegte Buch der Natur, das Buch der natürlichen Weisheit, mehrere mathematische und astronomische Bücher; endlich verdanken wir ihnen die Ausgaben einiger lateinischen Classiker, die erste lateinische Uebersetzung des Flavius Josephus, die deutsche Uebersetzung der Officien des Cicero u. s. w. Man muß in der That über die Fruchtbarkeit der neuen Kunst sich wundern, wenn man auch nur einen flüchtigen Blick in Zapfs Augsburger Buchdruckergeschichte geworfen hat, und doch ließe sich das in derselben enthaltene Verzeichniß der Drucke noch sehr vermehren.

Alle Producte der ältesten Augsburgischen Pressen zeichnen sich überdieß durch ihre typographische Ausstattung sehr vortheilhaft aus. Sie sind meist auf glänzend weißes, starkes, dauerhaftes Papier mit reinen gefälligen Typen gedruckt und zum Theil durch viele Holzschnitte geziert. Ob diese zuerst von Günther Zainer, wie Zapf annimmt, zur Erläuterung des Textes den Druckwerken beigefügt wurden, wage ich nicht zu entscheiden, gewiß aber war Günther Zainer der erste unter den deutschen Druckern, welcher neben den bisher gebräuchlichen gothischen auch lateinische Lettern anwandte. Erhard Ratdolt führte die schönen Randeinfassungen an den Seiten und förmlich abgesetzte Titelblätter allgemeiner ein, als sie bis dahin üblich gewesen waren. Als wahre Meisterstücke der Typographie müssen aber stets die ältesten Augsburger Bibeln und vor Allem die beiden in den Jahren 1517 und 1519 von Johannes Schönsperger gedruckten Ausgaben des Theuerdank betrachtet werden; wenigstens lieferten die früheren deutschen Pressen nichts, was ihnen an die Seite gesetzt werden könnte.

Anfangs besorgten bekanntlich die Buchdrucker den Verkauf ihrer Werke selbst. Die beiden Verlagskataloge, die von den ältesten Druckereien bisher bekannt geworden sind, gehören Augsburg an.

Indeß ist doch noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts der Anfang des eigentlichen Buchhandels zu suchen, wenn er auch nur hie und da als isolirtes Geschäft vorkommt und sich bloß auf den Vertrieb einzelner Bücher beschränkt. Der erste Buchhändler dieser Art dürfte nach Lucantonio Giunta zu Venedig wohl Theobald Feger aus Budweis in Böhmen seyn, der bei Erhard Ratdolt dahier im Jahr 1486 die ungarische Chronik des Johann de Thwrocz auf seine Kosten drucken ließ.

Mit dem Beginne des 16ten Jahrhunderts verlegte sich auch Johann Schönsperger, der jüngere, in Augsburg vorzüglich auf den Handel mit Büchern, und beschäftigte zu dem Ende die Officin des Johann Ottmar, doch hatte er auch eine eigene Presse.

Eine Buchhandlung in ausgedehnterem Sinne des Wortes gründete aber um diese Zeit in hiesiger Stadt Johann Rynmann aus Oehringen. Nach der allgemeinen Annahme ist dieser der erste eigentliche Buchhändler in Deutschland. Seine Verlagsartikel lieferten theils die hiesigen, theils die Baseler und Hagenauer Druckereien. Er legte sich zuerst den Titel eines Buchführers bei und stand auch bei den Gelehrten in sehr großem Ansehen. Der bekannte Dichter Conrad Celtes pries seine Verdienste in einem eigenen Gedichte.... Er war anfangs selbst Buchdrucker und zugleich ein berühmter Schriftgießer, von welchem Aldus in Venedig seine Lettern gekauft haben soll; wenigstens schreiben ihm die Schlußworte in der Lobrede auf den heiligen Ivo (Augsburg 1502) die Verfertigung der Venetianer Typen zu.... Außer Rynmann machten auch noch einige Andere, freilich nur unbedeutende Geschäfte mit Büchern, deren Druck sie in den hiesigen Officinen hatten besorgen lassen; so z. B. Jodocus Birlin (1505 bis 1512), Jörg Diemar (1510), Sixtus Schlegel (1511) etc. Neben diesen trieben aber zugleich die Buchdrucker das Handelsgeschäft fort. Unter diesen zeichnete sich in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts besonders Johannes Miller aus. Aus seiner Druckerei kam unter Anderm die erste und ächte Ausgabe der Ursperger Chronik (vom Jahr 1515), zu deren Drucke er von dem berühmten Conrad Peutinger, seinem vertrauten Freunde, veranlaßt worden war; er war auch der erste in Augsburg, der ein ganz griechisches Buch druckte, während man das erste daselbst erschienene hebräische - Joannis Boeschensteinii elementale introductorium in hebracas litteras - der Presse des Erhard Oeglin (1514) verdankt, und Dr. Sigmund Grimm in Verbindung mit Marx Wirsung (bis 1522) durch den Druck von Musikalien sich bemerklich machte.

Als die Schriften der Reformatoren den großen, welthistorischen Kampf auf dem Gebiete des religiösen Lebens hervorgerufen hatten, wandten sich die hiesigen Pressen fast ausschließlich den litterarischen Erscheinungen der Gegenwart zu. Sie arbeiteten indeß meist für die Sache der evangelischen Lehre; besonders wurden Luthers Schriften durch den Nachdruck des Sylvan Ottmar, Simprecht Ruff, Heinrich Stainer etc. in unzähligen Exemplaren verbreitet. Der schmalkaldische Krieg scheint diese Thätigkeit gelähmt und überhaupt auf die Geschäfte der Buchdrucker und Buchhändler nachtheilig eingewirkt zu haben, zumal da jetzt auch eine strenge Censur von dem Rathe gehandhabt werden mußte.

Doch treffen wir bald nach dem Ende dieses Kriegs hier wieder zwei für jene Zeit bedeutende Sortimentslager. Das eine gehörte dem Dr. Georg Willer, der in der Geschichte des Buchhandels darum eine besondere Auszeichnung verdient, weil er der erste war, der im Jahr 1564 einen Meßkatalog für die Frankfurter Messe ausgab. In Frankfurt bestand bekanntlich seit dem ersten Drittel des 16ten Jahrhunderts ein großer Büchermarkt, auf welchem die deutschen, italienischen, französischen, und, gegen das Ende des Jahrhunderts, auch die niederländischen und holländischen Buchhändler ihre litterarischen Waaren feil boten; Leipzig hob sich dagegen in dieser Beziehung erst am Ende des 17ten Jahrhunderts, und zog von da an die Messe um so leichter fast ganz an sich, weil sich in Frankfurt die Deutschen im Nachtheile gegen die Ausländer sehen mochten.

Der andere namhafte Augsburger Buchhändler aus dieser Zeit ist Johann Portenbach, dessen Sohn und Nachfolger im Geschäfte, Johann Georg Portenbach, sich mit einem gewissen Tobias Lutz associrte. Auch diese besuchten die Frankfurter Messen und ließen von 1578 bis 1598, nach dem Muster der Willer'schen, jährliche Meßkataloge drucken....

Während nun hiernach der Sortimentsbuchhandel in der letzten Hälfte des 16ten Jahrhunderts wieder in Aufnahme kam und hier reiche Niederlagen auch von ausländischer Litteratur gründete, so konnten sich doch die Geschäfte der Buchdrucker

Augsburg gebührt unstreitig das Verdienst, für die Verbreitung der deutschen Uebersetzung der Bibel vor der Reformation am meisten gethan zu haben.

Aber auch nicht unbedeutende geschichtliche Werke und Encyclopädien wurden noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts hier gedruckt, wie z. B. mehrere interessante Chroniken, die Beschreibung des Conciliums von Costnitz, welche auch als das erste gedruckte und ziemlich vollständige Wappenbuch für die Heraldik wichtig ist, das speculum historiale des Vincentius in drei großen Folianten; ferner die größern Reiseberichte des Bernhard von Breydenbach und Hans Tucher über ihre Pilgerfahrt nach Jerusalem. Sonst gingen aus den hiesigen Officinen einige naturwissenschaftliche Schriften hervor, unter andern das oft aufgelegte Buch der Natur, das Buch der natürlichen Weisheit, mehrere mathematische und astronomische Bücher; endlich verdanken wir ihnen die Ausgaben einiger lateinischen Classiker, die erste lateinische Uebersetzung des Flavius Josephus, die deutsche Uebersetzung der Officien des Cicero u. s. w. Man muß in der That über die Fruchtbarkeit der neuen Kunst sich wundern, wenn man auch nur einen flüchtigen Blick in Zapfs Augsburger Buchdruckergeschichte geworfen hat, und doch ließe sich das in derselben enthaltene Verzeichniß der Drucke noch sehr vermehren.

Alle Producte der ältesten Augsburgischen Pressen zeichnen sich überdieß durch ihre typographische Ausstattung sehr vortheilhaft aus. Sie sind meist auf glänzend weißes, starkes, dauerhaftes Papier mit reinen gefälligen Typen gedruckt und zum Theil durch viele Holzschnitte geziert. Ob diese zuerst von Günther Zainer, wie Zapf annimmt, zur Erläuterung des Textes den Druckwerken beigefügt wurden, wage ich nicht zu entscheiden, gewiß aber war Günther Zainer der erste unter den deutschen Druckern, welcher neben den bisher gebräuchlichen gothischen auch lateinische Lettern anwandte. Erhard Ratdolt führte die schönen Randeinfassungen an den Seiten und förmlich abgesetzte Titelblätter allgemeiner ein, als sie bis dahin üblich gewesen waren. Als wahre Meisterstücke der Typographie müssen aber stets die ältesten Augsburger Bibeln und vor Allem die beiden in den Jahren 1517 und 1519 von Johannes Schönsperger gedruckten Ausgaben des Theuerdank betrachtet werden; wenigstens lieferten die früheren deutschen Pressen nichts, was ihnen an die Seite gesetzt werden könnte.

Anfangs besorgten bekanntlich die Buchdrucker den Verkauf ihrer Werke selbst. Die beiden Verlagskataloge, die von den ältesten Druckereien bisher bekannt geworden sind, gehören Augsburg an.

Indeß ist doch noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts der Anfang des eigentlichen Buchhandels zu suchen, wenn er auch nur hie und da als isolirtes Geschäft vorkommt und sich bloß auf den Vertrieb einzelner Bücher beschränkt. Der erste Buchhändler dieser Art dürfte nach Lucantonio Giunta zu Venedig wohl Theobald Feger aus Budweis in Böhmen seyn, der bei Erhard Ratdolt dahier im Jahr 1486 die ungarische Chronik des Johann de Thwrocz auf seine Kosten drucken ließ.

Mit dem Beginne des 16ten Jahrhunderts verlegte sich auch Johann Schönsperger, der jüngere, in Augsburg vorzüglich auf den Handel mit Büchern, und beschäftigte zu dem Ende die Officin des Johann Ottmar, doch hatte er auch eine eigene Presse.

Eine Buchhandlung in ausgedehnterem Sinne des Wortes gründete aber um diese Zeit in hiesiger Stadt Johann Rynmann aus Oehringen. Nach der allgemeinen Annahme ist dieser der erste eigentliche Buchhändler in Deutschland. Seine Verlagsartikel lieferten theils die hiesigen, theils die Baseler und Hagenauer Druckereien. Er legte sich zuerst den Titel eines Buchführers bei und stand auch bei den Gelehrten in sehr großem Ansehen. Der bekannte Dichter Conrad Celtes pries seine Verdienste in einem eigenen Gedichte.... Er war anfangs selbst Buchdrucker und zugleich ein berühmter Schriftgießer, von welchem Aldus in Venedig seine Lettern gekauft haben soll; wenigstens schreiben ihm die Schlußworte in der Lobrede auf den heiligen Ivo (Augsburg 1502) die Verfertigung der Venetianer Typen zu.... Außer Rynmann machten auch noch einige Andere, freilich nur unbedeutende Geschäfte mit Büchern, deren Druck sie in den hiesigen Officinen hatten besorgen lassen; so z. B. Jodocus Birlin (1505 bis 1512), Jörg Diemar (1510), Sixtus Schlegel (1511) etc. Neben diesen trieben aber zugleich die Buchdrucker das Handelsgeschäft fort. Unter diesen zeichnete sich in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts besonders Johannes Miller aus. Aus seiner Druckerei kam unter Anderm die erste und ächte Ausgabe der Ursperger Chronik (vom Jahr 1515), zu deren Drucke er von dem berühmten Conrad Peutinger, seinem vertrauten Freunde, veranlaßt worden war; er war auch der erste in Augsburg, der ein ganz griechisches Buch druckte, während man das erste daselbst erschienene hebräische – Joannis Boeschensteinii elementale introductorium in hebracas litteras – der Presse des Erhard Oeglin (1514) verdankt, und Dr. Sigmund Grimm in Verbindung mit Marx Wirsung (bis 1522) durch den Druck von Musikalien sich bemerklich machte.

Als die Schriften der Reformatoren den großen, welthistorischen Kampf auf dem Gebiete des religiösen Lebens hervorgerufen hatten, wandten sich die hiesigen Pressen fast ausschließlich den litterarischen Erscheinungen der Gegenwart zu. Sie arbeiteten indeß meist für die Sache der evangelischen Lehre; besonders wurden Luthers Schriften durch den Nachdruck des Sylvan Ottmar, Simprecht Ruff, Heinrich Stainer etc. in unzähligen Exemplaren verbreitet. Der schmalkaldische Krieg scheint diese Thätigkeit gelähmt und überhaupt auf die Geschäfte der Buchdrucker und Buchhändler nachtheilig eingewirkt zu haben, zumal da jetzt auch eine strenge Censur von dem Rathe gehandhabt werden mußte.

Doch treffen wir bald nach dem Ende dieses Kriegs hier wieder zwei für jene Zeit bedeutende Sortimentslager. Das eine gehörte dem Dr. Georg Willer, der in der Geschichte des Buchhandels darum eine besondere Auszeichnung verdient, weil er der erste war, der im Jahr 1564 einen Meßkatalog für die Frankfurter Messe ausgab. In Frankfurt bestand bekanntlich seit dem ersten Drittel des 16ten Jahrhunderts ein großer Büchermarkt, auf welchem die deutschen, italienischen, französischen, und, gegen das Ende des Jahrhunderts, auch die niederländischen und holländischen Buchhändler ihre litterarischen Waaren feil boten; Leipzig hob sich dagegen in dieser Beziehung erst am Ende des 17ten Jahrhunderts, und zog von da an die Messe um so leichter fast ganz an sich, weil sich in Frankfurt die Deutschen im Nachtheile gegen die Ausländer sehen mochten.

Der andere namhafte Augsburger Buchhändler aus dieser Zeit ist Johann Portenbach, dessen Sohn und Nachfolger im Geschäfte, Johann Georg Portenbach, sich mit einem gewissen Tobias Lutz associrte. Auch diese besuchten die Frankfurter Messen und ließen von 1578 bis 1598, nach dem Muster der Willer'schen, jährliche Meßkataloge drucken....

Während nun hiernach der Sortimentsbuchhandel in der letzten Hälfte des 16ten Jahrhunderts wieder in Aufnahme kam und hier reiche Niederlagen auch von ausländischer Litteratur gründete, so konnten sich doch die Geschäfte der Buchdrucker

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[1411/0004] Augsburg gebührt unstreitig das Verdienst, für die Verbreitung der deutschen Uebersetzung der Bibel vor der Reformation am meisten gethan zu haben. Aber auch nicht unbedeutende geschichtliche Werke und Encyclopädien wurden noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts hier gedruckt, wie z. B. mehrere interessante Chroniken, die Beschreibung des Conciliums von Costnitz, welche auch als das erste gedruckte und ziemlich vollständige Wappenbuch für die Heraldik wichtig ist, das speculum historiale des Vincentius in drei großen Folianten; ferner die größern Reiseberichte des Bernhard von Breydenbach und Hans Tucher über ihre Pilgerfahrt nach Jerusalem. Sonst gingen aus den hiesigen Officinen einige naturwissenschaftliche Schriften hervor, unter andern das oft aufgelegte Buch der Natur, das Buch der natürlichen Weisheit, mehrere mathematische und astronomische Bücher; endlich verdanken wir ihnen die Ausgaben einiger lateinischen Classiker, die erste lateinische Uebersetzung des Flavius Josephus, die deutsche Uebersetzung der Officien des Cicero u. s. w. Man muß in der That über die Fruchtbarkeit der neuen Kunst sich wundern, wenn man auch nur einen flüchtigen Blick in Zapfs Augsburger Buchdruckergeschichte geworfen hat, und doch ließe sich das in derselben enthaltene Verzeichniß der Drucke noch sehr vermehren. Alle Producte der ältesten Augsburgischen Pressen zeichnen sich überdieß durch ihre typographische Ausstattung sehr vortheilhaft aus. Sie sind meist auf glänzend weißes, starkes, dauerhaftes Papier mit reinen gefälligen Typen gedruckt und zum Theil durch viele Holzschnitte geziert. Ob diese zuerst von Günther Zainer, wie Zapf annimmt, zur Erläuterung des Textes den Druckwerken beigefügt wurden, wage ich nicht zu entscheiden, gewiß aber war Günther Zainer der erste unter den deutschen Druckern, welcher neben den bisher gebräuchlichen gothischen auch lateinische Lettern anwandte. Erhard Ratdolt führte die schönen Randeinfassungen an den Seiten und förmlich abgesetzte Titelblätter allgemeiner ein, als sie bis dahin üblich gewesen waren. Als wahre Meisterstücke der Typographie müssen aber stets die ältesten Augsburger Bibeln und vor Allem die beiden in den Jahren 1517 und 1519 von Johannes Schönsperger gedruckten Ausgaben des Theuerdank betrachtet werden; wenigstens lieferten die früheren deutschen Pressen nichts, was ihnen an die Seite gesetzt werden könnte. Anfangs besorgten bekanntlich die Buchdrucker den Verkauf ihrer Werke selbst. Die beiden Verlagskataloge, die von den ältesten Druckereien bisher bekannt geworden sind, gehören Augsburg an. Indeß ist doch noch im Laufe des 15ten Jahrhunderts der Anfang des eigentlichen Buchhandels zu suchen, wenn er auch nur hie und da als isolirtes Geschäft vorkommt und sich bloß auf den Vertrieb einzelner Bücher beschränkt. Der erste Buchhändler dieser Art dürfte nach Lucantonio Giunta zu Venedig wohl Theobald Feger aus Budweis in Böhmen seyn, der bei Erhard Ratdolt dahier im Jahr 1486 die ungarische Chronik des Johann de Thwrocz auf seine Kosten drucken ließ. Mit dem Beginne des 16ten Jahrhunderts verlegte sich auch Johann Schönsperger, der jüngere, in Augsburg vorzüglich auf den Handel mit Büchern, und beschäftigte zu dem Ende die Officin des Johann Ottmar, doch hatte er auch eine eigene Presse. Eine Buchhandlung in ausgedehnterem Sinne des Wortes gründete aber um diese Zeit in hiesiger Stadt Johann Rynmann aus Oehringen. Nach der allgemeinen Annahme ist dieser der erste eigentliche Buchhändler in Deutschland. Seine Verlagsartikel lieferten theils die hiesigen, theils die Baseler und Hagenauer Druckereien. Er legte sich zuerst den Titel eines Buchführers bei und stand auch bei den Gelehrten in sehr großem Ansehen. Der bekannte Dichter Conrad Celtes pries seine Verdienste in einem eigenen Gedichte.... Er war anfangs selbst Buchdrucker und zugleich ein berühmter Schriftgießer, von welchem Aldus in Venedig seine Lettern gekauft haben soll; wenigstens schreiben ihm die Schlußworte in der Lobrede auf den heiligen Ivo (Augsburg 1502) die Verfertigung der Venetianer Typen zu.... Außer Rynmann machten auch noch einige Andere, freilich nur unbedeutende Geschäfte mit Büchern, deren Druck sie in den hiesigen Officinen hatten besorgen lassen; so z. B. Jodocus Birlin (1505 bis 1512), Jörg Diemar (1510), Sixtus Schlegel (1511) etc. Neben diesen trieben aber zugleich die Buchdrucker das Handelsgeschäft fort. Unter diesen zeichnete sich in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts besonders Johannes Miller aus. Aus seiner Druckerei kam unter Anderm die erste und ächte Ausgabe der Ursperger Chronik (vom Jahr 1515), zu deren Drucke er von dem berühmten Conrad Peutinger, seinem vertrauten Freunde, veranlaßt worden war; er war auch der erste in Augsburg, der ein ganz griechisches Buch druckte, während man das erste daselbst erschienene hebräische – Joannis Boeschensteinii elementale introductorium in hebracas litteras – der Presse des Erhard Oeglin (1514) verdankt, und Dr. Sigmund Grimm in Verbindung mit Marx Wirsung (bis 1522) durch den Druck von Musikalien sich bemerklich machte. Als die Schriften der Reformatoren den großen, welthistorischen Kampf auf dem Gebiete des religiösen Lebens hervorgerufen hatten, wandten sich die hiesigen Pressen fast ausschließlich den litterarischen Erscheinungen der Gegenwart zu. Sie arbeiteten indeß meist für die Sache der evangelischen Lehre; besonders wurden Luthers Schriften durch den Nachdruck des Sylvan Ottmar, Simprecht Ruff, Heinrich Stainer etc. in unzähligen Exemplaren verbreitet. Der schmalkaldische Krieg scheint diese Thätigkeit gelähmt und überhaupt auf die Geschäfte der Buchdrucker und Buchhändler nachtheilig eingewirkt zu haben, zumal da jetzt auch eine strenge Censur von dem Rathe gehandhabt werden mußte. Doch treffen wir bald nach dem Ende dieses Kriegs hier wieder zwei für jene Zeit bedeutende Sortimentslager. Das eine gehörte dem Dr. Georg Willer, der in der Geschichte des Buchhandels darum eine besondere Auszeichnung verdient, weil er der erste war, der im Jahr 1564 einen Meßkatalog für die Frankfurter Messe ausgab. In Frankfurt bestand bekanntlich seit dem ersten Drittel des 16ten Jahrhunderts ein großer Büchermarkt, auf welchem die deutschen, italienischen, französischen, und, gegen das Ende des Jahrhunderts, auch die niederländischen und holländischen Buchhändler ihre litterarischen Waaren feil boten; Leipzig hob sich dagegen in dieser Beziehung erst am Ende des 17ten Jahrhunderts, und zog von da an die Messe um so leichter fast ganz an sich, weil sich in Frankfurt die Deutschen im Nachtheile gegen die Ausländer sehen mochten. Der andere namhafte Augsburger Buchhändler aus dieser Zeit ist Johann Portenbach, dessen Sohn und Nachfolger im Geschäfte, Johann Georg Portenbach, sich mit einem gewissen Tobias Lutz associrte. Auch diese besuchten die Frankfurter Messen und ließen von 1578 bis 1598, nach dem Muster der Willer'schen, jährliche Meßkataloge drucken.... Während nun hiernach der Sortimentsbuchhandel in der letzten Hälfte des 16ten Jahrhunderts wieder in Aufnahme kam und hier reiche Niederlagen auch von ausländischer Litteratur gründete, so konnten sich doch die Geschäfte der Buchdrucker

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 177. Augsburg, 25. Juni 1840, S. 1411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_177_18400625/4>, abgerufen am 21.11.2024.