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Allgemeine Zeitung. Nr. 179. Augsburg, 26. Juni 1840.

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möchte, und zwar dieß alles, damit kein Aufenthalt entstehe, und noch eine ständische Schrift an die Regierung erlassen werden könne. Die Kammer ehrte die Ansicht ihrer Deputation und schwieg. Nur der Antragsteller Coith verwendete sich noch besonders für seinen Antrag, erwähnte dabei, wie der Leipziger Buchhandel auch vom Auslande gepflegt werde, es jedoch nicht ferner werden, vielleicht sich wieder nach Süddeutschland ziehen möchte, wenn ihm hier vom Staate nicht der nöthige Schutz gewährt werden sollte. Darauf erwiederte der Minister des Innern, Nostitz und Jänckendorf, daß, da die Regierung die Absicht gehabt habe, mit dem zurückgenommenen Preßgesetz ein Gesetz wegen des Nachdrucks und mit beiden zusammen eine Verordnung zu erlassen, worin verschiedene Erleichterungen des Buchhandels, soweit sie mit den Bundesgesetzen verträglich, hätten zugestanden werden sollen, so werde sie diese Verordnung auch jetzt noch publiciren, der eben besprochene Antrag möge an die Regierung gelangen oder nicht. Nachdem diese Erklärung vom Präsidenten dankbarlichst acceptirt worden war, nahm die Kammer das Deputationsgutachten einstimmig an. Die noch übrige Zeit der Tagesordnung nahm die Berathung der Armenordnung ein, welche bis §. 30 vorschritt, so daß nur noch 115 Paragraphen zu erledigen sind. Sonderliches Interesse gewährt die Verhandlung übrigens nicht. Die Rittergutsbesitzer, namentlich v. Thielau, klagten viel, daß der größere Grundbesitz in Folge der neuen Gesetze und Einrichtungen immer mehr seinem Ruin entgegengehe und zu viel abgeben müsse, als daß er noch zu retten sey. Der Referent Todt wollte jedoch diesen Klagen keinen Glauben schenken, und da die Kammer gleichen Sinnes war, indem sie das Minoritätsgutachten der Deputation, welches den Beschluß der ersten Kammer in Ansehung der Modalität der Beitragsleistung der Rittergüter abgelehnt und den Gesetzentwurf, der darüber gar nichts bestimmt, angenommen wissen wollte, mit großer Majorität genehmigte, so kündigte v. Thielau ein Separatvotum der Rittergutsbesitzer an. (L. A. Z.)

Der hiesigen Stadtpostbehörde ist vom Generalpostamt in London die Eröffnung gemacht worden, daß man dort das Porto der hiesigen Briefe herunter setzen würde, wenn man auf Reciprocität rechnen könnte. Da wahrscheinlich an sämmtliche königliche und fürstliche Postbehörden, die ihre Briefe über hier nach England schickten, ähnliche Mittheilungen ergangen sind, so wird unsere Antwort vermuthlich von den Erklärungen dieser hohen Regierungen abhängen. - Der Eisenbahncongreß wird nicht in Celle, sondern in Lüneburg und zwar Ende des Julius stattfinden. - Auf den August erwartet man in Altona einen Besuch von Sr. Maj. dem König von Dänemark. Das Hotel Rainville in Ottensen ist bereits bestellt, und den jetzigen Bewohnern angezeigt worden, daß ihnen während der Zeit des Aufenthalts Sr. Maj. andere Wohnungen verschafft werden.

Preußen.

Die Publication des Testaments des hochseligen Königs (so weit dasselbe nicht Vermögensdispositionen enthält) hat hier einen unbeschreiblichen Eindruck gemacht. Zwar kannte man die Bestimmungen desselben in der Hauptsache bereits, doch waren sie nur in einem engern Kreise verbreitet. *) Und gerade der Schritt der Veröffentlichung, diese gerade, herzliche, zutrauensvolle Ansprache des Königs an sein Volk ist es, wodurch die Wirkung so erhöht wird. Der Stolz auf die väterliche Ermahnung, der dieselbe vor aller Welt empfangen will, beweist am sichersten die unendlich würdige, wahrhaft edle und erhabene Gesinnung unsers Monarchen, den der Himmel nur mit eben so zuverlässigen Rathgebern umgeben möge, als er selbst ist. Uebrigens sucht man die Veröffentlichung des Documents so weit zu erhöhen als irgend möglich, denn es wird in besondern Abdrücken von Haus zu Haus für jede inwohnende Familie vertheilt. Es ist dieß ein geistiger Constitutionsact, dem wir das beste Vertrauen schenken wollen. - Einen nicht erfreulichen Eindruck hat es dagegen gemacht, daß die Deputation der Stadt Breslau, welche in der ersten Wärme des aufwallenden Gefühls sich hieher begeben hat, nicht vom Könige empfangen worden ist. Dieselbe hatte einige ihrer Mitglieder nach Potsdam geschickt, um wegen einer Audienz anzufragen. Sie wurde dort vom Hofmarschall v. Meyringer zuerst an einen der Flügeladjutanten, und von diesem an den geh. Cabinetsrath Müller verwiesen. Dieser eröffnete der Deputation, daß Se. Maj. durch einen Erlaß an die Oberpräsidenten sich die Deputationen aus den Provinzen verbeten habe, indem der König nächstens alle Provinzen selbst durchreisen werde. Dieser Erlaß war aber erst nach Abgang der Deputation aus Breslau dort eingetroffen. Dessen ungeachtet scheint es Hr. geh. Cabinetsrath Müller nicht haben auf sich nehmen wollen, bei Sr. Maj. um die Audienz anzufragen. Die Deputation jedoch, im Vertrauen, daß Se. Maj. die redliche Meinung der Stadt Breslau nicht verkennen werde, hat sich mit der Anfrage um eine Audienz jetzt an Se. Maj. selbst gewandt.

Der König kam gestern von Sanssouci nach der Stadt, hat den Minister Grafen v. Lottum mit einem Besuche erfreut und in der Behausung des ergrauten Staatsmannes, dem Se. Maj. dadurch eine Erleichterung gewähren wollte, den Vortrag der Minister vernommen, der, wie versichert wird, unter Anderm auch die kirchlichen Angelegenheiten betroffen haben soll. - Den Erzherzog Albrecht von Oesterreich und den Prinzen Luitpold von Bayern hat man bisher nur auf wenige Augenblicke hier in der Hauptstadt gesehen, wohin beide Prinzen nur gekommen waren, um die Fürstin von Liegnitz auf dem nahen Lustschloß Schönhausen zu besuchen, und von wo sie dann bald wieder auf der Eisenbahn nach Potsdam zurückkehrten. Der König ist so von Geschäften gedrängt, daß er von den hier eingetroffenen städtischen Deputationen, die eigentlich ganz gegen den üblichen Gebrauch und nur dem Drange eines theilnehmenden Herzens folgend, hieher gekommen sind, nur noch die von Stettin empfangen konnte. Morgen wird Se. Maj. die Akademie der Wissenschaften und zwar in corpore empfangen, eine Auszeichnung, mit der ihr der König entgegengekommen ist, da die Akademie ursprünglich nur die Absicht hatte, eine Deputation von zwölf Mitgliedern zu senden. Die ganze Akademie zählt jetzt 44 ordentliche Mitglieder; 6 Stellen sind unbesetzt, da sie etatsmäßig aus 50 Gelehrten bestehen soll. Der König hat als Kronprinz ihren öffentlichen Sitzungen fast regelmäßig beigewohnt; die Akademie hätte sich längst dadurch ehren sollen, daß sie ihn zu ihrem Mitgliede erwählte. Friedrich II ist es bekanntlich ebenfalls gewesen. - In wenigen Tagen, am 23 d. M., wird in Potsdam ein militärisches Fest, das Jubiläum des Regiments Garde du Corps, gefeiert werden, das der verstorbene König noch selbst angeordnet und in Bezug auf welches er mit eigener Hand die nähern Bestimmungen aufgesetzt hat. Das Fest wird indessen ganz den Charakter der gegenwärtigen stillen Trauerzeit haben, und hauptsächlich in einem feierlichen Gottesdienst bestehen, wonächst der Commandeur des Regiments die historische Bedeutung des Festes in einem Vortrag aus einander setzen wird. Zugleich soll die in Druck gegebene, sehr gehaltreiche und prachtvoll ausgestattete Geschichte des Regiments an die Mannschaften

*) Ich habe sie Ihnen bereits vor 8-10 Tagen mitgetheilt.

möchte, und zwar dieß alles, damit kein Aufenthalt entstehe, und noch eine ständische Schrift an die Regierung erlassen werden könne. Die Kammer ehrte die Ansicht ihrer Deputation und schwieg. Nur der Antragsteller Coith verwendete sich noch besonders für seinen Antrag, erwähnte dabei, wie der Leipziger Buchhandel auch vom Auslande gepflegt werde, es jedoch nicht ferner werden, vielleicht sich wieder nach Süddeutschland ziehen möchte, wenn ihm hier vom Staate nicht der nöthige Schutz gewährt werden sollte. Darauf erwiederte der Minister des Innern, Nostitz und Jänckendorf, daß, da die Regierung die Absicht gehabt habe, mit dem zurückgenommenen Preßgesetz ein Gesetz wegen des Nachdrucks und mit beiden zusammen eine Verordnung zu erlassen, worin verschiedene Erleichterungen des Buchhandels, soweit sie mit den Bundesgesetzen verträglich, hätten zugestanden werden sollen, so werde sie diese Verordnung auch jetzt noch publiciren, der eben besprochene Antrag möge an die Regierung gelangen oder nicht. Nachdem diese Erklärung vom Präsidenten dankbarlichst acceptirt worden war, nahm die Kammer das Deputationsgutachten einstimmig an. Die noch übrige Zeit der Tagesordnung nahm die Berathung der Armenordnung ein, welche bis §. 30 vorschritt, so daß nur noch 115 Paragraphen zu erledigen sind. Sonderliches Interesse gewährt die Verhandlung übrigens nicht. Die Rittergutsbesitzer, namentlich v. Thielau, klagten viel, daß der größere Grundbesitz in Folge der neuen Gesetze und Einrichtungen immer mehr seinem Ruin entgegengehe und zu viel abgeben müsse, als daß er noch zu retten sey. Der Referent Todt wollte jedoch diesen Klagen keinen Glauben schenken, und da die Kammer gleichen Sinnes war, indem sie das Minoritätsgutachten der Deputation, welches den Beschluß der ersten Kammer in Ansehung der Modalität der Beitragsleistung der Rittergüter abgelehnt und den Gesetzentwurf, der darüber gar nichts bestimmt, angenommen wissen wollte, mit großer Majorität genehmigte, so kündigte v. Thielau ein Separatvotum der Rittergutsbesitzer an. (L. A. Z.)

Der hiesigen Stadtpostbehörde ist vom Generalpostamt in London die Eröffnung gemacht worden, daß man dort das Porto der hiesigen Briefe herunter setzen würde, wenn man auf Reciprocität rechnen könnte. Da wahrscheinlich an sämmtliche königliche und fürstliche Postbehörden, die ihre Briefe über hier nach England schickten, ähnliche Mittheilungen ergangen sind, so wird unsere Antwort vermuthlich von den Erklärungen dieser hohen Regierungen abhängen. – Der Eisenbahncongreß wird nicht in Celle, sondern in Lüneburg und zwar Ende des Julius stattfinden. – Auf den August erwartet man in Altona einen Besuch von Sr. Maj. dem König von Dänemark. Das Hotel Rainville in Ottensen ist bereits bestellt, und den jetzigen Bewohnern angezeigt worden, daß ihnen während der Zeit des Aufenthalts Sr. Maj. andere Wohnungen verschafft werden.

Preußen.

Die Publication des Testaments des hochseligen Königs (so weit dasselbe nicht Vermögensdispositionen enthält) hat hier einen unbeschreiblichen Eindruck gemacht. Zwar kannte man die Bestimmungen desselben in der Hauptsache bereits, doch waren sie nur in einem engern Kreise verbreitet. *) Und gerade der Schritt der Veröffentlichung, diese gerade, herzliche, zutrauensvolle Ansprache des Königs an sein Volk ist es, wodurch die Wirkung so erhöht wird. Der Stolz auf die väterliche Ermahnung, der dieselbe vor aller Welt empfangen will, beweist am sichersten die unendlich würdige, wahrhaft edle und erhabene Gesinnung unsers Monarchen, den der Himmel nur mit eben so zuverlässigen Rathgebern umgeben möge, als er selbst ist. Uebrigens sucht man die Veröffentlichung des Documents so weit zu erhöhen als irgend möglich, denn es wird in besondern Abdrücken von Haus zu Haus für jede inwohnende Familie vertheilt. Es ist dieß ein geistiger Constitutionsact, dem wir das beste Vertrauen schenken wollen. – Einen nicht erfreulichen Eindruck hat es dagegen gemacht, daß die Deputation der Stadt Breslau, welche in der ersten Wärme des aufwallenden Gefühls sich hieher begeben hat, nicht vom Könige empfangen worden ist. Dieselbe hatte einige ihrer Mitglieder nach Potsdam geschickt, um wegen einer Audienz anzufragen. Sie wurde dort vom Hofmarschall v. Meyringer zuerst an einen der Flügeladjutanten, und von diesem an den geh. Cabinetsrath Müller verwiesen. Dieser eröffnete der Deputation, daß Se. Maj. durch einen Erlaß an die Oberpräsidenten sich die Deputationen aus den Provinzen verbeten habe, indem der König nächstens alle Provinzen selbst durchreisen werde. Dieser Erlaß war aber erst nach Abgang der Deputation aus Breslau dort eingetroffen. Dessen ungeachtet scheint es Hr. geh. Cabinetsrath Müller nicht haben auf sich nehmen wollen, bei Sr. Maj. um die Audienz anzufragen. Die Deputation jedoch, im Vertrauen, daß Se. Maj. die redliche Meinung der Stadt Breslau nicht verkennen werde, hat sich mit der Anfrage um eine Audienz jetzt an Se. Maj. selbst gewandt.

Der König kam gestern von Sanssouci nach der Stadt, hat den Minister Grafen v. Lottum mit einem Besuche erfreut und in der Behausung des ergrauten Staatsmannes, dem Se. Maj. dadurch eine Erleichterung gewähren wollte, den Vortrag der Minister vernommen, der, wie versichert wird, unter Anderm auch die kirchlichen Angelegenheiten betroffen haben soll. – Den Erzherzog Albrecht von Oesterreich und den Prinzen Luitpold von Bayern hat man bisher nur auf wenige Augenblicke hier in der Hauptstadt gesehen, wohin beide Prinzen nur gekommen waren, um die Fürstin von Liegnitz auf dem nahen Lustschloß Schönhausen zu besuchen, und von wo sie dann bald wieder auf der Eisenbahn nach Potsdam zurückkehrten. Der König ist so von Geschäften gedrängt, daß er von den hier eingetroffenen städtischen Deputationen, die eigentlich ganz gegen den üblichen Gebrauch und nur dem Drange eines theilnehmenden Herzens folgend, hieher gekommen sind, nur noch die von Stettin empfangen konnte. Morgen wird Se. Maj. die Akademie der Wissenschaften und zwar in corpore empfangen, eine Auszeichnung, mit der ihr der König entgegengekommen ist, da die Akademie ursprünglich nur die Absicht hatte, eine Deputation von zwölf Mitgliedern zu senden. Die ganze Akademie zählt jetzt 44 ordentliche Mitglieder; 6 Stellen sind unbesetzt, da sie etatsmäßig aus 50 Gelehrten bestehen soll. Der König hat als Kronprinz ihren öffentlichen Sitzungen fast regelmäßig beigewohnt; die Akademie hätte sich längst dadurch ehren sollen, daß sie ihn zu ihrem Mitgliede erwählte. Friedrich II ist es bekanntlich ebenfalls gewesen. – In wenigen Tagen, am 23 d. M., wird in Potsdam ein militärisches Fest, das Jubiläum des Regiments Garde du Corps, gefeiert werden, das der verstorbene König noch selbst angeordnet und in Bezug auf welches er mit eigener Hand die nähern Bestimmungen aufgesetzt hat. Das Fest wird indessen ganz den Charakter der gegenwärtigen stillen Trauerzeit haben, und hauptsächlich in einem feierlichen Gottesdienst bestehen, wonächst der Commandeur des Regiments die historische Bedeutung des Festes in einem Vortrag aus einander setzen wird. Zugleich soll die in Druck gegebene, sehr gehaltreiche und prachtvoll ausgestattete Geschichte des Regiments an die Mannschaften

*) Ich habe sie Ihnen bereits vor 8-10 Tagen mitgetheilt.
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[1421/0005] möchte, und zwar dieß alles, damit kein Aufenthalt entstehe, und noch eine ständische Schrift an die Regierung erlassen werden könne. Die Kammer ehrte die Ansicht ihrer Deputation und schwieg. Nur der Antragsteller Coith verwendete sich noch besonders für seinen Antrag, erwähnte dabei, wie der Leipziger Buchhandel auch vom Auslande gepflegt werde, es jedoch nicht ferner werden, vielleicht sich wieder nach Süddeutschland ziehen möchte, wenn ihm hier vom Staate nicht der nöthige Schutz gewährt werden sollte. Darauf erwiederte der Minister des Innern, Nostitz und Jänckendorf, daß, da die Regierung die Absicht gehabt habe, mit dem zurückgenommenen Preßgesetz ein Gesetz wegen des Nachdrucks und mit beiden zusammen eine Verordnung zu erlassen, worin verschiedene Erleichterungen des Buchhandels, soweit sie mit den Bundesgesetzen verträglich, hätten zugestanden werden sollen, so werde sie diese Verordnung auch jetzt noch publiciren, der eben besprochene Antrag möge an die Regierung gelangen oder nicht. Nachdem diese Erklärung vom Präsidenten dankbarlichst acceptirt worden war, nahm die Kammer das Deputationsgutachten einstimmig an. Die noch übrige Zeit der Tagesordnung nahm die Berathung der Armenordnung ein, welche bis §. 30 vorschritt, so daß nur noch 115 Paragraphen zu erledigen sind. Sonderliches Interesse gewährt die Verhandlung übrigens nicht. Die Rittergutsbesitzer, namentlich v. Thielau, klagten viel, daß der größere Grundbesitz in Folge der neuen Gesetze und Einrichtungen immer mehr seinem Ruin entgegengehe und zu viel abgeben müsse, als daß er noch zu retten sey. Der Referent Todt wollte jedoch diesen Klagen keinen Glauben schenken, und da die Kammer gleichen Sinnes war, indem sie das Minoritätsgutachten der Deputation, welches den Beschluß der ersten Kammer in Ansehung der Modalität der Beitragsleistung der Rittergüter abgelehnt und den Gesetzentwurf, der darüber gar nichts bestimmt, angenommen wissen wollte, mit großer Majorität genehmigte, so kündigte v. Thielau ein Separatvotum der Rittergutsbesitzer an. (L. A. Z.) _ Hamburg, 20 Jun. Der hiesigen Stadtpostbehörde ist vom Generalpostamt in London die Eröffnung gemacht worden, daß man dort das Porto der hiesigen Briefe herunter setzen würde, wenn man auf Reciprocität rechnen könnte. Da wahrscheinlich an sämmtliche königliche und fürstliche Postbehörden, die ihre Briefe über hier nach England schickten, ähnliche Mittheilungen ergangen sind, so wird unsere Antwort vermuthlich von den Erklärungen dieser hohen Regierungen abhängen. – Der Eisenbahncongreß wird nicht in Celle, sondern in Lüneburg und zwar Ende des Julius stattfinden. – Auf den August erwartet man in Altona einen Besuch von Sr. Maj. dem König von Dänemark. Das Hotel Rainville in Ottensen ist bereits bestellt, und den jetzigen Bewohnern angezeigt worden, daß ihnen während der Zeit des Aufenthalts Sr. Maj. andere Wohnungen verschafft werden. Preußen. _ Berlin, 19 Jun. Die Publication des Testaments des hochseligen Königs (so weit dasselbe nicht Vermögensdispositionen enthält) hat hier einen unbeschreiblichen Eindruck gemacht. Zwar kannte man die Bestimmungen desselben in der Hauptsache bereits, doch waren sie nur in einem engern Kreise verbreitet. *) Und gerade der Schritt der Veröffentlichung, diese gerade, herzliche, zutrauensvolle Ansprache des Königs an sein Volk ist es, wodurch die Wirkung so erhöht wird. Der Stolz auf die väterliche Ermahnung, der dieselbe vor aller Welt empfangen will, beweist am sichersten die unendlich würdige, wahrhaft edle und erhabene Gesinnung unsers Monarchen, den der Himmel nur mit eben so zuverlässigen Rathgebern umgeben möge, als er selbst ist. Uebrigens sucht man die Veröffentlichung des Documents so weit zu erhöhen als irgend möglich, denn es wird in besondern Abdrücken von Haus zu Haus für jede inwohnende Familie vertheilt. Es ist dieß ein geistiger Constitutionsact, dem wir das beste Vertrauen schenken wollen. – Einen nicht erfreulichen Eindruck hat es dagegen gemacht, daß die Deputation der Stadt Breslau, welche in der ersten Wärme des aufwallenden Gefühls sich hieher begeben hat, nicht vom Könige empfangen worden ist. Dieselbe hatte einige ihrer Mitglieder nach Potsdam geschickt, um wegen einer Audienz anzufragen. Sie wurde dort vom Hofmarschall v. Meyringer zuerst an einen der Flügeladjutanten, und von diesem an den geh. Cabinetsrath Müller verwiesen. Dieser eröffnete der Deputation, daß Se. Maj. durch einen Erlaß an die Oberpräsidenten sich die Deputationen aus den Provinzen verbeten habe, indem der König nächstens alle Provinzen selbst durchreisen werde. Dieser Erlaß war aber erst nach Abgang der Deputation aus Breslau dort eingetroffen. Dessen ungeachtet scheint es Hr. geh. Cabinetsrath Müller nicht haben auf sich nehmen wollen, bei Sr. Maj. um die Audienz anzufragen. Die Deputation jedoch, im Vertrauen, daß Se. Maj. die redliche Meinung der Stadt Breslau nicht verkennen werde, hat sich mit der Anfrage um eine Audienz jetzt an Se. Maj. selbst gewandt. _ Berlin, 20 Jun. Der König kam gestern von Sanssouci nach der Stadt, hat den Minister Grafen v. Lottum mit einem Besuche erfreut und in der Behausung des ergrauten Staatsmannes, dem Se. Maj. dadurch eine Erleichterung gewähren wollte, den Vortrag der Minister vernommen, der, wie versichert wird, unter Anderm auch die kirchlichen Angelegenheiten betroffen haben soll. – Den Erzherzog Albrecht von Oesterreich und den Prinzen Luitpold von Bayern hat man bisher nur auf wenige Augenblicke hier in der Hauptstadt gesehen, wohin beide Prinzen nur gekommen waren, um die Fürstin von Liegnitz auf dem nahen Lustschloß Schönhausen zu besuchen, und von wo sie dann bald wieder auf der Eisenbahn nach Potsdam zurückkehrten. Der König ist so von Geschäften gedrängt, daß er von den hier eingetroffenen städtischen Deputationen, die eigentlich ganz gegen den üblichen Gebrauch und nur dem Drange eines theilnehmenden Herzens folgend, hieher gekommen sind, nur noch die von Stettin empfangen konnte. Morgen wird Se. Maj. die Akademie der Wissenschaften und zwar in corpore empfangen, eine Auszeichnung, mit der ihr der König entgegengekommen ist, da die Akademie ursprünglich nur die Absicht hatte, eine Deputation von zwölf Mitgliedern zu senden. Die ganze Akademie zählt jetzt 44 ordentliche Mitglieder; 6 Stellen sind unbesetzt, da sie etatsmäßig aus 50 Gelehrten bestehen soll. Der König hat als Kronprinz ihren öffentlichen Sitzungen fast regelmäßig beigewohnt; die Akademie hätte sich längst dadurch ehren sollen, daß sie ihn zu ihrem Mitgliede erwählte. Friedrich II ist es bekanntlich ebenfalls gewesen. – In wenigen Tagen, am 23 d. M., wird in Potsdam ein militärisches Fest, das Jubiläum des Regiments Garde du Corps, gefeiert werden, das der verstorbene König noch selbst angeordnet und in Bezug auf welches er mit eigener Hand die nähern Bestimmungen aufgesetzt hat. Das Fest wird indessen ganz den Charakter der gegenwärtigen stillen Trauerzeit haben, und hauptsächlich in einem feierlichen Gottesdienst bestehen, wonächst der Commandeur des Regiments die historische Bedeutung des Festes in einem Vortrag aus einander setzen wird. Zugleich soll die in Druck gegebene, sehr gehaltreiche und prachtvoll ausgestattete Geschichte des Regiments an die Mannschaften *) Ich habe sie Ihnen bereits vor 8-10 Tagen mitgetheilt.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 179. Augsburg, 26. Juni 1840, S. 1421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_178_18400626/5>, abgerufen am 21.11.2024.