Allgemeine Zeitung. Nr. 180. Augsburg, 28. Juni 1840.vollendeter Fahrt geht der Beakon vor Anker, und alsbald werden die kleineren Schiffe und vier bis fünf Boote, versehen mit Proviant und Zelten, jedes nach seinem Bezirk ausgesandt, um erst nach vollendeter Arbeit, falls nicht der Proviant früher ausgegangen, zum Beakon zurückzukehren. Während der Rückreise und im Winterquartier in Malta verwandelt sich das Bibliothekszimmer in ein Arbeitszimmer, aus dem vor Anfang der neuen Expedition die aus unzähligen Zahlen entstandenen und bestehenden Karten nach London an die Admiralität abgehen. Ohne daß wir über die Wichtigkeit dieser Arbeiten für die Schifffahrt weiter reden, müssen wir der ausgezeichneten Liberalität erwähnen, womit die kaum vollendeten Karten, selbst ehe sie reducirt und dem Druck übergeben sind, den Commandanten fremder Kriegsschiffe aller Nationen mitgetheilt werden. Sonst hielt man kleinlichst dergleichen Arbeiten geheim. - Der mehr wissenschaftliche Werth dieser Karten ist hauptsächlich ein doppelter. Einestheils gewähren sie ein für die Kunde der submarinen Fortsetzung des Landes einen sehr interessanten Blick unter das Meer. Es wäre im Grunde leicht, und eine Vollendung dieser Arbeiten, nach jenen Messungen eine submarine Landkarte zu entwerfen, auf welchem Berg und Thal eben so genau dargestellt wäre, wie auf den gewöhnlichen Karten. Für die Lehre von der Hebung des festen Landes aus dem Meere könnte eine solche Karte vielleicht großen Werth haben. Viel bedeutender aber ist die Bereicherung, welche sich die Alterthumskunde von diesen Vermessungen versprechen darf, und zum Theil durch sie schon gewonnen hat. Wir erinnern hier wieder an Hrn. Beauforts Karamanien. Der Commandant des Beakon und seine Officiere vereinigen, wie gesagt, mit ihren nautischen Kenntnissen ein den Gebildeten ihrer Nation eigenthümliches Interesse an dem griechischen Alterthum. Nicht nur die genaue Vermessung der Küstenlinie, sondern die Topographie des nächsten Küstenlandes machen sie zu ihrer Aufgabe, und sowohl das Zeichenzimmer des Beakon als das hydrographische Bureau in London enthält bereits eine Menge der schätzbarsten Beiträge zu einer genaueren geographischen und topographischen Kunde der Küsten Kleinasiens, deren möglichst baldige Veröffentlichung der Admiralität den Dank jedes Freundes des griechischen Alterthums erwerben würde. Neben den Arbeiten des Hrn. Graves selbst zeichnen sich in dieser Hinsicht die des Hrn. Spratt aus. Algier. Der Toulonnais vom 17 Jun. theilt ein Schreiben der Colonisten in Algier vom 9 Jun. an den Conseilpräsidenten mit, in welchem 400 Bewohner dieses Landes Hrn. Thiers bitten, ihnen und dem Lande einen Oberbefehlshaber und einen Gouverneur zu geben, der das Land gegen die Angriffe der Araber zu vertheidigen wisse, und der Colonie eine Haltung gegen den wachsenden Verfall des innern Wohlstands geben könne. "Es sind nicht mehr einzelne Räuberbanden, heißt es in diesem Schreiben, die durch die Hecken schleichen, und uns bei unsern Arbeiten überfallen; der Feind ist Herr der Ebene Metidscha, er dringt ins Massif und schneidet vor den Augen einer zahlreichen Armee, die ohne eine gute Führung ist und oft durch ausdrückliche Befehle des Generals zur Unthätigkeit gezwungen wird, unsern Mitbürgern die Köpfe ab. Vergeblich kämpft die Armee mit ihrer bekannten Tapferkeit, und erringt immer neuen Ruhm und Glanz den französischen Waffen; alle diese glänzende Siege sind verloren, und Frankreich wird nie einen wesentlichen Vortheil daraus ziehen. Mit jedem Tag wird der Raum der französischen Besitzung kleiner. ... Das Blut unserer thätigsten Mitbürger, das unserer tapfersten Soldaten fließt nutzlos dahin. ... Darum eilen Sie, Hr. Minister ... Geben Sie der Armee einen Chef, der Colonie einen Gouverneur, und Sie werden sich hoch verdient um das Vaterland machen." Algier, 13 Jun. Als ich Ihnen in meinem vorigen Briefe die Auswanderung des kleinen Stammes der Dscheraga meldete, der die Ebene Staueli, vereinigt mit dem Beni Mussus und Zuaua bewohnt, äußerte ich die Besorgniß, diese Auswanderung möchte von Angriffen gegen die daselbst wohnenden Colonisten begleitet werden. Meine Besorgnisse waren prophetisch; denn in der Nacht vom 9 zum 10 galoppirten 300 Reiter, Fackeln in der Hand, von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens durch diese unglückliche Gegend, die bis jetzt noch verschont geblieben war, und verbrannten alle Heuschober (mit Ausnahme deren eines einzigen Eigenthümers), die Haupt- und oft einzige Einnahme der unglücklichen Colonisten. Auch dieses Ereigniß hätte man wie alle anderen vermeiden können. Ein kurzer Ueberblick der Thatsachen wird Sie davon überzeugen. - Es geschah, daß während ein gewisser Bel Ufa, Scheikh des Stammes der Dscheraga, zufällig sich in Algier befand, ein Mord an einem Mauren von Buzareah in den Einöden, welche die Halbinsel Sidi-Ferutsch umgeben, begangen wurde. Die Kunde von dieser That kam dem Chef des arabischen Bureau auf anderm Wege als durch Vermittlung des Scheikh zu, dem deßhalb 150 Stockschläge gegeben, aber sein Amt gelassen wurde. Noch war der Zorn über diese Beleidigung neu, als General Corbin mit 2000 Mann in das Gebiet jenes Stammes einfiel, den der Maire von Dely Ibrahim einiger Räubereien beschuldigt hatte. Man ließ die Araber niederknien, Kanonen wurden auf sie gerichtet, kurz sie mußten glauben, man wolle sie erschießen, als die Bitten einiger ihnen benachbarten Colonisten (der HH. Fruitier und Roques, die auch bei dem Brande verschont wurden) den General erweichten, der übrigens gar nicht die Absicht hatte, zu einem blutigen Ende zu kommen, und die Araber nur schrecken wollte. Die Folge war die Auswanderung des Stammes und die unglückliche Begebenheit, von der ich gesprochen. - Die Amraua hatten die Unverschämtheit, sich im Dorfe Hadschera, am Einfluß des Hamise (ungefähr 2 Lieues von Algier zur See) niederzulassen, um die Silos der befreundeten Arabern, die vor der Katastrophe im December 1839 daselbst wohnten, auszuräumen; gestern Morgen legten sie Feuer an, ehe sie sich zurückzogen, und bald verbreiteten sich die Flamme, die das Gras und Gestrüpp ergriffen hatte, durch die Ebene mit einer dicken, schwarzen Rauchwolke. Die Besatzung des Forts Matifu, das so leicht von der See aus zu verproviantiren ist, hätte dieses Unternehmen vereiteln und das Fort selbst retten können, dessen Inneres die Räuber ganz zerstört haben. - Wenn man bei solchen Ereignissen, die sich täglich erneuern, die pomphaften Berichte des Marschalls liest, worin er dem Feinde große Verluste beibringt, und ihn, entmuthigt, zum Rückzug zwingt (was ihn aber nicht hindert, ein wenig weiterhin zahlreicher und heftiger wieder zu kommen, wahrscheinlich, um dem Marschall das Vergnügen zu machen, ihm neue und immer ungeheure Verluste beizubringen), wenn man solche Dinge sieht und liest, erstaunt man weniger über die Unvorsichtigkeit des Marschalls als die Langmüthigkeit des Ministeriums, die einen Mann hier läßt, dessen Unfähigkeit und übler Wille Alles übertrifft, was man bisher gesehen, ja Alles, was man sich denken kann. vollendeter Fahrt geht der Beakon vor Anker, und alsbald werden die kleineren Schiffe und vier bis fünf Boote, versehen mit Proviant und Zelten, jedes nach seinem Bezirk ausgesandt, um erst nach vollendeter Arbeit, falls nicht der Proviant früher ausgegangen, zum Beakon zurückzukehren. Während der Rückreise und im Winterquartier in Malta verwandelt sich das Bibliothekszimmer in ein Arbeitszimmer, aus dem vor Anfang der neuen Expedition die aus unzähligen Zahlen entstandenen und bestehenden Karten nach London an die Admiralität abgehen. Ohne daß wir über die Wichtigkeit dieser Arbeiten für die Schifffahrt weiter reden, müssen wir der ausgezeichneten Liberalität erwähnen, womit die kaum vollendeten Karten, selbst ehe sie reducirt und dem Druck übergeben sind, den Commandanten fremder Kriegsschiffe aller Nationen mitgetheilt werden. Sonst hielt man kleinlichst dergleichen Arbeiten geheim. – Der mehr wissenschaftliche Werth dieser Karten ist hauptsächlich ein doppelter. Einestheils gewähren sie ein für die Kunde der submarinen Fortsetzung des Landes einen sehr interessanten Blick unter das Meer. Es wäre im Grunde leicht, und eine Vollendung dieser Arbeiten, nach jenen Messungen eine submarine Landkarte zu entwerfen, auf welchem Berg und Thal eben so genau dargestellt wäre, wie auf den gewöhnlichen Karten. Für die Lehre von der Hebung des festen Landes aus dem Meere könnte eine solche Karte vielleicht großen Werth haben. Viel bedeutender aber ist die Bereicherung, welche sich die Alterthumskunde von diesen Vermessungen versprechen darf, und zum Theil durch sie schon gewonnen hat. Wir erinnern hier wieder an Hrn. Beauforts Karamanien. Der Commandant des Beakon und seine Officiere vereinigen, wie gesagt, mit ihren nautischen Kenntnissen ein den Gebildeten ihrer Nation eigenthümliches Interesse an dem griechischen Alterthum. Nicht nur die genaue Vermessung der Küstenlinie, sondern die Topographie des nächsten Küstenlandes machen sie zu ihrer Aufgabe, und sowohl das Zeichenzimmer des Beakon als das hydrographische Bureau in London enthält bereits eine Menge der schätzbarsten Beiträge zu einer genaueren geographischen und topographischen Kunde der Küsten Kleinasiens, deren möglichst baldige Veröffentlichung der Admiralität den Dank jedes Freundes des griechischen Alterthums erwerben würde. Neben den Arbeiten des Hrn. Graves selbst zeichnen sich in dieser Hinsicht die des Hrn. Spratt aus. Algier. Der Toulonnais vom 17 Jun. theilt ein Schreiben der Colonisten in Algier vom 9 Jun. an den Conseilpräsidenten mit, in welchem 400 Bewohner dieses Landes Hrn. Thiers bitten, ihnen und dem Lande einen Oberbefehlshaber und einen Gouverneur zu geben, der das Land gegen die Angriffe der Araber zu vertheidigen wisse, und der Colonie eine Haltung gegen den wachsenden Verfall des innern Wohlstands geben könne. „Es sind nicht mehr einzelne Räuberbanden, heißt es in diesem Schreiben, die durch die Hecken schleichen, und uns bei unsern Arbeiten überfallen; der Feind ist Herr der Ebene Metidscha, er dringt ins Massif und schneidet vor den Augen einer zahlreichen Armee, die ohne eine gute Führung ist und oft durch ausdrückliche Befehle des Generals zur Unthätigkeit gezwungen wird, unsern Mitbürgern die Köpfe ab. Vergeblich kämpft die Armee mit ihrer bekannten Tapferkeit, und erringt immer neuen Ruhm und Glanz den französischen Waffen; alle diese glänzende Siege sind verloren, und Frankreich wird nie einen wesentlichen Vortheil daraus ziehen. Mit jedem Tag wird der Raum der französischen Besitzung kleiner. ... Das Blut unserer thätigsten Mitbürger, das unserer tapfersten Soldaten fließt nutzlos dahin. ... Darum eilen Sie, Hr. Minister ... Geben Sie der Armee einen Chef, der Colonie einen Gouverneur, und Sie werden sich hoch verdient um das Vaterland machen.“ Algier, 13 Jun. Als ich Ihnen in meinem vorigen Briefe die Auswanderung des kleinen Stammes der Dscheraga meldete, der die Ebene Staueli, vereinigt mit dem Beni Mussus und Zuaua bewohnt, äußerte ich die Besorgniß, diese Auswanderung möchte von Angriffen gegen die daselbst wohnenden Colonisten begleitet werden. Meine Besorgnisse waren prophetisch; denn in der Nacht vom 9 zum 10 galoppirten 300 Reiter, Fackeln in der Hand, von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens durch diese unglückliche Gegend, die bis jetzt noch verschont geblieben war, und verbrannten alle Heuschober (mit Ausnahme deren eines einzigen Eigenthümers), die Haupt- und oft einzige Einnahme der unglücklichen Colonisten. Auch dieses Ereigniß hätte man wie alle anderen vermeiden können. Ein kurzer Ueberblick der Thatsachen wird Sie davon überzeugen. – Es geschah, daß während ein gewisser Bel Ufa, Scheikh des Stammes der Dscheraga, zufällig sich in Algier befand, ein Mord an einem Mauren von Buzareah in den Einöden, welche die Halbinsel Sidi-Ferutsch umgeben, begangen wurde. Die Kunde von dieser That kam dem Chef des arabischen Bureau auf anderm Wege als durch Vermittlung des Scheikh zu, dem deßhalb 150 Stockschläge gegeben, aber sein Amt gelassen wurde. Noch war der Zorn über diese Beleidigung neu, als General Corbin mit 2000 Mann in das Gebiet jenes Stammes einfiel, den der Maire von Dely Ibrahim einiger Räubereien beschuldigt hatte. Man ließ die Araber niederknien, Kanonen wurden auf sie gerichtet, kurz sie mußten glauben, man wolle sie erschießen, als die Bitten einiger ihnen benachbarten Colonisten (der HH. Fruitier und Roques, die auch bei dem Brande verschont wurden) den General erweichten, der übrigens gar nicht die Absicht hatte, zu einem blutigen Ende zu kommen, und die Araber nur schrecken wollte. Die Folge war die Auswanderung des Stammes und die unglückliche Begebenheit, von der ich gesprochen. – Die Amraua hatten die Unverschämtheit, sich im Dorfe Hadschera, am Einfluß des Hamise (ungefähr 2 Lieues von Algier zur See) niederzulassen, um die Silos der befreundeten Arabern, die vor der Katastrophe im December 1839 daselbst wohnten, auszuräumen; gestern Morgen legten sie Feuer an, ehe sie sich zurückzogen, und bald verbreiteten sich die Flamme, die das Gras und Gestrüpp ergriffen hatte, durch die Ebene mit einer dicken, schwarzen Rauchwolke. Die Besatzung des Forts Matifu, das so leicht von der See aus zu verproviantiren ist, hätte dieses Unternehmen vereiteln und das Fort selbst retten können, dessen Inneres die Räuber ganz zerstört haben. – Wenn man bei solchen Ereignissen, die sich täglich erneuern, die pomphaften Berichte des Marschalls liest, worin er dem Feinde große Verluste beibringt, und ihn, entmuthigt, zum Rückzug zwingt (was ihn aber nicht hindert, ein wenig weiterhin zahlreicher und heftiger wieder zu kommen, wahrscheinlich, um dem Marschall das Vergnügen zu machen, ihm neue und immer ungeheure Verluste beizubringen), wenn man solche Dinge sieht und liest, erstaunt man weniger über die Unvorsichtigkeit des Marschalls als die Langmüthigkeit des Ministeriums, die einen Mann hier läßt, dessen Unfähigkeit und übler Wille Alles übertrifft, was man bisher gesehen, ja Alles, was man sich denken kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="1427"/> vollendeter Fahrt geht der Beakon vor Anker, und alsbald werden die kleineren Schiffe und vier bis fünf Boote, versehen mit Proviant und Zelten, jedes nach seinem Bezirk ausgesandt, um erst nach vollendeter Arbeit, falls nicht der Proviant früher ausgegangen, zum Beakon zurückzukehren. 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Nicht nur die genaue Vermessung der Küstenlinie, sondern die Topographie des nächsten Küstenlandes machen sie zu ihrer Aufgabe, und sowohl das Zeichenzimmer des Beakon als das hydrographische Bureau in London enthält bereits eine Menge der schätzbarsten Beiträge zu einer genaueren geographischen und topographischen Kunde der Küsten Kleinasiens, deren möglichst baldige Veröffentlichung der Admiralität den Dank jedes Freundes des griechischen Alterthums erwerben würde. Neben den Arbeiten des Hrn. Graves selbst zeichnen sich in dieser Hinsicht die des Hrn. Spratt aus.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Algier.</hi> </head><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Toulonnais</hi> vom 17 Jun. theilt ein Schreiben der Colonisten in Algier vom 9 Jun. an den Conseilpräsidenten mit, in welchem 400 Bewohner dieses Landes Hrn. 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Meine Besorgnisse waren prophetisch; denn in der Nacht vom 9 zum 10 galoppirten 300 Reiter, Fackeln in der Hand, von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens durch diese unglückliche Gegend, die bis jetzt noch verschont geblieben war, und verbrannten alle Heuschober (mit Ausnahme deren eines einzigen Eigenthümers), die Haupt- und oft einzige Einnahme der unglücklichen Colonisten. Auch dieses Ereigniß hätte man wie alle anderen vermeiden können. Ein kurzer Ueberblick der Thatsachen wird Sie davon überzeugen. – Es geschah, daß während ein gewisser Bel Ufa, Scheikh des Stammes der Dscheraga, zufällig sich in Algier befand, ein Mord an einem Mauren von Buzareah in den Einöden, welche die Halbinsel Sidi-Ferutsch umgeben, begangen wurde. Die Kunde von dieser That kam dem Chef des arabischen Bureau auf anderm Wege als durch Vermittlung des Scheikh zu, dem deßhalb 150 Stockschläge gegeben, <hi rendition="#g">aber sein</hi> Amt <hi rendition="#g">gelassen</hi> wurde. 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Die Folge war die Auswanderung des Stammes und die unglückliche Begebenheit, von der ich gesprochen. – Die Amraua hatten die Unverschämtheit, sich im Dorfe Hadschera, am Einfluß des Hamise (ungefähr 2 Lieues von Algier zur See) niederzulassen, um die Silos der befreundeten Arabern, die vor der Katastrophe im December 1839 daselbst wohnten, auszuräumen; gestern Morgen legten sie Feuer an, ehe sie sich zurückzogen, und bald verbreiteten sich die Flamme, die das Gras und Gestrüpp ergriffen hatte, durch die Ebene mit einer dicken, schwarzen Rauchwolke. Die Besatzung des Forts Matifu, das so leicht von der See aus zu verproviantiren ist, hätte dieses Unternehmen vereiteln und das Fort selbst retten können, dessen Inneres die Räuber ganz zerstört haben. – Wenn man bei solchen Ereignissen, die sich täglich erneuern, die pomphaften Berichte des Marschalls liest, worin er dem Feinde große Verluste beibringt, und ihn, entmuthigt, zum Rückzug zwingt (was ihn aber nicht hindert, ein wenig weiterhin zahlreicher und heftiger wieder zu kommen, wahrscheinlich, um dem Marschall das Vergnügen zu machen, ihm neue und immer ungeheure Verluste beizubringen), wenn man solche Dinge sieht und liest, erstaunt man weniger über die Unvorsichtigkeit des Marschalls als die Langmüthigkeit des Ministeriums, die einen Mann hier läßt, dessen Unfähigkeit und übler Wille Alles übertrifft, was man bisher gesehen, ja Alles, was man sich denken kann.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1427/0011]
vollendeter Fahrt geht der Beakon vor Anker, und alsbald werden die kleineren Schiffe und vier bis fünf Boote, versehen mit Proviant und Zelten, jedes nach seinem Bezirk ausgesandt, um erst nach vollendeter Arbeit, falls nicht der Proviant früher ausgegangen, zum Beakon zurückzukehren. Während der Rückreise und im Winterquartier in Malta verwandelt sich das Bibliothekszimmer in ein Arbeitszimmer, aus dem vor Anfang der neuen Expedition die aus unzähligen Zahlen entstandenen und bestehenden Karten nach London an die Admiralität abgehen.
Ohne daß wir über die Wichtigkeit dieser Arbeiten für die Schifffahrt weiter reden, müssen wir der ausgezeichneten Liberalität erwähnen, womit die kaum vollendeten Karten, selbst ehe sie reducirt und dem Druck übergeben sind, den Commandanten fremder Kriegsschiffe aller Nationen mitgetheilt werden. Sonst hielt man kleinlichst dergleichen Arbeiten geheim. – Der mehr wissenschaftliche Werth dieser Karten ist hauptsächlich ein doppelter. Einestheils gewähren sie ein für die Kunde der submarinen Fortsetzung des Landes einen sehr interessanten Blick unter das Meer. Es wäre im Grunde leicht, und eine Vollendung dieser Arbeiten, nach jenen Messungen eine submarine Landkarte zu entwerfen, auf welchem Berg und Thal eben so genau dargestellt wäre, wie auf den gewöhnlichen Karten. Für die Lehre von der Hebung des festen Landes aus dem Meere könnte eine solche Karte vielleicht großen Werth haben. Viel bedeutender aber ist die Bereicherung, welche sich die Alterthumskunde von diesen Vermessungen versprechen darf, und zum Theil durch sie schon gewonnen hat. Wir erinnern hier wieder an Hrn. Beauforts Karamanien. Der Commandant des Beakon und seine Officiere vereinigen, wie gesagt, mit ihren nautischen Kenntnissen ein den Gebildeten ihrer Nation eigenthümliches Interesse an dem griechischen Alterthum. Nicht nur die genaue Vermessung der Küstenlinie, sondern die Topographie des nächsten Küstenlandes machen sie zu ihrer Aufgabe, und sowohl das Zeichenzimmer des Beakon als das hydrographische Bureau in London enthält bereits eine Menge der schätzbarsten Beiträge zu einer genaueren geographischen und topographischen Kunde der Küsten Kleinasiens, deren möglichst baldige Veröffentlichung der Admiralität den Dank jedes Freundes des griechischen Alterthums erwerben würde. Neben den Arbeiten des Hrn. Graves selbst zeichnen sich in dieser Hinsicht die des Hrn. Spratt aus.
Algier.
Der Toulonnais vom 17 Jun. theilt ein Schreiben der Colonisten in Algier vom 9 Jun. an den Conseilpräsidenten mit, in welchem 400 Bewohner dieses Landes Hrn. Thiers bitten, ihnen und dem Lande einen Oberbefehlshaber und einen Gouverneur zu geben, der das Land gegen die Angriffe der Araber zu vertheidigen wisse, und der Colonie eine Haltung gegen den wachsenden Verfall des innern Wohlstands geben könne. „Es sind nicht mehr einzelne Räuberbanden, heißt es in diesem Schreiben, die durch die Hecken schleichen, und uns bei unsern Arbeiten überfallen; der Feind ist Herr der Ebene Metidscha, er dringt ins Massif und schneidet vor den Augen einer zahlreichen Armee, die ohne eine gute Führung ist und oft durch ausdrückliche Befehle des Generals zur Unthätigkeit gezwungen wird, unsern Mitbürgern die Köpfe ab. Vergeblich kämpft die Armee mit ihrer bekannten Tapferkeit, und erringt immer neuen Ruhm und Glanz den französischen Waffen; alle diese glänzende Siege sind verloren, und Frankreich wird nie einen wesentlichen Vortheil daraus ziehen. Mit jedem Tag wird der Raum der französischen Besitzung kleiner. ... Das Blut unserer thätigsten Mitbürger, das unserer tapfersten Soldaten fließt nutzlos dahin. ... Darum eilen Sie, Hr. Minister ... Geben Sie der Armee einen Chef, der Colonie einen Gouverneur, und Sie werden sich hoch verdient um das Vaterland machen.“
_ Algier, 13 Jun. Als ich Ihnen in meinem vorigen Briefe die Auswanderung des kleinen Stammes der Dscheraga meldete, der die Ebene Staueli, vereinigt mit dem Beni Mussus und Zuaua bewohnt, äußerte ich die Besorgniß, diese Auswanderung möchte von Angriffen gegen die daselbst wohnenden Colonisten begleitet werden. Meine Besorgnisse waren prophetisch; denn in der Nacht vom 9 zum 10 galoppirten 300 Reiter, Fackeln in der Hand, von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens durch diese unglückliche Gegend, die bis jetzt noch verschont geblieben war, und verbrannten alle Heuschober (mit Ausnahme deren eines einzigen Eigenthümers), die Haupt- und oft einzige Einnahme der unglücklichen Colonisten. Auch dieses Ereigniß hätte man wie alle anderen vermeiden können. Ein kurzer Ueberblick der Thatsachen wird Sie davon überzeugen. – Es geschah, daß während ein gewisser Bel Ufa, Scheikh des Stammes der Dscheraga, zufällig sich in Algier befand, ein Mord an einem Mauren von Buzareah in den Einöden, welche die Halbinsel Sidi-Ferutsch umgeben, begangen wurde. Die Kunde von dieser That kam dem Chef des arabischen Bureau auf anderm Wege als durch Vermittlung des Scheikh zu, dem deßhalb 150 Stockschläge gegeben, aber sein Amt gelassen wurde. Noch war der Zorn über diese Beleidigung neu, als General Corbin mit 2000 Mann in das Gebiet jenes Stammes einfiel, den der Maire von Dely Ibrahim einiger Räubereien beschuldigt hatte. Man ließ die Araber niederknien, Kanonen wurden auf sie gerichtet, kurz sie mußten glauben, man wolle sie erschießen, als die Bitten einiger ihnen benachbarten Colonisten (der HH. Fruitier und Roques, die auch bei dem Brande verschont wurden) den General erweichten, der übrigens gar nicht die Absicht hatte, zu einem blutigen Ende zu kommen, und die Araber nur schrecken wollte. Die Folge war die Auswanderung des Stammes und die unglückliche Begebenheit, von der ich gesprochen. – Die Amraua hatten die Unverschämtheit, sich im Dorfe Hadschera, am Einfluß des Hamise (ungefähr 2 Lieues von Algier zur See) niederzulassen, um die Silos der befreundeten Arabern, die vor der Katastrophe im December 1839 daselbst wohnten, auszuräumen; gestern Morgen legten sie Feuer an, ehe sie sich zurückzogen, und bald verbreiteten sich die Flamme, die das Gras und Gestrüpp ergriffen hatte, durch die Ebene mit einer dicken, schwarzen Rauchwolke. Die Besatzung des Forts Matifu, das so leicht von der See aus zu verproviantiren ist, hätte dieses Unternehmen vereiteln und das Fort selbst retten können, dessen Inneres die Räuber ganz zerstört haben. – Wenn man bei solchen Ereignissen, die sich täglich erneuern, die pomphaften Berichte des Marschalls liest, worin er dem Feinde große Verluste beibringt, und ihn, entmuthigt, zum Rückzug zwingt (was ihn aber nicht hindert, ein wenig weiterhin zahlreicher und heftiger wieder zu kommen, wahrscheinlich, um dem Marschall das Vergnügen zu machen, ihm neue und immer ungeheure Verluste beizubringen), wenn man solche Dinge sieht und liest, erstaunt man weniger über die Unvorsichtigkeit des Marschalls als die Langmüthigkeit des Ministeriums, die einen Mann hier läßt, dessen Unfähigkeit und übler Wille Alles übertrifft, was man bisher gesehen, ja Alles, was man sich denken kann.
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