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Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840.

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sind am Ziele," rief endlich der Vormann der Karawane, und schnell rieben sich die Reisenden den Staub aus den Augen, um die denkwürdige Stelle klarer überschauen zu können.

Von einer Anhöhe herab erblickt man ein kleines grünliches Thal, das gen Nordosten hin in kahle Bergspalten ausläuft. An dem Fuße dieser Anhöhe sprudelt eine eiskalte reiche Quelle empor, welche plätschernd durch das Thal fließt und seine schwachen Grashalmen tränkt. Nahe an der Quelle ward ein Häuschen erbaut, die Wohnung eines Feldwebels, welcher von der Regierung Großbritaniens zum Wächter bestellt wurde bei der welthistorischen Grabstätte. Ungefähr in der Mitte des Thales sieht man einen länglich viereckigen, weißen glatten Stein, zehn bis eilf Fuß lang und fünf bis sechs breit, ringsum mit eisernen Staketen umgeben, über welche die Zweige zweier stämmigen Trauerweiden herabhängen. Aus Verehrung für den großen Todten, nicht selten auch aus niedrigem Schachersinn wurden die herrlichen Bäume ihres schönen Schmuckes, der grünen Zweige beraubt. Hätte die Regierung nicht Vorsorge getroffen, so wären die Bäume wohl schon längst, Wurzel und Stamm, Zweig und Ast, davongetragen worden. Ein geschriebener Anschlagzettel verwarnt Fremde wie Einheimische, das Grab oder die Weiden zu beschädigen. Der Feldwebel ist angewiesen, streng über die Aufrechthaltung dieses Gebots zu wachen. Zwei eiserne Stangen der Einfassung sind unbefestigt; sie werden herausgenommen und man tritt in die Grabstätte ein. "Sehen Sie, mein Herr," sagte der gesprächige Feldwebel, der für seine Artigkeit natürlich ein tüchtiges Trinkgeld in Anspruch nahm, "treten Sie ohne Scheu hinzu, hier liegt Bonaparte's Kopf. Hier," dabei hob er den Fuß auf und stampfte auf den Grabstein, daß es dröhnte, "hier auf der linken Seite des Sargs befindet sich das Herz in einem besondern Gefäße. Ich fange jetzt an ein alter Kerl zu werden; ich diene bereits fünfunddreißig Jahre. In den königlichen Diensten stand ich zwanzig, und der ehrenwerthen Kompagnie diene ich nun bereits fünfzehn Jahre. Ich war mit Bonaparte auf dem Bellerophon zusammen, und bei Gott, er war ein tüchtiger General, der Bonaparte. Er hat mit einem einzigen Schwert vierhundert Hauptschlachten geschlagen (Cäsar bloß sechzig). Auch ward Bonaparte hier auf alle mögliche Weise ausgezeichnet - er ward vollkommen wie ein General behandelt. Einige Leute sagen, Sir Hudson Lowe habe sich bei der ganzen Geschichte nicht gut benommen - das ist auf mein Wort, das Wort eines ehrlichen Kerls, nicht wahr. Im Gegentheil, wollte doch der General den Sir Hudson gar nicht einmal sehen! Sir Hudson war ein prächtiger Mann, er verstand es, wie man den Soldaten behandeln muß. Man sagt zwar, er habe sein Ehrenwort gebrochen - was ich davon halten soll, das weiß ich nicht, das geht auch übrigens John Smith nichts an. Welch ein prächtiges Plätzchen hat sich da der General herausgesucht! Es waren sehr ehrenwerthe Gentlemen hier, welche geradezu behaupteten, kein Monarch in der Welt habe eine schönere Grabstätte. Nun sehen Sie, hieher kam er gewöhnlich des Nachmittags, setzte sich nieder und trank von dem kühlen Quellwasser - es ist das beste auf der Insel. Trinken Sie nicht so schnell, wenn Sie warm haben, Sie könnten sich leicht erkälten und ein Fieber mit auf's Schiff bringen. Da oben wohnte Bertrand. Madame Bertrand - obgleich hoch von Gestalt, war sie nicht besonders schön; sie war mir zu schwarz - nun, Madame Bertrand kam dann gewöhnlich auch mit ihren Kindern herbei - es war eine gar gute Frau und Bonaparte spielte eine Zeit lang mit den Kindern, die sich alle möglichen Freiheiten mit ihm herausnehmen durften. Ich präsentirte ihm immer das Gewehr, gleichwie einem Generalofficier. Diese Trauerweiden, welche jetzt über die Staketen herabhängen und halb entblättert sind; ja sehen Sie, jener Baum wäre beinahe ganz abgestorben; sie waren damals jung und frisch - der General pflegte sie mit eigener Hand. Die kleinen Aufschößlinge hier pflanzte aber General Dallas, unser jetziger Gouverneur. Wollen sie mir kein Grab in Frankreich gönnen, sagte Bonaparte, so soll mein Leichnam hier liegen. Hier bei dieser eisernen Stange pflanzte Mad. Bertrand ein Vergißmeinnicht - es hielt aber nicht lange aus, es verdorrte. Du, mein Gott, für solche zarte Blümlein ist dieß auch kein Boden. Auf den Grabstein wollten wir "General Bonaparte" schreiben; nein, sagten die Franzosen, "Kaiser Napoleon" soll die Inschrift lauten. Ist euch der General nicht recht, so kommt gar nichts darauf, sagten wir dagegen; dabei hatte es sein Verbleiben, und deßhalb ist kein Wort hier zu lesen. Als Napoleon hier hineingesenkt ward, standen wir dort auf dem Berg in Reih' und Glied und schossen wacker ins Grab - ja, das muß man sagen, es ist ihm alle Ehre widerfahren. Des Generals Haus in Longwood, da wollen Sie auch hinauf? Du, mein Gott, da ist nichts mehr zu sehen! Seine Wohnzimmer hat Salomons gekauft, und sie wurden in einen Speisesaal verwandelt für die Herren, welche bei der Maierei beschäftigt sind; in seinem Schlafzimmer befindet sich eine Mühle. Mein Gott, es ist nicht der Mühe werth, daß Sie in dieser drückenden Hitze hinaufsteigen."

Dieser Rath fand natürlich taube Ohren. Ich eilte darauf, so schnell als es nur immer der steile Weg erlauben wollte, der Gesellschaft nach, welche schon längst gen Longwood hingezogen war. Hier erwarteten mich allerlei Spottreden; man begriff nicht, wie mich das "einfältige Gerede" eines Feldwebels so lange hinhalten konnte. Die Deutschen, sagte der eine, sind ein gar wissenschaftliches Volk, selbst die Feldwebel-Weisheit ist nicht mehr vor ihnen sicher. Wer weiß, fügte ein anderer hinzu, wenn der alte John stirbt, so kann der Professor vielleicht seinen Platz erhalten; er hat ihm ja alle seine Geschichtchen abgehorcht. Während nun die Herren sich so auf meine Unkosten belustigten, überschaute ich die Gegend und betrachtete die Wohnung des Kaisers.

Longwood liegt auf der höchsten und größten Ebene der Insel (1762 Fuß über dem Meeresspiegel), auf welcher der verständige und beharrliche Fleiß chinesischer Colonisten doch ungefähr fünfzehnhundert englische Acker Landes für die Cultur gewonnen hat. Es weht hier das ganze Jahr hindurch eine frische, reine Luft; die Aussicht auf das Meer ist über alle Beschreibung reizend. Nur selten wird die Hochebene gegen Morgen und Abend von einem feuchten Nebel umzogen. Longwood ward im Jahr 1822 auf Befehl der Compagnie, welcher nach dem Tode Napoleons die Insel wiederum übergeben wurde, in eine Maierei verwandelt. Die Facade des Gebäudes mag siebenzig bis achtzig Fuß haben, und der Aufenthalt daselbst für eine kurze Zeit auch nicht unangenehm seyn. Die Bäume, Gesträuche und Blumen in dem Garten hinter dem Hause gewähren einen lieblichen, überraschenden Anblick, und die schattigen, dunkeln Alleen laden zu gedankenvollen, melancholischen Spaziergängen ein. Hier nun sind die Wohnungen für die Beamten der Schwaige, und die Ställe für das Vieh. In dem Schlafzimmer des Kaisers strecken sich die Ochsen nieder; Schafe und Ziegen haben von dem Salon Besitz genommen.

Balmaseda.

(Von einem höheren Carlistischen Officier.)

Wenn man in den französischen Tagesblättern - welche als die Hauptquellen für die Uebertreibungen der Nachrichten

sind am Ziele,“ rief endlich der Vormann der Karawane, und schnell rieben sich die Reisenden den Staub aus den Augen, um die denkwürdige Stelle klarer überschauen zu können.

Von einer Anhöhe herab erblickt man ein kleines grünliches Thal, das gen Nordosten hin in kahle Bergspalten ausläuft. An dem Fuße dieser Anhöhe sprudelt eine eiskalte reiche Quelle empor, welche plätschernd durch das Thal fließt und seine schwachen Grashalmen tränkt. Nahe an der Quelle ward ein Häuschen erbaut, die Wohnung eines Feldwebels, welcher von der Regierung Großbritaniens zum Wächter bestellt wurde bei der welthistorischen Grabstätte. Ungefähr in der Mitte des Thales sieht man einen länglich viereckigen, weißen glatten Stein, zehn bis eilf Fuß lang und fünf bis sechs breit, ringsum mit eisernen Staketen umgeben, über welche die Zweige zweier stämmigen Trauerweiden herabhängen. Aus Verehrung für den großen Todten, nicht selten auch aus niedrigem Schachersinn wurden die herrlichen Bäume ihres schönen Schmuckes, der grünen Zweige beraubt. Hätte die Regierung nicht Vorsorge getroffen, so wären die Bäume wohl schon längst, Wurzel und Stamm, Zweig und Ast, davongetragen worden. Ein geschriebener Anschlagzettel verwarnt Fremde wie Einheimische, das Grab oder die Weiden zu beschädigen. Der Feldwebel ist angewiesen, streng über die Aufrechthaltung dieses Gebots zu wachen. Zwei eiserne Stangen der Einfassung sind unbefestigt; sie werden herausgenommen und man tritt in die Grabstätte ein. „Sehen Sie, mein Herr,“ sagte der gesprächige Feldwebel, der für seine Artigkeit natürlich ein tüchtiges Trinkgeld in Anspruch nahm, „treten Sie ohne Scheu hinzu, hier liegt Bonaparte's Kopf. Hier,“ dabei hob er den Fuß auf und stampfte auf den Grabstein, daß es dröhnte, „hier auf der linken Seite des Sargs befindet sich das Herz in einem besondern Gefäße. Ich fange jetzt an ein alter Kerl zu werden; ich diene bereits fünfunddreißig Jahre. In den königlichen Diensten stand ich zwanzig, und der ehrenwerthen Kompagnie diene ich nun bereits fünfzehn Jahre. Ich war mit Bonaparte auf dem Bellerophon zusammen, und bei Gott, er war ein tüchtiger General, der Bonaparte. Er hat mit einem einzigen Schwert vierhundert Hauptschlachten geschlagen (Cäsar bloß sechzig). Auch ward Bonaparte hier auf alle mögliche Weise ausgezeichnet – er ward vollkommen wie ein General behandelt. Einige Leute sagen, Sir Hudson Lowe habe sich bei der ganzen Geschichte nicht gut benommen – das ist auf mein Wort, das Wort eines ehrlichen Kerls, nicht wahr. Im Gegentheil, wollte doch der General den Sir Hudson gar nicht einmal sehen! Sir Hudson war ein prächtiger Mann, er verstand es, wie man den Soldaten behandeln muß. Man sagt zwar, er habe sein Ehrenwort gebrochen – was ich davon halten soll, das weiß ich nicht, das geht auch übrigens John Smith nichts an. Welch ein prächtiges Plätzchen hat sich da der General herausgesucht! Es waren sehr ehrenwerthe Gentlemen hier, welche geradezu behaupteten, kein Monarch in der Welt habe eine schönere Grabstätte. Nun sehen Sie, hieher kam er gewöhnlich des Nachmittags, setzte sich nieder und trank von dem kühlen Quellwasser – es ist das beste auf der Insel. Trinken Sie nicht so schnell, wenn Sie warm haben, Sie könnten sich leicht erkälten und ein Fieber mit auf's Schiff bringen. Da oben wohnte Bertrand. Madame Bertrand – obgleich hoch von Gestalt, war sie nicht besonders schön; sie war mir zu schwarz – nun, Madame Bertrand kam dann gewöhnlich auch mit ihren Kindern herbei – es war eine gar gute Frau und Bonaparte spielte eine Zeit lang mit den Kindern, die sich alle möglichen Freiheiten mit ihm herausnehmen durften. Ich präsentirte ihm immer das Gewehr, gleichwie einem Generalofficier. Diese Trauerweiden, welche jetzt über die Staketen herabhängen und halb entblättert sind; ja sehen Sie, jener Baum wäre beinahe ganz abgestorben; sie waren damals jung und frisch – der General pflegte sie mit eigener Hand. Die kleinen Aufschößlinge hier pflanzte aber General Dallas, unser jetziger Gouverneur. Wollen sie mir kein Grab in Frankreich gönnen, sagte Bonaparte, so soll mein Leichnam hier liegen. Hier bei dieser eisernen Stange pflanzte Mad. Bertrand ein Vergißmeinnicht – es hielt aber nicht lange aus, es verdorrte. Du, mein Gott, für solche zarte Blümlein ist dieß auch kein Boden. Auf den Grabstein wollten wir „General Bonaparte“ schreiben; nein, sagten die Franzosen, „Kaiser Napoleon“ soll die Inschrift lauten. Ist euch der General nicht recht, so kommt gar nichts darauf, sagten wir dagegen; dabei hatte es sein Verbleiben, und deßhalb ist kein Wort hier zu lesen. Als Napoleon hier hineingesenkt ward, standen wir dort auf dem Berg in Reih' und Glied und schossen wacker ins Grab – ja, das muß man sagen, es ist ihm alle Ehre widerfahren. Des Generals Haus in Longwood, da wollen Sie auch hinauf? Du, mein Gott, da ist nichts mehr zu sehen! Seine Wohnzimmer hat Salomons gekauft, und sie wurden in einen Speisesaal verwandelt für die Herren, welche bei der Maierei beschäftigt sind; in seinem Schlafzimmer befindet sich eine Mühle. Mein Gott, es ist nicht der Mühe werth, daß Sie in dieser drückenden Hitze hinaufsteigen.“

Dieser Rath fand natürlich taube Ohren. Ich eilte darauf, so schnell als es nur immer der steile Weg erlauben wollte, der Gesellschaft nach, welche schon längst gen Longwood hingezogen war. Hier erwarteten mich allerlei Spottreden; man begriff nicht, wie mich das „einfältige Gerede“ eines Feldwebels so lange hinhalten konnte. Die Deutschen, sagte der eine, sind ein gar wissenschaftliches Volk, selbst die Feldwebel-Weisheit ist nicht mehr vor ihnen sicher. Wer weiß, fügte ein anderer hinzu, wenn der alte John stirbt, so kann der Professor vielleicht seinen Platz erhalten; er hat ihm ja alle seine Geschichtchen abgehorcht. Während nun die Herren sich so auf meine Unkosten belustigten, überschaute ich die Gegend und betrachtete die Wohnung des Kaisers.

Longwood liegt auf der höchsten und größten Ebene der Insel (1762 Fuß über dem Meeresspiegel), auf welcher der verständige und beharrliche Fleiß chinesischer Colonisten doch ungefähr fünfzehnhundert englische Acker Landes für die Cultur gewonnen hat. Es weht hier das ganze Jahr hindurch eine frische, reine Luft; die Aussicht auf das Meer ist über alle Beschreibung reizend. Nur selten wird die Hochebene gegen Morgen und Abend von einem feuchten Nebel umzogen. Longwood ward im Jahr 1822 auf Befehl der Compagnie, welcher nach dem Tode Napoleons die Insel wiederum übergeben wurde, in eine Maierei verwandelt. Die Façade des Gebäudes mag siebenzig bis achtzig Fuß haben, und der Aufenthalt daselbst für eine kurze Zeit auch nicht unangenehm seyn. Die Bäume, Gesträuche und Blumen in dem Garten hinter dem Hause gewähren einen lieblichen, überraschenden Anblick, und die schattigen, dunkeln Alleen laden zu gedankenvollen, melancholischen Spaziergängen ein. Hier nun sind die Wohnungen für die Beamten der Schwaige, und die Ställe für das Vieh. In dem Schlafzimmer des Kaisers strecken sich die Ochsen nieder; Schafe und Ziegen haben von dem Salon Besitz genommen.

Balmaseda.

(Von einem höheren Carlistischen Officier.)

✠ Wenn man in den französischen Tagesblättern – welche als die Hauptquellen für die Uebertreibungen der Nachrichten

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Hätte die Regierung nicht Vorsorge getroffen, so wären die Bäume wohl schon längst, Wurzel und Stamm, Zweig und Ast, davongetragen worden. Ein geschriebener Anschlagzettel verwarnt Fremde wie Einheimische, das Grab oder die Weiden zu beschädigen. Der Feldwebel ist angewiesen, streng über die Aufrechthaltung dieses Gebots zu wachen. Zwei eiserne Stangen der Einfassung sind unbefestigt; sie werden herausgenommen und man tritt in die Grabstätte ein. &#x201E;Sehen Sie, mein Herr,&#x201C; sagte der gesprächige Feldwebel, der für seine Artigkeit natürlich ein tüchtiges Trinkgeld in Anspruch nahm, &#x201E;treten Sie ohne Scheu hinzu, hier liegt Bonaparte's Kopf. Hier,&#x201C; dabei hob er den Fuß auf und stampfte auf den Grabstein, daß es dröhnte, &#x201E;hier auf der linken Seite des Sargs befindet sich das Herz in einem besondern Gefäße. Ich fange jetzt an ein alter Kerl zu werden; ich diene bereits fünfunddreißig Jahre. In den königlichen Diensten stand ich zwanzig, und der ehrenwerthen Kompagnie diene ich nun bereits fünfzehn Jahre. Ich war mit Bonaparte auf dem Bellerophon zusammen, und bei Gott, er war ein tüchtiger General, der Bonaparte. Er hat mit einem einzigen Schwert vierhundert Hauptschlachten geschlagen (Cäsar bloß sechzig). Auch ward Bonaparte hier auf alle mögliche Weise ausgezeichnet &#x2013; er ward vollkommen wie ein General behandelt. Einige Leute sagen, Sir Hudson Lowe habe sich bei der ganzen Geschichte nicht gut benommen &#x2013; das ist auf mein Wort, das Wort eines ehrlichen Kerls, nicht wahr. Im Gegentheil, wollte doch der General den Sir Hudson gar nicht einmal sehen! Sir Hudson war ein prächtiger Mann, er verstand es, wie man den Soldaten behandeln muß. Man sagt zwar, er habe sein Ehrenwort gebrochen &#x2013; was ich davon halten soll, das weiß ich nicht, das geht auch übrigens John Smith nichts an. Welch ein prächtiges Plätzchen hat sich da der General herausgesucht! Es waren sehr ehrenwerthe Gentlemen hier, welche geradezu behaupteten, kein Monarch in der Welt habe eine schönere Grabstätte. Nun sehen Sie, hieher kam er gewöhnlich des Nachmittags, setzte sich nieder und trank von dem kühlen Quellwasser &#x2013; es ist das beste auf der Insel. Trinken Sie nicht so schnell, wenn Sie warm haben, Sie könnten sich leicht erkälten und ein Fieber mit auf's Schiff bringen. Da oben wohnte Bertrand. Madame Bertrand &#x2013; obgleich hoch von Gestalt, war sie nicht besonders schön; sie war mir zu schwarz &#x2013; nun, Madame Bertrand kam dann gewöhnlich auch mit ihren Kindern herbei &#x2013; es war eine gar gute Frau und Bonaparte spielte eine Zeit lang mit den Kindern, die sich alle möglichen Freiheiten mit ihm herausnehmen durften. Ich präsentirte ihm immer das Gewehr, gleichwie einem Generalofficier. Diese Trauerweiden, welche jetzt über die Staketen herabhängen und halb entblättert sind; ja sehen Sie, jener Baum wäre beinahe ganz abgestorben; sie waren damals jung und frisch &#x2013; der General pflegte sie mit eigener Hand. Die kleinen Aufschößlinge hier pflanzte aber General Dallas, unser jetziger Gouverneur. Wollen sie mir kein Grab in Frankreich gönnen, sagte Bonaparte, so soll mein Leichnam hier liegen. Hier bei dieser eisernen Stange pflanzte Mad. Bertrand ein Vergißmeinnicht &#x2013; es hielt aber nicht lange aus, es verdorrte. Du, mein Gott, für solche zarte Blümlein ist dieß auch kein Boden. Auf den Grabstein wollten wir &#x201E;General Bonaparte&#x201C; schreiben; nein, sagten die Franzosen, &#x201E;Kaiser Napoleon&#x201C; soll die Inschrift lauten. Ist euch der General nicht recht, so kommt gar nichts darauf, sagten wir dagegen; dabei hatte es sein Verbleiben, und deßhalb ist kein Wort hier zu lesen. Als Napoleon hier hineingesenkt ward, standen wir dort auf dem Berg in Reih' und Glied und schossen wacker ins Grab &#x2013; ja, das muß man sagen, es ist ihm alle Ehre widerfahren. Des Generals Haus in Longwood, da wollen Sie auch hinauf? Du, mein Gott, da ist nichts mehr zu sehen! Seine Wohnzimmer hat Salomons gekauft, und sie wurden in einen Speisesaal verwandelt für die Herren, welche bei der Maierei beschäftigt sind; in seinem Schlafzimmer befindet sich eine Mühle. Mein Gott, es ist nicht der Mühe werth, daß Sie in dieser drückenden Hitze hinaufsteigen.&#x201C;</p><lb/>
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[1434/0010] sind am Ziele,“ rief endlich der Vormann der Karawane, und schnell rieben sich die Reisenden den Staub aus den Augen, um die denkwürdige Stelle klarer überschauen zu können. Von einer Anhöhe herab erblickt man ein kleines grünliches Thal, das gen Nordosten hin in kahle Bergspalten ausläuft. An dem Fuße dieser Anhöhe sprudelt eine eiskalte reiche Quelle empor, welche plätschernd durch das Thal fließt und seine schwachen Grashalmen tränkt. Nahe an der Quelle ward ein Häuschen erbaut, die Wohnung eines Feldwebels, welcher von der Regierung Großbritaniens zum Wächter bestellt wurde bei der welthistorischen Grabstätte. Ungefähr in der Mitte des Thales sieht man einen länglich viereckigen, weißen glatten Stein, zehn bis eilf Fuß lang und fünf bis sechs breit, ringsum mit eisernen Staketen umgeben, über welche die Zweige zweier stämmigen Trauerweiden herabhängen. Aus Verehrung für den großen Todten, nicht selten auch aus niedrigem Schachersinn wurden die herrlichen Bäume ihres schönen Schmuckes, der grünen Zweige beraubt. Hätte die Regierung nicht Vorsorge getroffen, so wären die Bäume wohl schon längst, Wurzel und Stamm, Zweig und Ast, davongetragen worden. Ein geschriebener Anschlagzettel verwarnt Fremde wie Einheimische, das Grab oder die Weiden zu beschädigen. Der Feldwebel ist angewiesen, streng über die Aufrechthaltung dieses Gebots zu wachen. Zwei eiserne Stangen der Einfassung sind unbefestigt; sie werden herausgenommen und man tritt in die Grabstätte ein. „Sehen Sie, mein Herr,“ sagte der gesprächige Feldwebel, der für seine Artigkeit natürlich ein tüchtiges Trinkgeld in Anspruch nahm, „treten Sie ohne Scheu hinzu, hier liegt Bonaparte's Kopf. Hier,“ dabei hob er den Fuß auf und stampfte auf den Grabstein, daß es dröhnte, „hier auf der linken Seite des Sargs befindet sich das Herz in einem besondern Gefäße. Ich fange jetzt an ein alter Kerl zu werden; ich diene bereits fünfunddreißig Jahre. In den königlichen Diensten stand ich zwanzig, und der ehrenwerthen Kompagnie diene ich nun bereits fünfzehn Jahre. Ich war mit Bonaparte auf dem Bellerophon zusammen, und bei Gott, er war ein tüchtiger General, der Bonaparte. Er hat mit einem einzigen Schwert vierhundert Hauptschlachten geschlagen (Cäsar bloß sechzig). Auch ward Bonaparte hier auf alle mögliche Weise ausgezeichnet – er ward vollkommen wie ein General behandelt. Einige Leute sagen, Sir Hudson Lowe habe sich bei der ganzen Geschichte nicht gut benommen – das ist auf mein Wort, das Wort eines ehrlichen Kerls, nicht wahr. Im Gegentheil, wollte doch der General den Sir Hudson gar nicht einmal sehen! Sir Hudson war ein prächtiger Mann, er verstand es, wie man den Soldaten behandeln muß. Man sagt zwar, er habe sein Ehrenwort gebrochen – was ich davon halten soll, das weiß ich nicht, das geht auch übrigens John Smith nichts an. Welch ein prächtiges Plätzchen hat sich da der General herausgesucht! Es waren sehr ehrenwerthe Gentlemen hier, welche geradezu behaupteten, kein Monarch in der Welt habe eine schönere Grabstätte. Nun sehen Sie, hieher kam er gewöhnlich des Nachmittags, setzte sich nieder und trank von dem kühlen Quellwasser – es ist das beste auf der Insel. Trinken Sie nicht so schnell, wenn Sie warm haben, Sie könnten sich leicht erkälten und ein Fieber mit auf's Schiff bringen. Da oben wohnte Bertrand. Madame Bertrand – obgleich hoch von Gestalt, war sie nicht besonders schön; sie war mir zu schwarz – nun, Madame Bertrand kam dann gewöhnlich auch mit ihren Kindern herbei – es war eine gar gute Frau und Bonaparte spielte eine Zeit lang mit den Kindern, die sich alle möglichen Freiheiten mit ihm herausnehmen durften. Ich präsentirte ihm immer das Gewehr, gleichwie einem Generalofficier. Diese Trauerweiden, welche jetzt über die Staketen herabhängen und halb entblättert sind; ja sehen Sie, jener Baum wäre beinahe ganz abgestorben; sie waren damals jung und frisch – der General pflegte sie mit eigener Hand. Die kleinen Aufschößlinge hier pflanzte aber General Dallas, unser jetziger Gouverneur. Wollen sie mir kein Grab in Frankreich gönnen, sagte Bonaparte, so soll mein Leichnam hier liegen. Hier bei dieser eisernen Stange pflanzte Mad. Bertrand ein Vergißmeinnicht – es hielt aber nicht lange aus, es verdorrte. Du, mein Gott, für solche zarte Blümlein ist dieß auch kein Boden. Auf den Grabstein wollten wir „General Bonaparte“ schreiben; nein, sagten die Franzosen, „Kaiser Napoleon“ soll die Inschrift lauten. Ist euch der General nicht recht, so kommt gar nichts darauf, sagten wir dagegen; dabei hatte es sein Verbleiben, und deßhalb ist kein Wort hier zu lesen. Als Napoleon hier hineingesenkt ward, standen wir dort auf dem Berg in Reih' und Glied und schossen wacker ins Grab – ja, das muß man sagen, es ist ihm alle Ehre widerfahren. Des Generals Haus in Longwood, da wollen Sie auch hinauf? Du, mein Gott, da ist nichts mehr zu sehen! Seine Wohnzimmer hat Salomons gekauft, und sie wurden in einen Speisesaal verwandelt für die Herren, welche bei der Maierei beschäftigt sind; in seinem Schlafzimmer befindet sich eine Mühle. Mein Gott, es ist nicht der Mühe werth, daß Sie in dieser drückenden Hitze hinaufsteigen.“ Dieser Rath fand natürlich taube Ohren. Ich eilte darauf, so schnell als es nur immer der steile Weg erlauben wollte, der Gesellschaft nach, welche schon längst gen Longwood hingezogen war. Hier erwarteten mich allerlei Spottreden; man begriff nicht, wie mich das „einfältige Gerede“ eines Feldwebels so lange hinhalten konnte. Die Deutschen, sagte der eine, sind ein gar wissenschaftliches Volk, selbst die Feldwebel-Weisheit ist nicht mehr vor ihnen sicher. Wer weiß, fügte ein anderer hinzu, wenn der alte John stirbt, so kann der Professor vielleicht seinen Platz erhalten; er hat ihm ja alle seine Geschichtchen abgehorcht. Während nun die Herren sich so auf meine Unkosten belustigten, überschaute ich die Gegend und betrachtete die Wohnung des Kaisers. Longwood liegt auf der höchsten und größten Ebene der Insel (1762 Fuß über dem Meeresspiegel), auf welcher der verständige und beharrliche Fleiß chinesischer Colonisten doch ungefähr fünfzehnhundert englische Acker Landes für die Cultur gewonnen hat. Es weht hier das ganze Jahr hindurch eine frische, reine Luft; die Aussicht auf das Meer ist über alle Beschreibung reizend. Nur selten wird die Hochebene gegen Morgen und Abend von einem feuchten Nebel umzogen. Longwood ward im Jahr 1822 auf Befehl der Compagnie, welcher nach dem Tode Napoleons die Insel wiederum übergeben wurde, in eine Maierei verwandelt. Die Façade des Gebäudes mag siebenzig bis achtzig Fuß haben, und der Aufenthalt daselbst für eine kurze Zeit auch nicht unangenehm seyn. Die Bäume, Gesträuche und Blumen in dem Garten hinter dem Hause gewähren einen lieblichen, überraschenden Anblick, und die schattigen, dunkeln Alleen laden zu gedankenvollen, melancholischen Spaziergängen ein. Hier nun sind die Wohnungen für die Beamten der Schwaige, und die Ställe für das Vieh. In dem Schlafzimmer des Kaisers strecken sich die Ochsen nieder; Schafe und Ziegen haben von dem Salon Besitz genommen. Balmaseda. (Von einem höheren Carlistischen Officier.) ✠ Wenn man in den französischen Tagesblättern – welche als die Hauptquellen für die Uebertreibungen der Nachrichten

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840, S. 1434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_181_18400629/10>, abgerufen am 03.12.2024.