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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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legent sich für die Kilchen; so werden sie geschaffen, als ob si
lange Zit Siech oder in einem Spittal werent gelegen und wer
inen das Antlitz und der Munt ußgebrochen, und wen si nach
dryen Tagen in die Badstuben gond, so ist es wieder abe.

Blochard.

Es sint ouch etliche Blinde, die von Gottes Gewalte blint
sint, die heissent si Blochard, das sint die so da uf den Getzfehr-
ten gahnd, wie die in ein Statt koment, so verbergent si ire Ki-
gelhüt und sprechen zu den Lüten sie sien in verstolen worden,
oder habent si verloren in den Schüren da si gelegen sint, und
samlen etlich damitte zehen oder zwentzig Kugelhüth und verkouf-
fent si den.

Handblinden.

Es sint ouch etlich blinden, die geblendet sind von ir Misse-
that oder Boßheit wegen, die in den Landen wandelent, und die
gemelten Tafelen vor den Kilchen zeigent, und thun sich us wie
si ze Rome ze St. Jacob und andern vernen Stetten gewesen
sient, und sagen von grossen Zeichen die da beschehen, daß das
alles ein Betrügnüsse und ein Beschiß ist.

Die mit dem Bruch wandelent.

Es sint ouch der etlicher, so vor zehen Jaren erblendet ist
oder me; der nimt Buwollen und machet die blutig und nimt
ein Tüchlein und bindet das über die Ougen und sprichet, er si
ein Koufman oder ein Kremer gewesen und sie in einem Walde
erblendet worden, von bösen Lüten und wurde an ein Baum ge-
bunden, und sie daran drey Tag oder vier gebunden gestanden,
und went nit ungefehr Lüte dazu kommen, er müßte daran ver-
dorben sin; und das heisset man den Bruch gewandelt.

Spanfelder.

Es sint ouch etlich, wo die in Stette koment, so lond si die
Cleider an den Herbergen, und sitzent für die Kilchen by nackent,
und zitterent jemerlich vor den Lüten, daß man solle wenen sy

Ave-Lallemant, Gaunerthum. I. 9

legent ſich für die Kilchen; ſo werden ſie geſchaffen, als ob ſi
lange Zit Siech oder in einem Spittal werent gelegen und wer
inen das Antlitz und der Munt ußgebrochen, und wen ſi nach
dryen Tagen in die Badſtuben gond, ſo iſt es wieder abe.

Blochard.

Es ſint ouch etliche Blinde, die von Gottes Gewalte blint
ſint, die heiſſent ſi Blochard, das ſint die ſo da uf den Getzfehr-
ten gahnd, wie die in ein Statt koment, ſo verbergent ſi ire Ki-
gelhüt und ſprechen zu den Lüten ſie ſien in verſtolen worden,
oder habent ſi verloren in den Schüren da ſi gelegen ſint, und
ſamlen etlich damitte zehen oder zwentzig Kugelhüth und verkouf-
fent ſi den.

Handblinden.

Es ſint ouch etlich blinden, die geblendet ſind von ir Miſſe-
that oder Boßheit wegen, die in den Landen wandelent, und die
gemelten Tafelen vor den Kilchen zeigent, und thun ſich us wie
ſi ze Rome ze St. Jacob und andern vernen Stetten geweſen
ſient, und ſagen von groſſen Zeichen die da beſchehen, daß das
alles ein Betrügnüſſe und ein Beſchiß iſt.

Die mit dem Bruch wandelent.

Es ſint ouch der etlicher, ſo vor zehen Jaren erblendet iſt
oder me; der nimt Buwollen und machet die blutig und nimt
ein Tüchlein und bindet das über die Ougen und ſprichet, er ſi
ein Koufman oder ein Kremer geweſen und ſie in einem Walde
erblendet worden, von böſen Lüten und wurde an ein Baum ge-
bunden, und ſie daran drey Tag oder vier gebunden geſtanden,
und went nit ungefehr Lüte dazu kommen, er müßte daran ver-
dorben ſin; und das heiſſet man den Bruch gewandelt.

Spanfelder.

Es ſint ouch etlich, wo die in Stette koment, ſo lond ſi die
Cleider an den Herbergen, und ſitzent für die Kilchen by nackent,
und zitterent jemerlich vor den Lüten, daß man ſolle wenen ſy

Avé-Lallemant, Gaunerthum. I. 9
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[129/0145] legent ſich für die Kilchen; ſo werden ſie geſchaffen, als ob ſi lange Zit Siech oder in einem Spittal werent gelegen und wer inen das Antlitz und der Munt ußgebrochen, und wen ſi nach dryen Tagen in die Badſtuben gond, ſo iſt es wieder abe. Blochard. Es ſint ouch etliche Blinde, die von Gottes Gewalte blint ſint, die heiſſent ſi Blochard, das ſint die ſo da uf den Getzfehr- ten gahnd, wie die in ein Statt koment, ſo verbergent ſi ire Ki- gelhüt und ſprechen zu den Lüten ſie ſien in verſtolen worden, oder habent ſi verloren in den Schüren da ſi gelegen ſint, und ſamlen etlich damitte zehen oder zwentzig Kugelhüth und verkouf- fent ſi den. Handblinden. Es ſint ouch etlich blinden, die geblendet ſind von ir Miſſe- that oder Boßheit wegen, die in den Landen wandelent, und die gemelten Tafelen vor den Kilchen zeigent, und thun ſich us wie ſi ze Rome ze St. Jacob und andern vernen Stetten geweſen ſient, und ſagen von groſſen Zeichen die da beſchehen, daß das alles ein Betrügnüſſe und ein Beſchiß iſt. Die mit dem Bruch wandelent. Es ſint ouch der etlicher, ſo vor zehen Jaren erblendet iſt oder me; der nimt Buwollen und machet die blutig und nimt ein Tüchlein und bindet das über die Ougen und ſprichet, er ſi ein Koufman oder ein Kremer geweſen und ſie in einem Walde erblendet worden, von böſen Lüten und wurde an ein Baum ge- bunden, und ſie daran drey Tag oder vier gebunden geſtanden, und went nit ungefehr Lüte dazu kommen, er müßte daran ver- dorben ſin; und das heiſſet man den Bruch gewandelt. Spanfelder. Es ſint ouch etlich, wo die in Stette koment, ſo lond ſi die Cleider an den Herbergen, und ſitzent für die Kilchen by nackent, und zitterent jemerlich vor den Lüten, daß man ſolle wenen ſy Avé-Lallemant, Gaunerthum. I. 9

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/145>, abgerufen am 23.11.2024.