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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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Vermerin.

Es sint ouch ein teil besunder allermeist Frowen, die sprechent
sy sient getoffet Juden und sient Christen worden und sagent den
Lüten ob ir Vatter oder Mutter in der Helle sient oder nit, gelte
ihnen glich, und gilent den Lüten Stücke und cleider damitte abe
und ander Dinge, daz heissent si Vermerin.

Theweser.

Es sint ouch etlich die kuntschaft habent, zu etlichen Bitteren,
und die lichent inen ire Briefe und Monstrantzen mit dem Heil-
tum und die farend after Lande, da si ir kundschaft wissent, und
tund sich us, wie daz si Priester sient, und tund inen ein Blatten
scheren, wie wol sie ungewihet und ungelert sind, und geben den,
den Bitteren den dritten Pfennig davon und heissent den The-
weser und vint man ir ouch allermeist unter andern Gileren.

Kammerierer.

Es sint ouch etlich die da Zeichen an iren Hüten und Kugel-
hüten tragend, besunder römische Fronecken, Muschelen und ander
Zeichen und gibt je ein dem anderen Zeichen ze kouffende das man
wenen solle, si sient an den Stetten gewessen, davon si die
Zeichen tragend, wie wol sie doch nie dar kommen, und betriegen
die Lüte damitte und das heisset Kammerierer.

Gutzbeterin.

Es sint ouch Frowen, die in dem Lande sich umbe und umbe
für die Kilchen niderlegen, und spreitent ein Lilachen über sich
und setzent Wachs und Eiger für sich, als ob si kindbetteren weren,
und sprechent ir etlich, ihn sien in 14 Tagen ein Kint gestorben,
wie wol ir etlich in zehen Jaren nie Kint gemacht; und das
heisset Gutzbetterin.

Sefer.

Es sint ouch etlich die strichent Salb an, heisset Abend, und

Vermerin.

Es ſint ouch ein teil beſunder allermeiſt Frowen, die ſprechent
ſy ſient getoffet Juden und ſient Chriſten worden und ſagent den
Lüten ob ir Vatter oder Mutter in der Helle ſient oder nit, gelte
ihnen glich, und gilent den Lüten Stücke und cleider damitte abe
und ander Dinge, daz heiſſent ſi Vermerin.

Theweſer.

Es ſint ouch etlich die kuntſchaft habent, zu etlichen Bitteren,
und die lichent inen ire Briefe und Monſtrantzen mit dem Heil-
tum und die farend after Lande, da ſi ir kundſchaft wiſſent, und
tund ſich us, wie daz ſi Prieſter ſient, und tund inen ein Blatten
ſcheren, wie wol ſie ungewihet und ungelert ſind, und geben den,
den Bitteren den dritten Pfennig davon und heiſſent den The-
weſer und vint man ir ouch allermeiſt unter andern Gileren.

Kammerierer.

Es ſint ouch etlich die da Zeichen an iren Hüten und Kugel-
hüten tragend, beſunder römiſche Fronecken, Muſchelen und ander
Zeichen und gibt je ein dem anderen Zeichen ze kouffende das man
wenen ſolle, ſi ſient an den Stetten geweſſen, davon ſi die
Zeichen tragend, wie wol ſie doch nie dar kommen, und betriegen
die Lüte damitte und das heiſſet Kammerierer.

Gutzbeterin.

Es ſint ouch Frowen, die in dem Lande ſich umbe und umbe
für die Kilchen niderlegen, und ſpreitent ein Lilachen über ſich
und ſetzent Wachs und Eiger für ſich, als ob ſi kindbetteren weren,
und ſprechent ir etlich, ihn ſien in 14 Tagen ein Kint geſtorben,
wie wol ir etlich in zehen Jaren nie Kint gemacht; und das
heiſſet Gutzbetterin.

Sefer.

Es ſint ouch etlich die ſtrichent Salb an, heiſſet Abend, und

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[128/0144] Vermerin. Es ſint ouch ein teil beſunder allermeiſt Frowen, die ſprechent ſy ſient getoffet Juden und ſient Chriſten worden und ſagent den Lüten ob ir Vatter oder Mutter in der Helle ſient oder nit, gelte ihnen glich, und gilent den Lüten Stücke und cleider damitte abe und ander Dinge, daz heiſſent ſi Vermerin. Theweſer. Es ſint ouch etlich die kuntſchaft habent, zu etlichen Bitteren, und die lichent inen ire Briefe und Monſtrantzen mit dem Heil- tum und die farend after Lande, da ſi ir kundſchaft wiſſent, und tund ſich us, wie daz ſi Prieſter ſient, und tund inen ein Blatten ſcheren, wie wol ſie ungewihet und ungelert ſind, und geben den, den Bitteren den dritten Pfennig davon und heiſſent den The- weſer und vint man ir ouch allermeiſt unter andern Gileren. Kammerierer. Es ſint ouch etlich die da Zeichen an iren Hüten und Kugel- hüten tragend, beſunder römiſche Fronecken, Muſchelen und ander Zeichen und gibt je ein dem anderen Zeichen ze kouffende das man wenen ſolle, ſi ſient an den Stetten geweſſen, davon ſi die Zeichen tragend, wie wol ſie doch nie dar kommen, und betriegen die Lüte damitte und das heiſſet Kammerierer. Gutzbeterin. Es ſint ouch Frowen, die in dem Lande ſich umbe und umbe für die Kilchen niderlegen, und ſpreitent ein Lilachen über ſich und ſetzent Wachs und Eiger für ſich, als ob ſi kindbetteren weren, und ſprechent ir etlich, ihn ſien in 14 Tagen ein Kint geſtorben, wie wol ir etlich in zehen Jaren nie Kint gemacht; und das heiſſet Gutzbetterin. Sefer. Es ſint ouch etlich die ſtrichent Salb an, heiſſet Abend, und

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/144>, abgerufen am 23.11.2024.