Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.einzig von ihm selbst gesehene) anführt und welche mit dem 1) Auch "nüt on vrsach" wie z. B. in der von Bergmann gedruckten
Ausgabe des "Narrenschiffes" von 1494 vor dem Namen Jo. B. von Olpe sich befindet. Vgl. Panzer, a. a. O., S. 214. einzig von ihm ſelbſt geſehene) anführt und welche mit dem 1) Auch „nüt on vrſach“ wie z. B. in der von Bergmann gedruckten
Ausgabe des „Narrenſchiffes“ von 1494 vor dem Namen Jo. B. von Olpe ſich befindet. Vgl. Panzer, a. a. O., S. 214. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0155" n="139"/> einzig von ihm ſelbſt geſehene) anführt und welche mit dem<lb/> Druckfehler „<hi rendition="#aq">Lieber</hi>“ beginnt, ſcheint offenbar, gleich den übrigen<lb/> bisjetzt bekannten älteſten Ausgaben des <hi rendition="#aq">Liber Vagatorum</hi>, ein<lb/> Abdruck jener erſten und älteſten baſeler Ausgabe zu ſein. Das<lb/> Schlußmotto <hi rendition="#g">„Nichts an vrſach“</hi> <note place="foot" n="1)">Auch „nüt on vrſach“ wie z. B. in der von Bergmann gedruckten<lb/> Ausgabe des „Narrenſchiffes“ von 1494 vor dem Namen Jo. B. von Olpe<lb/> ſich befindet. Vgl. Panzer, a. a. O., S. 214.</note> iſt nämlich dem Buchdrucker<lb/> Johann Bergmann de Olpe eigenthümlich, welcher in der oben<lb/> gedachten Zeit von 1494—99 zu Baſel eine bedeutende Anzahl<lb/> Werke druckte, die in den „Beiträgen zur Baſeler Buchdruckerge-<lb/> ſchichte“ von Jmmanuel Stockmeyer und Balthaſar Reber (Baſel,<lb/> bei Schweighäuſer, 1840) S. 128—133, aufgeführt ſind, worun-<lb/> ter jedoch der <hi rendition="#aq">Liber Vagatorum</hi> nicht genannt wird. Luther, deſſen<lb/> Ausgabe (1528) ebenfalls das Bergmann’ſche Motto am Schluſſe<lb/> des Vocabulars hat, bezieht ſich gleich in der Vorrede ausdrück-<lb/> lich auf einen ältern Druck, indem er ſagt: „Dis büchlin von<lb/> der Betlerbüberey <hi rendition="#g">hat zuvor einer laſſen yn den druck aus-<lb/> gehen, der ſich nennet Expertum in truffis</hi>“ u. ſ. w. Auch<lb/> der <hi rendition="#aq">Lieber Vagatorum</hi> (Hain 3016), vgl. Nr. 2, hat das Berg-<lb/> mann’ſche Motto am Schluß, und wie die Luther’ſche Ausgabe<lb/> genau dieſelbe Unordnung im Vocabular unter dem Buchſtaben H.<lb/> Luther hat alſo entweder nach dem <hi rendition="#aq">Lieber Vagatorum</hi> drucken laſſen,<lb/> oder mit dieſem <hi rendition="#g">eine gemeinſchaftliche</hi> Quelle benutzt. Aber<lb/> auch der <hi rendition="#aq">Lieber Vagatorum</hi> bezieht ſich, gleich der evident ältern,<lb/> jedoch nicht mit dem Bergmann’ſchen Motto verſehenen, pforz-<lb/> heimer Ausgabe (vgl. Nr. 1) auf den ältern Verfaſſer des <hi rendition="#aq">Liber<lb/> Vagatorum</hi>, von dem er ſagt, er ſei <hi rendition="#g">„dictiert von einem<lb/> hochwürdigen maiſter nomine expertus in trufis.“</hi> Mit<lb/> dieſem hochwürdigen maiſter konnte aber ſchwerlich der Heraus-<lb/> geber des <hi rendition="#aq">Lieber Vagatorum</hi> (der ohnehin nach 1509 gedruckt iſt,<lb/> weil er Kap. 15 das Beiſpiel der pforzheimer Dutzbetterin ent-<lb/> hält), ſich ſelbſt bezeichnen wollen. Dabei liegt immer noch das<lb/> Motto vor, das nur Bergmann und ſeinen Drucken von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0155]
einzig von ihm ſelbſt geſehene) anführt und welche mit dem
Druckfehler „Lieber“ beginnt, ſcheint offenbar, gleich den übrigen
bisjetzt bekannten älteſten Ausgaben des Liber Vagatorum, ein
Abdruck jener erſten und älteſten baſeler Ausgabe zu ſein. Das
Schlußmotto „Nichts an vrſach“ 1) iſt nämlich dem Buchdrucker
Johann Bergmann de Olpe eigenthümlich, welcher in der oben
gedachten Zeit von 1494—99 zu Baſel eine bedeutende Anzahl
Werke druckte, die in den „Beiträgen zur Baſeler Buchdruckerge-
ſchichte“ von Jmmanuel Stockmeyer und Balthaſar Reber (Baſel,
bei Schweighäuſer, 1840) S. 128—133, aufgeführt ſind, worun-
ter jedoch der Liber Vagatorum nicht genannt wird. Luther, deſſen
Ausgabe (1528) ebenfalls das Bergmann’ſche Motto am Schluſſe
des Vocabulars hat, bezieht ſich gleich in der Vorrede ausdrück-
lich auf einen ältern Druck, indem er ſagt: „Dis büchlin von
der Betlerbüberey hat zuvor einer laſſen yn den druck aus-
gehen, der ſich nennet Expertum in truffis“ u. ſ. w. Auch
der Lieber Vagatorum (Hain 3016), vgl. Nr. 2, hat das Berg-
mann’ſche Motto am Schluß, und wie die Luther’ſche Ausgabe
genau dieſelbe Unordnung im Vocabular unter dem Buchſtaben H.
Luther hat alſo entweder nach dem Lieber Vagatorum drucken laſſen,
oder mit dieſem eine gemeinſchaftliche Quelle benutzt. Aber
auch der Lieber Vagatorum bezieht ſich, gleich der evident ältern,
jedoch nicht mit dem Bergmann’ſchen Motto verſehenen, pforz-
heimer Ausgabe (vgl. Nr. 1) auf den ältern Verfaſſer des Liber
Vagatorum, von dem er ſagt, er ſei „dictiert von einem
hochwürdigen maiſter nomine expertus in trufis.“ Mit
dieſem hochwürdigen maiſter konnte aber ſchwerlich der Heraus-
geber des Lieber Vagatorum (der ohnehin nach 1509 gedruckt iſt,
weil er Kap. 15 das Beiſpiel der pforzheimer Dutzbetterin ent-
hält), ſich ſelbſt bezeichnen wollen. Dabei liegt immer noch das
Motto vor, das nur Bergmann und ſeinen Drucken von
1) Auch „nüt on vrſach“ wie z. B. in der von Bergmann gedruckten
Ausgabe des „Narrenſchiffes“ von 1494 vor dem Namen Jo. B. von Olpe
ſich befindet. Vgl. Panzer, a. a. O., S. 214.
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