Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.Vorschein brachte. So ladet der "Hoffmeister", V. 131--144 der Gbeüt auch dem fätzer a mit den glide b Das sie wellen vß beliben Was täglich braucht den sonnenboß c Sie syen klein, iung, alt oder groß, Der Zwicker d auch mit sinem gsind Vnd die die rübling e rüren sind. Die breger f vff dem tärich g. Auch gugelfrantz h vff finem strich, Vnd all die in dem häkis i hucken Die auch hans walter k stät thut trucken Galle l mit dem jochim m. Dar zü auch gugelfräntzin n. Die söllen all vfft gouchmat keren Vnd helffen de fraw Venus eren. u. s. w. Wie Gengenbach sich in dem Erfolg verrechnete, ist schon a Bordelwirth. b Liederliche Dirne. c Bordel. d Henker. e Würfel. f Bettler. g Land. h Mönch. i Spital. k Laus. l Pfaffe. m Wein. n Nonne.
Vorſchein brachte. So ladet der „Hoffmeiſter“, V. 131—144 der Gbeüt auch dem fätzer a mit den glidē b Das ſie wellen vß beliben Was täglich braucht den ſonnenboß c Sie ſyen klein, iung, alt oder groß, Der Zwicker d auch mit ſinem gſind Vnd die die rübling e rüren ſind. Die breger f vff dem tärich g. Auch gugelfrantz h vff finem ſtrich, Vnd all die in dem häkis i hucken Die auch hans walter k ſtät thut trucken Galle l mit dem jochim m. Dar zü auch gugelfräntzin n. Die ſöllen all vfft gouchmat keren Vnd helffen de fraw Venus eren. u. ſ. w. Wie Gengenbach ſich in dem Erfolg verrechnete, iſt ſchon a Bordelwirth. b Liederliche Dirne. c Bordel. d Henker. e Würfel. f Bettler. g Land. h Mönch. i Spital. k Laus. l Pfaffe. m Wein. n Nonne.
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Vorſchein brachte. So ladet der „Hoffmeiſter“, V. 131—144 der
Gouchmat, (Goed. S. 120 u. 121) ein:
Gbeüt auch dem fätzer a mit den glidē b
Das ſie wellen vß beliben
Was täglich braucht den ſonnenboß c
Sie ſyen klein, iung, alt oder groß,
Der Zwicker d auch mit ſinem gſind
Vnd die die rübling e rüren ſind.
Die breger f vff dem tärich g.
Auch gugelfrantz h vff finem ſtrich,
Vnd all die in dem häkis i hucken
Die auch hans walter k ſtät thut trucken
Galle l mit dem jochim m.
Dar zü auch gugelfräntzin n.
Die ſöllen all vfft gouchmat keren
Vnd helffen de fraw Venus eren. u. ſ. w.
Wie Gengenbach ſich in dem Erfolg verrechnete, iſt ſchon
oben geſagt worden. Seine Dichtung blieb unbeachtet und kam
kaum über die Schweiz hinaus. Der Grund lag nicht in den
holperichten Knittelverſen, die zu jener Zeit kaum ſchlechter waren
als andere, ſondern in dem großen Unterſchied zwiſchen Stoff
und Form überhaupt. Das Bettlerthum und Gaunerthum an
ſich hat nichts Poetiſches, weil es unbedingt an die Strafe als
proſaiſche Conſequenz ſeines Weſens glaubt und ſeine ganze
Kunſt vergeblich daran ſetzt, ſich über dieſe Conſequenz ſo lange
als möglich hinwegzuſetzen. Die Poeſie des freien Umherſtreifens
als Bettler oder Räuber fließt nicht aus dem Weſen des Bettler-
thums und Räuberthums, ſondern liegt in derſelben gelegentlichen
Freiheit und Friſche des Wanderlebens in freier Natur, in wel-
cher auch der Jäger und Wandersmann durch Wald und Flur
dahinſtreift. Nie hat ein Bettler oder Gauner ſein kaltes Elend
ſoweit bekämpfen und vergeſſen können, daß in ſeiner Bruſt ein
poetiſcher Gedanke lebendig gewuchert und ſich zu poetiſcher Form
geſtaltet hätte. Es iſt uns auch kein einziges echtes altes Gauner-
a Bordelwirth.
b Liederliche Dirne.
c Bordel.
d Henker.
e Würfel.
f Bettler.
g Land.
h Mönch.
i Spital.
k Laus.
l Pfaffe.
m Wein.
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