Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.lied überliefert. Der Liber Vagatorum hat Cap. 13 die einzige Welcher Breger kein Erlatin hat Die nicht foppen und ferben gat Eundem erschlagen sie mit eim schuch! Das ist die einzige originelle poetische Gaunertradition aus Jn jener Weise ist das Gedicht: "Vf die löbliche Gesell- 1) "Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland" (Frei-
burg im Breisgau 1839). lied überliefert. Der Liber Vagatorum hat Cap. 13 die einzige Welcher Breger kein Erlatin hat Die nicht foppen und ferben gat Eundem erſchlagen ſie mit eim ſchuch! Das iſt die einzige originelle poetiſche Gaunertradition aus Jn jener Weiſe iſt das Gedicht: „Vf die löbliche Geſell- 1) „Taſchenbuch für Geſchichte und Alterthum in Süddeutſchland“ (Frei-
burg im Breisgau 1839). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0224" n="208"/> lied überliefert. Der <hi rendition="#aq">Liber Vagatorum</hi> hat Cap. 13 die einzige<lb/> überaus dürre Redensart</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Welcher Breger kein Erlatin hat</l><lb/> <l>Die nicht foppen und ferben gat</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Eundem</hi> erſchlagen ſie mit eim ſchuch!</l> </lg><lb/> <p>Das iſt die einzige originelle poetiſche Gaunertradition aus<lb/> jener Zeit, zu welcher doch die ganze deutſche Volksliteratur in die<lb/> Volkspoeſie überzugehen drohte. Trotzdem Hoffmann von Fallers-<lb/> leben, a. a. O., S. 69, bei Einführung der Knebel’ſchen Hand-<lb/> ſchrift, die Einleitung „als hübſche und willkommene Zugabe“<lb/> wiedergibt, mit welcher <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Heinrich Schreiber, S. 330, in ſeinem<lb/> Taſchenbuch <note place="foot" n="1)">„Taſchenbuch für Geſchichte und Alterthum in Süddeutſchland“ (Frei-<lb/> burg im Breisgau 1839).</note>, die „Baſeler Rathsbekanntmachung“ nach Johan-<lb/> nes Knebel einführt, trotzdem kann der aufmerkſam in das da-<lb/> malige Volksleben blickende Hiſtoriker nicht ſagen, „daß ſich die<lb/> Poeſie damals ſchon längſt von dem Adel, Bürger und ſogar von<lb/> den Muſenſöhnen gewandt und ſich an die Bettler und Landſtreicher<lb/> gehalten habe“. Schon die trockene Thatſache, daß es keine Ge-<lb/> dichte aus jener Zeit gibt, daß Gengenbach’s Poeſie, in ſeinem<lb/><hi rendition="#aq">Liber Vagatorum</hi> und in ſeiner „Gouchmat“ unbeachtet dahinſtarb,<lb/> daß bis zu Moſcheroſch kaum ein poetiſcher Verſuch gewagt wurde<lb/> und daß die ſpäteren äußerſt ſparſamen Verſuche entſchieden keine aus<lb/> dem Gaunerthum hervorgegangene, ſondern dem Gaunerthum <hi rendition="#g">an-<lb/> gedichtete</hi> und höchſtens von ihm <hi rendition="#g">aufgenommene</hi> Poeſien ſind,<lb/> bei denen es weſentlich galt, gauneriſche Terminologien in poetiſcher<lb/> Form zu geben, um in dieſer Weiſe die Poeſie in das Gauner-<lb/> thum einzuſchwärzen: Alles dies beweiſt zur Genüge das ſtarre<lb/> kalte Elend des Gaunerthums und daß Gaunerthum und Poeſie<lb/> in ihrem Weſen ſo wenig zuſammenpaſſen wie eine muſikaliſche<lb/> Compoſition etwa für die peinliche Halsgerichtsordnung!</p><lb/> <p>Jn jener Weiſe iſt das Gedicht: „Vf die löbliche Geſell-<lb/> ſchafft Moſelſar“, welches Moſcheroſch, <hi rendition="#aq">II,</hi> 661 u. 662, ſeiner<lb/> Geſichte ausdrücklich als „ſeinen der Lobwerthen Geſellſchaft zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [208/0224]
lied überliefert. Der Liber Vagatorum hat Cap. 13 die einzige
überaus dürre Redensart
Welcher Breger kein Erlatin hat
Die nicht foppen und ferben gat
Eundem erſchlagen ſie mit eim ſchuch!
Das iſt die einzige originelle poetiſche Gaunertradition aus
jener Zeit, zu welcher doch die ganze deutſche Volksliteratur in die
Volkspoeſie überzugehen drohte. Trotzdem Hoffmann von Fallers-
leben, a. a. O., S. 69, bei Einführung der Knebel’ſchen Hand-
ſchrift, die Einleitung „als hübſche und willkommene Zugabe“
wiedergibt, mit welcher Dr. Heinrich Schreiber, S. 330, in ſeinem
Taſchenbuch 1), die „Baſeler Rathsbekanntmachung“ nach Johan-
nes Knebel einführt, trotzdem kann der aufmerkſam in das da-
malige Volksleben blickende Hiſtoriker nicht ſagen, „daß ſich die
Poeſie damals ſchon längſt von dem Adel, Bürger und ſogar von
den Muſenſöhnen gewandt und ſich an die Bettler und Landſtreicher
gehalten habe“. Schon die trockene Thatſache, daß es keine Ge-
dichte aus jener Zeit gibt, daß Gengenbach’s Poeſie, in ſeinem
Liber Vagatorum und in ſeiner „Gouchmat“ unbeachtet dahinſtarb,
daß bis zu Moſcheroſch kaum ein poetiſcher Verſuch gewagt wurde
und daß die ſpäteren äußerſt ſparſamen Verſuche entſchieden keine aus
dem Gaunerthum hervorgegangene, ſondern dem Gaunerthum an-
gedichtete und höchſtens von ihm aufgenommene Poeſien ſind,
bei denen es weſentlich galt, gauneriſche Terminologien in poetiſcher
Form zu geben, um in dieſer Weiſe die Poeſie in das Gauner-
thum einzuſchwärzen: Alles dies beweiſt zur Genüge das ſtarre
kalte Elend des Gaunerthums und daß Gaunerthum und Poeſie
in ihrem Weſen ſo wenig zuſammenpaſſen wie eine muſikaliſche
Compoſition etwa für die peinliche Halsgerichtsordnung!
Jn jener Weiſe iſt das Gedicht: „Vf die löbliche Geſell-
ſchafft Moſelſar“, welches Moſcheroſch, II, 661 u. 662, ſeiner
Geſichte ausdrücklich als „ſeinen der Lobwerthen Geſellſchaft zu
1) „Taſchenbuch für Geſchichte und Alterthum in Süddeutſchland“ (Frei-
burg im Breisgau 1839).
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