Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.Ciani, Cigani, Cigari, Cingoli, Cingani, Cingari, Cygari, Sigari, Die oben angeführten zahlreichen deutschen Varianten des 1) Andreas Presbyter Ratisbonensis erzählt in seiner "Chron. Bavar." (bei Schilter, "Script. rer. Germ.", No. 13, p. 8): "Eodem anno (1433) venerunt ad terram nostram (Bavariam) quidam de populo Ciganorum, qui dicebant, se esse ex Aegypto." Auch del Rio "Disquis. magicae.", I. IV, c. 3, quaest. 5) nennt die Zigeuner Cingari seu Aegyptii. Ebenso Munster, a. a. O., S. 603, und der Verfasser der "Zwei nützlichen Tractät- lein" über die Zigeuner v. J. 1664, von welchen weiter die Rede sein wird. Vgl. Fritsch, "Diatribe Historico-Politica de Zygenorum" etc., membr. 2. 2) Selbst das englische Gipsy ist gewiß nichts anderes als eine Verstüm-
melung des Aegyptii. Ciani, Cigani, Cigari, Cingoli, Cingani, Cingari, Cygari, Sigari, Die oben angeführten zahlreichen deutſchen Varianten des 1) Andreas Presbyter Ratisbonensis erzählt in ſeiner „Chron. Bavar.“ (bei Schilter, „Script. rer. Germ.“, No. 13, p. 8): „Eodem anno (1433) venerunt ad terram nostram (Bavariam) quidam de populo Ciganorum, qui dicebant, se esse ex Aegypto.“ Auch del Rio „Disquis. magicae.“, I. IV, c. 3, quaest. 5) nennt die Zigeuner Cingari seu Aegyptii. Ebenſo Munſter, a. a. O., S. 603, und der Verfaſſer der „Zwei nützlichen Tractät- lein“ über die Zigeuner v. J. 1664, von welchen weiter die Rede ſein wird. Vgl. Fritſch, „Diatribe Historico-Politica de Zygenorum“ etc., membr. 2. 2) Selbſt das engliſche Gipsy iſt gewiß nichts anderes als eine Verſtüm-
melung des Aegyptii. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0026" n="10"/><hi rendition="#aq">Ciani, Cigani, Cigari, Cingoli, Cingani, Cingari, Cygari, Sigari,<lb/> Singani, Zigani, Zigareni, Zigeuni, Zigineri, Zingani, Zingari,<lb/> Zygari, Zygaini</hi> und <hi rendition="#aq">Zygeni.</hi> Bei dieſen ſchwankenden Bezeich-<lb/> nungen gewinnt die Darlegung des Thomaſius an Wahrſchein-<lb/> lichkeit, daß das Wort Zigeuner, <hi rendition="#aq">Ciani, Cigani,</hi> eine Corruption<lb/> des lateiniſchen <hi rendition="#aq">Aegitiani</hi> oder <hi rendition="#aq">Aegyptiani</hi> iſt. Thomaſius weiſt<lb/> dabei nach, daß die Zigeuner bei ihrem erſten Auftreten ſich für<lb/> Aegypter <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Andreas Presbyter Ratisbonensis</hi> erzählt in ſeiner <hi rendition="#aq">„Chron. Bavar.</hi>“<lb/> (bei Schilter, <hi rendition="#aq">„Script. rer. Germ.“, No. 13, p. 8): „Eodem anno (1433)<lb/> venerunt ad terram nostram (Bavariam) quidam de populo Ciganorum,<lb/> qui dicebant, se esse ex <hi rendition="#g">Aegypto</hi>.</hi>“ Auch del Rio <hi rendition="#aq">„Disquis. magicae.“,<lb/> I. IV, c. 3, quaest.</hi> 5) nennt die Zigeuner <hi rendition="#aq">Cingari seu <hi rendition="#g">Aegyptii</hi>.</hi> Ebenſo<lb/> Munſter, a. a. O., S. 603, und der Verfaſſer der „Zwei nützlichen Tractät-<lb/> lein“ über die Zigeuner v. J. 1664, von welchen weiter die Rede ſein wird.<lb/> Vgl. Fritſch, <hi rendition="#aq">„Diatribe Historico-Politica de Zygenorum“ etc., membr.</hi> 2.</note> ausgegeben haben und danach auch von den Nieder-<lb/> ländern, Franzoſen, Spaniern und Griechen in einmüthigem<lb/> Sprachgebrauch als Aegypter bezeichnet ſind. Thomaſius weiſt<lb/> ferner nach, wie leicht die ſpaniſche Verkürzung <hi rendition="#aq">Gitanos</hi> und<lb/> die lateiniſche Kürzung <hi rendition="#aq">Ciani</hi> und <hi rendition="#aq">Cigani</hi> aus dem Worte<lb/><hi rendition="#aq">Aegitiani</hi> entſtanden ſein kann <note place="foot" n="2)">Selbſt das engliſche <hi rendition="#aq">Gipsy</hi> iſt gewiß nichts anderes als eine Verſtüm-<lb/> melung des <hi rendition="#aq">Aegyptii.</hi></note>, und folgert nun mit einer ſar-<lb/> kaſtiſchen Bemerkung über die allerdings nicht abzuleugnende<lb/> Meiſterſchaft der Deutſchen in Zuſammenziehung und Abkürzung<lb/> der Eigennamen, daß auch das deutſche Wort <hi rendition="#g">Ziganer</hi> und <hi rendition="#g">Zi-<lb/> geuner</hi> u. ſ. w. eine Verſtümmelung des lateiniſchen <hi rendition="#aq">Aegitiani</hi><lb/> iſt, wobei er aber die ſeltſame Jnconſequenz begeht, daß er, mit<lb/> Berufung auf Franz Ferd. de Cordova, <hi rendition="#aq">„Didascalia multipl.“,<lb/> cap. ult., p.</hi> 413, die Entſtehung des lateiniſchen Wortes <hi rendition="#aq">Ciani</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Cigani</hi> erſt aus dem deutſchen <hi rendition="#g">Zigeuner</hi>, anſtatt direct aus<lb/> dem lateiniſchen <hi rendition="#aq">Aegyptiani</hi> oder <hi rendition="#aq">Aegitiani</hi> ableitet.</p><lb/> <p>Die oben angeführten zahlreichen deutſchen Varianten des<lb/> Wortes Zigeuner, welche man bei allen Schriftſtellern der vier<lb/> letzten Jahrhunderte findet, ſind nur ein Beweis von der Leich-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0026]
Ciani, Cigani, Cigari, Cingoli, Cingani, Cingari, Cygari, Sigari,
Singani, Zigani, Zigareni, Zigeuni, Zigineri, Zingani, Zingari,
Zygari, Zygaini und Zygeni. Bei dieſen ſchwankenden Bezeich-
nungen gewinnt die Darlegung des Thomaſius an Wahrſchein-
lichkeit, daß das Wort Zigeuner, Ciani, Cigani, eine Corruption
des lateiniſchen Aegitiani oder Aegyptiani iſt. Thomaſius weiſt
dabei nach, daß die Zigeuner bei ihrem erſten Auftreten ſich für
Aegypter 1) ausgegeben haben und danach auch von den Nieder-
ländern, Franzoſen, Spaniern und Griechen in einmüthigem
Sprachgebrauch als Aegypter bezeichnet ſind. Thomaſius weiſt
ferner nach, wie leicht die ſpaniſche Verkürzung Gitanos und
die lateiniſche Kürzung Ciani und Cigani aus dem Worte
Aegitiani entſtanden ſein kann 2), und folgert nun mit einer ſar-
kaſtiſchen Bemerkung über die allerdings nicht abzuleugnende
Meiſterſchaft der Deutſchen in Zuſammenziehung und Abkürzung
der Eigennamen, daß auch das deutſche Wort Ziganer und Zi-
geuner u. ſ. w. eine Verſtümmelung des lateiniſchen Aegitiani
iſt, wobei er aber die ſeltſame Jnconſequenz begeht, daß er, mit
Berufung auf Franz Ferd. de Cordova, „Didascalia multipl.“,
cap. ult., p. 413, die Entſtehung des lateiniſchen Wortes Ciani oder
Cigani erſt aus dem deutſchen Zigeuner, anſtatt direct aus
dem lateiniſchen Aegyptiani oder Aegitiani ableitet.
Die oben angeführten zahlreichen deutſchen Varianten des
Wortes Zigeuner, welche man bei allen Schriftſtellern der vier
letzten Jahrhunderte findet, ſind nur ein Beweis von der Leich-
1) Andreas Presbyter Ratisbonensis erzählt in ſeiner „Chron. Bavar.“
(bei Schilter, „Script. rer. Germ.“, No. 13, p. 8): „Eodem anno (1433)
venerunt ad terram nostram (Bavariam) quidam de populo Ciganorum,
qui dicebant, se esse ex Aegypto.“ Auch del Rio „Disquis. magicae.“,
I. IV, c. 3, quaest. 5) nennt die Zigeuner Cingari seu Aegyptii. Ebenſo
Munſter, a. a. O., S. 603, und der Verfaſſer der „Zwei nützlichen Tractät-
lein“ über die Zigeuner v. J. 1664, von welchen weiter die Rede ſein wird.
Vgl. Fritſch, „Diatribe Historico-Politica de Zygenorum“ etc., membr. 2.
2) Selbſt das engliſche Gipsy iſt gewiß nichts anderes als eine Verſtüm-
melung des Aegyptii.
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