Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.eine Menge Bestimmungen in Bezug auf die Juden und ihr reli- Man sieht aus diesen Vorschriften, wie tief und wie schon 1) Frappant ist die Stelle bei Juvenal. Sat. 14, 19: Nunc sacri fontes nemus et delubra locantur Judaeis, quorum cophinus foenumque suppellex. 2) L. 18, L. 1. Cod. cit. 3) L. 6. Cod. cit. Vgl. hierzu im zweiten Theile des Decret. Grat., c. 28, quaest. I, besonders c. 10--17. 4) Sehr naiv sagt der "Schwabenspiegel" (Kap. 146, §. 4): "Die Jüden
gab der Künig Titus zu eigen in des Künigs Kammer, davor sollen sy noch des Riches Knecht sin, und er soll sy auch schirmen." Gleichnaiv sagt der "Sachsenspiegel" (L. 3, a. 7): "Diesen Königsfrieden erwarb Josephus den Jüden gegen dem Könige Vespasiano, da er seinen Sohn Titum gesund machete von der Gicht." eine Menge Beſtimmungen in Bezug auf die Juden und ihr reli- Man ſieht aus dieſen Vorſchriften, wie tief und wie ſchon 1) Frappant iſt die Stelle bei Juvenal. Sat. 14, 19: Nunc sacri fontes nemus et delubra locantur Judaeis, quorum cophinus foenumque suppellex. 2) L. 18, L. 1. Cod. cit. 3) L. 6. Cod. cit. Vgl. hierzu im zweiten Theile des Decret. Grat., c. 28, quaest. I, beſonders c. 10—17. 4) Sehr naiv ſagt der „Schwabenſpiegel“ (Kap. 146, §. 4): „Die Jüden
gab der Künig Titus zu eigen in des Künigs Kammer, davor ſollen ſy noch des Riches Knecht ſin, und er ſoll ſy auch ſchirmen.“ Gleichnaiv ſagt der „Sachſenſpiegel“ (L. 3, a. 7): „Dieſen Königsfrieden erwarb Joſephus den Jüden gegen dem Könige Vespaſiano, da er ſeinen Sohn Titum geſund machete von der Gicht.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="22"/> eine Menge Beſtimmungen in Bezug auf die Juden und ihr reli-<lb/> giöſes und bürgerliches Treiben. Ueber dieſe Capitularien wird<lb/> ſpäter noch geſprochen werden.</p><lb/> <p>Man ſieht aus dieſen Vorſchriften, wie tief und wie ſchon<lb/> ſeit langer Zeit die Juden in das Leben und Treiben der occi-<lb/> dentalen Länder eingedrungen waren, und wie feſt ſie ſich darin<lb/> geſetzt hatten. Dieſe Einbürgerung erklärt ſich aber, neben der<lb/> unverwüſtlichen Betriebſamkeit und Regſamkeit des jüdiſchen Volks,<lb/> aus der großen Begünſtigung, welche den Juden überhaupt in<lb/> den erſten Jahrhunderten der chriſtlichen Zeitrechnung von den<lb/> römiſchen Kaiſern zu Theil wurde <note place="foot" n="1)">Frappant iſt die Stelle bei <hi rendition="#aq">Juvenal. Sat.</hi> 14, 19:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Nunc sacri fontes nemus et delubra locantur<lb/> Judaeis, quorum cophinus foenumque suppellex.</hi></hi></note>, wie das aus <hi rendition="#aq">Cod. Theod.<lb/> de Judaeis L.</hi> 2 — 9, 13, 22, 24, deutlich hervorgeht, bis der<lb/> orthodoxe chriſtliche Eifer des Arcadius (398) in <hi rendition="#aq">Cod. de Judaeis<lb/> et coelicolis, L.</hi> 8. 1, 8, den Juden die bisherigen Privi-<lb/> legien der Autonomie und der eigenen Civiljurisdiction nahm.<lb/> Später beſchränkte Juſtinian die Juden noch mehr <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">L. 18, L. 1. Cod. cit.</hi></note> und ſtellte ſogar<lb/> die Ehe zwiſchen Juden und Chriſten dem Jnceſt und Ehebruch<lb/> gleich. <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">L. 6. Cod. cit.</hi> Vgl. hierzu im zweiten Theile des <hi rendition="#aq">Decret. Grat.,<lb/> c. 28, quaest. I,</hi> beſonders <hi rendition="#aq">c.</hi> 10—17.</note> Dies war die Grundlage, auf welcher die ganze chriſt-<lb/> liche Geiſtlichkeit, trotz der anfänglichen eigennützigen Protection<lb/> der Juden von Seiten einzelner Päpſte und auch der fränkiſchen<lb/> Könige, die Verfolgung der Juden begann, bis unter den Karo-<lb/> lingern die Juden zu Kammerknechten gemacht wurden. <note place="foot" n="4)">Sehr naiv ſagt der „Schwabenſpiegel“ (Kap. 146, §. 4): „Die Jüden<lb/> gab der Künig Titus zu eigen in des Künigs Kammer, davor ſollen ſy noch<lb/> des Riches Knecht ſin, und er ſoll ſy auch ſchirmen.“ Gleichnaiv ſagt der<lb/> „Sachſenſpiegel“ (<hi rendition="#aq">L. 3, a.</hi> 7): „Dieſen Königsfrieden erwarb Joſephus den<lb/> Jüden gegen dem Könige Vespaſiano, da er ſeinen Sohn Titum geſund machete<lb/> von der Gicht.“</note> Die<lb/> ſpätere jähe Begeiſterung der Kreuzzüge fachte die Abneigung gegen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0038]
eine Menge Beſtimmungen in Bezug auf die Juden und ihr reli-
giöſes und bürgerliches Treiben. Ueber dieſe Capitularien wird
ſpäter noch geſprochen werden.
Man ſieht aus dieſen Vorſchriften, wie tief und wie ſchon
ſeit langer Zeit die Juden in das Leben und Treiben der occi-
dentalen Länder eingedrungen waren, und wie feſt ſie ſich darin
geſetzt hatten. Dieſe Einbürgerung erklärt ſich aber, neben der
unverwüſtlichen Betriebſamkeit und Regſamkeit des jüdiſchen Volks,
aus der großen Begünſtigung, welche den Juden überhaupt in
den erſten Jahrhunderten der chriſtlichen Zeitrechnung von den
römiſchen Kaiſern zu Theil wurde 1), wie das aus Cod. Theod.
de Judaeis L. 2 — 9, 13, 22, 24, deutlich hervorgeht, bis der
orthodoxe chriſtliche Eifer des Arcadius (398) in Cod. de Judaeis
et coelicolis, L. 8. 1, 8, den Juden die bisherigen Privi-
legien der Autonomie und der eigenen Civiljurisdiction nahm.
Später beſchränkte Juſtinian die Juden noch mehr 2) und ſtellte ſogar
die Ehe zwiſchen Juden und Chriſten dem Jnceſt und Ehebruch
gleich. 3) Dies war die Grundlage, auf welcher die ganze chriſt-
liche Geiſtlichkeit, trotz der anfänglichen eigennützigen Protection
der Juden von Seiten einzelner Päpſte und auch der fränkiſchen
Könige, die Verfolgung der Juden begann, bis unter den Karo-
lingern die Juden zu Kammerknechten gemacht wurden. 4) Die
ſpätere jähe Begeiſterung der Kreuzzüge fachte die Abneigung gegen
1) Frappant iſt die Stelle bei Juvenal. Sat. 14, 19:
Nunc sacri fontes nemus et delubra locantur
Judaeis, quorum cophinus foenumque suppellex.
2) L. 18, L. 1. Cod. cit.
3) L. 6. Cod. cit. Vgl. hierzu im zweiten Theile des Decret. Grat.,
c. 28, quaest. I, beſonders c. 10—17.
4) Sehr naiv ſagt der „Schwabenſpiegel“ (Kap. 146, §. 4): „Die Jüden
gab der Künig Titus zu eigen in des Künigs Kammer, davor ſollen ſy noch
des Riches Knecht ſin, und er ſoll ſy auch ſchirmen.“ Gleichnaiv ſagt der
„Sachſenſpiegel“ (L. 3, a. 7): „Dieſen Königsfrieden erwarb Joſephus den
Jüden gegen dem Könige Vespaſiano, da er ſeinen Sohn Titum geſund machete
von der Gicht.“
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