Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

minder der christlichen Politik als dem Judenthum zum Frommen
gereichen wird. 1)



Fünftes Kapitel.
b. Erstes Auftreten der Zigeuner in Deutschland.

Die Nachrichten über das erste Auftreten der Zigeuner in
Deutschland treffen ziemlich bestimmt zusammen. Den ältesten,
freilich dürren Nachweis liefert der schon oben angeführte An-
dreas Presbyter, Augustinermönch im Kloster des heiligen Magnus
zu Regensburg und Zeitgenosse des Kaisers Sigismund, indem
er in seiner "Bayrischen Chronik" anführt, daß die Zigeuner im
Jahre 1433 nach Baiern gekommen seien. Ebenso sagt der Do-
minicanermönch Hermann Cornerus von Lübeck, Zeitgenosse des
Andreas, in seinem "Chronicon in Eccardi Corpus hist. med.
aevi", II, 1225: "Anno 1417 quaedam extranea et prae-
vie non visa vagabundaque multitudo hominum de orientali-
bus partibus venit in Alemaniam, perambulans totam illam
plagam usque ad regiones maritimas, -- Secanos se nuncu-
pantes.
" Alb. Kranz (+ 1517) in seiner "Sächsischen Chronik"
(L. XI, c. 2, p. 239) spricht vom Auftreten der Zigeuner
schon 1417 in den Gegenden an der Nordsee. Jm Jahre 1417
sollen sie, nach Munster, überhaupt in Deutschland eingewandert;
im Jahre 1418, nach Joh. Stumpf (+ 1558), "Schweitzer
Chronik" (lib., 8, c. 10, p. 425), und nach Johann Guler

teiisches Organ für alles jüdisches Jnteresse." Jnteressant ist auch die Erschei-
nung einer hebräischen Zeitung "Ha Magid" ("Der Verkündiger"), welche jetzt
in Johannisberg (Ostpreußen) gedruckt und vom Rabbiner S. Silbermann
in Lyk redigirt wird.
1) Ueber die Schicksale der Juden in Deutschland gibt Gustav Klemm,
"Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit", IX, 273--284, eine vor-
treffliche historische Skizze. Vgl. auch die von ihm besonders S. 284 in der
Note angeführte neuere Judenliteratur.

minder der chriſtlichen Politik als dem Judenthum zum Frommen
gereichen wird. 1)



Fünftes Kapitel.
b. Erſtes Auftreten der Zigeuner in Deutſchland.

Die Nachrichten über das erſte Auftreten der Zigeuner in
Deutſchland treffen ziemlich beſtimmt zuſammen. Den älteſten,
freilich dürren Nachweis liefert der ſchon oben angeführte An-
dreas Presbyter, Auguſtinermönch im Kloſter des heiligen Magnus
zu Regensburg und Zeitgenoſſe des Kaiſers Sigismund, indem
er in ſeiner „Bayriſchen Chronik“ anführt, daß die Zigeuner im
Jahre 1433 nach Baiern gekommen ſeien. Ebenſo ſagt der Do-
minicanermönch Hermann Cornerus von Lübeck, Zeitgenoſſe des
Andreas, in ſeinem „Chronicon in Eccardi Corpus hist. med.
aevi“, II, 1225: „Anno 1417 quaedam extranea et prae-
vie non visa vagabundaque multitudo hominum de orientali-
bus partibus venit in Alemaniam, perambulans totam illam
plagam usque ad regiones maritimas, — Secanos se nuncu-
pantes.
“ Alb. Kranz († 1517) in ſeiner „Sächſiſchen Chronik“
(L. XI, c. 2, p. 239) ſpricht vom Auftreten der Zigeuner
ſchon 1417 in den Gegenden an der Nordſee. Jm Jahre 1417
ſollen ſie, nach Munſter, überhaupt in Deutſchland eingewandert;
im Jahre 1418, nach Joh. Stumpf († 1558), „Schweitzer
Chronik“ (lib., 8, c. 10, p. 425), und nach Johann Guler

teiiſches Organ für alles jüdiſches Jntereſſe.“ Jntereſſant iſt auch die Erſchei-
nung einer hebräiſchen Zeitung „Ha Magid“ („Der Verkündiger“), welche jetzt
in Johannisberg (Oſtpreußen) gedruckt und vom Rabbiner S. Silbermann
in Lyk redigirt wird.
1) Ueber die Schickſale der Juden in Deutſchland gibt Guſtav Klemm,
„Allgemeine Cultur-Geſchichte der Menſchheit“, IX, 273—284, eine vor-
treffliche hiſtoriſche Skizze. Vgl. auch die von ihm beſonders S. 284 in der
Note angeführte neuere Judenliteratur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="25"/>
minder der chri&#x017F;tlichen Politik als dem Judenthum zum Frommen<lb/>
gereichen wird. <note place="foot" n="1)">Ueber die Schick&#x017F;ale der Juden in Deut&#x017F;chland gibt Gu&#x017F;tav Klemm,<lb/>
&#x201E;Allgemeine Cultur-Ge&#x017F;chichte der Men&#x017F;chheit&#x201C;, <hi rendition="#aq">IX</hi>, 273&#x2014;284, eine vor-<lb/>
treffliche hi&#x017F;tori&#x017F;che Skizze. Vgl. auch die von ihm be&#x017F;onders S. 284 in der<lb/>
Note angeführte neuere Judenliteratur.</note></p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Fünftes Kapitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">b.</hi> Er&#x017F;tes Auftreten der Zigeuner in Deut&#x017F;chland.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Nachrichten über das er&#x017F;te Auftreten der Zigeuner in<lb/>
Deut&#x017F;chland treffen ziemlich be&#x017F;timmt zu&#x017F;ammen. Den älte&#x017F;ten,<lb/>
freilich dürren Nachweis liefert der &#x017F;chon oben angeführte An-<lb/>
dreas Presbyter, Augu&#x017F;tinermönch im Klo&#x017F;ter des heiligen Magnus<lb/>
zu Regensburg und Zeitgeno&#x017F;&#x017F;e des Kai&#x017F;ers Sigismund, indem<lb/>
er in &#x017F;einer &#x201E;Bayri&#x017F;chen Chronik&#x201C; anführt, daß die Zigeuner im<lb/>
Jahre 1433 nach Baiern gekommen &#x017F;eien. Eben&#x017F;o &#x017F;agt der Do-<lb/>
minicanermönch Hermann Cornerus von Lübeck, Zeitgeno&#x017F;&#x017F;e des<lb/>
Andreas, in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">&#x201E;Chronicon in Eccardi Corpus hist. med.<lb/>
aevi&#x201C;, II, 1225: &#x201E;Anno 1417 quaedam extranea et prae-<lb/>
vie non visa vagabundaque multitudo hominum de orientali-<lb/>
bus partibus venit in Alemaniam, perambulans totam illam<lb/>
plagam usque ad regiones maritimas, &#x2014; Secanos se nuncu-<lb/>
pantes.</hi>&#x201C; Alb. Kranz (&#x2020; 1517) in &#x017F;einer &#x201E;Säch&#x017F;i&#x017F;chen Chronik&#x201C;<lb/>
(<hi rendition="#aq">L. XI, c. 2, p.</hi> 239) &#x017F;pricht vom Auftreten der Zigeuner<lb/>
&#x017F;chon 1417 in den Gegenden an der Nord&#x017F;ee. Jm Jahre 1417<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie, nach Mun&#x017F;ter, überhaupt in Deut&#x017F;chland eingewandert;<lb/>
im Jahre 1418, nach Joh. Stumpf (&#x2020; 1558), &#x201E;Schweitzer<lb/>
Chronik&#x201C; (<hi rendition="#aq">lib., 8, c. 10, p.</hi> 425), und nach Johann Guler<lb/><note xml:id="seg2pn_6_2" prev="#seg2pn_6_1" place="foot" n="6)">teii&#x017F;ches Organ für alles jüdi&#x017F;ches Jntere&#x017F;&#x017F;e.&#x201C; Jntere&#x017F;&#x017F;ant i&#x017F;t auch die Er&#x017F;chei-<lb/>
nung einer hebräi&#x017F;chen Zeitung <hi rendition="#aq">&#x201E;Ha Magid</hi>&#x201C; (&#x201E;Der Verkündiger&#x201C;), welche jetzt<lb/>
in Johannisberg (O&#x017F;tpreußen) gedruckt und vom Rabbiner S. Silbermann<lb/>
in Lyk redigirt wird.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0041] minder der chriſtlichen Politik als dem Judenthum zum Frommen gereichen wird. 1) Fünftes Kapitel. b. Erſtes Auftreten der Zigeuner in Deutſchland. Die Nachrichten über das erſte Auftreten der Zigeuner in Deutſchland treffen ziemlich beſtimmt zuſammen. Den älteſten, freilich dürren Nachweis liefert der ſchon oben angeführte An- dreas Presbyter, Auguſtinermönch im Kloſter des heiligen Magnus zu Regensburg und Zeitgenoſſe des Kaiſers Sigismund, indem er in ſeiner „Bayriſchen Chronik“ anführt, daß die Zigeuner im Jahre 1433 nach Baiern gekommen ſeien. Ebenſo ſagt der Do- minicanermönch Hermann Cornerus von Lübeck, Zeitgenoſſe des Andreas, in ſeinem „Chronicon in Eccardi Corpus hist. med. aevi“, II, 1225: „Anno 1417 quaedam extranea et prae- vie non visa vagabundaque multitudo hominum de orientali- bus partibus venit in Alemaniam, perambulans totam illam plagam usque ad regiones maritimas, — Secanos se nuncu- pantes.“ Alb. Kranz († 1517) in ſeiner „Sächſiſchen Chronik“ (L. XI, c. 2, p. 239) ſpricht vom Auftreten der Zigeuner ſchon 1417 in den Gegenden an der Nordſee. Jm Jahre 1417 ſollen ſie, nach Munſter, überhaupt in Deutſchland eingewandert; im Jahre 1418, nach Joh. Stumpf († 1558), „Schweitzer Chronik“ (lib., 8, c. 10, p. 425), und nach Johann Guler 6) 1) Ueber die Schickſale der Juden in Deutſchland gibt Guſtav Klemm, „Allgemeine Cultur-Geſchichte der Menſchheit“, IX, 273—284, eine vor- treffliche hiſtoriſche Skizze. Vgl. auch die von ihm beſonders S. 284 in der Note angeführte neuere Judenliteratur. 6) teiiſches Organ für alles jüdiſches Jntereſſe.“ Jntereſſant iſt auch die Erſchei- nung einer hebräiſchen Zeitung „Ha Magid“ („Der Verkündiger“), welche jetzt in Johannisberg (Oſtpreußen) gedruckt und vom Rabbiner S. Silbermann in Lyk redigirt wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/41
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/41>, abgerufen am 03.12.2024.