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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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verloffen Gesind, welchs in keinem Land zu dulden, sondern mit
äußerstem Ernst zu vertreiben ist."

Mit gleicher Schärfe und Bitterkeit läßt sich del Rio, a. a. O.,
über die Zigeuner aus, die er eine Colluvies nennt, welche ganz
Europa durchziehe. Er bestätigt nicht nur das von ihm angeführte
Urtheil des Munster als vollkommen richtig, sondern bricht auch
in lauten Unwillen gegen die Nachsicht der Fürsten aus, welche
das Gesindel dulden. 1) Ueber die Fertigkeit der Zigeuner in der
Taschendieberei läßt er sich dann wörtlich aus wie Munster, und
citirt nun den Aventinus (eigentlich Thurnmayr von Abensperg,
1466--1534) in dessen "Annales Bojorum", lib. 7, fol. 826,
der die Zigeuner "lauter Buben, ein zusammengeklaubtes Rott
auß der Grenz Vngern und der Türkey" nennt, die alle Gegen-
den durchziehen, von Diebstahl, Raub und Wahrsagerei allent-
halben ungestraft ihr Leben fristen, aus Aegypten stammen und
deswegen von dort gezogen sein wollen, weil ihre Vorfahren die
heilige Mutter Gottes mit dem Jesuskind auf der Flucht nach
Aegypten aufzunehmen sich geweigert hätten, was nun die Zi-
geuner durch ein siebenjähriges Exil sühnen sollten. Weiterhin
erzählt del Rio, daß er im Jahre 1584 in Spanien eine Zigeuner-
horde getroffen habe 2), unter der sich sogar viele Spanier befunden

1) "Unde saepe animum subit admiratio, quo jure, vel injuria in
quibusdam provinciis hoc genus flagitii a principibus toleretur: non
sine maximo scandalo, et damno rusticorum. Nam scelerum impuni-
tatem permittit, qui sceleratos tolerat. Si hos fures liceat tolerare, certe
et alios. -- -- Notoria sunt flagitia quae Munsterus memorat et iisdem
plane verbis Albertus Krantzius lib. XI. Saxoniae 6. 2. ut alter ab altero,
vel ambo a tertio acceperint.
"
2) Die Stelle ist in mehr als einer Hinsicht merkwürdig: "Cum adhuc
in Hispania anno 1584 versarer Legione: magna tum multitudo istorum
per pagos illos inundarat, festum corporis Domini tum celebrabatur.
petierunt aditum in Civitatem ut (honoris caussa) praesultarent, quod
illic consuetum; fecere, sed a meridie propter furacitatem faeminarum
ortus tumultus, fugere in suburbia et ad S. Marci (D. Jacobi equitum
magnifica est habitatio et hospitale) se conglobarunt et justitiae admi-
nistros militari vi repulerunt. Mox tamen, nescio quo pacto, dissimu-
lata omnia. Huic hordae Comes erat; sic appellant: in turba multi re-

verloffen Geſind, welchs in keinem Land zu dulden, ſondern mit
äußerſtem Ernſt zu vertreiben iſt.“

Mit gleicher Schärfe und Bitterkeit läßt ſich del Rio, a. a. O.,
über die Zigeuner aus, die er eine Colluvies nennt, welche ganz
Europa durchziehe. Er beſtätigt nicht nur das von ihm angeführte
Urtheil des Munſter als vollkommen richtig, ſondern bricht auch
in lauten Unwillen gegen die Nachſicht der Fürſten aus, welche
das Geſindel dulden. 1) Ueber die Fertigkeit der Zigeuner in der
Taſchendieberei läßt er ſich dann wörtlich aus wie Munſter, und
citirt nun den Aventinus (eigentlich Thurnmayr von Abenſperg,
1466—1534) in deſſen „Annales Bojorum“, lib. 7, fol. 826,
der die Zigeuner „lauter Buben, ein zuſammengeklaubtes Rott
auß der Grenz Vngern und der Türkey“ nennt, die alle Gegen-
den durchziehen, von Diebſtahl, Raub und Wahrſagerei allent-
halben ungeſtraft ihr Leben friſten, aus Aegypten ſtammen und
deswegen von dort gezogen ſein wollen, weil ihre Vorfahren die
heilige Mutter Gottes mit dem Jeſuskind auf der Flucht nach
Aegypten aufzunehmen ſich geweigert hätten, was nun die Zi-
geuner durch ein ſiebenjähriges Exil ſühnen ſollten. Weiterhin
erzählt del Rio, daß er im Jahre 1584 in Spanien eine Zigeuner-
horde getroffen habe 2), unter der ſich ſogar viele Spanier befunden

1) „Unde saepe animum subit admiratio, quo jure, vel injuria in
quibusdam provinciis hoc genus flagitii a principibus toleretur: non
sine maximo scandalo, et damno rusticorum. Nam scelerum impuni-
tatem permittit, qui sceleratos tolerat. Si hos fures liceat tolerare, certe
et alios. — — Notoria sunt flagitia quae Munsterus memorat et iisdem
plane verbis Albertus Krantzius lib. XI. Saxoniae 6. 2. ut alter ab altero,
vel ambo a tertio acceperint.
2) Die Stelle iſt in mehr als einer Hinſicht merkwürdig: „Cum adhuc
in Hispania anno 1584 versarer Legione: magna tum multitudo istorum
per pagos illos inundarat, festum corporis Domini tum celebrabatur.
petierunt aditum in Civitatem ut (honoris caussa) praesultarent, quod
illic consuetum; fecere, sed a meridie propter furacitatem faeminarum
ortus tumultus, fugere in suburbia et ad S. Marci (D. Jacobi equitum
magnifica est habitatio et hospitale) se conglobarunt et justitiae admi-
nistros militari vi repulerunt. Mox tamen, nescio quo pacto, dissimu-
lata omnia. Huic hordae Comes erat; sic appellant: in turba multi re-
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[30/0046] verloffen Geſind, welchs in keinem Land zu dulden, ſondern mit äußerſtem Ernſt zu vertreiben iſt.“ Mit gleicher Schärfe und Bitterkeit läßt ſich del Rio, a. a. O., über die Zigeuner aus, die er eine Colluvies nennt, welche ganz Europa durchziehe. Er beſtätigt nicht nur das von ihm angeführte Urtheil des Munſter als vollkommen richtig, ſondern bricht auch in lauten Unwillen gegen die Nachſicht der Fürſten aus, welche das Geſindel dulden. 1) Ueber die Fertigkeit der Zigeuner in der Taſchendieberei läßt er ſich dann wörtlich aus wie Munſter, und citirt nun den Aventinus (eigentlich Thurnmayr von Abenſperg, 1466—1534) in deſſen „Annales Bojorum“, lib. 7, fol. 826, der die Zigeuner „lauter Buben, ein zuſammengeklaubtes Rott auß der Grenz Vngern und der Türkey“ nennt, die alle Gegen- den durchziehen, von Diebſtahl, Raub und Wahrſagerei allent- halben ungeſtraft ihr Leben friſten, aus Aegypten ſtammen und deswegen von dort gezogen ſein wollen, weil ihre Vorfahren die heilige Mutter Gottes mit dem Jeſuskind auf der Flucht nach Aegypten aufzunehmen ſich geweigert hätten, was nun die Zi- geuner durch ein ſiebenjähriges Exil ſühnen ſollten. Weiterhin erzählt del Rio, daß er im Jahre 1584 in Spanien eine Zigeuner- horde getroffen habe 2), unter der ſich ſogar viele Spanier befunden 1) „Unde saepe animum subit admiratio, quo jure, vel injuria in quibusdam provinciis hoc genus flagitii a principibus toleretur: non sine maximo scandalo, et damno rusticorum. Nam scelerum impuni- tatem permittit, qui sceleratos tolerat. Si hos fures liceat tolerare, certe et alios. — — Notoria sunt flagitia quae Munsterus memorat et iisdem plane verbis Albertus Krantzius lib. XI. Saxoniae 6. 2. ut alter ab altero, vel ambo a tertio acceperint.“ 2) Die Stelle iſt in mehr als einer Hinſicht merkwürdig: „Cum adhuc in Hispania anno 1584 versarer Legione: magna tum multitudo istorum per pagos illos inundarat, festum corporis Domini tum celebrabatur. petierunt aditum in Civitatem ut (honoris caussa) praesultarent, quod illic consuetum; fecere, sed a meridie propter furacitatem faeminarum ortus tumultus, fugere in suburbia et ad S. Marci (D. Jacobi equitum magnifica est habitatio et hospitale) se conglobarunt et justitiae admi- nistros militari vi repulerunt. Mox tamen, nescio quo pacto, dissimu- lata omnia. Huic hordae Comes erat; sic appellant: in turba multi re-

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/46>, abgerufen am 21.11.2024.