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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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(mit Nachschlüsseln) stiehlt, im Gegensatz von Lailemakkener, der
Makkener zur Nachtzeit; Kaudemmakkener, Zefiromakkener,
Nachschlüsseldiebe, welche zur frühen Morgenzeit, Erefmakkener,
Tchillesmakkener,
Nachschlüsseldiebe, welche zur Abendzeit han-
deln; Dorfmakkener, Nachschlüsseldiebe, die auf dem Lande,
Erntemakkener, Nachschlüsseldiebe, die besonders während der
Erntezeit, wo alles auf dem Felde beschäftigt ist, handeln.

Klamoniss, von [fremdsprachliches Material - fehlt] (keli), das Geräth, und [fremdsprachliches Material - fehlt] (umo-
noss
), das Handwerk; allgemeiner Ausdruck für alles beim Mak-
kenen gebräuchliche Geräth, besonders Nachschlüssel, Diebsschlüssel,
Dietriche, Haken und Abstecher. Speciell wird aber das große
Brecheisen (Krummkopf, Rebmausche, Rebtauweie) noch Groß-
klamoniss
genannt, im Gegensatz von Kleinklamoniss, dem
Schabber, kleineren Brecheisen, Jadschabber, Abstecher, Nach-
schlüssel; Schass-Klamoniss 1) das vollständige Bund
Diebsschlüssel aller Art durcheinander.

Klein-Purim, im Gegensatz von Groß-Purim (welches
das zum Schränken erforderliche kleine Brecheisen, Schabber,
Jadschabber, Kleinklamoniss bedeutet), ist wie das Schass-
Klamoniss,
ein Bund Diebsschlüssel, deutet jedoch, ohne Rück-
sicht auf die Vollständigkeit, mehr die Verschiedenartigkeit
der Schlüssel an. 2)

1) Von [fremdsprachliches Material - fehlt] (schass), Singular, vom Plural [fremdsprachliches Material - fehlt], eigentlich Säulen,
Pfeiler; daher das Hauptsächlichste, auch Hohe und Niedrige zusammen; Groß
und Klein.
2) Die ganze Etymologie ist frivol. Purim (Plural vom ursprünglich
persischen [fremdsprachliches Material - fehlt] [pur], Loos) ist das am 14. des Monats Odor gefeierte Ha-
mansfest, da Haman (Buch Esther, Kap. 3, Vers 7) an diesem Tage das
Los geworfen hatte, alle Juden auszurotten. Das Purim ist (nach der Pa-
römie: "Kadochus ist kein Kränk und Purim kein Jom tov", d. h. das Fie-
ber ist keine Krankheit und das Purim kein Feiertag), kein gebotener Feier-
tag, wird aber an genannten Tagen nach Kap. 9, Vers 22, des Buchs
Esther (Stücke in Esther, Kap. 7, Vers 7: meta sunagoges kai kharas kai
euphrosunes) als lautes Jubelfest gefeiert, an welchem alles bunt durcheinander
geht; weshalb man denn auch Purim häufig mit Fafching übersetzt findet.
Jn der Völlerei des Purims soll man, nach dem Tractat Megillo des Talmud,

(mit Nachſchlüſſeln) ſtiehlt, im Gegenſatz von Lailemakkener, der
Makkener zur Nachtzeit; Kaudemmakkener, Zefiromakkener,
Nachſchlüſſeldiebe, welche zur frühen Morgenzeit, Erefmakkener,
Tchillesmakkener,
Nachſchlüſſeldiebe, welche zur Abendzeit han-
deln; Dorfmakkener, Nachſchlüſſeldiebe, die auf dem Lande,
Erntemakkener, Nachſchlüſſeldiebe, die beſonders während der
Erntezeit, wo alles auf dem Felde beſchäftigt iſt, handeln.

Klamoniſſ, von [fremdsprachliches Material – fehlt] (keli), das Geräth, und [fremdsprachliches Material – fehlt] (umo-
noss
), das Handwerk; allgemeiner Ausdruck für alles beim Mak-
kenen gebräuchliche Geräth, beſonders Nachſchlüſſel, Diebsſchlüſſel,
Dietriche, Haken und Abſtecher. Speciell wird aber das große
Brecheiſen (Krummkopf, Rebmauſche, Rebtauweie) noch Groß-
klamoniſſ
genannt, im Gegenſatz von Kleinklamoniſſ, dem
Schabber, kleineren Brecheiſen, Jadſchabber, Abſtecher, Nach-
ſchlüſſel; Schaſſ-Klamoniſſ 1) das vollſtändige Bund
Diebsſchlüſſel aller Art durcheinander.

Klein-Purim, im Gegenſatz von Groß-Purim (welches
das zum Schränken erforderliche kleine Brecheiſen, Schabber,
Jadſchabber, Kleinklamoniſſ bedeutet), iſt wie das Schaſſ-
Klamoniſſ,
ein Bund Diebsſchlüſſel, deutet jedoch, ohne Rück-
ſicht auf die Vollſtändigkeit, mehr die Verſchiedenartigkeit
der Schlüſſel an. 2)

1) Von [fremdsprachliches Material – fehlt] (schass), Singular, vom Plural [fremdsprachliches Material – fehlt], eigentlich Säulen,
Pfeiler; daher das Hauptſächlichſte, auch Hohe und Niedrige zuſammen; Groß
und Klein.
2) Die ganze Etymologie iſt frivol. Purim (Plural vom urſprünglich
perſiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] [pur], Loos) iſt das am 14. des Monats Odor gefeierte Ha-
mansfeſt, da Haman (Buch Eſther, Kap. 3, Vers 7) an dieſem Tage das
Los geworfen hatte, alle Juden auszurotten. Das Purim iſt (nach der Pa-
römie: „Kadochus iſt kein Kränk und Purim kein Jom tov“, d. h. das Fie-
ber iſt keine Krankheit und das Purim kein Feiertag), kein gebotener Feier-
tag, wird aber an genannten Tagen nach Kap. 9, Vers 22, des Buchs
Eſther (Stücke in Eſther, Kap. 7, Vers 7: μετὰ συναγωγῆς καὶ χαρᾶς καὶ
εὐφροσύνης) als lautes Jubelfeſt gefeiert, an welchem alles bunt durcheinander
geht; weshalb man denn auch Purim häufig mit Fafching überſetzt findet.
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[155/0167] (mit Nachſchlüſſeln) ſtiehlt, im Gegenſatz von Lailemakkener, der Makkener zur Nachtzeit; Kaudemmakkener, Zefiromakkener, Nachſchlüſſeldiebe, welche zur frühen Morgenzeit, Erefmakkener, Tchillesmakkener, Nachſchlüſſeldiebe, welche zur Abendzeit han- deln; Dorfmakkener, Nachſchlüſſeldiebe, die auf dem Lande, Erntemakkener, Nachſchlüſſeldiebe, die beſonders während der Erntezeit, wo alles auf dem Felde beſchäftigt iſt, handeln. Klamoniſſ, von _ (keli), das Geräth, und _ (umo- noss), das Handwerk; allgemeiner Ausdruck für alles beim Mak- kenen gebräuchliche Geräth, beſonders Nachſchlüſſel, Diebsſchlüſſel, Dietriche, Haken und Abſtecher. Speciell wird aber das große Brecheiſen (Krummkopf, Rebmauſche, Rebtauweie) noch Groß- klamoniſſ genannt, im Gegenſatz von Kleinklamoniſſ, dem Schabber, kleineren Brecheiſen, Jadſchabber, Abſtecher, Nach- ſchlüſſel; Schaſſ-Klamoniſſ 1) das vollſtändige Bund Diebsſchlüſſel aller Art durcheinander. Klein-Purim, im Gegenſatz von Groß-Purim (welches das zum Schränken erforderliche kleine Brecheiſen, Schabber, Jadſchabber, Kleinklamoniſſ bedeutet), iſt wie das Schaſſ- Klamoniſſ, ein Bund Diebsſchlüſſel, deutet jedoch, ohne Rück- ſicht auf die Vollſtändigkeit, mehr die Verſchiedenartigkeit der Schlüſſel an. 2) 1) Von _ (schass), Singular, vom Plural _ , eigentlich Säulen, Pfeiler; daher das Hauptſächlichſte, auch Hohe und Niedrige zuſammen; Groß und Klein. 2) Die ganze Etymologie iſt frivol. Purim (Plural vom urſprünglich perſiſchen _ [pur], Loos) iſt das am 14. des Monats Odor gefeierte Ha- mansfeſt, da Haman (Buch Eſther, Kap. 3, Vers 7) an dieſem Tage das Los geworfen hatte, alle Juden auszurotten. Das Purim iſt (nach der Pa- römie: „Kadochus iſt kein Kränk und Purim kein Jom tov“, d. h. das Fie- ber iſt keine Krankheit und das Purim kein Feiertag), kein gebotener Feier- tag, wird aber an genannten Tagen nach Kap. 9, Vers 22, des Buchs Eſther (Stücke in Eſther, Kap. 7, Vers 7: μετὰ συναγωγῆς καὶ χαρᾶς καὶ εὐφροσύνης) als lautes Jubelfeſt gefeiert, an welchem alles bunt durcheinander geht; weshalb man denn auch Purim häufig mit Fafching überſetzt findet. Jn der Völlerei des Purims ſoll man, nach dem Tractat Megillo des Talmud,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/167>, abgerufen am 24.04.2024.