Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.trotz dieser nie versagten Gelegenheit zur Befriedigung thierischer 1) Eine ebenso oft veranstaltete wie gottlose Vergnügungsscene in den
Pennen ist das Chassnemelochnen (Hochzeitmachen), wobei ein Gauner die Rolle des Geistlichen, ein anderer die des Kirchners u. s. w. übernimmt, und ein gaunerisches Paar förmlich copulirt wird. Die ganze ruchlose Scene wird nur gespielt, um eine Gelegenheit zu den verworfensten und schamlosesten Or- gien und zur Herbeischaffung der Aussteuer und Hochzeitskosten durch einen Massematten herbeizuführen. Ueber [fremdsprachliches Material - fehlt], schiddach, er hat verheirathet, siehe die Derivata, Kap. 90, in der vorletzten Note. trotz dieſer nie verſagten Gelegenheit zur Befriedigung thieriſcher 1) Eine ebenſo oft veranſtaltete wie gottloſe Vergnügungsſcene in den
Pennen iſt das Chaſſnemelochnen (Hochzeitmachen), wobei ein Gauner die Rolle des Geiſtlichen, ein anderer die des Kirchners u. ſ. w. übernimmt, und ein gauneriſches Paar förmlich copulirt wird. Die ganze ruchloſe Scene wird nur geſpielt, um eine Gelegenheit zu den verworfenſten und ſchamloſeſten Or- gien und zur Herbeiſchaffung der Ausſteuer und Hochzeitskoſten durch einen Maſſematten herbeizuführen. Ueber [fremdsprachliches Material – fehlt], schiddach, er hat verheirathet, ſiehe die Derivata, Kap. 90, in der vorletzten Note. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0023" n="11"/> trotz dieſer nie verſagten Gelegenheit zur Befriedigung thieriſcher<lb/> Luſt ſind die öffentlichen und Winkelbordels ebenſo beſuchte Ver-<lb/> kehrsorte der Gauner wie die Kochemerpennen, obſchon auch in<lb/> dieſen die Wolluſt mit ihrer ganzen Bereitwilligkeit zur Hand iſt.<lb/> Die prieſterliche Copulation iſt bei den gauneriſchen Verbindungen<lb/> Nebenſache <note place="foot" n="1)">Eine ebenſo oft veranſtaltete wie gottloſe Vergnügungsſcene in den<lb/> Pennen iſt das <hi rendition="#g">Chaſſnemelochnen</hi> (Hochzeitmachen), wobei ein Gauner die<lb/> Rolle des Geiſtlichen, ein anderer die des Kirchners u. ſ. w. übernimmt, und<lb/> ein gauneriſches Paar förmlich copulirt wird. Die ganze ruchloſe Scene wird<lb/> nur geſpielt, um eine Gelegenheit zu den verworfenſten und ſchamloſeſten Or-<lb/> gien und zur Herbeiſchaffung der Ausſteuer und Hochzeitskoſten durch einen<lb/> Maſſematten herbeizuführen. Ueber <gap reason="fm" unit="words"/>, <hi rendition="#aq">schiddach,</hi> er hat verheirathet,<lb/> ſiehe die Derivata, Kap. 90, in der vorletzten Note.</note> und wird nicht eher nachgeſucht, als bis obrigkeit-<lb/> licher Zwang oder ſonſtige äußere Vortheile ſie zur Nothwendig-<lb/> keit machen. Die Ausſteuer, die Koſten des bevorſtehenden Ver-<lb/> lobungs- oder Hochzeitsmahls geben Anlaß, vorher einen Maſſe-<lb/> matten zur Beſtreitung des Aufwandes zu handeln. Wie wenig<lb/> Frieden und wahres Glück eine ſolche Verbindung bringt, läßt<lb/> ſich denken. Namentlich hat das nur zum gemeinen Magddienſte<lb/> und zur bloßen Befriedigung thieriſcher Sinnlichkeit erniedrigte<lb/> Weib alle Gemeinheiten, Verwünſchungen und Mishandlungen<lb/> zu tragen, welche von der Roheit des Mannes auf ſie fallen,<lb/> und dazu auch noch zu gewärtigen, daß jener ſie mit den Kindern<lb/> im Stiche läßt, beſonders wenn die Zahl der letztern ſo groß<lb/> geworden iſt, daß er ſie nicht ernähren kann, oder daß ſie ihn<lb/> ſonſt in ſeinen Gaunereien hinderlich ſind, wobei denn oft rüh-<lb/> rende Züge von Mutterliebe hervortreten. Bei aller Aufopferung<lb/> der Mütter für die Kinder iſt an Erziehung und ſittliche Ausbil-<lb/> dung nicht zu denken. Was den Aeltern ſelbſt fehlt, halten ſie<lb/> auch für die Kinder entbehrlich. Dem Schulzwang entziehen<lb/> ſich die Gauner durch ihr unſtetes Umherſchweifen. Was aber<lb/> die Aeltern können und treiben, ſehen und lernen die Kinder bald,<lb/> und in dieſer trüben Gemeinſamkeit wird die Erziehung ſo weit<lb/> vollendet, bis die Knaben, oft ſchon im ſiebenten und achten Jahre,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0023]
trotz dieſer nie verſagten Gelegenheit zur Befriedigung thieriſcher
Luſt ſind die öffentlichen und Winkelbordels ebenſo beſuchte Ver-
kehrsorte der Gauner wie die Kochemerpennen, obſchon auch in
dieſen die Wolluſt mit ihrer ganzen Bereitwilligkeit zur Hand iſt.
Die prieſterliche Copulation iſt bei den gauneriſchen Verbindungen
Nebenſache 1) und wird nicht eher nachgeſucht, als bis obrigkeit-
licher Zwang oder ſonſtige äußere Vortheile ſie zur Nothwendig-
keit machen. Die Ausſteuer, die Koſten des bevorſtehenden Ver-
lobungs- oder Hochzeitsmahls geben Anlaß, vorher einen Maſſe-
matten zur Beſtreitung des Aufwandes zu handeln. Wie wenig
Frieden und wahres Glück eine ſolche Verbindung bringt, läßt
ſich denken. Namentlich hat das nur zum gemeinen Magddienſte
und zur bloßen Befriedigung thieriſcher Sinnlichkeit erniedrigte
Weib alle Gemeinheiten, Verwünſchungen und Mishandlungen
zu tragen, welche von der Roheit des Mannes auf ſie fallen,
und dazu auch noch zu gewärtigen, daß jener ſie mit den Kindern
im Stiche läßt, beſonders wenn die Zahl der letztern ſo groß
geworden iſt, daß er ſie nicht ernähren kann, oder daß ſie ihn
ſonſt in ſeinen Gaunereien hinderlich ſind, wobei denn oft rüh-
rende Züge von Mutterliebe hervortreten. Bei aller Aufopferung
der Mütter für die Kinder iſt an Erziehung und ſittliche Ausbil-
dung nicht zu denken. Was den Aeltern ſelbſt fehlt, halten ſie
auch für die Kinder entbehrlich. Dem Schulzwang entziehen
ſich die Gauner durch ihr unſtetes Umherſchweifen. Was aber
die Aeltern können und treiben, ſehen und lernen die Kinder bald,
und in dieſer trüben Gemeinſamkeit wird die Erziehung ſo weit
vollendet, bis die Knaben, oft ſchon im ſiebenten und achten Jahre,
1) Eine ebenſo oft veranſtaltete wie gottloſe Vergnügungsſcene in den
Pennen iſt das Chaſſnemelochnen (Hochzeitmachen), wobei ein Gauner die
Rolle des Geiſtlichen, ein anderer die des Kirchners u. ſ. w. übernimmt, und
ein gauneriſches Paar förmlich copulirt wird. Die ganze ruchloſe Scene wird
nur geſpielt, um eine Gelegenheit zu den verworfenſten und ſchamloſeſten Or-
gien und zur Herbeiſchaffung der Ausſteuer und Hochzeitskoſten durch einen
Maſſematten herbeizuführen. Ueber _ , schiddach, er hat verheirathet,
ſiehe die Derivata, Kap. 90, in der vorletzten Note.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |