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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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Sparsamkeit meistens alte, stumpfe, oft halb blödsinnige Hirten-
knechte wählt, welche ohnehin auch von ihrer Tagearbeit ermüdet
sind, werden überaus leicht gemeistert 1), wie das auch schon beim
Schränken erwähnt ist.

Auch während des Fahrens der Latschen ist auf den Land-
straßen kein Verlaß auf die Hunde, sobald sie zwischen den Pfer-
den oder neben dem Fuhrmann einherlaufen. Am besten ist es
noch, den durch einen Maulkorb gegen das Peigern geschützten
Hund hinter dem Frachtwagen anzubinden. Viele Hauderer
haben deshalb auf den hinter dem Reisewagen in den Packkörben
stehenden Koffern einen Platz für ihre kleinen wachen Spitzhunde
eingerichtet, die aber für den Dienst, den sie leisten, auch manches
Lästige für den Reisenden haben durch ihr beständiges Gekläffe und
Beschmuzen der Koffer und Reisesäcke. Der beste Schutz gegen
die Golehopser ist der, daß der Fuhrmann, dem eine werthvolle
Fracht anvertraut ist, einen Fuhrknecht hinter dem Wagen ein-
hergehen läßt, und ebenso des Nachts einen eigenen rüstigen und
zuverlässigen Wächter bei seinem Wagen aufstellt. Bei Reisewagen
schützt die Anbringung der Koffer unter dem Bedientensitz am
besten. 2) Jst ein solcher Sitz nicht vorhanden, so müssen die

1) Somit kommt denn auch jetzt noch vor, daß so ein Wächter sein Horn
-- wie das ja unter anderm dem Afrom Mey von der Niederländischen Bande
einmal so vollkommen gelang -- an einen Gauner abtritt, der damit in der Nähe
des Wirthshauses bläst und den Fuhrmann sicher macht, während vielleicht
noch ein Genosse den Wächter mit Zutrinken und Erzählen meistert und die
übrigen die Latsche bessachern. Fälle der Art sind auch noch ganz neuerlich
bekannt geworden.
2) An den Postwagen befinden sich die hinten angebrachten Magazine
während der Fahrt ohne alle Aufsicht. Der Conducteur, der letztere führen
soll, setzt sich immer neben den Postillon oder in das Cabriolet, oder gar, wie
das auf gewissen Poststrecken regelmäßig vorkommt, ohne Umstände in den
Wagen zu den Passagieren, mit seiner brennenden, mephitische Dünste verbrei-
tenden Pfeife. Warum wird der Conducteur nicht hinter den Postwagen
placirt, wie das bei Eisenbahnwagen und Omnibus eingeführt ist? Gewiß
würden dadurch die wenn auch jetzt nur noch selten vorkommenden Postdieb-
Ave-Lallemant, Gaunerthum. II. 16

Sparſamkeit meiſtens alte, ſtumpfe, oft halb blödſinnige Hirten-
knechte wählt, welche ohnehin auch von ihrer Tagearbeit ermüdet
ſind, werden überaus leicht gemeiſtert 1), wie das auch ſchon beim
Schränken erwähnt iſt.

Auch während des Fahrens der Latſchen iſt auf den Land-
ſtraßen kein Verlaß auf die Hunde, ſobald ſie zwiſchen den Pfer-
den oder neben dem Fuhrmann einherlaufen. Am beſten iſt es
noch, den durch einen Maulkorb gegen das Peigern geſchützten
Hund hinter dem Frachtwagen anzubinden. Viele Hauderer
haben deshalb auf den hinter dem Reiſewagen in den Packkörben
ſtehenden Koffern einen Platz für ihre kleinen wachen Spitzhunde
eingerichtet, die aber für den Dienſt, den ſie leiſten, auch manches
Läſtige für den Reiſenden haben durch ihr beſtändiges Gekläffe und
Beſchmuzen der Koffer und Reiſeſäcke. Der beſte Schutz gegen
die Golehopſer iſt der, daß der Fuhrmann, dem eine werthvolle
Fracht anvertraut iſt, einen Fuhrknecht hinter dem Wagen ein-
hergehen läßt, und ebenſo des Nachts einen eigenen rüſtigen und
zuverläſſigen Wächter bei ſeinem Wagen aufſtellt. Bei Reiſewagen
ſchützt die Anbringung der Koffer unter dem Bedientenſitz am
beſten. 2) Jſt ein ſolcher Sitz nicht vorhanden, ſo müſſen die

1) Somit kommt denn auch jetzt noch vor, daß ſo ein Wächter ſein Horn
— wie das ja unter anderm dem Afrom Mey von der Niederländiſchen Bande
einmal ſo vollkommen gelang — an einen Gauner abtritt, der damit in der Nähe
des Wirthshauſes bläſt und den Fuhrmann ſicher macht, während vielleicht
noch ein Genoſſe den Wächter mit Zutrinken und Erzählen meiſtert und die
übrigen die Latſche beſſachern. Fälle der Art ſind auch noch ganz neuerlich
bekannt geworden.
2) An den Poſtwagen befinden ſich die hinten angebrachten Magazine
während der Fahrt ohne alle Aufſicht. Der Conducteur, der letztere führen
ſoll, ſetzt ſich immer neben den Poſtillon oder in das Cabriolet, oder gar, wie
das auf gewiſſen Poſtſtrecken regelmäßig vorkommt, ohne Umſtände in den
Wagen zu den Paſſagieren, mit ſeiner brennenden, mephitiſche Dünſte verbrei-
tenden Pfeife. Warum wird der Conducteur nicht hinter den Poſtwagen
placirt, wie das bei Eiſenbahnwagen und Omnibus eingeführt iſt? Gewiß
würden dadurch die wenn auch jetzt nur noch ſelten vorkommenden Poſtdieb-
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 16
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[241/0253] Sparſamkeit meiſtens alte, ſtumpfe, oft halb blödſinnige Hirten- knechte wählt, welche ohnehin auch von ihrer Tagearbeit ermüdet ſind, werden überaus leicht gemeiſtert 1), wie das auch ſchon beim Schränken erwähnt iſt. Auch während des Fahrens der Latſchen iſt auf den Land- ſtraßen kein Verlaß auf die Hunde, ſobald ſie zwiſchen den Pfer- den oder neben dem Fuhrmann einherlaufen. Am beſten iſt es noch, den durch einen Maulkorb gegen das Peigern geſchützten Hund hinter dem Frachtwagen anzubinden. Viele Hauderer haben deshalb auf den hinter dem Reiſewagen in den Packkörben ſtehenden Koffern einen Platz für ihre kleinen wachen Spitzhunde eingerichtet, die aber für den Dienſt, den ſie leiſten, auch manches Läſtige für den Reiſenden haben durch ihr beſtändiges Gekläffe und Beſchmuzen der Koffer und Reiſeſäcke. Der beſte Schutz gegen die Golehopſer iſt der, daß der Fuhrmann, dem eine werthvolle Fracht anvertraut iſt, einen Fuhrknecht hinter dem Wagen ein- hergehen läßt, und ebenſo des Nachts einen eigenen rüſtigen und zuverläſſigen Wächter bei ſeinem Wagen aufſtellt. Bei Reiſewagen ſchützt die Anbringung der Koffer unter dem Bedientenſitz am beſten. 2) Jſt ein ſolcher Sitz nicht vorhanden, ſo müſſen die 1) Somit kommt denn auch jetzt noch vor, daß ſo ein Wächter ſein Horn — wie das ja unter anderm dem Afrom Mey von der Niederländiſchen Bande einmal ſo vollkommen gelang — an einen Gauner abtritt, der damit in der Nähe des Wirthshauſes bläſt und den Fuhrmann ſicher macht, während vielleicht noch ein Genoſſe den Wächter mit Zutrinken und Erzählen meiſtert und die übrigen die Latſche beſſachern. Fälle der Art ſind auch noch ganz neuerlich bekannt geworden. 2) An den Poſtwagen befinden ſich die hinten angebrachten Magazine während der Fahrt ohne alle Aufſicht. Der Conducteur, der letztere führen ſoll, ſetzt ſich immer neben den Poſtillon oder in das Cabriolet, oder gar, wie das auf gewiſſen Poſtſtrecken regelmäßig vorkommt, ohne Umſtände in den Wagen zu den Paſſagieren, mit ſeiner brennenden, mephitiſche Dünſte verbrei- tenden Pfeife. Warum wird der Conducteur nicht hinter den Poſtwagen placirt, wie das bei Eiſenbahnwagen und Omnibus eingeführt iſt? Gewiß würden dadurch die wenn auch jetzt nur noch ſelten vorkommenden Poſtdieb- Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 16

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/253>, abgerufen am 27.11.2024.