Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

der Bretspieler. 1) Der Ausdruck Derling oder Tarling ist
niederdeutschen Ursprungs. 2) Dagegen ist Doppelen, nieder-
deutsch Doppeln, Dobbeln, Duppeln wol mit dem alten
Tuopeln 3), aus dem Lateinischen von duplus, abzuleiten. Jm
Niederdeutschen ist Dabeler, Spieler, besonders Bret- und Wür-
felspieler, und Dabelsteen 4), Bretstein, noch jetzt ebenso ge-
bräuchlich wie im Hochdeutschen Doppeler, Spieler. Der Aus-
druck Knepperling oder Knöpperling für Würfel scheint nicht
von Knoppeln, sondern vom niederdeutschen Kneep, Kniffe,
Ränke, herzukommen 5).



Siebenundsiebzigstes Kapitel.
1) Das Haddern.

Bei dem Haddern, dem betrüglichen Kartenspiel der
Freischupper (Link-Zchokker oder Link-Zachkener), haben
die Karten die alten ursprünglichen jüdisch-deutschen Benennungen
behalten, welche den deutschen Karten beigelegt wurden. Diese
Benennungen sind jedoch sowol hinsichtlich der Farben, als auch
der Geltung der einzelnen Karten, ebenfalls auch auf die franzö-
fischen übergegangen. Die Benennungen der deutschen Karten sind:

Aß,     Chasser, Ess.
König,     Melach.
Ober,     Kofri. 6)
1) Vgl. G. Selig, "Jüdisch-deutsches Wörterbuch", S. 269.
2) Vom niederdeutschen Tarrel, Würfel. Jn Tarreln speelen,
Würfel spielen. Brot in Tarreln sniden, Brot in Würfel schneiden.
Tarreln-Tüg, gewürfeltes Zeug. Richey, "Hamburger Jdiotikon", S. 305.
3) Vgl. v. Stieler, "Sprachschatz", S. 325; Schottel., a. a. O., S. 1303.
4) Richey, a. a. O., S. 32; und Kramer, "Niederdeutsches Wörter-
buch", S. 67.
5) Die Zinken oder Wappen der Freischupper sind Kap. 16, S. 61,
graphisch dargestellt.
6) Von Kapher, Kaffer ([fremdsprachliches Material - fehlt]), der Bauer, eigentlich das Dorf.

der Bretſpieler. 1) Der Ausdruck Derling oder Tarling iſt
niederdeutſchen Urſprungs. 2) Dagegen iſt Doppelen, nieder-
deutſch Doppeln, Dobbeln, Duppeln wol mit dem alten
Tuopeln 3), aus dem Lateiniſchen von duplus, abzuleiten. Jm
Niederdeutſchen iſt Dabeler, Spieler, beſonders Bret- und Wür-
felſpieler, und Dabelſteen 4), Bretſtein, noch jetzt ebenſo ge-
bräuchlich wie im Hochdeutſchen Doppeler, Spieler. Der Aus-
druck Knepperling oder Knöpperling für Würfel ſcheint nicht
von Knoppeln, ſondern vom niederdeutſchen Kneep, Kniffe,
Ränke, herzukommen 5).



Siebenundſiebzigſtes Kapitel.
1) Das Haddern.

Bei dem Haddern, dem betrüglichen Kartenſpiel der
Freiſchupper (Link-Zchokker oder Link-Zachkener), haben
die Karten die alten urſprünglichen jüdiſch-deutſchen Benennungen
behalten, welche den deutſchen Karten beigelegt wurden. Dieſe
Benennungen ſind jedoch ſowol hinſichtlich der Farben, als auch
der Geltung der einzelnen Karten, ebenfalls auch auf die franzö-
fiſchen übergegangen. Die Benennungen der deutſchen Karten ſind:

Aß,     Chaſſer, Eſſ.
König,     Melach.
Ober,     Kofri. 6)
1) Vgl. G. Selig, „Jüdiſch-deutſches Wörterbuch“, S. 269.
2) Vom niederdeutſchen Tarrel, Würfel. Jn Tarreln ſpeelen,
Würfel ſpielen. Brot in Tarreln ſniden, Brot in Würfel ſchneiden.
Tarreln-Tüg, gewürfeltes Zeug. Richey, „Hamburger Jdiotikon“, S. 305.
3) Vgl. v. Stieler, „Sprachſchatz“, S. 325; Schottel., a. a. O., S. 1303.
4) Richey, a. a. O., S. 32; und Kramer, „Niederdeutſches Wörter-
buch“, S. 67.
5) Die Zinken oder Wappen der Freiſchupper ſind Kap. 16, S. 61,
graphiſch dargeſtellt.
6) Von Kapher, Kaffer ([fremdsprachliches Material – fehlt]), der Bauer, eigentlich das Dorf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0289" n="277"/>
der Bret&#x017F;pieler. <note place="foot" n="1)">Vgl. G. Selig, &#x201E;Jüdi&#x017F;ch-deut&#x017F;ches Wörterbuch&#x201C;, S. 269.</note> Der Ausdruck <hi rendition="#g">Derling</hi> oder <hi rendition="#g">Tarling</hi> i&#x017F;t<lb/>
niederdeut&#x017F;chen Ur&#x017F;prungs. <note place="foot" n="2)">Vom niederdeut&#x017F;chen <hi rendition="#g">Tarrel,</hi> Würfel. <hi rendition="#g">Jn Tarreln &#x017F;peelen,</hi><lb/>
Würfel &#x017F;pielen. <hi rendition="#g">Brot in Tarreln &#x017F;niden,</hi> Brot in Würfel &#x017F;chneiden.<lb/><hi rendition="#g">Tarreln-Tüg,</hi> gewürfeltes Zeug. Richey, &#x201E;Hamburger Jdiotikon&#x201C;, S. 305.</note> Dagegen i&#x017F;t <hi rendition="#g">Doppelen,</hi> nieder-<lb/>
deut&#x017F;ch <hi rendition="#g">Doppeln, Dobbeln, Duppeln</hi> wol mit dem alten<lb/><hi rendition="#g">Tuopeln</hi> <note place="foot" n="3)">Vgl. v. Stieler, &#x201E;Sprach&#x017F;chatz&#x201C;, S. 325; Schottel., a. a. O., S. 1303.</note>, aus dem Lateini&#x017F;chen von <hi rendition="#aq">duplus</hi>, abzuleiten. Jm<lb/>
Niederdeut&#x017F;chen i&#x017F;t <hi rendition="#g">Dabeler,</hi> Spieler, be&#x017F;onders Bret- und Wür-<lb/>
fel&#x017F;pieler, und <hi rendition="#g">Dabel&#x017F;teen</hi> <note place="foot" n="4)">Richey, a. a. O., S. 32; und Kramer, &#x201E;Niederdeut&#x017F;ches Wörter-<lb/>
buch&#x201C;, S. 67.</note>, Bret&#x017F;tein, noch jetzt eben&#x017F;o ge-<lb/>
bräuchlich wie im Hochdeut&#x017F;chen <hi rendition="#g">Doppeler,</hi> Spieler. Der Aus-<lb/>
druck <hi rendition="#g">Knepperling</hi> oder <hi rendition="#g">Knöpperling</hi> für Würfel &#x017F;cheint nicht<lb/>
von <hi rendition="#g">Knoppeln,</hi> &#x017F;ondern vom niederdeut&#x017F;chen <hi rendition="#g">Kneep,</hi> Kniffe,<lb/>
Ränke, herzukommen <note place="foot" n="5)">Die Zinken oder Wappen der Frei&#x017F;chupper &#x017F;ind Kap. 16, S. 61,<lb/>
graphi&#x017F;ch darge&#x017F;tellt.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#fr">Siebenund&#x017F;iebzig&#x017F;tes Kapitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">1) Das Haddern.</hi> </head><lb/>
              <p>Bei dem <hi rendition="#g">Haddern,</hi> dem betrüglichen <hi rendition="#g">Karten&#x017F;piel</hi> der<lb/><hi rendition="#g">Frei&#x017F;chupper (Link-Zchokker</hi> oder <hi rendition="#g">Link-Zachkener),</hi> haben<lb/>
die Karten die alten ur&#x017F;prünglichen jüdi&#x017F;ch-deut&#x017F;chen Benennungen<lb/>
behalten, welche den deut&#x017F;chen Karten beigelegt wurden. Die&#x017F;e<lb/>
Benennungen &#x017F;ind jedoch &#x017F;owol hin&#x017F;ichtlich der Farben, als auch<lb/>
der Geltung der einzelnen Karten, ebenfalls auch auf die franzö-<lb/>
fi&#x017F;chen übergegangen. Die Benennungen der deut&#x017F;chen Karten &#x017F;ind:</p><lb/>
              <list>
                <item>Aß, <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#g">Cha&#x017F;&#x017F;er, E&#x017F;&#x017F;.</hi></item><lb/>
                <item>König, <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#g">Melach.</hi></item><lb/>
                <item>Ober, <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#g">Kofri.</hi> <note place="foot" n="6)">Von <hi rendition="#g">Kapher, Kaffer</hi> (<gap reason="fm" unit="words"/>), der Bauer, eigentlich das Dorf.</note></item>
              </list><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0289] der Bretſpieler. 1) Der Ausdruck Derling oder Tarling iſt niederdeutſchen Urſprungs. 2) Dagegen iſt Doppelen, nieder- deutſch Doppeln, Dobbeln, Duppeln wol mit dem alten Tuopeln 3), aus dem Lateiniſchen von duplus, abzuleiten. Jm Niederdeutſchen iſt Dabeler, Spieler, beſonders Bret- und Wür- felſpieler, und Dabelſteen 4), Bretſtein, noch jetzt ebenſo ge- bräuchlich wie im Hochdeutſchen Doppeler, Spieler. Der Aus- druck Knepperling oder Knöpperling für Würfel ſcheint nicht von Knoppeln, ſondern vom niederdeutſchen Kneep, Kniffe, Ränke, herzukommen 5). Siebenundſiebzigſtes Kapitel. 1) Das Haddern. Bei dem Haddern, dem betrüglichen Kartenſpiel der Freiſchupper (Link-Zchokker oder Link-Zachkener), haben die Karten die alten urſprünglichen jüdiſch-deutſchen Benennungen behalten, welche den deutſchen Karten beigelegt wurden. Dieſe Benennungen ſind jedoch ſowol hinſichtlich der Farben, als auch der Geltung der einzelnen Karten, ebenfalls auch auf die franzö- fiſchen übergegangen. Die Benennungen der deutſchen Karten ſind: Aß, Chaſſer, Eſſ. König, Melach. Ober, Kofri. 6) 1) Vgl. G. Selig, „Jüdiſch-deutſches Wörterbuch“, S. 269. 2) Vom niederdeutſchen Tarrel, Würfel. Jn Tarreln ſpeelen, Würfel ſpielen. Brot in Tarreln ſniden, Brot in Würfel ſchneiden. Tarreln-Tüg, gewürfeltes Zeug. Richey, „Hamburger Jdiotikon“, S. 305. 3) Vgl. v. Stieler, „Sprachſchatz“, S. 325; Schottel., a. a. O., S. 1303. 4) Richey, a. a. O., S. 32; und Kramer, „Niederdeutſches Wörter- buch“, S. 67. 5) Die Zinken oder Wappen der Freiſchupper ſind Kap. 16, S. 61, graphiſch dargeſtellt. 6) Von Kapher, Kaffer (_ ), der Bauer, eigentlich das Dorf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/289
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/289>, abgerufen am 29.03.2024.