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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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und mit einem Bleidraht ausgefüllt, dessen Enden, weil sie in
Augen auslaufen und in den Augenhöhlungen ausgeschnitten und
schwarz überlackirt werden, nicht zu entdecken sind. Jn gleicher
Weise wird für die Fehler von dem untern Auge der Drei
schräg unter der Fläche der Sechs hindurch bis zum untern Auge
der Vier ein Bleidraht gezogen. Auf diese Art werden drei Treffer-
würfel und drei dem Aeußern nach jenen gleiche Fehlerwürfel
hergerichtet und zur passenden Gelegenheit beim Wetten angewandt.
Die Bleidrähte, welche beim Rollen der Würfel die Fläche der-
selben, über welcher sie unmittelbar durchgezogen sind, vermöge
ihrer Schwere nach unten bringen, lassen sich auch noch in andern
Richtungen ziehen, je nachdem die Drähte dicht oberhalb der-
jenigen Fläche durchgezogen werden, welche beim Werfen unten
zu liegen kommen soll.

Diese Betrügerei ist, weil sie bei dem vollen oder massiven
Material der Würfel am wenigsten zu ahnen ist, gerade die am
meisten cultivirte.
Auf Jahrmärkten wird, besonders in den
Glücksbuden, ungeheuerer Betrug damit geübt. Die Prüfung der
Würfel ist leicht. Man darf nur mit einem spitzen Messer oder
Nagel in ein verdächtiges Würfelauge schaben, um nach Entfer-
nung des schwarzen Lackes das blinkende Blei zum Vorschein
kommen zu sehen. Noch besser dient dazu ein Spitzbohrer oder
ein Schusterpfriemen, mit welchem man die Bleistange von einem
verdächtigen Auge her mit Leichtigkeit aus dem gegenüberstehenden
Auge herausschieben kann.



Dreiundachtzigstes Kapitel.
g) Die Sanduhr.

Eine noch künstlichere Betrügerei ist die Sanduhr, welche
ebenfalls vielfach von den Kuwiostossen in Anwendung gebracht
wird. Die Sanduhr läßt sich nur bei hohlen Würfeln anbringen.
Diese Würfel sind aus einem hohlen Thierknochen zugeschnitten

und mit einem Bleidraht ausgefüllt, deſſen Enden, weil ſie in
Augen auslaufen und in den Augenhöhlungen ausgeſchnitten und
ſchwarz überlackirt werden, nicht zu entdecken ſind. Jn gleicher
Weiſe wird für die Fehler von dem untern Auge der Drei
ſchräg unter der Fläche der Sechs hindurch bis zum untern Auge
der Vier ein Bleidraht gezogen. Auf dieſe Art werden drei Treffer-
würfel und drei dem Aeußern nach jenen gleiche Fehlerwürfel
hergerichtet und zur paſſenden Gelegenheit beim Wetten angewandt.
Die Bleidrähte, welche beim Rollen der Würfel die Fläche der-
ſelben, über welcher ſie unmittelbar durchgezogen ſind, vermöge
ihrer Schwere nach unten bringen, laſſen ſich auch noch in andern
Richtungen ziehen, je nachdem die Drähte dicht oberhalb der-
jenigen Fläche durchgezogen werden, welche beim Werfen unten
zu liegen kommen ſoll.

Dieſe Betrügerei iſt, weil ſie bei dem vollen oder maſſiven
Material der Würfel am wenigſten zu ahnen iſt, gerade die am
meiſten cultivirte.
Auf Jahrmärkten wird, beſonders in den
Glücksbuden, ungeheuerer Betrug damit geübt. Die Prüfung der
Würfel iſt leicht. Man darf nur mit einem ſpitzen Meſſer oder
Nagel in ein verdächtiges Würfelauge ſchaben, um nach Entfer-
nung des ſchwarzen Lackes das blinkende Blei zum Vorſchein
kommen zu ſehen. Noch beſſer dient dazu ein Spitzbohrer oder
ein Schuſterpfriemen, mit welchem man die Bleiſtange von einem
verdächtigen Auge her mit Leichtigkeit aus dem gegenüberſtehenden
Auge herausſchieben kann.



Dreiundachtzigſtes Kapitel.
ג) Die Sanduhr.

Eine noch künſtlichere Betrügerei iſt die Sanduhr, welche
ebenfalls vielfach von den Kuwioſtoſſen in Anwendung gebracht
wird. Die Sanduhr läßt ſich nur bei hohlen Würfeln anbringen.
Dieſe Würfel ſind aus einem hohlen Thierknochen zugeſchnitten

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[287/0299] und mit einem Bleidraht ausgefüllt, deſſen Enden, weil ſie in Augen auslaufen und in den Augenhöhlungen ausgeſchnitten und ſchwarz überlackirt werden, nicht zu entdecken ſind. Jn gleicher Weiſe wird für die Fehler von dem untern Auge der Drei ſchräg unter der Fläche der Sechs hindurch bis zum untern Auge der Vier ein Bleidraht gezogen. Auf dieſe Art werden drei Treffer- würfel und drei dem Aeußern nach jenen gleiche Fehlerwürfel hergerichtet und zur paſſenden Gelegenheit beim Wetten angewandt. Die Bleidrähte, welche beim Rollen der Würfel die Fläche der- ſelben, über welcher ſie unmittelbar durchgezogen ſind, vermöge ihrer Schwere nach unten bringen, laſſen ſich auch noch in andern Richtungen ziehen, je nachdem die Drähte dicht oberhalb der- jenigen Fläche durchgezogen werden, welche beim Werfen unten zu liegen kommen ſoll. Dieſe Betrügerei iſt, weil ſie bei dem vollen oder maſſiven Material der Würfel am wenigſten zu ahnen iſt, gerade die am meiſten cultivirte. Auf Jahrmärkten wird, beſonders in den Glücksbuden, ungeheuerer Betrug damit geübt. Die Prüfung der Würfel iſt leicht. Man darf nur mit einem ſpitzen Meſſer oder Nagel in ein verdächtiges Würfelauge ſchaben, um nach Entfer- nung des ſchwarzen Lackes das blinkende Blei zum Vorſchein kommen zu ſehen. Noch beſſer dient dazu ein Spitzbohrer oder ein Schuſterpfriemen, mit welchem man die Bleiſtange von einem verdächtigen Auge her mit Leichtigkeit aus dem gegenüberſtehenden Auge herausſchieben kann. Dreiundachtzigſtes Kapitel. ג) Die Sanduhr. Eine noch künſtlichere Betrügerei iſt die Sanduhr, welche ebenfalls vielfach von den Kuwioſtoſſen in Anwendung gebracht wird. Die Sanduhr läßt ſich nur bei hohlen Würfeln anbringen. Dieſe Würfel ſind aus einem hohlen Thierknochen zugeſchnitten

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/299>, abgerufen am 19.04.2024.