einen runden Handgriff zum Schnellen oder Drehen, und unten eine Spitze, auf welcher der kreiselnde Würfel läuft. Der Würfel hat gewöhnlich 7--12 Seitenflächen mit Nummern nach willkür- licher Ordnung. Diese Würfel sind ebenfalls hohl, und Hand- griff und Spitze sind einander gegenüber eingeschroben. Die Kuwiostossen theilen nun den Würfel der Länge nach durch ein Blech oder Holzblättchen in zwei Höhlungen, sodaß gegen die eine Höhlung draußen die kleinen, gegen die andere Höhlung draußen die großen Zahlen stehen. Die innere Querwand ist nun unten in einer Ecke mit einem Loche versehen. Nachdem nun der Würfel mit einer nur kleinen Quantität Quecksilber ge- füllt ist, wird er durch Aufschrauben des Handgriffs geschlossen. Je nachdem nun der Würfel gedreht wird, bleibt das Quecksilber in der einen Höhlung zurück, wenn es durch das Drehen in die Ecke der Höhlung geschnellt wird, wo das Verbindungsloch der Scheidewand sich nicht befindet, oder tritt in die andere Höhlung, sobald die entgegengesetzte Drehung das Quecksilber auf die Seite der Scheidewand schnellt, auf welcher es durch das Verbindungsloch in die andere Höhlung treten kann. Der Kuwiostoss, welcher die Einrichtung seines Würfels kennt, weiß genau, in welcher Höhlung das Quecksilber sich befindet, wenn er den Würfel in die Hand nimmt, und dreht nun nach rechts oder links, wie es sein Jnteresse beim Spiel erfordert. Den Betrug entdeckt man ebenfalls dadurch, daß man den Würfel leicht an den Spitzen zwischen Daumen und Zeigefinger faßt, worauf die mit Quecksilber gefüllte Höhlung nach unten sinkt. Aeußerlich erscheinen die Drehwürfel schon dadurch verdächtig, daß die Zahlen meistens nicht in regelmäßigem Wechsel, sondern so angebracht sind, daß die kleinen Zahlen den großen gegenüber, die Zahlen also in fortlaufender Reihenfolge auf dem Würfel stehen.
Ave-Lallemant, Gaunerthum. II. 19
einen runden Handgriff zum Schnellen oder Drehen, und unten eine Spitze, auf welcher der kreiſelnde Würfel läuft. Der Würfel hat gewöhnlich 7—12 Seitenflächen mit Nummern nach willkür- licher Ordnung. Dieſe Würfel ſind ebenfalls hohl, und Hand- griff und Spitze ſind einander gegenüber eingeſchroben. Die Kuwioſtoſſen theilen nun den Würfel der Länge nach durch ein Blech oder Holzblättchen in zwei Höhlungen, ſodaß gegen die eine Höhlung draußen die kleinen, gegen die andere Höhlung draußen die großen Zahlen ſtehen. Die innere Querwand iſt nun unten in einer Ecke mit einem Loche verſehen. Nachdem nun der Würfel mit einer nur kleinen Quantität Queckſilber ge- füllt iſt, wird er durch Aufſchrauben des Handgriffs geſchloſſen. Je nachdem nun der Würfel gedreht wird, bleibt das Queckſilber in der einen Höhlung zurück, wenn es durch das Drehen in die Ecke der Höhlung geſchnellt wird, wo das Verbindungsloch der Scheidewand ſich nicht befindet, oder tritt in die andere Höhlung, ſobald die entgegengeſetzte Drehung das Queckſilber auf die Seite der Scheidewand ſchnellt, auf welcher es durch das Verbindungsloch in die andere Höhlung treten kann. Der Kuwioſtoſſ, welcher die Einrichtung ſeines Würfels kennt, weiß genau, in welcher Höhlung das Queckſilber ſich befindet, wenn er den Würfel in die Hand nimmt, und dreht nun nach rechts oder links, wie es ſein Jntereſſe beim Spiel erfordert. Den Betrug entdeckt man ebenfalls dadurch, daß man den Würfel leicht an den Spitzen zwiſchen Daumen und Zeigefinger faßt, worauf die mit Queckſilber gefüllte Höhlung nach unten ſinkt. Aeußerlich erſcheinen die Drehwürfel ſchon dadurch verdächtig, daß die Zahlen meiſtens nicht in regelmäßigem Wechſel, ſondern ſo angebracht ſind, daß die kleinen Zahlen den großen gegenüber, die Zahlen alſo in fortlaufender Reihenfolge auf dem Würfel ſtehen.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 19
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0301"n="289"/>
einen runden Handgriff zum Schnellen oder Drehen, und unten<lb/>
eine Spitze, auf welcher der kreiſelnde Würfel läuft. Der Würfel<lb/>
hat gewöhnlich 7—12 Seitenflächen mit Nummern nach willkür-<lb/>
licher Ordnung. Dieſe Würfel ſind ebenfalls hohl, und Hand-<lb/>
griff und Spitze ſind einander gegenüber eingeſchroben. Die<lb/>
Kuwioſtoſſen theilen nun den Würfel der Länge nach durch ein<lb/>
Blech oder Holzblättchen in zwei Höhlungen, ſodaß gegen die<lb/>
eine Höhlung draußen die kleinen, gegen die andere Höhlung<lb/>
draußen die großen Zahlen ſtehen. Die innere Querwand iſt<lb/>
nun unten in einer Ecke mit einem Loche verſehen. Nachdem<lb/>
nun der Würfel mit einer nur kleinen Quantität Queckſilber ge-<lb/>
füllt iſt, wird er durch Aufſchrauben des Handgriffs geſchloſſen.<lb/>
Je nachdem nun der Würfel gedreht wird, <hirendition="#g">bleibt</hi> das Queckſilber<lb/>
in der einen Höhlung <hirendition="#g">zurück,</hi> wenn es durch das Drehen in die<lb/>
Ecke <hirendition="#g">der</hi> Höhlung geſchnellt wird, wo das Verbindungsloch der<lb/>
Scheidewand ſich <hirendition="#g">nicht</hi> befindet, oder tritt in die <hirendition="#g">andere</hi> Höhlung,<lb/>ſobald die <hirendition="#g">entgegengeſetzte</hi> Drehung das Queckſilber auf <hirendition="#g">die</hi><lb/>
Seite der Scheidewand ſchnellt, <hirendition="#g">auf welcher es durch das<lb/>
Verbindungsloch in die andere Höhlung treten kann.</hi><lb/>
Der Kuwioſtoſſ, welcher die Einrichtung ſeines Würfels kennt,<lb/>
weiß genau, in welcher Höhlung das Queckſilber ſich befindet,<lb/>
wenn er den Würfel in die Hand nimmt, und dreht nun nach<lb/>
rechts oder links, wie es ſein Jntereſſe beim Spiel erfordert. Den<lb/>
Betrug entdeckt man ebenfalls dadurch, daß man den Würfel leicht<lb/>
an den Spitzen zwiſchen Daumen und Zeigefinger faßt, worauf<lb/>
die mit Queckſilber gefüllte Höhlung nach unten ſinkt. Aeußerlich<lb/>
erſcheinen die Drehwürfel ſchon dadurch verdächtig, daß die Zahlen<lb/>
meiſtens nicht in regelmäßigem Wechſel, ſondern ſo angebracht<lb/>ſind, daß die kleinen Zahlen den großen gegenüber, die Zahlen alſo<lb/>
in <hirendition="#g">fortlaufender Reihenfolge</hi> auf dem Würfel ſtehen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Avé-Lallemant,</hi> Gaunerthum. <hirendition="#aq">II.</hi> 19</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0301]
einen runden Handgriff zum Schnellen oder Drehen, und unten
eine Spitze, auf welcher der kreiſelnde Würfel läuft. Der Würfel
hat gewöhnlich 7—12 Seitenflächen mit Nummern nach willkür-
licher Ordnung. Dieſe Würfel ſind ebenfalls hohl, und Hand-
griff und Spitze ſind einander gegenüber eingeſchroben. Die
Kuwioſtoſſen theilen nun den Würfel der Länge nach durch ein
Blech oder Holzblättchen in zwei Höhlungen, ſodaß gegen die
eine Höhlung draußen die kleinen, gegen die andere Höhlung
draußen die großen Zahlen ſtehen. Die innere Querwand iſt
nun unten in einer Ecke mit einem Loche verſehen. Nachdem
nun der Würfel mit einer nur kleinen Quantität Queckſilber ge-
füllt iſt, wird er durch Aufſchrauben des Handgriffs geſchloſſen.
Je nachdem nun der Würfel gedreht wird, bleibt das Queckſilber
in der einen Höhlung zurück, wenn es durch das Drehen in die
Ecke der Höhlung geſchnellt wird, wo das Verbindungsloch der
Scheidewand ſich nicht befindet, oder tritt in die andere Höhlung,
ſobald die entgegengeſetzte Drehung das Queckſilber auf die
Seite der Scheidewand ſchnellt, auf welcher es durch das
Verbindungsloch in die andere Höhlung treten kann.
Der Kuwioſtoſſ, welcher die Einrichtung ſeines Würfels kennt,
weiß genau, in welcher Höhlung das Queckſilber ſich befindet,
wenn er den Würfel in die Hand nimmt, und dreht nun nach
rechts oder links, wie es ſein Jntereſſe beim Spiel erfordert. Den
Betrug entdeckt man ebenfalls dadurch, daß man den Würfel leicht
an den Spitzen zwiſchen Daumen und Zeigefinger faßt, worauf
die mit Queckſilber gefüllte Höhlung nach unten ſinkt. Aeußerlich
erſcheinen die Drehwürfel ſchon dadurch verdächtig, daß die Zahlen
meiſtens nicht in regelmäßigem Wechſel, ſondern ſo angebracht
ſind, daß die kleinen Zahlen den großen gegenüber, die Zahlen alſo
in fortlaufender Reihenfolge auf dem Würfel ſtehen.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 19
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/301>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.