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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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Vierundachtzigstes Kapitel.
d) Der Scheffel.

Nicht minder als das falsche Karten- und Würfelspiel ver-
dienen besonders in Wirthshäusern und auf Jahrmärkten und
Volksfesten noch andere Betrügereien beim Spiel die schärfste
Ueberwachung. Dahin gehört noch der Scheffel. Der Scheffel
ist eine runde hölzerne, von einer Bande umschlossene Scheibe mit
flachen, runden, roth und schwarz gemalten und numerirten Ver-
tiefungen, welche kreisförmig um den Mittelpunkt, das Martsch,
den Haupttreffer, laufen. Jn den Scheffel wird eine Kugel ge-
worfen, die eine Zeit lang darin umherläuft, bis sie in einer Ver-
tiefung liegen bleibt. Der Scheffel wird gewöhnlich auf einen
etwas lose gesetzten Tisch gestellt, sodaß er während des Laufes
der Kugel durch heimliches Heben und Senken in seiner horizon-
talen Lage verändert werden, und somit der Kuwiostoss immer
seinen Vortheil dabei finden kann. Beim Pariren auf Roth oder
Schwarz werden die Löcher dieser oder jener Farbe auf verschie-
denen, dem Kuwiostoss allein bekannten Stellen oder Kreisen des
Scheffels mit trockener Seife ausgerieben und nachgewischt, sodaß
die Kugel leicht wieder aus der geseiften Höhlung heraus in eine
andere minder glatte läuft. Der Kuwiostoss kennt die Löcher
genau nach den Nummern, und hilft durch heimliches Heben und
Senken des Scheffels nach. Wenn auch der Scheffel ziemlich aus
der Mode gekommen ist, so figurirt er doch noch häufig auf Jahr-
märkten, wo er genauer Aufsicht bedarf.



Fünfundachtzigstes Kapitel.
3) Das Deckeles.

Obschon das Deckeles, Deckeln, Deckelspiel, Finger-
hutspiel
ein so plattes wie verrufenes Kunststück ist, so findet
es doch noch immer auf Jahrmärkten sein Publikum, da dies

Vierundachtzigſtes Kapitel.
ד) Der Scheffel.

Nicht minder als das falſche Karten- und Würfelſpiel ver-
dienen beſonders in Wirthshäuſern und auf Jahrmärkten und
Volksfeſten noch andere Betrügereien beim Spiel die ſchärfſte
Ueberwachung. Dahin gehört noch der Scheffel. Der Scheffel
iſt eine runde hölzerne, von einer Bande umſchloſſene Scheibe mit
flachen, runden, roth und ſchwarz gemalten und numerirten Ver-
tiefungen, welche kreisförmig um den Mittelpunkt, das Martſch,
den Haupttreffer, laufen. Jn den Scheffel wird eine Kugel ge-
worfen, die eine Zeit lang darin umherläuft, bis ſie in einer Ver-
tiefung liegen bleibt. Der Scheffel wird gewöhnlich auf einen
etwas loſe geſetzten Tiſch geſtellt, ſodaß er während des Laufes
der Kugel durch heimliches Heben und Senken in ſeiner horizon-
talen Lage verändert werden, und ſomit der Kuwioſtoſſ immer
ſeinen Vortheil dabei finden kann. Beim Pariren auf Roth oder
Schwarz werden die Löcher dieſer oder jener Farbe auf verſchie-
denen, dem Kuwioſtoſſ allein bekannten Stellen oder Kreiſen des
Scheffels mit trockener Seife ausgerieben und nachgewiſcht, ſodaß
die Kugel leicht wieder aus der geſeiften Höhlung heraus in eine
andere minder glatte läuft. Der Kuwioſtoſſ kennt die Löcher
genau nach den Nummern, und hilft durch heimliches Heben und
Senken des Scheffels nach. Wenn auch der Scheffel ziemlich aus
der Mode gekommen iſt, ſo figurirt er doch noch häufig auf Jahr-
märkten, wo er genauer Aufſicht bedarf.



Fünfundachtzigſtes Kapitel.
3) Das Deckeles.

Obſchon das Deckeles, Deckeln, Deckelſpiel, Finger-
hutſpiel
ein ſo plattes wie verrufenes Kunſtſtück iſt, ſo findet
es doch noch immer auf Jahrmärkten ſein Publikum, da dies

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[290/0302] Vierundachtzigſtes Kapitel. ד) Der Scheffel. Nicht minder als das falſche Karten- und Würfelſpiel ver- dienen beſonders in Wirthshäuſern und auf Jahrmärkten und Volksfeſten noch andere Betrügereien beim Spiel die ſchärfſte Ueberwachung. Dahin gehört noch der Scheffel. Der Scheffel iſt eine runde hölzerne, von einer Bande umſchloſſene Scheibe mit flachen, runden, roth und ſchwarz gemalten und numerirten Ver- tiefungen, welche kreisförmig um den Mittelpunkt, das Martſch, den Haupttreffer, laufen. Jn den Scheffel wird eine Kugel ge- worfen, die eine Zeit lang darin umherläuft, bis ſie in einer Ver- tiefung liegen bleibt. Der Scheffel wird gewöhnlich auf einen etwas loſe geſetzten Tiſch geſtellt, ſodaß er während des Laufes der Kugel durch heimliches Heben und Senken in ſeiner horizon- talen Lage verändert werden, und ſomit der Kuwioſtoſſ immer ſeinen Vortheil dabei finden kann. Beim Pariren auf Roth oder Schwarz werden die Löcher dieſer oder jener Farbe auf verſchie- denen, dem Kuwioſtoſſ allein bekannten Stellen oder Kreiſen des Scheffels mit trockener Seife ausgerieben und nachgewiſcht, ſodaß die Kugel leicht wieder aus der geſeiften Höhlung heraus in eine andere minder glatte läuft. Der Kuwioſtoſſ kennt die Löcher genau nach den Nummern, und hilft durch heimliches Heben und Senken des Scheffels nach. Wenn auch der Scheffel ziemlich aus der Mode gekommen iſt, ſo figurirt er doch noch häufig auf Jahr- märkten, wo er genauer Aufſicht bedarf. Fünfundachtzigſtes Kapitel. 3) Das Deckeles. Obſchon das Deckeles, Deckeln, Deckelſpiel, Finger- hutſpiel ein ſo plattes wie verrufenes Kunſtſtück iſt, ſo findet es doch noch immer auf Jahrmärkten ſein Publikum, da dies

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/302>, abgerufen am 28.03.2024.