Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.bei der Polizei zu melden, während sie dabei den Bordellwirth, in 1) Sehr strenge ist Art. 73 des Code penal gegen die aubergistes und hoteliers. Welche Resultate würde eine analoge Strenge gegen die Bordell- wirthe liefern! Vgl. Art. 154 des Code. 2) Vgl. Dr. Wichern in der "Evangelischen Kirchenzeitung" (Berlin 1851, Nr. 55), besonders S. 518 u. 519; Dr. Phil. Loewe, "Die Prostitution aller Zeiten und Völker" (Berlin 1852); Th. Bade, "Ueber den Verfall der Sitten in den großen Städten" (Berlin 1857). Vgl. noch: Dr. A. W. F. Schultz, "Die Stellung des Staates zur Prostitution" (Berlin 1857). Wie doch ganz anders ist das Verhältniß des christlichen Staats zur Prostitution, Ave-Lallemant, Gaunerthum. II. 22
bei der Polizei zu melden, während ſie dabei den Bordellwirth, in 1) Sehr ſtrenge iſt Art. 73 des Code pénal gegen die aubergistes und hôteliers. Welche Reſultate würde eine analoge Strenge gegen die Bordell- wirthe liefern! Vgl. Art. 154 des Code. 2) Vgl. Dr. Wichern in der „Evangeliſchen Kirchenzeitung“ (Berlin 1851, Nr. 55), beſonders S. 518 u. 519; Dr. Phil. Loewe, „Die Proſtitution aller Zeiten und Völker“ (Berlin 1852); Th. Bade, „Ueber den Verfall der Sitten in den großen Städten“ (Berlin 1857). Vgl. noch: Dr. A. W. F. Schultz, „Die Stellung des Staates zur Proſtitution“ (Berlin 1857). Wie doch ganz anders iſt das Verhältniß des chriſtlichen Staats zur Proſtitution, Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 22
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bei der Polizei zu melden, während ſie dabei den Bordellwirth, in
deſſen Hauſe der Verbrecher in ungeſtörter Ruhe ſchläft, von der
Meldung befreit. 1) Das leider einmal als ſchmähliche Nothwen-
digkeit ſtatuirte Uebel muß aber auch mindeſtens als Uebel erkannt
und ſtrenge in den Grenzen der ſo ſtatuirten Nothwendigkeit
gehalten und behandelt werden. Auch muß das Uebel und ſein
Walten mindeſtens dem in allen ſeinen Formen und Conſequenzen
bekannt ſein, welcher das Uebel überwachen ſoll, nicht allein dem
Wirth und der Dirne, welche das Uebel repräſentiren und aus-
beuten, und bei ihren wöchentlichen Abrechnungen mit großer Ge-
nauigkeit jeden Gaſt nennen und den Betrag ſeiner Zahlung
gegeneinander aufrechnen können. Die Bereitſchaft der Wirthe
vor der Behörde, ſei es infolge von Streitigkeiten, oder infolge
einer kategoriſchen Aufforderung, ihre geheimen Liſten vorzulegen,
hat ſchon manche große Ueberraſchung bereitet, und endlich doch
überzeugt, daß gerade in den Bordells die allergeringſte Discretion
waltet, an welche der liederliche verhüllte Gaſt ſo ſicher glaubte.
Für den erfahrenen Polizeimann, welcher in den Bordells mehr
als den bloßen Herd der Liederlichkeit findet, muß daher endlich
die bisher geübte, ohnehin bei der ganzen beſtehenden Bordellein-
richtung, und namentlich bei der herrſchenden leichtfertigen Toleranz
der ganzen modernen materiellen Richtung gar keine Geltung mehr
habende, bis zur Erniedrigung gefällige und ſervile Discretion von
Seiten der Polizei als eine arge Schwäche erſcheinen, und dagegen
ſich die Nothwendigkeit einer ganz andern Einrichtung und Con-
trole der Bordells aufdrängen, um das leider geduldete Uebel in
feſter Beſchränkung und Bändigung zu halten. 2)
1) Sehr ſtrenge iſt Art. 73 des Code pénal gegen die aubergistes und
hôteliers. Welche Reſultate würde eine analoge Strenge gegen die Bordell-
wirthe liefern! Vgl. Art. 154 des Code.
2) Vgl. Dr. Wichern in der „Evangeliſchen Kirchenzeitung“ (Berlin 1851,
Nr. 55), beſonders S. 518 u. 519; Dr. Phil. Loewe, „Die Proſtitution
aller Zeiten und Völker“ (Berlin 1852); Th. Bade, „Ueber den Verfall der
Sitten in den großen Städten“ (Berlin 1857). Vgl. noch: Dr. A. W. F.
Schultz, „Die Stellung des Staates zur Proſtitution“ (Berlin 1857). Wie
doch ganz anders iſt das Verhältniß des chriſtlichen Staats zur Proſtitution,
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 22
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