Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.von professionirten Dieben verübt sind, trifft man fast immer in Endlich muß, der weiten Verbreitung wegen, noch erwähnt Ueber andere Formen des Aberglaubens vergleiche man Der Besitz so vieler Hülfsmittel, Fertigkeiten, Geheimnisse und 1) Sie scheint vernachlässigt worden zu sein, obgleich auch schon Falken-
berg, a. a. O., I, 30, hierauf aufmerksam gemacht hat, mit der Bemerkung, daß die Gauner auch noch einen Topf oder Hut anwendeten zur Bedeckung und Warmhaltung der Excremente. von profeſſionirten Dieben verübt ſind, trifft man faſt immer in Endlich muß, der weiten Verbreitung wegen, noch erwähnt Ueber andere Formen des Aberglaubens vergleiche man Der Beſitz ſo vieler Hülfsmittel, Fertigkeiten, Geheimniſſe und 1) Sie ſcheint vernachläſſigt worden zu ſein, obgleich auch ſchon Falken-
berg, a. a. O., I, 30, hierauf aufmerkſam gemacht hat, mit der Bemerkung, daß die Gauner auch noch einen Topf oder Hut anwendeten zur Bedeckung und Warmhaltung der Excremente. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0037" n="25"/> von profeſſionirten Dieben verübt ſind, trifft man faſt immer in<lb/> der Nähe der Einbruchſtelle auf friſche menſchliche Excremente.<lb/> Die Gauner haben den Glauben, daß die Schläfer im an-<lb/> gegriffenen Hauſe nicht erwachen, und daß der Einbruch überhaupt<lb/> nicht bemerkt und geſtört wird, ſo lange die Excremente noch die<lb/> animaliſche Wärme haben. Die Wahrnehmung iſt in neueſter<lb/> Zeit wieder häufig gemacht worden. <note place="foot" n="1)">Sie ſcheint vernachläſſigt worden zu ſein, obgleich auch ſchon Falken-<lb/> berg, a. a. O., <hi rendition="#aq">I,</hi> 30, hierauf aufmerkſam gemacht hat, mit der Bemerkung,<lb/> daß die Gauner auch noch einen Topf oder Hut anwendeten zur Bedeckung<lb/> und Warmhaltung der Excremente.</note> Die oben in der Note<lb/> erwähnten, im Jahre 1844 hingerichteten ſtockelsdorfer Raub-<lb/> mörder hatten dieſelbe Vorbereitung gemacht. Jn meiner bewegten<lb/> Praxis weiß ich nur ſehr wenig Fälle auf dem Lande, wo ich<lb/> nicht bei der Localinſpection dieſelbe Wahrnehmung hätte machen<lb/> müſſen.</p><lb/> <p>Endlich muß, der weiten Verbreitung wegen, noch erwähnt<lb/> werden, daß der ſcheußliche Aberglaube, durch Beiſchlaf und Be-<lb/> rührung jungfräulicher Perſonen, namentlich noch unreifer Mäd-<lb/> chen, von der Syphilis befreit zu werden, ebenſo tief im Gauner-<lb/> thum wie im gemeinen Volk haftet, und daß in der Geſchichte<lb/> des Gaunerthums bis zu dieſer Stunde die Fälle von ſchänd-<lb/> lichen, oft tödlich verlaufenden brutalen Mishandlungen leider nicht<lb/> die ſeltenſten ſind.</p><lb/> <p>Ueber andere Formen des Aberglaubens vergleiche man<lb/> Grimm’s „Deutſche Mythologie“, S. 639 fg., 689, und im<lb/> Anhange S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xxix—clxii,</hi></hi> wo ſich des Jntereſſanten viel findet.<lb/> Specielleres wird bei der Wahrſagerei, Kap. 69 u. fg., ab-<lb/> gehandelt werden.</p><lb/> <p>Der Beſitz ſo vieler Hülfsmittel, Fertigkeiten, Geheimniſſe und<lb/> die vielen glücklichen Erfolge und Erfahrungen bringen im Gauner<lb/> ferner eine ſehr ſtarke <hi rendition="#g">Eitelkeit</hi> und <hi rendition="#g">Prahlſucht</hi> hervor, mit<lb/> der er ſchon überhaupt geringſchätzig auf den Nichtgauner, den<lb/><hi rendition="#g">Hautz, Kaffer, Wittſchen, Wittſtock</hi> u. ſ. w. herabſieht. Wie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
von profeſſionirten Dieben verübt ſind, trifft man faſt immer in
der Nähe der Einbruchſtelle auf friſche menſchliche Excremente.
Die Gauner haben den Glauben, daß die Schläfer im an-
gegriffenen Hauſe nicht erwachen, und daß der Einbruch überhaupt
nicht bemerkt und geſtört wird, ſo lange die Excremente noch die
animaliſche Wärme haben. Die Wahrnehmung iſt in neueſter
Zeit wieder häufig gemacht worden. 1) Die oben in der Note
erwähnten, im Jahre 1844 hingerichteten ſtockelsdorfer Raub-
mörder hatten dieſelbe Vorbereitung gemacht. Jn meiner bewegten
Praxis weiß ich nur ſehr wenig Fälle auf dem Lande, wo ich
nicht bei der Localinſpection dieſelbe Wahrnehmung hätte machen
müſſen.
Endlich muß, der weiten Verbreitung wegen, noch erwähnt
werden, daß der ſcheußliche Aberglaube, durch Beiſchlaf und Be-
rührung jungfräulicher Perſonen, namentlich noch unreifer Mäd-
chen, von der Syphilis befreit zu werden, ebenſo tief im Gauner-
thum wie im gemeinen Volk haftet, und daß in der Geſchichte
des Gaunerthums bis zu dieſer Stunde die Fälle von ſchänd-
lichen, oft tödlich verlaufenden brutalen Mishandlungen leider nicht
die ſeltenſten ſind.
Ueber andere Formen des Aberglaubens vergleiche man
Grimm’s „Deutſche Mythologie“, S. 639 fg., 689, und im
Anhange S. xxix—clxii, wo ſich des Jntereſſanten viel findet.
Specielleres wird bei der Wahrſagerei, Kap. 69 u. fg., ab-
gehandelt werden.
Der Beſitz ſo vieler Hülfsmittel, Fertigkeiten, Geheimniſſe und
die vielen glücklichen Erfolge und Erfahrungen bringen im Gauner
ferner eine ſehr ſtarke Eitelkeit und Prahlſucht hervor, mit
der er ſchon überhaupt geringſchätzig auf den Nichtgauner, den
Hautz, Kaffer, Wittſchen, Wittſtock u. ſ. w. herabſieht. Wie
1) Sie ſcheint vernachläſſigt worden zu ſein, obgleich auch ſchon Falken-
berg, a. a. O., I, 30, hierauf aufmerkſam gemacht hat, mit der Bemerkung,
daß die Gauner auch noch einen Topf oder Hut anwendeten zur Bedeckung
und Warmhaltung der Excremente.
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