Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.zu Ende des 16. Jahrhunderts in Deutschland wagte, ein Versuch, Jn der deutschen maccaronischen Sprache, in welcher die deut- in Leipzig erschienene Ausgabe empfiehlt sich durch eihre Correctheit und Sauberkeit. 1) Sie findet sich zuerst unter Nr. 1 der "Facetiae Facetiarum, hoc est
Joco-Seriorum fasciculus novus" etc. (Pathopoli 1647), S. 3--15. Genthe allegirt S. 164 eine Ausgabe von 1657 (wo die Lust. stud. S. 7--18 stehen soll), welche mir ganz unbekannt ist. Das Titelkupfer (Landsknechte beim Spiel und Zechen, unten eine nächtliche Ranferei) der in meinem Be- sitze befindlichen Ausgabe hat die Jahrzahl 1645, das Titelblatt selbst die Jahrzahl 1647. Der vollständige Titel der Lust. stud. ist: Delineatio Summorum Capitum Lustitudinis Studenticae In Nonnullis Academiis usitatae. Sie hat trotz ihres oft tobenden Tons durchaus nicht den Witz und Humor der "Floia", welche in der That einzig in ihrer Art dasteht und dem Kenner des Niederdeutschen eine Fülle der drolligsten Compositionen dar- bietet. zu Ende des 16. Jahrhunderts in Deutſchland wagte, ein Verſuch, Jn der deutſchen maccaroniſchen Sprache, in welcher die deut- in Leipzig erſchienene Ausgabe empfiehlt ſich durch îhre Correctheit und Sauberkeit. 1) Sie findet ſich zuerſt unter Nr. 1 der „Facetiae Facetiarum, hoc est
Joco-Seriorum fasciculus novus“ etc. (Pathopoli 1647), S. 3—15. Genthe allegirt S. 164 eine Ausgabe von 1657 (wo die Lust. stud. S. 7—18 ſtehen ſoll), welche mir ganz unbekannt iſt. Das Titelkupfer (Landsknechte beim Spiel und Zechen, unten eine nächtliche Ranferei) der in meinem Be- ſitze befindlichen Ausgabe hat die Jahrzahl 1645, das Titelblatt ſelbſt die Jahrzahl 1647. Der vollſtändige Titel der Lust. stud. iſt: Delineatio Summorum Capitum Lustitudinis Studenticae In Nonnullis Academiis usitatae. Sie hat trotz ihres oft tobenden Tons durchaus nicht den Witz und Humor der „Floia“, welche in der That einzig in ihrer Art daſteht und dem Kenner des Niederdeutſchen eine Fülle der drolligſten Compoſitionen dar- bietet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0113" n="79"/> zu Ende des 16. Jahrhunderts in Deutſchland wagte, ein Verſuch,<lb/> welcher nur einmal gelang, welchen aber ſchon der wackere Fiſchart<lb/> Kap. 22 ſeiner „Geſchichtsklitterung“ mit ſeinen „Nuttelverſen“ bei<lb/> Erwähnung des Merlinus Cocaius (Folengo) mehr anzudeuten als<lb/> nachzuahmen wagte und welcher ſchon in der Nachahmung der<lb/> „<hi rendition="#aq">Lustitudo studentica</hi>“ <note place="foot" n="1)">Sie findet ſich zuerſt unter Nr. 1 der „<hi rendition="#aq">Facetiae Facetiarum, hoc est<lb/> Joco-Seriorum fasciculus novus“ etc. (Pathopoli</hi> 1647), S. 3—15. Genthe<lb/> allegirt S. 164 eine Ausgabe von 1657 (wo die <hi rendition="#aq">Lust. stud.</hi> S. 7—18<lb/> ſtehen ſoll), welche mir ganz unbekannt iſt. Das Titelkupfer (Landsknechte<lb/> beim Spiel und Zechen, unten eine nächtliche Ranferei) der in meinem Be-<lb/> ſitze befindlichen Ausgabe hat die Jahrzahl 1645, das Titelblatt ſelbſt die<lb/> Jahrzahl 1647. Der vollſtändige Titel der <hi rendition="#aq">Lust. stud.</hi> iſt: <hi rendition="#aq">Delineatio<lb/> Summorum Capitum Lustitudinis Studenticae In Nonnullis Academiis<lb/> usitatae.</hi> Sie hat trotz ihres oft tobenden Tons durchaus nicht den Witz<lb/> und Humor der „<hi rendition="#aq">Floia</hi>“, welche in der That einzig in ihrer Art daſteht und<lb/> dem Kenner des Niederdeutſchen eine Fülle der drolligſten Compoſitionen dar-<lb/> bietet.</note> matt wird und endlich ganz ver-<lb/> ſchwindet.</p><lb/> <p>Jn der deutſchen maccaroniſchen Sprache, in welcher die deut-<lb/> ſchen Wortwurzeln lateiniſche Endungen erhalten und die lateini-<lb/> ſche Sprache Wortführerin iſt, zeigt ſich noch viel mehr als in<lb/> der maccaroniſchen Poeſie der romaniſchen Sprachen das Wider-<lb/> ſtreben des beiderſeitigen Sprachſtoffs, des germaniſchen und latei-<lb/> niſchen. Beide Stoffe ſtehen in ihrer Eigenthümlichkeit gerade<lb/> durch die äußere Zwangsverbindung als recht innerlich geſchieden<lb/> und nur <hi rendition="#g">neben</hi> einander, und mögen dem Sprachforſcher von die-<lb/> ſem wol kaum noch beachteten Standpunkte aus nicht unintereſſan-<lb/> ten Stoff bieten zur Betrachtung der vielfachen äußerlichen poli-<lb/> tiſchen Anläſſe und innern geiſtigen Bewegungen, welche die<lb/> Geſammtgruppe der romaniſchen Sprachfamilie ſchufen und wie-<lb/> derum in nationale Gliederungen abtheilten. Jm Zwange der<lb/> Vereinigung des Germaniſchen mit dem Lateiniſchen in der deut-<lb/> ſchen maccaroniſchen Poeſie erſcheinen beide Factoren gegenein-<lb/><note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="1)">in Leipzig erſchienene Ausgabe empfiehlt ſich durch îhre Correctheit und<lb/> Sauberkeit.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0113]
zu Ende des 16. Jahrhunderts in Deutſchland wagte, ein Verſuch,
welcher nur einmal gelang, welchen aber ſchon der wackere Fiſchart
Kap. 22 ſeiner „Geſchichtsklitterung“ mit ſeinen „Nuttelverſen“ bei
Erwähnung des Merlinus Cocaius (Folengo) mehr anzudeuten als
nachzuahmen wagte und welcher ſchon in der Nachahmung der
„Lustitudo studentica“ 1) matt wird und endlich ganz ver-
ſchwindet.
Jn der deutſchen maccaroniſchen Sprache, in welcher die deut-
ſchen Wortwurzeln lateiniſche Endungen erhalten und die lateini-
ſche Sprache Wortführerin iſt, zeigt ſich noch viel mehr als in
der maccaroniſchen Poeſie der romaniſchen Sprachen das Wider-
ſtreben des beiderſeitigen Sprachſtoffs, des germaniſchen und latei-
niſchen. Beide Stoffe ſtehen in ihrer Eigenthümlichkeit gerade
durch die äußere Zwangsverbindung als recht innerlich geſchieden
und nur neben einander, und mögen dem Sprachforſcher von die-
ſem wol kaum noch beachteten Standpunkte aus nicht unintereſſan-
ten Stoff bieten zur Betrachtung der vielfachen äußerlichen poli-
tiſchen Anläſſe und innern geiſtigen Bewegungen, welche die
Geſammtgruppe der romaniſchen Sprachfamilie ſchufen und wie-
derum in nationale Gliederungen abtheilten. Jm Zwange der
Vereinigung des Germaniſchen mit dem Lateiniſchen in der deut-
ſchen maccaroniſchen Poeſie erſcheinen beide Factoren gegenein-
1)
1) Sie findet ſich zuerſt unter Nr. 1 der „Facetiae Facetiarum, hoc est
Joco-Seriorum fasciculus novus“ etc. (Pathopoli 1647), S. 3—15. Genthe
allegirt S. 164 eine Ausgabe von 1657 (wo die Lust. stud. S. 7—18
ſtehen ſoll), welche mir ganz unbekannt iſt. Das Titelkupfer (Landsknechte
beim Spiel und Zechen, unten eine nächtliche Ranferei) der in meinem Be-
ſitze befindlichen Ausgabe hat die Jahrzahl 1645, das Titelblatt ſelbſt die
Jahrzahl 1647. Der vollſtändige Titel der Lust. stud. iſt: Delineatio
Summorum Capitum Lustitudinis Studenticae In Nonnullis Academiis
usitatae. Sie hat trotz ihres oft tobenden Tons durchaus nicht den Witz
und Humor der „Floia“, welche in der That einzig in ihrer Art daſteht und
dem Kenner des Niederdeutſchen eine Fülle der drolligſten Compoſitionen dar-
bietet.
1) in Leipzig erſchienene Ausgabe empfiehlt ſich durch îhre Correctheit und
Sauberkeit.
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