offen Hohn sprachen. 1) So kam es denn, daß eine nicht geringe Menge Jagdausdrücke in die Gaunersprache aufgenommen wurden und daß durch die Berührung mit dem Gaunerthum sogar die scheue jüdischdeutsche Sprache Jägerausdrücke enthielt, welche man für kahle Einschwärzungen halten möchte, wenn nicht auch bei der sprachlichen Forschung beständig der Blick auf die historische Ent- wickelung des ganzen Gaunerthums gehalten werden müßte, da- mit man sich überall klar orientiren kann.
Die Jagdsprache ist zu bekannt und beliebt, als daß es hier der Anführung einzelner Beispiele bedürfte. Die vom Gaunerthum recipirten Ausdrücke finden sich im Wörterbuch.
Neunundzwanzigstes Kapitel. d. Die Schiffersprache.
Will man die alte deutsche Urkräftigkeit und Urfrische in ihrer ganzen wunderbaren Fülle und Freiheit kennen lernen, so muß man das Matrosenleben, vorzüglich des deutschen Nordens, be- obachten und studiren. Es ist schwer, die prächtige Matrosennatur zu schildern, an welcher die Cultur des 19. Jahrhunderts nur fleckweise, wie ein entstellender Anflug an glänzendem Stahl, haf- tet, und welche je mehr und mehr ihren Glanz verliert, je schärfer sie von der Cultur beleckt und mit Rost übersetzt wird. Nirgends drückt sich das deutsche Kraftwesen voller und üppiger aus, nir- gends erscheint auf irgendeiner Folie die moderne Cultur mehr als Uncultur, nirgends wird diese Cultur in so natürlicher Weise und mit so ungesuchter Jronie mehr verhöhnt und rücksichtsloser bloßgestellt als im Matrosenleben. Das Matrosenleben ist unsere
1) Vgl. V. Franck von Steigerwald, "Res furciferorum. Diebshändel", wo Th. I ("Von den Creyßtägen und Schlüßen"), Kap. 12, S. 72--164 aus- führlich von "Wildbret-Schützen oder Dieben" abgehandelt wird. Vgl. die Literatur Th. I, S. 231, wie auch das Leben des sehr merkwürdigen Bayeri- schen Hiesel (Matthias Klostermayer), dessen Th. I, S. 243 gedacht ist.
offen Hohn ſprachen. 1) So kam es denn, daß eine nicht geringe Menge Jagdausdrücke in die Gaunerſprache aufgenommen wurden und daß durch die Berührung mit dem Gaunerthum ſogar die ſcheue jüdiſchdeutſche Sprache Jägerausdrücke enthielt, welche man für kahle Einſchwärzungen halten möchte, wenn nicht auch bei der ſprachlichen Forſchung beſtändig der Blick auf die hiſtoriſche Ent- wickelung des ganzen Gaunerthums gehalten werden müßte, da- mit man ſich überall klar orientiren kann.
Die Jagdſprache iſt zu bekannt und beliebt, als daß es hier der Anführung einzelner Beiſpiele bedürfte. Die vom Gaunerthum recipirten Ausdrücke finden ſich im Wörterbuch.
Neunundzwanzigſtes Kapitel. δ. Die Schifferſprache.
Will man die alte deutſche Urkräftigkeit und Urfriſche in ihrer ganzen wunderbaren Fülle und Freiheit kennen lernen, ſo muß man das Matroſenleben, vorzüglich des deutſchen Nordens, be- obachten und ſtudiren. Es iſt ſchwer, die prächtige Matroſennatur zu ſchildern, an welcher die Cultur des 19. Jahrhunderts nur fleckweiſe, wie ein entſtellender Anflug an glänzendem Stahl, haf- tet, und welche je mehr und mehr ihren Glanz verliert, je ſchärfer ſie von der Cultur beleckt und mit Roſt überſetzt wird. Nirgends drückt ſich das deutſche Kraftweſen voller und üppiger aus, nir- gends erſcheint auf irgendeiner Folie die moderne Cultur mehr als Uncultur, nirgends wird dieſe Cultur in ſo natürlicher Weiſe und mit ſo ungeſuchter Jronie mehr verhöhnt und rückſichtsloſer bloßgeſtellt als im Matroſenleben. Das Matroſenleben iſt unſere
1) Vgl. V. Franck von Steigerwald, „Res furciferorum. Diebshändel“, wo Th. I („Von den Creyßtägen und Schlüßen“), Kap. 12, S. 72—164 aus- führlich von „Wildbret-Schützen oder Dieben“ abgehandelt wird. Vgl. die Literatur Th. I, S. 231, wie auch das Leben des ſehr merkwürdigen Bayeri- ſchen Hieſel (Matthias Kloſtermayer), deſſen Th. I, S. 243 gedacht iſt.
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offen Hohn ſprachen. 1) So kam es denn, daß eine nicht geringe
Menge Jagdausdrücke in die Gaunerſprache aufgenommen wurden
und daß durch die Berührung mit dem Gaunerthum ſogar die ſcheue
jüdiſchdeutſche Sprache Jägerausdrücke enthielt, welche man für
kahle Einſchwärzungen halten möchte, wenn nicht auch bei der
ſprachlichen Forſchung beſtändig der Blick auf die hiſtoriſche Ent-
wickelung des ganzen Gaunerthums gehalten werden müßte, da-
mit man ſich überall klar orientiren kann.
Die Jagdſprache iſt zu bekannt und beliebt, als daß es hier
der Anführung einzelner Beiſpiele bedürfte. Die vom Gaunerthum
recipirten Ausdrücke finden ſich im Wörterbuch.
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
δ. Die Schifferſprache.
Will man die alte deutſche Urkräftigkeit und Urfriſche in ihrer
ganzen wunderbaren Fülle und Freiheit kennen lernen, ſo muß
man das Matroſenleben, vorzüglich des deutſchen Nordens, be-
obachten und ſtudiren. Es iſt ſchwer, die prächtige Matroſennatur
zu ſchildern, an welcher die Cultur des 19. Jahrhunderts nur
fleckweiſe, wie ein entſtellender Anflug an glänzendem Stahl, haf-
tet, und welche je mehr und mehr ihren Glanz verliert, je ſchärfer
ſie von der Cultur beleckt und mit Roſt überſetzt wird. Nirgends
drückt ſich das deutſche Kraftweſen voller und üppiger aus, nir-
gends erſcheint auf irgendeiner Folie die moderne Cultur mehr
als Uncultur, nirgends wird dieſe Cultur in ſo natürlicher Weiſe
und mit ſo ungeſuchter Jronie mehr verhöhnt und rückſichtsloſer
bloßgeſtellt als im Matroſenleben. Das Matroſenleben iſt unſere
1) Vgl. V. Franck von Steigerwald, „Res furciferorum. Diebshändel“,
wo Th. I („Von den Creyßtägen und Schlüßen“), Kap. 12, S. 72—164 aus-
führlich von „Wildbret-Schützen oder Dieben“ abgehandelt wird. Vgl. die
Literatur Th. I, S. 231, wie auch das Leben des ſehr merkwürdigen Bayeri-
ſchen Hieſel (Matthias Kloſtermayer), deſſen Th. I, S. 243 gedacht iſt.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/142>, abgerufen am 21.11.2024.
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