Uebertragung in die Currentschrift, und zwar buchstäblich genau nach der Schreibung des Originals, selbst unternommen und für die neuere Schreibung mit Vocalzeichen oder mit Ligaturen (S. 532, 534) zwei Stücke aus Deecke's meisterhaft geschriebenen "Lübischen Geschichten und Sagen" in die Currentschrift übertra- gen. Der beabsichtigte Abdruck jüdischer Volksgespräche aus dem "Jüdischen Sprachmeister" von 1742 (auf welche Th. III, S. 236 und 369 Bezug genommen) mußte schließlich unterbleiben, um den Umfang des ganzen Werks nicht allzu sehr auszudehnen. Bei der hier nur beschränkten Auswahl aus der reichen Literatur war nicht allein die grammatische und sprachhistorische Rücksicht leitend, sondern vor allem die Absicht, neben den classischen Ueber- tragungen aus dem Jonah, der Mischnah und den trefflichen Pirke Abos auch die in den Maasebüchern, Sitten- und Sage- büchern deponirte, treubewahrte volle Eigenthümlichkeit und den unwandelbar festen Glauben an die alten Verheißungen des jüdi- schen Volks in seinem Leben auf deutschem Volksboden darzu- stellen. Die nöthigen Erläuterungen schwieriger Ausdrücke sind unter dem Texte in Noten beigegeben. Der Verfasser muß aus- drücklich betonen, daß überall in den Literaturproben die vollkom- mene Eigenthümlichkeit des Originals in Ausdruck und Schreibung streng beibehalten ist, selbst wo sie ungrammatisch und fehlerhaft war, wie z. B. Th. III, S. 487 in der Ueberschrift "Bekehilla kodesch" nach Schudt in dessen "Jüdischen Merkwürdigkeiten", Th. III, S. 63, Nr. 3. Nur ganz grobe, offenbar sinnentstellende Druck- fehler sind berichtigt worden.
Ein drückender Mangel stellte sich dem Verfasser dar im Ab- gange eines brauchbaren jüdischdeutschen Wörterbuchs. Lange und ernst hat er mit sich gekämpft, ob er mit seinen geringen Sprach- kenntnissen, die ja immer nur die eines Laien und Autodidakten bleiben, an eine so höchst mühsame, schwierige und verantwortliche Arbeit sich wagen dürfe, welche seine Kräfte, Zeit und Geduld
Uebertragung in die Currentſchrift, und zwar buchſtäblich genau nach der Schreibung des Originals, ſelbſt unternommen und für die neuere Schreibung mit Vocalzeichen oder mit Ligaturen (S. 532, 534) zwei Stücke aus Deecke’s meiſterhaft geſchriebenen „Lübiſchen Geſchichten und Sagen“ in die Currentſchrift übertra- gen. Der beabſichtigte Abdruck jüdiſcher Volksgeſpräche aus dem „Jüdiſchen Sprachmeiſter“ von 1742 (auf welche Th. III, S. 236 und 369 Bezug genommen) mußte ſchließlich unterbleiben, um den Umfang des ganzen Werks nicht allzu ſehr auszudehnen. Bei der hier nur beſchränkten Auswahl aus der reichen Literatur war nicht allein die grammatiſche und ſprachhiſtoriſche Rückſicht leitend, ſondern vor allem die Abſicht, neben den claſſiſchen Ueber- tragungen aus dem Jonah, der Mischnah und den trefflichen Pirke Abos auch die in den Maaſebüchern, Sitten- und Sage- büchern deponirte, treubewahrte volle Eigenthümlichkeit und den unwandelbar feſten Glauben an die alten Verheißungen des jüdi- ſchen Volks in ſeinem Leben auf deutſchem Volksboden darzu- ſtellen. Die nöthigen Erläuterungen ſchwieriger Ausdrücke ſind unter dem Texte in Noten beigegeben. Der Verfaſſer muß aus- drücklich betonen, daß überall in den Literaturproben die vollkom- mene Eigenthümlichkeit des Originals in Ausdruck und Schreibung ſtreng beibehalten iſt, ſelbſt wo ſie ungrammatiſch und fehlerhaft war, wie z. B. Th. III, S. 487 in der Ueberſchrift „Bekehilla kodesch“ nach Schudt in deſſen „Jüdiſchen Merkwürdigkeiten“, Th. III, S. 63, Nr. 3. Nur ganz grobe, offenbar ſinnentſtellende Druck- fehler ſind berichtigt worden.
Ein drückender Mangel ſtellte ſich dem Verfaſſer dar im Ab- gange eines brauchbaren jüdiſchdeutſchen Wörterbuchs. Lange und ernſt hat er mit ſich gekämpft, ob er mit ſeinen geringen Sprach- kenntniſſen, die ja immer nur die eines Laien und Autodidakten bleiben, an eine ſo höchſt mühſame, ſchwierige und verantwortliche Arbeit ſich wagen dürfe, welche ſeine Kräfte, Zeit und Geduld
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[XVI/0020]
Uebertragung in die Currentſchrift, und zwar buchſtäblich genau
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für die neuere Schreibung mit Vocalzeichen oder mit Ligaturen
(S. 532, 534) zwei Stücke aus Deecke’s meiſterhaft geſchriebenen
„Lübiſchen Geſchichten und Sagen“ in die Currentſchrift übertra-
gen. Der beabſichtigte Abdruck jüdiſcher Volksgeſpräche aus dem
„Jüdiſchen Sprachmeiſter“ von 1742 (auf welche Th. III, S. 236
und 369 Bezug genommen) mußte ſchließlich unterbleiben, um
den Umfang des ganzen Werks nicht allzu ſehr auszudehnen.
Bei der hier nur beſchränkten Auswahl aus der reichen Literatur
war nicht allein die grammatiſche und ſprachhiſtoriſche Rückſicht
leitend, ſondern vor allem die Abſicht, neben den claſſiſchen Ueber-
tragungen aus dem Jonah, der Mischnah und den trefflichen
Pirke Abos auch die in den Maaſebüchern, Sitten- und Sage-
büchern deponirte, treubewahrte volle Eigenthümlichkeit und den
unwandelbar feſten Glauben an die alten Verheißungen des jüdi-
ſchen Volks in ſeinem Leben auf deutſchem Volksboden darzu-
ſtellen. Die nöthigen Erläuterungen ſchwieriger Ausdrücke ſind
unter dem Texte in Noten beigegeben. Der Verfaſſer muß aus-
drücklich betonen, daß überall in den Literaturproben die vollkom-
mene Eigenthümlichkeit des Originals in Ausdruck und Schreibung
ſtreng beibehalten iſt, ſelbſt wo ſie ungrammatiſch und fehlerhaft war,
wie z. B. Th. III, S. 487 in der Ueberſchrift „Bekehilla kodesch“
nach Schudt in deſſen „Jüdiſchen Merkwürdigkeiten“, Th. III,
S. 63, Nr. 3. Nur ganz grobe, offenbar ſinnentſtellende Druck-
fehler ſind berichtigt worden.
Ein drückender Mangel ſtellte ſich dem Verfaſſer dar im Ab-
gange eines brauchbaren jüdiſchdeutſchen Wörterbuchs. Lange
und ernſt hat er mit ſich gekämpft, ob er mit ſeinen geringen Sprach-
kenntniſſen, die ja immer nur die eines Laien und Autodidakten
bleiben, an eine ſo höchſt mühſame, ſchwierige und verantwortliche
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/20>, abgerufen am 24.11.2024.
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