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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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des verdichteten [fremdsprachliches Material] mit dem reinen [fremdsprachliches Material] und die Verbindung des ver-
dichteten [fremdsprachliches Material] mit dem reinen [fremdsprachliches Material] übrig. Beide Doppellaute bedürfen zu
ihrem genauern Verständniß einer nähern Erörterung, besonders
in ihrer Beziehung zum Althochdeutschen und Niederdeutschen.
Hier ist nur vorläufig und allgemein an die dürre grammatische
Regel zu erinnern, daß bei Wörtern, welche mit einem Doppel-
laut anfangen, ein [fremdsprachliches Material] vorangesetzt, und bei Wörtern, welche mit
einem Doppellaut schließen, ein [fremdsprachliches Material] nachgesetzt wird. Ebenso wird
zwischen [fremdsprachliches Material] und ein darauffolgendes [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material] ein [fremdsprachliches Material] gesetzt.



Sechzigstes Kapitel.
[fremdsprachliches Material]) Die einzelnen Diphthonge.

[fremdsprachliches Material] -- [fremdsprachliches Material] -- [fremdsprachliches Material]

Bereits oben bei Erläuterung des [fremdsprachliches Material] ist ausgeführt und mit
Beispielen belegt worden, wie das verdichtete [fremdsprachliches Material] in den ältern Schrif-
ten nicht nur als langes und kurzes e, sondern auch vielfach für
den Diphthong ai und für die Umlaute oe und ae gebraucht
wurde. Das verdichtete [fremdsprachliches Material] erscheint somit schon an und für sich als
diphthongischer Laut, wie auch im Althochdeutschen die Doppel-
laute ai und ei als Diphthongirungen des e vorkommen. Je mehr
im Mittelhochdeutschen und Neuhochdeutschen der Diphthong ei
aus dem althochdeutschen e hervorgetreten ist, desto entschiedenern
Widerstand hat das Niederdeutsche dem Diphthong ei geleistet,
sodaß das hochdeutsche ei noch heutigen Tages im Niederdeutschen
entweder als e, z. B. Geist, Gest; heiß, het; klein, klen; Neige,
Nege; Theil, Del, oder auch als ei sich behauptet, welches im
Althochdeutschen als ui diphthongirt erscheint (im Gothischen aber
schon in ei abgeschwächt ist), z. B.: bei, nd. bei; dein, dein; greinen,
greinen; Leib, Leif; Preis, Preis; reiten, reiden; Kreide, Kreide;
Weib, Weif u. s. w. Charakteristisch dabei ist, daß im Nieder-
deutschen die hochdeutschen Silben heit und keit unverändert blei-
ben, z. B.: Eitelkeit, Jdelkeit; Kleinheit, Klenheit; Obrigkeit,

des verdichteten [fremdsprachliches Material] mit dem reinen [fremdsprachliches Material] und die Verbindung des ver-
dichteten [fremdsprachliches Material] mit dem reinen [fremdsprachliches Material] übrig. Beide Doppellaute bedürfen zu
ihrem genauern Verſtändniß einer nähern Erörterung, beſonders
in ihrer Beziehung zum Althochdeutſchen und Niederdeutſchen.
Hier iſt nur vorläufig und allgemein an die dürre grammatiſche
Regel zu erinnern, daß bei Wörtern, welche mit einem Doppel-
laut anfangen, ein [fremdsprachliches Material] vorangeſetzt, und bei Wörtern, welche mit
einem Doppellaut ſchließen, ein [fremdsprachliches Material] nachgeſetzt wird. Ebenſo wird
zwiſchen [fremdsprachliches Material] und ein darauffolgendes [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material] ein [fremdsprachliches Material] geſetzt.



Sechzigſtes Kapitel.
[fremdsprachliches Material]) Die einzelnen Diphthonge.

[fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]

Bereits oben bei Erläuterung des [fremdsprachliches Material] iſt ausgeführt und mit
Beiſpielen belegt worden, wie das verdichtete [fremdsprachliches Material] in den ältern Schrif-
ten nicht nur als langes und kurzes e, ſondern auch vielfach für
den Diphthong ai und für die Umlaute oe und ae gebraucht
wurde. Das verdichtete [fremdsprachliches Material] erſcheint ſomit ſchon an und für ſich als
diphthongiſcher Laut, wie auch im Althochdeutſchen die Doppel-
laute ai und ei als Diphthongirungen des ê vorkommen. Je mehr
im Mittelhochdeutſchen und Neuhochdeutſchen der Diphthong ei
aus dem althochdeutſchen ê hervorgetreten iſt, deſto entſchiedenern
Widerſtand hat das Niederdeutſche dem Diphthong ei geleiſtet,
ſodaß das hochdeutſche ei noch heutigen Tages im Niederdeutſchen
entweder als ê, z. B. Geiſt, Gêſt; heiß, hêt; klein, klên; Neige,
Nêge; Theil, Dêl, oder auch als î ſich behauptet, welches im
Althochdeutſchen als ui diphthongirt erſcheint (im Gothiſchen aber
ſchon in ei abgeſchwächt iſt), z. B.: bei, nd. bî; dein, dîn; greinen,
grînen; Leib, Lîf; Preis, Prîs; reiten, rîden; Kreide, Krîde;
Weib, Wîf u. ſ. w. Charakteriſtiſch dabei iſt, daß im Nieder-
deutſchen die hochdeutſchen Silben heit und keit unverändert blei-
ben, z. B.: Eitelkeit, Jdelkeit; Kleinheit, Klênheit; Obrigkeit,

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[300/0334] des verdichteten _ mit dem reinen _ und die Verbindung des ver- dichteten _ mit dem reinen _ übrig. Beide Doppellaute bedürfen zu ihrem genauern Verſtändniß einer nähern Erörterung, beſonders in ihrer Beziehung zum Althochdeutſchen und Niederdeutſchen. Hier iſt nur vorläufig und allgemein an die dürre grammatiſche Regel zu erinnern, daß bei Wörtern, welche mit einem Doppel- laut anfangen, ein _ vorangeſetzt, und bei Wörtern, welche mit einem Doppellaut ſchließen, ein _ nachgeſetzt wird. Ebenſo wird zwiſchen _ und ein darauffolgendes _ oder _ ein _ geſetzt. Sechzigſtes Kapitel. _ ) Die einzelnen Diphthonge. _ — _ — _ Bereits oben bei Erläuterung des _ iſt ausgeführt und mit Beiſpielen belegt worden, wie das verdichtete _ in den ältern Schrif- ten nicht nur als langes und kurzes e, ſondern auch vielfach für den Diphthong ai und für die Umlaute oe und ae gebraucht wurde. Das verdichtete _ erſcheint ſomit ſchon an und für ſich als diphthongiſcher Laut, wie auch im Althochdeutſchen die Doppel- laute ai und ei als Diphthongirungen des ê vorkommen. Je mehr im Mittelhochdeutſchen und Neuhochdeutſchen der Diphthong ei aus dem althochdeutſchen ê hervorgetreten iſt, deſto entſchiedenern Widerſtand hat das Niederdeutſche dem Diphthong ei geleiſtet, ſodaß das hochdeutſche ei noch heutigen Tages im Niederdeutſchen entweder als ê, z. B. Geiſt, Gêſt; heiß, hêt; klein, klên; Neige, Nêge; Theil, Dêl, oder auch als î ſich behauptet, welches im Althochdeutſchen als ui diphthongirt erſcheint (im Gothiſchen aber ſchon in ei abgeſchwächt iſt), z. B.: bei, nd. bî; dein, dîn; greinen, grînen; Leib, Lîf; Preis, Prîs; reiten, rîden; Kreide, Krîde; Weib, Wîf u. ſ. w. Charakteriſtiſch dabei iſt, daß im Nieder- deutſchen die hochdeutſchen Silben heit und keit unverändert blei- ben, z. B.: Eitelkeit, Jdelkeit; Kleinheit, Klênheit; Obrigkeit,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/334>, abgerufen am 24.11.2024.