Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
[fremdsprachliches Material]
Jch will derzählen Gottes Stärk,
Seine Wunder und Zeichen, die großen,
Sein Kraft un' anch seine Werk,
Wie er uns nie hat verlossen
An alle Fahrt un' in alle Land,
Will ich auf ihn bezeigen.
Sein Namen will ich thun bekannt
Mit der Wahrheit, und will nit leigen. 1)

Je karger aber die ältern jüdischdeutschen Schriften mit Jnter-
punktionen bedacht sind, desto verschwenderischer findet man sie
in spätern Schriften, ja in einzelnen, wie z. B. in der Geschichte
der Schildbürger, auf völlig sinnlose Weise angebracht, wovon
späterhin eine Probe gegeben wird. Doch finden sich schon zu An-
fang des vorigen Jahrhunderts, besonders bei Calvör, die übrigen
in die deutsche Sprache kurz vor Luther 2) eingeführten Jnter-

cher der Rädelsführer bei dem 1614 zu Frankfurt a. M. besonders auch gegen
die Juden gerichteten Aufruhr war. Das Vinzlied mit der Geschichte des Auf-
ruhrs findet man bei Wagenseil, "Belehrung", S. 112 -- 148, und auch in
Schudt's "Jüdischen Merkwürdigkeiten", Th. III, Nr. 2, S. 9.
1) Jm Abdruck bei Schudt ist hinter jedem Verse nur ein einfacher vier-
eckiger Punkt ([fremdsprachliches Material]) Hinter [fremdsprachliches Material] steht ein Semikolon; zu berücksichtigen ist, daß die
Verse bei Wagenseil und bei Schudt nicht abgesetzt sind, sondern daß dies über-
haupt nur der Fall ist bei jeder Strophe von je acht Versen. Dennoch geht in
jüdischdeutschen Gedichten die Jnterpunktion mit dem Punkte am Schluß jedes
Verses durch, selbst auch beim Druck mit abgesetzten Verszeilen, wie man das
bei dem Räthsel sieht, welches bei Schudt, a. a. O., Th. IV, Forts. III, S. 108
und 109, abgedruckt ist.
2) Bei Luther findet man übrigens nur die drei Lesezeichen: Punkt, Komma
und Fragezeichen. Schottelius, a. a. O., S. 670 und 671, führt dazu noch
21 *
[fremdsprachliches Material]
Jch will derzählen Gottes Stärk,
Seine Wunder und Zeichen, die großen,
Sein Kraft un’ āch ſeine Werk,
Wie er uns nie hat verloſſen
An alle Fahrt un’ in alle Land,
Will ich auf ihn bezeigen.
Sein Namen will ich thun bekannt
Mit der Wahrheit, und will nit leigen. 1)

Je karger aber die ältern jüdiſchdeutſchen Schriften mit Jnter-
punktionen bedacht ſind, deſto verſchwenderiſcher findet man ſie
in ſpätern Schriften, ja in einzelnen, wie z. B. in der Geſchichte
der Schildbürger, auf völlig ſinnloſe Weiſe angebracht, wovon
ſpäterhin eine Probe gegeben wird. Doch finden ſich ſchon zu An-
fang des vorigen Jahrhunderts, beſonders bei Calvör, die übrigen
in die deutſche Sprache kurz vor Luther 2) eingeführten Jnter-

cher der Rädelsführer bei dem 1614 zu Frankfurt a. M. beſonders auch gegen
die Juden gerichteten Aufruhr war. Das Vinzlied mit der Geſchichte des Auf-
ruhrs findet man bei Wagenſeil, „Belehrung“, S. 112 — 148, und auch in
Schudt’s „Jüdiſchen Merkwürdigkeiten“, Th. III, Nr. 2, S. 9.
1) Jm Abdruck bei Schudt iſt hinter jedem Verſe nur ein einfacher vier-
eckiger Punkt ([fremdsprachliches Material]) Hinter [fremdsprachliches Material] ſteht ein Semikolon; zu berückſichtigen iſt, daß die
Verſe bei Wagenſeil und bei Schudt nicht abgeſetzt ſind, ſondern daß dies über-
haupt nur der Fall iſt bei jeder Strophe von je acht Verſen. Dennoch geht in
jüdiſchdeutſchen Gedichten die Jnterpunktion mit dem Punkte am Schluß jedes
Verſes durch, ſelbſt auch beim Druck mit abgeſetzten Verszeilen, wie man das
bei dem Räthſel ſieht, welches bei Schudt, a. a. O., Th. IV, Fortſ. III, S. 108
und 109, abgedruckt iſt.
2) Bei Luther findet man übrigens nur die drei Leſezeichen: Punkt, Komma
und Fragezeichen. Schottelius, a. a. O., S. 670 und 671, führt dazu noch
21 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0357" n="323"/>
            <lg type="poem">
              <l>
                <gap reason="fm"/>
              </l>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Jch will derzählen Gottes Stärk,</l><lb/>
              <l>Seine Wunder und Zeichen, die großen,</l><lb/>
              <l>Sein Kraft un&#x2019; a&#x0304;ch &#x017F;eine Werk,</l><lb/>
              <l>Wie er uns nie hat verlo&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>An alle Fahrt un&#x2019; in alle Land,</l><lb/>
              <l>Will ich auf ihn bezeigen.</l><lb/>
              <l>Sein Namen will ich thun bekannt</l><lb/>
              <l>Mit der Wahrheit, und will nit leigen. <note place="foot" n="1)">Jm Abdruck bei Schudt i&#x017F;t hinter jedem Ver&#x017F;e nur ein einfacher vier-<lb/>
eckiger Punkt (<gap reason="fm"/>) Hinter <gap reason="fm"/> &#x017F;teht ein Semikolon; zu berück&#x017F;ichtigen i&#x017F;t, daß die<lb/>
Ver&#x017F;e bei Wagen&#x017F;eil und bei Schudt nicht abge&#x017F;etzt &#x017F;ind, &#x017F;ondern daß dies über-<lb/>
haupt nur der Fall i&#x017F;t bei jeder Strophe von je acht Ver&#x017F;en. Dennoch geht in<lb/>
jüdi&#x017F;chdeut&#x017F;chen Gedichten die Jnterpunktion mit dem Punkte am Schluß jedes<lb/>
Ver&#x017F;es durch, &#x017F;elb&#x017F;t auch beim Druck mit abge&#x017F;etzten Verszeilen, wie man das<lb/>
bei dem Räth&#x017F;el &#x017F;ieht, welches bei Schudt, a. a. O., Th. <hi rendition="#aq">IV</hi>, Fort&#x017F;. <hi rendition="#aq">III</hi>, S. 108<lb/>
und 109, abgedruckt i&#x017F;t.</note></l>
            </lg><lb/>
            <p>Je karger aber die ältern jüdi&#x017F;chdeut&#x017F;chen Schriften mit Jnter-<lb/>
punktionen bedacht &#x017F;ind, de&#x017F;to ver&#x017F;chwenderi&#x017F;cher findet man &#x017F;ie<lb/>
in &#x017F;pätern Schriften, ja in einzelnen, wie z. B. in der Ge&#x017F;chichte<lb/>
der Schildbürger, auf völlig &#x017F;innlo&#x017F;e Wei&#x017F;e angebracht, wovon<lb/>
&#x017F;päterhin eine Probe gegeben wird. Doch finden &#x017F;ich &#x017F;chon zu An-<lb/>
fang des vorigen Jahrhunderts, be&#x017F;onders bei Calvör, die übrigen<lb/>
in die deut&#x017F;che Sprache kurz vor Luther <note xml:id="seg2pn_35_1" next="#seg2pn_35_2" place="foot" n="2)">Bei Luther findet man übrigens nur die drei Le&#x017F;ezeichen: Punkt, Komma<lb/>
und Fragezeichen. Schottelius, a. a. O., S. 670 und 671, führt dazu noch</note> eingeführten Jnter-<lb/><note xml:id="seg2pn_34_2" prev="#seg2pn_34_1" place="foot" n="2)">cher der Rädelsführer bei dem 1614 zu Frankfurt a. M. be&#x017F;onders auch gegen<lb/>
die Juden gerichteten Aufruhr war. Das Vinzlied mit der Ge&#x017F;chichte des Auf-<lb/>
ruhrs findet man bei Wagen&#x017F;eil, &#x201E;Belehrung&#x201C;, S. 112 &#x2014; 148, und auch in<lb/>
Schudt&#x2019;s &#x201E;Jüdi&#x017F;chen Merkwürdigkeiten&#x201C;, Th. <hi rendition="#aq">III</hi>, Nr. 2, S. 9.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">21 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0357] _ Jch will derzählen Gottes Stärk, Seine Wunder und Zeichen, die großen, Sein Kraft un’ āch ſeine Werk, Wie er uns nie hat verloſſen An alle Fahrt un’ in alle Land, Will ich auf ihn bezeigen. Sein Namen will ich thun bekannt Mit der Wahrheit, und will nit leigen. 1) Je karger aber die ältern jüdiſchdeutſchen Schriften mit Jnter- punktionen bedacht ſind, deſto verſchwenderiſcher findet man ſie in ſpätern Schriften, ja in einzelnen, wie z. B. in der Geſchichte der Schildbürger, auf völlig ſinnloſe Weiſe angebracht, wovon ſpäterhin eine Probe gegeben wird. Doch finden ſich ſchon zu An- fang des vorigen Jahrhunderts, beſonders bei Calvör, die übrigen in die deutſche Sprache kurz vor Luther 2) eingeführten Jnter- 2) 1) Jm Abdruck bei Schudt iſt hinter jedem Verſe nur ein einfacher vier- eckiger Punkt (_ ) Hinter _ ſteht ein Semikolon; zu berückſichtigen iſt, daß die Verſe bei Wagenſeil und bei Schudt nicht abgeſetzt ſind, ſondern daß dies über- haupt nur der Fall iſt bei jeder Strophe von je acht Verſen. Dennoch geht in jüdiſchdeutſchen Gedichten die Jnterpunktion mit dem Punkte am Schluß jedes Verſes durch, ſelbſt auch beim Druck mit abgeſetzten Verszeilen, wie man das bei dem Räthſel ſieht, welches bei Schudt, a. a. O., Th. IV, Fortſ. III, S. 108 und 109, abgedruckt iſt. 2) Bei Luther findet man übrigens nur die drei Leſezeichen: Punkt, Komma und Fragezeichen. Schottelius, a. a. O., S. 670 und 671, führt dazu noch 2) cher der Rädelsführer bei dem 1614 zu Frankfurt a. M. beſonders auch gegen die Juden gerichteten Aufruhr war. Das Vinzlied mit der Geſchichte des Auf- ruhrs findet man bei Wagenſeil, „Belehrung“, S. 112 — 148, und auch in Schudt’s „Jüdiſchen Merkwürdigkeiten“, Th. III, Nr. 2, S. 9. 21 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/357
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/357>, abgerufen am 22.11.2024.