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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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punktionen in Anwendung gebracht, wodurch das Lesen und Verständ-
niß jüdischdeutscher Schriften sehr erleichtert wird. So vollständig
nun alle diese Lesezeichen nach den Regeln der deutschen Gram-
matik gebraucht werden, so erscheinen sie doch in deutschrabbinischen
Drucken bei ihrer von rechts nach links liegenden Richtung un-
passend und unschön, weshalb man typographischerseits auf Aus-
hülfe bedacht sein sollte.

Als eine Eigenthümlichkeit der jüdischdeutschen Jnterpunktion
ist zu bemerken, daß auch jetzt noch der einfache samaritanische
Punkt am Schluß einer Periode oder eines Verses beibehalten
wird, ungeachtet außerdem das letzte Wort mit einem Punkt auf
der Drucklinie versehen ist, wie sich das besonders bei den lon-
doner Missionsdrucken findet, z. B. am Schluß des ersten Kapitels
im Matthäus:
* [fremdsprachliches Material]
Und hieß seinen Namen Jesu.

Bei Ueberschriften pflegt der samaritanische Doppelpunkt bei-
behalten zu werden, z. B.:
[fremdsprachliches Material]
Zweites Kapitel.

Das Theilungszeichen (=) auf dem Grunde der Drucklinie fin-
det so wenig im Jüdischdeutschen statt wie im Hebräischen, weil
am Ende einer Zeile niemals ein Wort silbenweise abgebrochen
wird. Erst in neuester Zeit, nach vollständiger Einführung der
deutschen Orthographie und Jnterpunktion, wird auch im Jüdisch-
deutschen mit dem Abbrechen von Silben das Theilungszeichen
angewandt.

Kein deutschrabbinischer Buchstabe ist dilatabel. 1) Jm Druck
wird darauf gesehen, daß die Randlinien genau innegehalten wer-

das "Verwunderungszeichen" (Ausrufungszeichen) und das "Strichpünktlein"
(Semikolon) und Kolon an. Das Semikolon ist aber, wie Becker, a. a. O.,
III, 66, bemerkt, dem Schottelius noch gar nicht geläufig und scheint das am
spätesten eingeführte Lesezeichen zu sein.
1) Jm Hebräischen werden Wörter durchaus nicht gebrochen. Zur Vermei-
dung der Trennung eines Worts durch Uebertragung in eine folgende Zeile wer-

punktionen in Anwendung gebracht, wodurch das Leſen und Verſtänd-
niß jüdiſchdeutſcher Schriften ſehr erleichtert wird. So vollſtändig
nun alle dieſe Leſezeichen nach den Regeln der deutſchen Gram-
matik gebraucht werden, ſo erſcheinen ſie doch in deutſchrabbiniſchen
Drucken bei ihrer von rechts nach links liegenden Richtung un-
paſſend und unſchön, weshalb man typographiſcherſeits auf Aus-
hülfe bedacht ſein ſollte.

Als eine Eigenthümlichkeit der jüdiſchdeutſchen Jnterpunktion
iſt zu bemerken, daß auch jetzt noch der einfache ſamaritaniſche
Punkt am Schluß einer Periode oder eines Verſes beibehalten
wird, ungeachtet außerdem das letzte Wort mit einem Punkt auf
der Drucklinie verſehen iſt, wie ſich das beſonders bei den lon-
doner Miſſionsdrucken findet, z. B. am Schluß des erſten Kapitels
im Matthäus:
* [fremdsprachliches Material]
Und hieß ſeinen Namen Jeſu.

Bei Ueberſchriften pflegt der ſamaritaniſche Doppelpunkt bei-
behalten zu werden, z. B.:
[fremdsprachliches Material]
Zweites Kapitel.

Das Theilungszeichen (=) auf dem Grunde der Drucklinie fin-
det ſo wenig im Jüdiſchdeutſchen ſtatt wie im Hebräiſchen, weil
am Ende einer Zeile niemals ein Wort ſilbenweiſe abgebrochen
wird. Erſt in neueſter Zeit, nach vollſtändiger Einführung der
deutſchen Orthographie und Jnterpunktion, wird auch im Jüdiſch-
deutſchen mit dem Abbrechen von Silben das Theilungszeichen
angewandt.

Kein deutſchrabbiniſcher Buchſtabe iſt dilatabel. 1) Jm Druck
wird darauf geſehen, daß die Randlinien genau innegehalten wer-

das „Verwunderungszeichen“ (Ausrufungszeichen) und das „Strichpünktlein“
(Semikolon) und Kolon an. Das Semikolon iſt aber, wie Becker, a. a. O.,
III, 66, bemerkt, dem Schottelius noch gar nicht geläufig und ſcheint das am
ſpäteſten eingeführte Leſezeichen zu ſein.
1) Jm Hebräiſchen werden Wörter durchaus nicht gebrochen. Zur Vermei-
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[324/0358] punktionen in Anwendung gebracht, wodurch das Leſen und Verſtänd- niß jüdiſchdeutſcher Schriften ſehr erleichtert wird. So vollſtändig nun alle dieſe Leſezeichen nach den Regeln der deutſchen Gram- matik gebraucht werden, ſo erſcheinen ſie doch in deutſchrabbiniſchen Drucken bei ihrer von rechts nach links liegenden Richtung un- paſſend und unſchön, weshalb man typographiſcherſeits auf Aus- hülfe bedacht ſein ſollte. Als eine Eigenthümlichkeit der jüdiſchdeutſchen Jnterpunktion iſt zu bemerken, daß auch jetzt noch der einfache ſamaritaniſche Punkt am Schluß einer Periode oder eines Verſes beibehalten wird, ungeachtet außerdem das letzte Wort mit einem Punkt auf der Drucklinie verſehen iſt, wie ſich das beſonders bei den lon- doner Miſſionsdrucken findet, z. B. am Schluß des erſten Kapitels im Matthäus: * _ Und hieß ſeinen Namen Jeſu. Bei Ueberſchriften pflegt der ſamaritaniſche Doppelpunkt bei- behalten zu werden, z. B.: _ Zweites Kapitel. Das Theilungszeichen (=) auf dem Grunde der Drucklinie fin- det ſo wenig im Jüdiſchdeutſchen ſtatt wie im Hebräiſchen, weil am Ende einer Zeile niemals ein Wort ſilbenweiſe abgebrochen wird. Erſt in neueſter Zeit, nach vollſtändiger Einführung der deutſchen Orthographie und Jnterpunktion, wird auch im Jüdiſch- deutſchen mit dem Abbrechen von Silben das Theilungszeichen angewandt. Kein deutſchrabbiniſcher Buchſtabe iſt dilatabel. 1) Jm Druck wird darauf geſehen, daß die Randlinien genau innegehalten wer- 2) 1) Jm Hebräiſchen werden Wörter durchaus nicht gebrochen. Zur Vermei- dung der Trennung eines Worts durch Uebertragung in eine folgende Zeile wer- 2) das „Verwunderungszeichen“ (Ausrufungszeichen) und das „Strichpünktlein“ (Semikolon) und Kolon an. Das Semikolon iſt aber, wie Becker, a. a. O., III, 66, bemerkt, dem Schottelius noch gar nicht geläufig und ſcheint das am ſpäteſten eingeführte Leſezeichen zu ſein.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/358>, abgerufen am 22.11.2024.