Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.eine Vorliebe für die Bildung von Deminutiven, besonders durch So außerordentlich reich der Wortvorrath der jüdischdeutschen 1) Vgl. J. Wiggers, "Grammatik der plattdeutschen Sprache. Jn Grund- lage der Mecklenburgisch-Vorpommerschen Mundart" (zweite Auflage, Ham- burg 1858), S. 96. Zu bedauern ist, daß diese treffliche, mit Geist und Kennt- niß geschriebene Grammatik sich, wie schon erwähnt, allzusehr in das Mundartige verliert und Wiggers nur die specifisch mecklenburgisch-vorpommersche Mundart seiner Grammatik zu Grunde gelegt und die trefflichen Bemerkungen des alten wackern Hamburgers Richey ganz außer Acht gelassen hat. Ave-Lallemant, Gaunerthum. III. 26
eine Vorliebe für die Bildung von Deminutiven, beſonders durch So außerordentlich reich der Wortvorrath der jüdiſchdeutſchen 1) Vgl. J. Wiggers, „Grammatik der plattdeutſchen Sprache. Jn Grund- lage der Mecklenburgiſch-Vorpommerſchen Mundart“ (zweite Auflage, Ham- burg 1858), S. 96. Zu bedauern iſt, daß dieſe treffliche, mit Geiſt und Kennt- niß geſchriebene Grammatik ſich, wie ſchon erwähnt, allzuſehr in das Mundartige verliert und Wiggers nur die ſpecifiſch mecklenburgiſch-vorpommerſche Mundart ſeiner Grammatik zu Grunde gelegt und die trefflichen Bemerkungen des alten wackern Hamburgers Richey ganz außer Acht gelaſſen hat. Avé-Lallemant, Gaunerthum. III. 26
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eine Vorliebe für die Bildung von Deminutiven, beſonders durch
die angehängte Silbe _ , che, unſer hochdeutſches chen, nieder-
deutſch ken. Doch hat, wie im Niederdeutſchen 1) das ken, dies
jüdiſchdeutſche che weniger den ſchmeichelnden, liebkoſenden Cha-
rakter des hochdeutſchen chen, ſondern bezeichnet höchſtens nur
das Kleine überhaupt, z. B.: _ , Mokom, Ort, _ , Mo-
komche, kleiner Ort; _ , Bſule, die Jungfrau, _ , Bſulche,
ein kleines Mädchen; _ , Schickſe, ein Chriſtenmädchen, _ ,
Schickſeche, ein kleines Mädchen. Bei manchen Subſtantiven
findet man die Endung lich, z. B.: Perlich, Maidlich, Fingerlich,
Kinderlich, Knäblich, Söhnlich. Höchſt eigenthümlich findet man
dieſe Endungen niemals im Singular, ſondern ſtets nur als Plural,
und zwar von Subſtantiven, welche auf _ oder _ enden, ſodaß
hier ein gewiſſermaßen ſpecifiſch jüdiſchdeutſcher Plural indicirt iſt,
z. B. _ , Perlche, Pl. _ , Perlich; _ , Maidle, Pl. _ ,
Maidlich u. ſ. w. Weniger häufig iſt die Deminutivendung _ ,
lein, obſchon es in dem berühmten Paſſachabendliede, _ , chad-
gadje, zum Ueberfluß häufig vorkommt, z. B.: _ , Zicklein; _ ,
Väterlein; _ , Kätzlein; _ , Hündlein; _ , Stecklein;
_ , Feuerlein; _ , Waſſerlein.
So außerordentlich reich der Wortvorrath der jüdiſchdeutſchen
Sprache iſt, ſo arm iſt ſie an Ausdrücken, welche man durchaus
ſpecifiſch judendeutſch nennen dürfte. Jn der ganzen Entſtehung
und Weſenheit der jüdiſchdeutſchen Sprache als einer nicht natür-
lich gewordenen, ſondern künſtlich gebildeten Sprache liegt der
Grund, warum faſt alle jüdiſchdeutſchen Ausdrücke auf eine be-
ſtimmte vorhandene Sprache zurückgeführt werden können, aus
welcher ſie entlehnt ſind. Schon im Liber Vagatorum tritt das
1) Vgl. J. Wiggers, „Grammatik der plattdeutſchen Sprache. Jn Grund-
lage der Mecklenburgiſch-Vorpommerſchen Mundart“ (zweite Auflage, Ham-
burg 1858), S. 96. Zu bedauern iſt, daß dieſe treffliche, mit Geiſt und Kennt-
niß geſchriebene Grammatik ſich, wie ſchon erwähnt, allzuſehr in das Mundartige
verliert und Wiggers nur die ſpecifiſch mecklenburgiſch-vorpommerſche Mundart
ſeiner Grammatik zu Grunde gelegt und die trefflichen Bemerkungen des alten
wackern Hamburgers Richey ganz außer Acht gelaſſen hat.
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