Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.[Spaltenumbruch]
[fremdsprachliches Material] [Spaltenumbruch]
auffangen herzhaft dummstolz schiffbar sintemal. derwegen überdies u. s. w. 1) Doch findet man in neuern Schriften, welche die deutsche Noch weit mehr als im Niederdeutschen ist im Jüdischdeut- Von der Veränderung und Verunstaltung selbst der ältesten 1) Vgl. besonders die Schreibung in den "Schildbürgern", Nr. 12 der Proben jüdischdeutscher Literatur. 2) Die meisten der hier vorkommenden Namen sind schon Th. II, S. 69,
aufgeführt worden. Doch ist es von praktischem Nutzen, alle und jede Varian- ten ehrlicher Judennamen kennen zu lernen. Zufolge der gesteigerten, sehr lobens- werthen Sorgfalt aller deutschen Polizeiblätter in Anführung aller Neben- und Spitznamen verfolgter Personen ist das Gaunerthum mit seinen vielen Namen doch schon sehr in die Enge getrieben worden. Aber -- fortuna fortes adjuvat! Seit etwa einem Jahre bemerkt man in Polizeiblättern Personennamen, welche nichts anderes sind als ganz gewöhnliche jüdischdeutsche appellative Wörter. So habe ich in einem Steckbrief den Namen Baudek gefunden, in einem an- dern Nitzrach und sogar einmal Ploni u. dgl., was denn doch etwas bedenk- [Spaltenumbruch]
[fremdsprachliches Material] [Spaltenumbruch]
auffangen herzhaft dummſtolz ſchiffbar ſintemal. derwegen überdies u. ſ. w. 1) Doch findet man in neuern Schriften, welche die deutſche Noch weit mehr als im Niederdeutſchen iſt im Jüdiſchdeut- Von der Veränderung und Verunſtaltung ſelbſt der älteſten 1) Vgl. beſonders die Schreibung in den „Schildbürgern“, Nr. 12 der Proben jüdiſchdeutſcher Literatur. 2) Die meiſten der hier vorkommenden Namen ſind ſchon Th. II, S. 69,
aufgeführt worden. Doch iſt es von praktiſchem Nutzen, alle und jede Varian- ten ehrlicher Judennamen kennen zu lernen. Zufolge der geſteigerten, ſehr lobens- werthen Sorgfalt aller deutſchen Polizeiblätter in Anführung aller Neben- und Spitznamen verfolgter Perſonen iſt das Gaunerthum mit ſeinen vielen Namen doch ſchon ſehr in die Enge getrieben worden. Aber — fortuna fortes adjuvat! Seit etwa einem Jahre bemerkt man in Polizeiblättern Perſonennamen, welche nichts anderes ſind als ganz gewöhnliche jüdiſchdeutſche appellative Wörter. So habe ich in einem Steckbrief den Namen Baudek gefunden, in einem an- dern Nitzrach und ſogar einmal Ploni u. dgl., was denn doch etwas bedenk- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <pb facs="#f0443" n="409"/> <cb/> <item> <gap reason="fm"/> </item><lb/> <cb/> <item>auffangen</item><lb/> <item>herzhaft</item><lb/> <item>dummſtolz</item><lb/> <item>ſchiffbar</item><lb/> <item>ſintemal.</item><lb/> <item>derwegen</item><lb/> <item>überdies u. ſ. w. <note place="foot" n="1)">Vgl. beſonders die Schreibung in den „Schildbürgern“, Nr. 12 der<lb/> Proben jüdiſchdeutſcher Literatur.</note></item> </list><lb/> <p>Doch findet man in neuern Schriften, welche die deutſche<lb/> Schreibung mehr und mehr berückſichtigen, die correcte deutſche<lb/> zuſammengezogene Schreibung befolgt.</p><lb/> <p>Noch weit mehr als im Niederdeutſchen iſt im Jüdiſchdeut-<lb/> ſchen die Neigung zur Aneignung von Wörtern aus fremden leben-<lb/> den Sprachen vorherrſchend, wobei denn auch das fremde Gepräge<lb/> oft bis zur völligen Unkenntlichkeit rückſichtslos zerſtört wird, z. B.:<lb/><gap reason="fm"/>, Courage (<hi rendition="#aq">Mechirat Joseph);</hi> <gap reason="fm"/>, Tabagie (<hi rendition="#aq">Kedor</hi>);<lb/><gap reason="fm"/>, <hi rendition="#aq">gélée;</hi> <gap reason="fm"/>, <hi rendition="#aq">malheur;</hi> <gap reason="fm"/>, Kapitän; <gap reason="fm"/>, geniren.<lb/> Dieſe Verſtümmelungen erſchweren das Verſtändniß zuweilen ganz<lb/> ungemein. Einen Beleg davon gibt das Bruchſtück aus der <hi rendition="#aq">Me-<lb/> chirat Joseph</hi> in Nr. 15 der Proben jüdiſchdeutſcher Literatur.</p><lb/> <p>Von der Veränderung und Verunſtaltung ſelbſt der älteſten<lb/> jüdiſchen Namen iſt ſchon Th. <hi rendition="#aq">II,</hi> S. 69 fg., geſprochen und dazu<lb/> nach Selig, a. a. O., S. 63, ein Verzeichniß der bekannteſten<lb/> Judennamen angeführt worden. Hier noch ein anderes vollſtän-<lb/> digeres Verzeichniß nach Friedrich, a. a. O., S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xvi.</hi></hi> <note xml:id="seg2pn_39_1" next="#seg2pn_39_2" place="foot" n="2)">Die meiſten der hier vorkommenden Namen ſind ſchon Th. <hi rendition="#aq">II,</hi> S. 69,<lb/> aufgeführt worden. Doch iſt es von praktiſchem Nutzen, alle und jede Varian-<lb/> ten ehrlicher Judennamen kennen zu lernen. Zufolge der geſteigerten, ſehr lobens-<lb/> werthen Sorgfalt aller deutſchen Polizeiblätter in Anführung aller Neben- und<lb/> Spitznamen verfolgter Perſonen iſt das Gaunerthum mit ſeinen vielen Namen<lb/> doch ſchon ſehr in die Enge getrieben worden. Aber — <hi rendition="#aq">fortuna fortes adjuvat!</hi><lb/> Seit etwa einem Jahre bemerkt man in Polizeiblättern Perſonennamen, welche<lb/> nichts anderes ſind als ganz gewöhnliche jüdiſchdeutſche appellative Wörter.<lb/> So habe ich in einem Steckbrief den Namen <hi rendition="#g">Baudek</hi> gefunden, in einem an-<lb/> dern <hi rendition="#g">Nitzrach</hi> und ſogar einmal <hi rendition="#g">Ploni</hi> u. dgl., was denn doch etwas bedenk-</note></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [409/0443]
_
auffangen
herzhaft
dummſtolz
ſchiffbar
ſintemal.
derwegen
überdies u. ſ. w. 1)
Doch findet man in neuern Schriften, welche die deutſche
Schreibung mehr und mehr berückſichtigen, die correcte deutſche
zuſammengezogene Schreibung befolgt.
Noch weit mehr als im Niederdeutſchen iſt im Jüdiſchdeut-
ſchen die Neigung zur Aneignung von Wörtern aus fremden leben-
den Sprachen vorherrſchend, wobei denn auch das fremde Gepräge
oft bis zur völligen Unkenntlichkeit rückſichtslos zerſtört wird, z. B.:
_ , Courage (Mechirat Joseph); _ , Tabagie (Kedor);
_ , gélée; _ , malheur; _ , Kapitän; _ , geniren.
Dieſe Verſtümmelungen erſchweren das Verſtändniß zuweilen ganz
ungemein. Einen Beleg davon gibt das Bruchſtück aus der Me-
chirat Joseph in Nr. 15 der Proben jüdiſchdeutſcher Literatur.
Von der Veränderung und Verunſtaltung ſelbſt der älteſten
jüdiſchen Namen iſt ſchon Th. II, S. 69 fg., geſprochen und dazu
nach Selig, a. a. O., S. 63, ein Verzeichniß der bekannteſten
Judennamen angeführt worden. Hier noch ein anderes vollſtän-
digeres Verzeichniß nach Friedrich, a. a. O., S. xvi. 2)
1) Vgl. beſonders die Schreibung in den „Schildbürgern“, Nr. 12 der
Proben jüdiſchdeutſcher Literatur.
2) Die meiſten der hier vorkommenden Namen ſind ſchon Th. II, S. 69,
aufgeführt worden. Doch iſt es von praktiſchem Nutzen, alle und jede Varian-
ten ehrlicher Judennamen kennen zu lernen. Zufolge der geſteigerten, ſehr lobens-
werthen Sorgfalt aller deutſchen Polizeiblätter in Anführung aller Neben- und
Spitznamen verfolgter Perſonen iſt das Gaunerthum mit ſeinen vielen Namen
doch ſchon ſehr in die Enge getrieben worden. Aber — fortuna fortes adjuvat!
Seit etwa einem Jahre bemerkt man in Polizeiblättern Perſonennamen, welche
nichts anderes ſind als ganz gewöhnliche jüdiſchdeutſche appellative Wörter.
So habe ich in einem Steckbrief den Namen Baudek gefunden, in einem an-
dern Nitzrach und ſogar einmal Ploni u. dgl., was denn doch etwas bedenk-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |