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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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an den Kobß kommen, so bringet man sie an die Schniegeyley,
oder Bau.

Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mausen will,
und siehets einer, so spricht der andere: Schuff dich, laß hocken,
der spents. (Gehe fort, laß es stehen, der siehets.) Wenn sie nun
von dem Stande weggehen, und der so sie gesehen hat, ihnen
nach siehet, und mit dem Cramer redet, so sprechen sie: Sehet
doch, wie der Schnauffer kappt, i. e. verräth.

Wenn die Weißkäuffere auf der Strassen zusammen kommen,
fragen sie einander: Hast du auch ein gut Geschäffte gehabt? Da
antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geschäffte
gehabt, es ist nicht küstig gewesen, es waren gar zu viel Kapp-
Mäuse da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu
viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude stehlen
will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir
was aufthun oder zopffen.

Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen
Bauer oder Handwercks-Burschen sehen, und mercken, daß er viel
Geld bey sich habe, instruiren sie einen von denen Freyer-Schup-
pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürschgen anreden und
fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da
und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen,
und ob er ihm nicht ein Briefflein an seinen Bruder oder Schwe-
ster nehmen? Wenn nun der Bauer nebst dem Freyerschupper
in ein Bier-Hauß kommen, so sitzen derer letztern schon ein Stück
3. oder 4. übern Tische, und reden den Bauer oder reisenden
Handwercks-Pursch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet
ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich
der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein
mit zu seiner Schwester nehmen, alsdenn spricht derjenige, so den
Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier
nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein
machen lassen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tisch,
und bereden den Frembden daß er mit spiehlen muß, wenn nun
solches geschiehet, legen sie die Karte darnach, daß der Fremde

an den Kobß kommen, ſo bringet man ſie an die Schniegeyley,
oder Bau.

Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mauſen will,
und ſiehets einer, ſo ſpricht der andere: Schuff dich, laß hocken,
der ſpents. (Gehe fort, laß es ſtehen, der ſiehets.) Wenn ſie nun
von dem Stande weggehen, und der ſo ſie geſehen hat, ihnen
nach ſiehet, und mit dem Cramer redet, ſo ſprechen ſie: Sehet
doch, wie der Schnauffer kappt, i. e. verräth.

Wenn die Weißkäuffere auf der Straſſen zuſammen kommen,
fragen ſie einander: Haſt du auch ein gut Geſchäffte gehabt? Da
antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geſchäffte
gehabt, es iſt nicht küſtig geweſen, es waren gar zu viel Kapp-
Mäuſe da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu
viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude ſtehlen
will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir
was aufthun oder zopffen.

Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen
Bauer oder Handwercks-Burſchē ſehen, und mercken, daß er viel
Geld bey ſich habe, instruiren ſie einen von denen Freyer-Schup-
pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürſchgen anreden und
fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da
und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen,
und ob er ihm nicht ein Briefflein an ſeinen Bruder oder Schwe-
ſter nehmen? Wenn nun der Bauer nebſt dem Freyerſchupper
in ein Bier-Hauß kommen, ſo ſitzen derer letztern ſchon ein Stück
3. oder 4. übern Tiſche, und reden den Bauer oder reiſenden
Handwercks-Purſch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet
ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich
der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein
mit zu ſeiner Schweſter nehmen, alsdenn ſpricht derjenige, ſo den
Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier
nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein
machen lasſen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tiſch,
und bereden den Frembden daß er mit ſpiehlen muß, wenn nun
ſolches geſchiehet, legen ſie die Karte darnach, daß der Fremde

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[101/0113] an den Kobß kommen, ſo bringet man ſie an die Schniegeyley, oder Bau. Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mauſen will, und ſiehets einer, ſo ſpricht der andere: Schuff dich, laß hocken, der ſpents. (Gehe fort, laß es ſtehen, der ſiehets.) Wenn ſie nun von dem Stande weggehen, und der ſo ſie geſehen hat, ihnen nach ſiehet, und mit dem Cramer redet, ſo ſprechen ſie: Sehet doch, wie der Schnauffer kappt, i. e. verräth. Wenn die Weißkäuffere auf der Straſſen zuſammen kommen, fragen ſie einander: Haſt du auch ein gut Geſchäffte gehabt? Da antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geſchäffte gehabt, es iſt nicht küſtig geweſen, es waren gar zu viel Kapp- Mäuſe da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude ſtehlen will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir was aufthun oder zopffen. Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen Bauer oder Handwercks-Burſchē ſehen, und mercken, daß er viel Geld bey ſich habe, instruiren ſie einen von denen Freyer-Schup- pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürſchgen anreden und fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen, und ob er ihm nicht ein Briefflein an ſeinen Bruder oder Schwe- ſter nehmen? Wenn nun der Bauer nebſt dem Freyerſchupper in ein Bier-Hauß kommen, ſo ſitzen derer letztern ſchon ein Stück 3. oder 4. übern Tiſche, und reden den Bauer oder reiſenden Handwercks-Purſch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein mit zu ſeiner Schweſter nehmen, alsdenn ſpricht derjenige, ſo den Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein machen lasſen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tiſch, und bereden den Frembden daß er mit ſpiehlen muß, wenn nun ſolches geſchiehet, legen ſie die Karte darnach, daß der Fremde

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/113>, abgerufen am 21.11.2024.