Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.[Spaltenumbruch]
Jaunerisch. Er stekt ei'm Dof z'kahlet und z'schwächet und malocht ei'n wie- der boder. Scheft d' Zurzacher grandig beta ebbes z' malochet im Bemutte? T'schi d'o scheft grandig Kies, und b'stiebt dofe Lopper. Holchen grandig G'schokinger uf der Beta und Bemutter? T'schi alle G'schuk 40. 50. Kaffer und Gajerne. Schefts schofel wann m'r mohre b'stiebt und krank wurd? Lau m' b'stiebt etliche Makoles und rodelt ein'n über d' Mejum. Des scheft dof, d'o schef e' dofe Prinzerey; im Bomm schefts überall dof für Kochem, Grand- scharrle scheftet lau, und Prinzen scheftet lau schofel, do' schefts dof d' Schoren. Jm grändigen Mokum d' Zürch do' schefts 'm schofelste, do'schefte auschere Prinza zum Verlenz, Sie steken grandig Kies, schef Jhnen lau zu keif den Kochem aus der Märtine zu schupfe. Deutsch. keinen bessern Herrn. Er gibt einem gut zu Essen und zu Trinken und bälder wieder Freyheit. Jst auf der Zurzacher-Messe et- was zu machen mit Beutel- schneiden? Ja da ist brav Geld, und man bekommt schöne Sakuhren. Kommen viele Marktdiebe auf diesen Markt, und auch Beu- telschneider? Ja alle Markte 40. biß 50. Männer und Weiber. Jst es bös wenn einer ertappt wird und gefangen genom- men? Nein man bekommt etliche Stokschläge, und wird über das Wasser geführt. Da ist es gut, da seyn gute Her- ren; in der Schweiz ist's überall gut für die Diebe, die Hatschier sind für nichts und die Her- ren sind gar nicht scharf, da ist es gut stehlen. Jn der grossen Stadt Zürch da ist es am schärfsten, da sind sehr vernünftige Herren zum Verhör, Sie geben Geld ge- nug; es ist Jhnen nichts zu theuer den Dieb aus dem Land zu schaffen. Zum Beschluß folgen noch ein paar Strophen aus Jauner- [Spaltenumbruch]
Jauneriſch. Er ſtekt ei’m Dof z’kahlet und z’ſchwächet und malocht ei’n wie- der boder. Scheft d’ Zurzacher grandig beta ebbes z’ malochet im Bemutte? T’ſchi d’o ſcheft grandig Kies, und b’ſtiebt dofe Lopper. Holchen grandig G’ſchokinger uf der Beta und Bemutter? T’ſchi alle G’ſchuk 40. 50. Kaffer und Gajerne. Schefts ſchofel wann m’r mohre b’ſtiebt und krank wurd? Lau m’ b’ſtiebt etliche Makoles und rodelt ein’n über d’ Mejum. Des ſcheft dof, d’o ſchef e’ dofe Prinzerey; im Bomm ſchefts überall dof für Kochem, Grand- ſcharrle ſcheftet lau, und Prinzen ſcheftet lau ſchofel, do’ ſchefts dof d’ Schoren. Jm grändigen Mokum d’ Zürch do’ ſchefts ’m ſchofelſte, do’ſchefte auſchere Prinza zum Verlenz, Sie ſteken grandig Kies, ſchef Jhnen lau zu keif den Kochem aus der Märtine zu ſchupfe. Deutſch. keinen beſſern Herrn. Er gibt einem gut zu Eſſen und zu Trinken und bälder wieder Freyheit. Jſt auf der Zurzacher-Meſſe et- was zu machen mit Beutel- ſchneiden? Ja da iſt brav Geld, und man bekommt ſchöne Sakuhren. Kommen viele Marktdiebe auf dieſen Markt, und auch Beu- telſchneider? Ja alle Markte 40. biß 50. Männer und Weiber. Jſt es bös wenn einer ertappt wird und gefangen genom- men? Nein man bekommt etliche Stokſchläge, und wird über das Waſſer geführt. Da iſt es gut, da ſeyn gute Her- ren; in der Schweiz iſt’s überall gut für die Diebe, die Hatſchier ſind für nichts und die Her- ren ſind gar nicht ſcharf, da iſt es gut ſtehlen. Jn der groſſen Stadt Zürch da iſt es am ſchärfſten, da ſind ſehr vernünftige Herren zum Verhör, Sie geben Geld ge- nug; es iſt Jhnen nichts zu theuer den Dieb aus dem Land zu ſchaffen. Zum Beſchluß folgen noch ein paar Strophen aus Jauner- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div> <pb facs="#f0190" n="178"/> <cb/> <list> <item> <hi rendition="#c">Jauneriſch.</hi> </item><lb/> <item>Er ſtekt ei’m Dof z’kahlet und<lb/> z’ſchwächet und malocht ei’n wie-<lb/> der boder.</item><lb/> <item>Scheft d’ Zurzacher grandig beta<lb/> ebbes z’ malochet im Bemutte?</item><lb/> <item>T’ſchi d’o ſcheft grandig Kies, und<lb/> b’ſtiebt dofe Lopper.</item><lb/> <item>Holchen grandig G’ſchokinger uf<lb/> der Beta und Bemutter?</item><lb/> <item>T’ſchi alle G’ſchuk 40. 50. Kaffer<lb/> und Gajerne.</item><lb/> <item>Schefts ſchofel wann m’r mohre<lb/> b’ſtiebt und krank wurd? Lau<lb/> m’ b’ſtiebt etliche Makoles und<lb/> rodelt ein’n über d’ Mejum.</item><lb/> <item>Des ſcheft dof, d’o ſchef e’ dofe<lb/> Prinzerey; im Bomm ſchefts<lb/> überall dof für Kochem, Grand-<lb/> ſcharrle ſcheftet lau, und Prinzen<lb/> ſcheftet lau ſchofel, do’ ſchefts<lb/> dof d’ Schoren.</item><lb/> <item>Jm grändigen Mokum d’ Zürch<lb/> do’ ſchefts ’m ſchofelſte, do’ſchefte<lb/> auſchere Prinza zum Verlenz, Sie<lb/> ſteken grandig Kies, ſchef Jhnen<lb/> lau zu keif den Kochem aus<lb/> der Märtine zu ſchupfe.</item> </list><lb/> <cb/> <list> <item> <hi rendition="#c">Deutſch.</hi> </item><lb/> <item>keinen beſſern Herrn. Er gibt<lb/> einem gut zu Eſſen und zu<lb/> Trinken und bälder wieder<lb/> Freyheit.</item><lb/> <item>Jſt auf der Zurzacher-Meſſe et-<lb/> was zu machen mit Beutel-<lb/> ſchneiden?</item><lb/> <item>Ja da iſt brav Geld, und man<lb/> bekommt ſchöne Sakuhren.</item><lb/> <item>Kommen viele Marktdiebe auf<lb/> dieſen Markt, und auch Beu-<lb/> telſchneider?</item><lb/> <item>Ja alle Markte 40. biß 50.<lb/> Männer und Weiber.</item><lb/> <item>Jſt es bös wenn einer ertappt<lb/> wird und gefangen genom-<lb/> men? Nein man bekommt<lb/> etliche Stokſchläge, und wird<lb/> über das Waſſer geführt.</item><lb/> <item>Da iſt es gut, da ſeyn gute Her-<lb/> ren; in der Schweiz iſt’s überall<lb/> gut für die Diebe, die Hatſchier<lb/> ſind für nichts und die Her-<lb/> ren ſind gar nicht ſcharf, da<lb/> iſt es gut ſtehlen.</item><lb/> <item>Jn der groſſen Stadt Zürch da<lb/> iſt es am ſchärfſten, da ſind<lb/> ſehr vernünftige Herren zum<lb/> Verhör, Sie geben Geld ge-<lb/> nug; es iſt Jhnen nichts zu<lb/> theuer den Dieb aus dem Land<lb/> zu ſchaffen.</item> </list><lb/> <p>Zum Beſchluß folgen noch ein paar Strophen aus Jauner-<lb/> Lieder, die ein Jeder, der ſich mit der Jauner-Sprache <hi rendition="#g">nur</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0190]
Jauneriſch.
Er ſtekt ei’m Dof z’kahlet und
z’ſchwächet und malocht ei’n wie-
der boder.
Scheft d’ Zurzacher grandig beta
ebbes z’ malochet im Bemutte?
T’ſchi d’o ſcheft grandig Kies, und
b’ſtiebt dofe Lopper.
Holchen grandig G’ſchokinger uf
der Beta und Bemutter?
T’ſchi alle G’ſchuk 40. 50. Kaffer
und Gajerne.
Schefts ſchofel wann m’r mohre
b’ſtiebt und krank wurd? Lau
m’ b’ſtiebt etliche Makoles und
rodelt ein’n über d’ Mejum.
Des ſcheft dof, d’o ſchef e’ dofe
Prinzerey; im Bomm ſchefts
überall dof für Kochem, Grand-
ſcharrle ſcheftet lau, und Prinzen
ſcheftet lau ſchofel, do’ ſchefts
dof d’ Schoren.
Jm grändigen Mokum d’ Zürch
do’ ſchefts ’m ſchofelſte, do’ſchefte
auſchere Prinza zum Verlenz, Sie
ſteken grandig Kies, ſchef Jhnen
lau zu keif den Kochem aus
der Märtine zu ſchupfe.
Deutſch.
keinen beſſern Herrn. Er gibt
einem gut zu Eſſen und zu
Trinken und bälder wieder
Freyheit.
Jſt auf der Zurzacher-Meſſe et-
was zu machen mit Beutel-
ſchneiden?
Ja da iſt brav Geld, und man
bekommt ſchöne Sakuhren.
Kommen viele Marktdiebe auf
dieſen Markt, und auch Beu-
telſchneider?
Ja alle Markte 40. biß 50.
Männer und Weiber.
Jſt es bös wenn einer ertappt
wird und gefangen genom-
men? Nein man bekommt
etliche Stokſchläge, und wird
über das Waſſer geführt.
Da iſt es gut, da ſeyn gute Her-
ren; in der Schweiz iſt’s überall
gut für die Diebe, die Hatſchier
ſind für nichts und die Her-
ren ſind gar nicht ſcharf, da
iſt es gut ſtehlen.
Jn der groſſen Stadt Zürch da
iſt es am ſchärfſten, da ſind
ſehr vernünftige Herren zum
Verhör, Sie geben Geld ge-
nug; es iſt Jhnen nichts zu
theuer den Dieb aus dem Land
zu ſchaffen.
Zum Beſchluß folgen noch ein paar Strophen aus Jauner-
Lieder, die ein Jeder, der ſich mit der Jauner-Sprache nur
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