contraction hervorhebt, indem er sagt: "Hic modus (nämlich die Zusammenziehung eines Worts in einen einzigen Schriftcharakter) apud Arabes receptissimus est, nec est scriptura aliqua, quae tam prompte atque eleganter sibi connectatur sicut Arabica". Diese Befähigung ist allerdings sehr eigenthümlich und besonders sichtbar in einem alten arabischen astrologischen Pergamentmanu- script, welches ich besitze und in welchem auf verschiedenen Blät- tern als bestimmte Beschwörungsformel derselbe contrahirte Cha- rakter so oft und ununterbrochen wiederholt ist, daß er ganze Seiten füllt und daß, von der Gleichmäßigkeit des beständig wie- derholten Charakters veranlaßt, das logische Verständniß end- lich im fortgesetzten Einerlei ermüdet und dafür das Auge unwill- kürlich nur das Graphische in seinen vielen gleichen Einzeltheilen als harmonisches decoratives Ganzes ohne logische Bedeutung auffaßt.
Wie die Aufnahme geheimnißvoller exotischer Charaktere in die christliche geheime zaubermystische Wissenschaft nachgewiesen, wie ihre Verkennung und daraus entspringende Verfärbung sie profa- nirt und zeitig zu einer decorativen Spielerei des Volks und wie- derum aus der breiten Popularität zu einer neuen eklektischen Schrift der Diplomatie umgeschaffen hat: so entschieden ist es, daß die Erfinder der originellen Charaktere überhaupt nicht, oder doch mindestens nicht allein die leere monotone Ornamentik, son- dern vorzugsweise ein wenn auch durch verworrene mystische Sym- bolik verdunkeltes logisches Verständniß in jenen Charakteren geben wollten und wirklich auch gegeben haben. Die Verdunkelung dieses Verständnisses zeigte sich jedoch so früh, daß schon im 16. Jahrhundert der in den vollen Wirrwarr der Abflachung und Ver- bleichung jener alten graphischen Typen zur bloßen Ornamentik und phantastischer subjectiver Spielerei hineingreifende Tabourot nur noch gelegentlich und in einzelnen Fragmenten die alte logi- sche Originalität zu retten und nachzuweisen im Stande ist. So interpretirt er a. a. O., I, fol. 5a, die ornamentale Zeichnung [irrelevantes Material - Zeichen fehlt]
contraction hervorhebt, indem er ſagt: „Hic modus (nämlich die Zuſammenziehung eines Worts in einen einzigen Schriftcharakter) apud Arabes receptissimus est, nec est scriptura aliqua, quae tam prompte atque eleganter sibi connectatur sicut Arabica“. Dieſe Befähigung iſt allerdings ſehr eigenthümlich und beſonders ſichtbar in einem alten arabiſchen aſtrologiſchen Pergamentmanu- ſcript, welches ich beſitze und in welchem auf verſchiedenen Blät- tern als beſtimmte Beſchwörungsformel derſelbe contrahirte Cha- rakter ſo oft und ununterbrochen wiederholt iſt, daß er ganze Seiten füllt und daß, von der Gleichmäßigkeit des beſtändig wie- derholten Charakters veranlaßt, das logiſche Verſtändniß end- lich im fortgeſetzten Einerlei ermüdet und dafür das Auge unwill- kürlich nur das Graphiſche in ſeinen vielen gleichen Einzeltheilen als harmoniſches decoratives Ganzes ohne logiſche Bedeutung auffaßt.
Wie die Aufnahme geheimnißvoller exotiſcher Charaktere in die chriſtliche geheime zaubermyſtiſche Wiſſenſchaft nachgewieſen, wie ihre Verkennung und daraus entſpringende Verfärbung ſie profa- nirt und zeitig zu einer decorativen Spielerei des Volks und wie- derum aus der breiten Popularität zu einer neuen eklektiſchen Schrift der Diplomatie umgeſchaffen hat: ſo entſchieden iſt es, daß die Erfinder der originellen Charaktere überhaupt nicht, oder doch mindeſtens nicht allein die leere monotone Ornamentik, ſon- dern vorzugsweiſe ein wenn auch durch verworrene myſtiſche Sym- bolik verdunkeltes logiſches Verſtändniß in jenen Charakteren geben wollten und wirklich auch gegeben haben. Die Verdunkelung dieſes Verſtändniſſes zeigte ſich jedoch ſo früh, daß ſchon im 16. Jahrhundert der in den vollen Wirrwarr der Abflachung und Ver- bleichung jener alten graphiſchen Typen zur bloßen Ornamentik und phantaſtiſcher ſubjectiver Spielerei hineingreifende Tabourot nur noch gelegentlich und in einzelnen Fragmenten die alte logi- ſche Originalität zu retten und nachzuweiſen im Stande iſt. So interpretirt er a. a. O., I, fol. 5a, die ornamentale Zeichnung [irrelevantes Material – Zeichen fehlt]
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apud Arabes receptissimus est, nec est scriptura aliqua, quae
tam prompte atque eleganter sibi connectatur sicut Arabica“.
Dieſe Befähigung iſt allerdings ſehr eigenthümlich und beſonders
ſichtbar in einem alten arabiſchen aſtrologiſchen Pergamentmanu-
ſcript, welches ich beſitze und in welchem auf verſchiedenen Blät-
tern als beſtimmte Beſchwörungsformel derſelbe contrahirte Cha-
rakter ſo oft und ununterbrochen wiederholt iſt, daß er ganze
Seiten füllt und daß, von der Gleichmäßigkeit des beſtändig wie-
derholten Charakters veranlaßt, das logiſche Verſtändniß end-
lich im fortgeſetzten Einerlei ermüdet und dafür das Auge unwill-
kürlich nur das Graphiſche in ſeinen vielen gleichen Einzeltheilen
als harmoniſches decoratives Ganzes ohne logiſche Bedeutung
auffaßt.
Wie die Aufnahme geheimnißvoller exotiſcher Charaktere in
die chriſtliche geheime zaubermyſtiſche Wiſſenſchaft nachgewieſen, wie
ihre Verkennung und daraus entſpringende Verfärbung ſie profa-
nirt und zeitig zu einer decorativen Spielerei des Volks und wie-
derum aus der breiten Popularität zu einer neuen eklektiſchen
Schrift der Diplomatie umgeſchaffen hat: ſo entſchieden iſt es,
daß die Erfinder der originellen Charaktere überhaupt nicht, oder
doch mindeſtens nicht allein die leere monotone Ornamentik, ſon-
dern vorzugsweiſe ein wenn auch durch verworrene myſtiſche Sym-
bolik verdunkeltes logiſches Verſtändniß in jenen Charakteren geben
wollten und wirklich auch gegeben haben. Die Verdunkelung
dieſes Verſtändniſſes zeigte ſich jedoch ſo früh, daß ſchon im 16.
Jahrhundert der in den vollen Wirrwarr der Abflachung und Ver-
bleichung jener alten graphiſchen Typen zur bloßen Ornamentik
und phantaſtiſcher ſubjectiver Spielerei hineingreifende Tabourot
nur noch gelegentlich und in einzelnen Fragmenten die alte logi-
ſche Originalität zu retten und nachzuweiſen im Stande iſt. So
interpretirt er a. a. O., I, fol. 5a, die ornamentale Zeichnung
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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