Spitzbubensprachen" 1) auf. Nach den ausgezeichneten Leistungen des unvergeßlichen Grolman auf dem Gebiete der Criminalrechts- pflege und namentlich nach seiner meisterhaften "Actenmäßigen Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden" 2) durfte man auch von diesem Wörterbuche nur Ausgezeichnetes er- warten. Doch findet man bei näherer Prüfung diese Erwartung nicht ganz erfüllt, obschon sich nirgends verkennen läßt, daß Grol- man seine sehr reichhaltige Sammlung theils aus eigener lang- jähriger Erfahrung in der Jnquirentenpraxis, theils aus den bis dahin bekannt gewordenen literarischen Hülfsquellen mit sehr gro- ßem Fleiß zusammengetragen hat.
Um Grolman's Verdienst um die Gaunerlinguistik gerecht würdigen zu können, muß man zunächst, außer der schon bei dem Wörterbuch Falkenberg's zurückgewiesenen Kritik Dydczinsky's, die platte Kritik Thiele's, "Jüdische Gauner", S. 205 fg., beseitigen. Zunächst steht es einem Kritiker, der selbst auf so überaus schwa- chen Füßen steht wie Thiele, sehr übel an, mit Spott und Verdächtigung in Zweifel zu ziehen, daß Grolman, wie dieser (Vorrede, S. vi) versichert, elf Jahre an den Vocabeln seines Wörterbuchs gesammelt habe. Thiele scheint überhaupt von der großen Bedeutsamkeit Grolman's sehr wenig und von dessen clas- sischer "Actenmäßiger Geschichte" u. s. w. nur den bloßen Titel gekannt zu haben. Thiele verbessert Fehler mit Fehlern. Mag man auch das Grolman'sche bekure (für bekwura) nicht für einen bloßen Druckfehler gelten lassen, so ist die Verbesserung Thiele's: "Bekure statt Chawure" (S. 206, Note) grundfalsch, da kwuro ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]) von keber ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]), Grab, herkommt und das präfixe [irrelevantes Material - Zeichen fehlt] als Präposition überall richtig, sowol von Falkenberg als
geworden. Auch habe ich keine fremde Kritik darüber gesehen, sondern nur die bloße Anzeige des Titels.
1) "Wörterbuch der in Teutschland üblichen Spitzbuben-Sprachen, in zwei Bänden die Gauner- und Zigeuner-Sprache enthaltend. Erster Band, die Teut- sche Gauner-, Jenische- oder Kochemer-Sprache enthaltend, mit besonderer Rück- sicht auf die Ebräisch-Teutsche Judensprache" (Gießen 1822). Ein zweiter Band ist nicht erschienen.
2) Vgl. die Literatur in Th. I, S. 250 fg.
Spitzbubenſprachen“ 1) auf. Nach den ausgezeichneten Leiſtungen des unvergeßlichen Grolman auf dem Gebiete der Criminalrechts- pflege und namentlich nach ſeiner meiſterhaften „Actenmäßigen Geſchichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden“ 2) durfte man auch von dieſem Wörterbuche nur Ausgezeichnetes er- warten. Doch findet man bei näherer Prüfung dieſe Erwartung nicht ganz erfüllt, obſchon ſich nirgends verkennen läßt, daß Grol- man ſeine ſehr reichhaltige Sammlung theils aus eigener lang- jähriger Erfahrung in der Jnquirentenpraxis, theils aus den bis dahin bekannt gewordenen literariſchen Hülfsquellen mit ſehr gro- ßem Fleiß zuſammengetragen hat.
Um Grolman’s Verdienſt um die Gaunerlinguiſtik gerecht würdigen zu können, muß man zunächſt, außer der ſchon bei dem Wörterbuch Falkenberg’s zurückgewieſenen Kritik Dydczinsky’s, die platte Kritik Thiele’s, „Jüdiſche Gauner“, S. 205 fg., beſeitigen. Zunächſt ſteht es einem Kritiker, der ſelbſt auf ſo überaus ſchwa- chen Füßen ſteht wie Thiele, ſehr übel an, mit Spott und Verdächtigung in Zweifel zu ziehen, daß Grolman, wie dieſer (Vorrede, S. vi) verſichert, elf Jahre an den Vocabeln ſeines Wörterbuchs geſammelt habe. Thiele ſcheint überhaupt von der großen Bedeutſamkeit Grolman’s ſehr wenig und von deſſen claſ- ſiſcher „Actenmäßiger Geſchichte“ u. ſ. w. nur den bloßen Titel gekannt zu haben. Thiele verbeſſert Fehler mit Fehlern. Mag man auch das Grolman’ſche bekure (für bekwura) nicht für einen bloßen Druckfehler gelten laſſen, ſo iſt die Verbeſſerung Thiele’s: „Bekure ſtatt Chawure“ (S. 206, Note) grundfalſch, da kwuro ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]) von keber ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]), Grab, herkommt und das präfixe [irrelevantes Material – Zeichen fehlt] als Präpoſition überall richtig, ſowol von Falkenberg als
geworden. Auch habe ich keine fremde Kritik darüber geſehen, ſondern nur die bloße Anzeige des Titels.
1) „Wörterbuch der in Teutſchland üblichen Spitzbuben-Sprachen, in zwei Bänden die Gauner- und Zigeuner-Sprache enthaltend. Erſter Band, die Teut- ſche Gauner-, Jeniſche- oder Kochemer-Sprache enthaltend, mit beſonderer Rück- ſicht auf die Ebräiſch-Teutſche Judenſprache“ (Gießen 1822). Ein zweiter Band iſt nicht erſchienen.
2) Vgl. die Literatur in Th. I, S. 250 fg.
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Spitzbubenſprachen“ 1) auf. Nach den ausgezeichneten Leiſtungen
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Geſchichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden“ 2)
durfte man auch von dieſem Wörterbuche nur Ausgezeichnetes er-
warten. Doch findet man bei näherer Prüfung dieſe Erwartung
nicht ganz erfüllt, obſchon ſich nirgends verkennen läßt, daß Grol-
man ſeine ſehr reichhaltige Sammlung theils aus eigener lang-
jähriger Erfahrung in der Jnquirentenpraxis, theils aus den bis
dahin bekannt gewordenen literariſchen Hülfsquellen mit ſehr gro-
ßem Fleiß zuſammengetragen hat.
Um Grolman’s Verdienſt um die Gaunerlinguiſtik gerecht
würdigen zu können, muß man zunächſt, außer der ſchon bei dem
Wörterbuch Falkenberg’s zurückgewieſenen Kritik Dydczinsky’s, die
platte Kritik Thiele’s, „Jüdiſche Gauner“, S. 205 fg., beſeitigen.
Zunächſt ſteht es einem Kritiker, der ſelbſt auf ſo überaus ſchwa-
chen Füßen ſteht wie Thiele, ſehr übel an, mit Spott und
Verdächtigung in Zweifel zu ziehen, daß Grolman, wie dieſer
(Vorrede, S. vi) verſichert, elf Jahre an den Vocabeln ſeines
Wörterbuchs geſammelt habe. Thiele ſcheint überhaupt von der
großen Bedeutſamkeit Grolman’s ſehr wenig und von deſſen claſ-
ſiſcher „Actenmäßiger Geſchichte“ u. ſ. w. nur den bloßen Titel
gekannt zu haben. Thiele verbeſſert Fehler mit Fehlern. Mag
man auch das Grolman’ſche bekure (für bekwura) nicht für
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Thiele’s: „Bekure ſtatt Chawure“ (S. 206, Note) grundfalſch,
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1) „Wörterbuch der in Teutſchland üblichen Spitzbuben-Sprachen, in zwei
Bänden die Gauner- und Zigeuner-Sprache enthaltend. Erſter Band, die Teut-
ſche Gauner-, Jeniſche- oder Kochemer-Sprache enthaltend, mit beſonderer Rück-
ſicht auf die Ebräiſch-Teutſche Judenſprache“ (Gießen 1822). Ein zweiter
Band iſt nicht erſchienen.
2) Vgl. die Literatur in Th. I, S. 250 fg.
2) geworden. Auch habe ich keine fremde Kritik darüber geſehen, ſondern nur die
bloße Anzeige des Titels.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/262>, abgerufen am 23.11.2024.
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