verbunden worden. So findet sich Blauhans, Zwetsche, Pflaume; Langhans, Bohne; Grundhans, Eggenzinke; Stanghans, Baum; Klaishans, Brust (Milchhans, von glis, vgl. S. 76 im Wörterbuche Jakob Hartlieb's). Die große Popularität der Composition hat ihren besondern Gebrauch in der Gaunersprache beschränkt. Schon in Peter Propst Fastnachtsspielen (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts) ist der Hans Wurst stehende Figur, und Großhans, Dummhans, Prahlhans, Fabelhans, Faselhans, sowie das niederdeutsche diminutive Hank, z. B.: Hank vun all Höch; Hank und alle Mann; Hanke Perdautz u. s. w. haben sich noch immer als Spottnamen im Volksmunde erhalten. Adelung, II, 969, führt nach Carpentier das französische Jehan, Jehannot aus dem 14. und 15. Jahrhundert in gleicher verächtlicher Bedeutung an und namentlich die Redensart: faire Johan, zum Hahnrey machen. Der Jochem, Jochim, Johann, gefünkelter Jo- chen, gefünkelter Johann (s. das baseler Rathsmandat) ist aus dem jüdischdeutschen jajin ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]), Wein, verstümmelt, jedoch auch wol nicht ohne Einfluß des volksthümlichen Hanges für den Gebrauch des Hans. Ueber das kabbalistisch transponirte Hanjo vgl. S. 298. Aehnlich wird auch Michel componirt, z. B.: Blankmichel, Langmichel, Degen, Säbel. Fritz de Buchim, welches man bei Christensen findet für Kartoffel, ist aber wol nur Druckfehler für Eretz; vgl. Kap. 30. Soruf-Merten, Brand- wein (Wörterbuch von St.-Georgen). Das Schoberbarthel, Brecheisen (im waldheimer Wörterbuch), ist jedoch wol nur aus barsel ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]), Eisen, verdorben. Der Name Gottfried ist sogar ganz populär in Niederdeutschland geworden, namentlich als "alter Gottfried", bequemer Hausrock, tüchtiger, warmer Rock, von dem man Nutzen hat und den man nicht ängstlich zu schonen braucht.
Pott führt unter den Compositionen S. 32 das Wort Män- ger, Arbeiter, auf und gibt dazu, nach Dorph, nur die beiden Beispiele Holtesmänger, Zimmermann, und Ballertmänger, Kesselflicker. Die Abstammung des Mänger vom latein. mango (vgl. Th. III, S. 31) ist bereits nachgewiesen worden. Beide Compositionen sind aber keineswegs specifisch dänisch, sondern nie-
Ave-Lallemant, Gaunerthum. IV. 19
verbunden worden. So findet ſich Blauhans, Zwetſche, Pflaume; Langhans, Bohne; Grundhans, Eggenzinke; Stanghans, Baum; Klaishans, Bruſt (Milchhans, von glis, vgl. S. 76 im Wörterbuche Jakob Hartlieb’s). Die große Popularität der Compoſition hat ihren beſondern Gebrauch in der Gaunerſprache beſchränkt. Schon in Peter Propſt Faſtnachtsſpielen (erſte Hälfte des 16. Jahrhunderts) iſt der Hans Wurſt ſtehende Figur, und Großhans, Dummhans, Prahlhans, Fabelhans, Faſelhans, ſowie das niederdeutſche diminutive Hank, z. B.: Hank vun all Höch; Hank und alle Mann; Hanke Perdautz u. ſ. w. haben ſich noch immer als Spottnamen im Volksmunde erhalten. Adelung, II, 969, führt nach Carpentier das franzöſiſche Jehan, Jehannot aus dem 14. und 15. Jahrhundert in gleicher verächtlicher Bedeutung an und namentlich die Redensart: faire Johan, zum Hahnrey machen. Der Jochem, Jochim, Johann, gefünkelter Jo- chen, gefünkelter Johann (ſ. das baſeler Rathsmandat) iſt aus dem jüdiſchdeutſchen jajin ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]), Wein, verſtümmelt, jedoch auch wol nicht ohne Einfluß des volksthümlichen Hanges für den Gebrauch des Hans. Ueber das kabbaliſtiſch transponirte Hanjo vgl. S. 298. Aehnlich wird auch Michel componirt, z. B.: Blankmichel, Langmichel, Degen, Säbel. Fritz de Buchim, welches man bei Chriſtenſen findet für Kartoffel, iſt aber wol nur Druckfehler für Eretz; vgl. Kap. 30. Soruf-Merten, Brand- wein (Wörterbuch von St.-Georgen). Das Schoberbarthel, Brecheiſen (im waldheimer Wörterbuch), iſt jedoch wol nur aus barsel ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]), Eiſen, verdorben. Der Name Gottfried iſt ſogar ganz populär in Niederdeutſchland geworden, namentlich als „alter Gottfried“, bequemer Hausrock, tüchtiger, warmer Rock, von dem man Nutzen hat und den man nicht ängſtlich zu ſchonen braucht.
Pott führt unter den Compoſitionen S. 32 das Wort Män- ger, Arbeiter, auf und gibt dazu, nach Dorph, nur die beiden Beiſpiele Holtesmänger, Zimmermann, und Ballertmänger, Keſſelflicker. Die Abſtammung des Mänger vom latein. mango (vgl. Th. III, S. 31) iſt bereits nachgewieſen worden. Beide Compoſitionen ſind aber keineswegs ſpecifiſch däniſch, ſondern nie-
Avé-Lallemant, Gaunerthum. IV. 19
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0301"n="289"/>
verbunden worden. So findet ſich <hirendition="#g">Blauhans,</hi> Zwetſche, Pflaume;<lb/><hirendition="#g">Langhans,</hi> Bohne; <hirendition="#g">Grundhans,</hi> Eggenzinke; <hirendition="#g">Stanghans,</hi><lb/>
Baum; <hirendition="#g">Klaishans,</hi> Bruſt (Milchhans, von <hirendition="#aq">glis,</hi> vgl. S. 76<lb/>
im Wörterbuche Jakob Hartlieb’s). Die große Popularität der<lb/>
Compoſition hat ihren beſondern Gebrauch in der Gaunerſprache<lb/>
beſchränkt. Schon in Peter Propſt Faſtnachtsſpielen (erſte Hälfte<lb/>
des 16. Jahrhunderts) iſt der Hans Wurſt ſtehende Figur, und<lb/>
Großhans, Dummhans, Prahlhans, Fabelhans, Faſelhans, ſowie<lb/>
das niederdeutſche diminutive <hirendition="#g">Hank,</hi> z. B.: Hank vun all Höch;<lb/>
Hank und alle Mann; Hanke Perdautz u. ſ. w. haben ſich noch<lb/>
immer als Spottnamen im Volksmunde erhalten. Adelung, <hirendition="#aq">II,</hi><lb/>
969, führt nach Carpentier das franzöſiſche <hirendition="#aq">Jehan, Jehannot</hi> aus<lb/>
dem 14. und 15. Jahrhundert in gleicher verächtlicher Bedeutung<lb/>
an und namentlich die Redensart: <hirendition="#aq">faire Johan,</hi> zum Hahnrey<lb/>
machen. Der <hirendition="#g">Jochem, Jochim, Johann, gefünkelter Jo-<lb/>
chen, gefünkelter Johann</hi> (ſ. das baſeler Rathsmandat) iſt<lb/>
aus dem jüdiſchdeutſchen <hirendition="#aq">jajin</hi> (<gapreason="insignificant"unit="chars"/>), Wein, verſtümmelt, jedoch<lb/>
auch wol nicht ohne Einfluß des volksthümlichen Hanges für den<lb/>
Gebrauch des Hans. Ueber das kabbaliſtiſch transponirte <hirendition="#g">Hanjo</hi><lb/>
vgl. S. 298. Aehnlich wird auch <hirendition="#g">Michel</hi> componirt, z. B.:<lb/><hirendition="#g">Blankmichel, Langmichel,</hi> Degen, Säbel. <hirendition="#g">Fritz de Buchim,</hi><lb/>
welches man bei Chriſtenſen findet für Kartoffel, iſt aber wol<lb/>
nur Druckfehler für Eretz; vgl. Kap. 30. <hirendition="#g">Soruf-Merten,</hi> Brand-<lb/>
wein (Wörterbuch von St.-Georgen). Das <hirendition="#g">Schoberbarthel,</hi><lb/>
Brecheiſen (im waldheimer Wörterbuch), iſt jedoch wol nur aus<lb/><hirendition="#aq">barsel</hi> (<gapreason="insignificant"unit="chars"/>), Eiſen, verdorben. Der Name <hirendition="#g">Gottfried</hi> iſt ſogar<lb/>
ganz populär in Niederdeutſchland geworden, namentlich als „alter<lb/>
Gottfried“, bequemer Hausrock, tüchtiger, warmer Rock, von dem<lb/>
man Nutzen hat und den man nicht ängſtlich zu ſchonen braucht.</p><lb/><p>Pott führt unter den Compoſitionen S. 32 das Wort <hirendition="#g">Män-<lb/>
ger,</hi> Arbeiter, auf und gibt dazu, nach Dorph, nur die beiden<lb/>
Beiſpiele <hirendition="#g">Holtesmänger,</hi> Zimmermann, und <hirendition="#g">Ballertmänger,</hi><lb/>
Keſſelflicker. Die Abſtammung des Mänger vom latein. <hirendition="#aq">mango</hi><lb/>
(vgl. Th. <hirendition="#aq">III,</hi> S. 31) iſt bereits nachgewieſen worden. Beide<lb/>
Compoſitionen ſind aber keineswegs ſpecifiſch däniſch, ſondern nie-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Avé-Lallemant,</hi> Gaunerthum. <hirendition="#aq">IV.</hi> 19</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0301]
verbunden worden. So findet ſich Blauhans, Zwetſche, Pflaume;
Langhans, Bohne; Grundhans, Eggenzinke; Stanghans,
Baum; Klaishans, Bruſt (Milchhans, von glis, vgl. S. 76
im Wörterbuche Jakob Hartlieb’s). Die große Popularität der
Compoſition hat ihren beſondern Gebrauch in der Gaunerſprache
beſchränkt. Schon in Peter Propſt Faſtnachtsſpielen (erſte Hälfte
des 16. Jahrhunderts) iſt der Hans Wurſt ſtehende Figur, und
Großhans, Dummhans, Prahlhans, Fabelhans, Faſelhans, ſowie
das niederdeutſche diminutive Hank, z. B.: Hank vun all Höch;
Hank und alle Mann; Hanke Perdautz u. ſ. w. haben ſich noch
immer als Spottnamen im Volksmunde erhalten. Adelung, II,
969, führt nach Carpentier das franzöſiſche Jehan, Jehannot aus
dem 14. und 15. Jahrhundert in gleicher verächtlicher Bedeutung
an und namentlich die Redensart: faire Johan, zum Hahnrey
machen. Der Jochem, Jochim, Johann, gefünkelter Jo-
chen, gefünkelter Johann (ſ. das baſeler Rathsmandat) iſt
aus dem jüdiſchdeutſchen jajin (_ ), Wein, verſtümmelt, jedoch
auch wol nicht ohne Einfluß des volksthümlichen Hanges für den
Gebrauch des Hans. Ueber das kabbaliſtiſch transponirte Hanjo
vgl. S. 298. Aehnlich wird auch Michel componirt, z. B.:
Blankmichel, Langmichel, Degen, Säbel. Fritz de Buchim,
welches man bei Chriſtenſen findet für Kartoffel, iſt aber wol
nur Druckfehler für Eretz; vgl. Kap. 30. Soruf-Merten, Brand-
wein (Wörterbuch von St.-Georgen). Das Schoberbarthel,
Brecheiſen (im waldheimer Wörterbuch), iſt jedoch wol nur aus
barsel (_ ), Eiſen, verdorben. Der Name Gottfried iſt ſogar
ganz populär in Niederdeutſchland geworden, namentlich als „alter
Gottfried“, bequemer Hausrock, tüchtiger, warmer Rock, von dem
man Nutzen hat und den man nicht ängſtlich zu ſchonen braucht.
Pott führt unter den Compoſitionen S. 32 das Wort Män-
ger, Arbeiter, auf und gibt dazu, nach Dorph, nur die beiden
Beiſpiele Holtesmänger, Zimmermann, und Ballertmänger,
Keſſelflicker. Die Abſtammung des Mänger vom latein. mango
(vgl. Th. III, S. 31) iſt bereits nachgewieſen worden. Beide
Compoſitionen ſind aber keineswegs ſpecifiſch däniſch, ſondern nie-
Avé-Lallemant, Gaunerthum. IV. 19
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/301>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.