derdeutsch. Holt bedeutet Holz, und Ballert ist nur aus dem niederdeutschen ballern, bullern, buldern, pultern (poltern) zu erklären, wodurch gerade das gellende, polternde Geräusch beim Klopfen und Hämmern auf Kessel und sonstige hohle Metallgefäße oder gegen eine Thür u. s. w. bezeichnet wird. Beide Composi- tionen sind aber auch nicht specifisch deutschgaunerisch, sondern schlichte niederdeutsche Volksausdrücke, welche vereinzelt in das jütische Rotwelsch aufgenommen sein mögen. Wie schon Th. III, S. 76 erwähnt, ist der Mänger als Personen- und Sachname überaus weit und tief in den Volksgebrauch gedrungen, und diese breite Popularität mag der Grund sein, weshalb das Wort von der deutschen Gaunersprache allmählich zurückgewiesen worden ist. Noch heute gibt es in Norddeutschland, besonders in Hamburg und Lübeck, Familien, welche den Namen Menger, Menk, Menge, Menges, Mengers u. s. w. führen.
Andere neuere und zu Compositionen verwandte Hauptbegriffs- wörter, von denen die wesentlichsten schon Th. II, S. 118, erwähnt sind, bedürfen hier einer kurzen Erläuterung.
Händler bedeutet schlechthin den als Gauner je nach Ort, Zeit und Gelegenheit thätigen Dieb und Betrüger. Die Compo- sitionen sind nach der weiten und wichtigen Bedeutung des Be- griffs Handeln verhältnißmäßig gering. Ueberhaupt ist der Händ- ler nur als allgemeine Bezeichnung gebräuchlich. Der Strade- händler ist ganz der moderne Wegelagerer (vgl. Th. II, S. 236), welcher die Gelegenheit auf oder bei der Landstraße abwartet, um als Gaslan, oder Golehopser, oder Fallmacher, oder Nepper, oder Blütenschmeißer, oder Polengänger, oder Schränker, oder Mackener u. s. w. zu fungiren. Der Schuck- oder Jeridhändler ist allgemein der Gauner, welcher auf Messen und Jahrmärkten in dieser oder jener Weise stiehlt oder betrügt. Dabei kann seine Thätigkeit auf einen ganz specifischen Kunstzweig gehen. Er kann also als Schottenfeller, Torfdrucker, Chalfen, Kittenschieber und dabei wieder nach der Zeit als Tchillesgänger, Zefirgänger u. s. w. agiren. Der Jaskehändler, Kirchendieb, kann dabei als Schrän- ker einbrechen, wie auch als Mackener mit Schlüsseln in die Kirche
derdeutſch. Holt bedeutet Holz, und Ballert iſt nur aus dem niederdeutſchen ballern, bullern, buldern, pultern (poltern) zu erklären, wodurch gerade das gellende, polternde Geräuſch beim Klopfen und Hämmern auf Keſſel und ſonſtige hohle Metallgefäße oder gegen eine Thür u. ſ. w. bezeichnet wird. Beide Compoſi- tionen ſind aber auch nicht ſpecifiſch deutſchgauneriſch, ſondern ſchlichte niederdeutſche Volksausdrücke, welche vereinzelt in das jütiſche Rotwelſch aufgenommen ſein mögen. Wie ſchon Th. III, S. 76 erwähnt, iſt der Mänger als Perſonen- und Sachname überaus weit und tief in den Volksgebrauch gedrungen, und dieſe breite Popularität mag der Grund ſein, weshalb das Wort von der deutſchen Gaunerſprache allmählich zurückgewieſen worden iſt. Noch heute gibt es in Norddeutſchland, beſonders in Hamburg und Lübeck, Familien, welche den Namen Menger, Menk, Menge, Menges, Mengers u. ſ. w. führen.
Andere neuere und zu Compoſitionen verwandte Hauptbegriffs- wörter, von denen die weſentlichſten ſchon Th. II, S. 118, erwähnt ſind, bedürfen hier einer kurzen Erläuterung.
Händler bedeutet ſchlechthin den als Gauner je nach Ort, Zeit und Gelegenheit thätigen Dieb und Betrüger. Die Compo- ſitionen ſind nach der weiten und wichtigen Bedeutung des Be- griffs Handeln verhältnißmäßig gering. Ueberhaupt iſt der Händ- ler nur als allgemeine Bezeichnung gebräuchlich. Der Strade- händler iſt ganz der moderne Wegelagerer (vgl. Th. II, S. 236), welcher die Gelegenheit auf oder bei der Landſtraße abwartet, um als Gaslan, oder Golehopſer, oder Fallmacher, oder Nepper, oder Blütenſchmeißer, oder Polengänger, oder Schränker, oder Mackener u. ſ. w. zu fungiren. Der Schuck- oder Jeridhändler iſt allgemein der Gauner, welcher auf Meſſen und Jahrmärkten in dieſer oder jener Weiſe ſtiehlt oder betrügt. Dabei kann ſeine Thätigkeit auf einen ganz ſpecifiſchen Kunſtzweig gehen. Er kann alſo als Schottenfeller, Torfdrucker, Chalfen, Kittenſchieber und dabei wieder nach der Zeit als Tchillesgänger, Zefirgänger u. ſ. w. agiren. Der Jaskehändler, Kirchendieb, kann dabei als Schrän- ker einbrechen, wie auch als Mackener mit Schlüſſeln in die Kirche
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derdeutſch. Holt bedeutet Holz, und Ballert iſt nur aus dem
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Klopfen und Hämmern auf Keſſel und ſonſtige hohle Metallgefäße
oder gegen eine Thür u. ſ. w. bezeichnet wird. Beide Compoſi-
tionen ſind aber auch nicht ſpecifiſch deutſchgauneriſch, ſondern
ſchlichte niederdeutſche Volksausdrücke, welche vereinzelt in das
jütiſche Rotwelſch aufgenommen ſein mögen. Wie ſchon Th. III,
S. 76 erwähnt, iſt der Mänger als Perſonen- und Sachname
überaus weit und tief in den Volksgebrauch gedrungen, und dieſe
breite Popularität mag der Grund ſein, weshalb das Wort von
der deutſchen Gaunerſprache allmählich zurückgewieſen worden iſt.
Noch heute gibt es in Norddeutſchland, beſonders in Hamburg
und Lübeck, Familien, welche den Namen Menger, Menk, Menge,
Menges, Mengers u. ſ. w. führen.
Andere neuere und zu Compoſitionen verwandte Hauptbegriffs-
wörter, von denen die weſentlichſten ſchon Th. II, S. 118, erwähnt
ſind, bedürfen hier einer kurzen Erläuterung.
Händler bedeutet ſchlechthin den als Gauner je nach Ort,
Zeit und Gelegenheit thätigen Dieb und Betrüger. Die Compo-
ſitionen ſind nach der weiten und wichtigen Bedeutung des Be-
griffs Handeln verhältnißmäßig gering. Ueberhaupt iſt der Händ-
ler nur als allgemeine Bezeichnung gebräuchlich. Der Strade-
händler iſt ganz der moderne Wegelagerer (vgl. Th. II, S. 236),
welcher die Gelegenheit auf oder bei der Landſtraße abwartet,
um als Gaslan, oder Golehopſer, oder Fallmacher, oder Nepper,
oder Blütenſchmeißer, oder Polengänger, oder Schränker, oder
Mackener u. ſ. w. zu fungiren. Der Schuck- oder Jeridhändler
iſt allgemein der Gauner, welcher auf Meſſen und Jahrmärkten
in dieſer oder jener Weiſe ſtiehlt oder betrügt. Dabei kann ſeine
Thätigkeit auf einen ganz ſpecifiſchen Kunſtzweig gehen. Er kann
alſo als Schottenfeller, Torfdrucker, Chalfen, Kittenſchieber und
dabei wieder nach der Zeit als Tchillesgänger, Zefirgänger u. ſ. w.
agiren. Der Jaskehändler, Kirchendieb, kann dabei als Schrän-
ker einbrechen, wie auch als Mackener mit Schlüſſeln in die Kirche
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/302>, abgerufen am 24.11.2024.
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