Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Klüber's Worte, a. a. O., S. 293, Zeugniß geben. "Noch jetzt",
sagt Klüber, "pflegt zu Paris der Minister der auswärtigen An-
gelegenheiten manchem Fremden eine Art von Sicherheits- und
Empfehlungskarten zu geben. Jch will eine derselben von dem
Jahre 1806 hier beschreiben, ohne daß ich jedoch die darin muth-
maßlich enthaltene Geheimschrift zu erklären vermag. Es ist ein
Achteck von starker, aber dünner Pappe, überall mit feinem, gut
aufgeleimtem Papier überzogen, ungefähr in der Größe einer gro-
ßen Taschenuhr. Auf beiden Seiten läuft auf dem äußersten Rande
zuerst eine schwarze Linie herum, an dem einen Orte stärker, an
dem andern schwächer; auf diese Linie folgt eine rothgelbe Ein-
fassung, einen starken Messerrücken breit; diese wird sodann aber-
mals begrenzt durch schwarze Linien, die bald einfach, bald dop-
pelt, bald dicker, bald dünner sind. Auf der Hauptseite steht auf
weißem Papier in Kupfer gestochen, der französische Reichsadler,
auf einem gewundenen Stabe, unter der schwebenden Reichskrone,
zwischen zwei Lorberzweigen, die unten sich kreuzen, und mit einem
Bande zusammengebunden sind. Zu beiden Seiten der Krone steht
cirkelförmig: "Empire francais". Die Kehrseite ist in der Mitte,
von oben herab, durch zwei Farben getheilt; die linke (heraldisch
die rechte) Hälfte ist weiß, die rechte hellgrün. Oben steht, in
Kupfer gestochen, in einem Halbzirkel: "Respect au droit des
gens". Jn diesem Halbzirkel steht, in drei geraden Linien, geschrie-
ben (als wäre es in Kupfer gestochen) der Name und Charakter
des Eigenthümers der Karte. Dann ein Querstrich, und unter
diesem, in Kupfer gestochen, die Worte: "Le Ministre des Re-
lations Exterres". Unter diesen, eigenhändig, die Signatur: "Ch.
Man. Talleyrand". Hierunter, in Kupfer gestochen, in zwei Zei-
len: "Par le Ministre. Le Chef de la div.on des Rel.ons Comm.les".
Und darunter eigenhändig die Signatur: "D'Harmond"."

Welch' eine Beglaubigung in dem Namen Talleyrand!


Klüber’s Worte, a. a. O., S. 293, Zeugniß geben. „Noch jetzt“,
ſagt Klüber, „pflegt zu Paris der Miniſter der auswärtigen An-
gelegenheiten manchem Fremden eine Art von Sicherheits- und
Empfehlungskarten zu geben. Jch will eine derſelben von dem
Jahre 1806 hier beſchreiben, ohne daß ich jedoch die darin muth-
maßlich enthaltene Geheimſchrift zu erklären vermag. Es iſt ein
Achteck von ſtarker, aber dünner Pappe, überall mit feinem, gut
aufgeleimtem Papier überzogen, ungefähr in der Größe einer gro-
ßen Taſchenuhr. Auf beiden Seiten läuft auf dem äußerſten Rande
zuerſt eine ſchwarze Linie herum, an dem einen Orte ſtärker, an
dem andern ſchwächer; auf dieſe Linie folgt eine rothgelbe Ein-
faſſung, einen ſtarken Meſſerrücken breit; dieſe wird ſodann aber-
mals begrenzt durch ſchwarze Linien, die bald einfach, bald dop-
pelt, bald dicker, bald dünner ſind. Auf der Hauptſeite ſteht auf
weißem Papier in Kupfer geſtochen, der franzöſiſche Reichsadler,
auf einem gewundenen Stabe, unter der ſchwebenden Reichskrone,
zwiſchen zwei Lorberzweigen, die unten ſich kreuzen, und mit einem
Bande zuſammengebunden ſind. Zu beiden Seiten der Krone ſteht
cirkelförmig: «Empire français». Die Kehrſeite iſt in der Mitte,
von oben herab, durch zwei Farben getheilt; die linke (heraldiſch
die rechte) Hälfte iſt weiß, die rechte hellgrün. Oben ſteht, in
Kupfer geſtochen, in einem Halbzirkel: «Respect au droit des
gens». Jn dieſem Halbzirkel ſteht, in drei geraden Linien, geſchrie-
ben (als wäre es in Kupfer geſtochen) der Name und Charakter
des Eigenthümers der Karte. Dann ein Querſtrich, und unter
dieſem, in Kupfer geſtochen, die Worte: «Le Ministre des Re-
lations Extérres». Unter dieſen, eigenhändig, die Signatur: «Ch.
Man. Talleyrand». Hierunter, in Kupfer geſtochen, in zwei Zei-
len: «Par le Ministre. Le Chef de la div.on des Rel.ons Comm.les».
Und darunter eigenhändig die Signatur: «D’Harmond».“

Welch’ eine Beglaubigung in dem Namen Talleyrand!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0039" n="27"/>
Klüber&#x2019;s Worte, a. a. O., S. 293, Zeugniß geben. &#x201E;Noch jetzt&#x201C;,<lb/>
&#x017F;agt Klüber, &#x201E;pflegt zu Paris der Mini&#x017F;ter der auswärtigen An-<lb/>
gelegenheiten manchem Fremden eine Art von Sicherheits- und<lb/>
Empfehlungskarten zu geben. Jch will eine der&#x017F;elben von dem<lb/>
Jahre 1806 hier be&#x017F;chreiben, ohne daß ich jedoch die darin muth-<lb/>
maßlich enthaltene Geheim&#x017F;chrift zu erklären vermag. Es i&#x017F;t ein<lb/>
Achteck von &#x017F;tarker, aber dünner Pappe, überall mit feinem, gut<lb/>
aufgeleimtem Papier überzogen, ungefähr in der Größe einer gro-<lb/>
ßen Ta&#x017F;chenuhr. Auf beiden Seiten läuft auf dem äußer&#x017F;ten Rande<lb/>
zuer&#x017F;t eine &#x017F;chwarze Linie herum, an dem einen Orte &#x017F;tärker, an<lb/>
dem andern &#x017F;chwächer; auf die&#x017F;e Linie folgt eine rothgelbe Ein-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung, einen &#x017F;tarken Me&#x017F;&#x017F;errücken breit; die&#x017F;e wird &#x017F;odann aber-<lb/>
mals begrenzt durch &#x017F;chwarze Linien, die bald einfach, bald dop-<lb/>
pelt, bald dicker, bald dünner &#x017F;ind. Auf der Haupt&#x017F;eite &#x017F;teht auf<lb/>
weißem Papier in Kupfer ge&#x017F;tochen, der franzö&#x017F;i&#x017F;che Reichsadler,<lb/>
auf einem gewundenen Stabe, unter der &#x017F;chwebenden Reichskrone,<lb/>
zwi&#x017F;chen zwei Lorberzweigen, die unten &#x017F;ich kreuzen, und mit einem<lb/>
Bande zu&#x017F;ammengebunden &#x017F;ind. Zu beiden Seiten der Krone &#x017F;teht<lb/>
cirkelförmig: «<hi rendition="#aq">Empire français</hi>». Die Kehr&#x017F;eite i&#x017F;t in der Mitte,<lb/>
von oben herab, durch zwei Farben getheilt; die linke (heraldi&#x017F;ch<lb/>
die rechte) Hälfte i&#x017F;t weiß, die rechte hellgrün. Oben &#x017F;teht, in<lb/>
Kupfer ge&#x017F;tochen, in einem Halbzirkel: «<hi rendition="#aq">Respect au droit des<lb/>
gens</hi>». Jn die&#x017F;em Halbzirkel &#x017F;teht, in drei geraden Linien, ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben (als wäre es in Kupfer ge&#x017F;tochen) der Name und Charakter<lb/>
des Eigenthümers der Karte. Dann ein Quer&#x017F;trich, und unter<lb/>
die&#x017F;em, in Kupfer ge&#x017F;tochen, die Worte: «<hi rendition="#aq">Le Ministre des Re-<lb/>
lations Extér<hi rendition="#sup">res</hi></hi>». Unter die&#x017F;en, eigenhändig, die Signatur: «<hi rendition="#aq">Ch.<lb/>
Man. Talleyrand</hi>». Hierunter, in Kupfer ge&#x017F;tochen, in zwei Zei-<lb/>
len: «<hi rendition="#aq">Par le Ministre. Le Chef de la div.<hi rendition="#sup">on</hi> des Rel.<hi rendition="#sup">ons</hi> Comm.<hi rendition="#sup">les</hi></hi>».<lb/>
Und darunter eigenhändig die Signatur: «<hi rendition="#aq">D&#x2019;Harmond</hi>».&#x201C;</p><lb/>
                <p>Welch&#x2019; eine Beglaubigung in dem Namen Talleyrand!</p>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] Klüber’s Worte, a. a. O., S. 293, Zeugniß geben. „Noch jetzt“, ſagt Klüber, „pflegt zu Paris der Miniſter der auswärtigen An- gelegenheiten manchem Fremden eine Art von Sicherheits- und Empfehlungskarten zu geben. Jch will eine derſelben von dem Jahre 1806 hier beſchreiben, ohne daß ich jedoch die darin muth- maßlich enthaltene Geheimſchrift zu erklären vermag. Es iſt ein Achteck von ſtarker, aber dünner Pappe, überall mit feinem, gut aufgeleimtem Papier überzogen, ungefähr in der Größe einer gro- ßen Taſchenuhr. Auf beiden Seiten läuft auf dem äußerſten Rande zuerſt eine ſchwarze Linie herum, an dem einen Orte ſtärker, an dem andern ſchwächer; auf dieſe Linie folgt eine rothgelbe Ein- faſſung, einen ſtarken Meſſerrücken breit; dieſe wird ſodann aber- mals begrenzt durch ſchwarze Linien, die bald einfach, bald dop- pelt, bald dicker, bald dünner ſind. Auf der Hauptſeite ſteht auf weißem Papier in Kupfer geſtochen, der franzöſiſche Reichsadler, auf einem gewundenen Stabe, unter der ſchwebenden Reichskrone, zwiſchen zwei Lorberzweigen, die unten ſich kreuzen, und mit einem Bande zuſammengebunden ſind. Zu beiden Seiten der Krone ſteht cirkelförmig: «Empire français». Die Kehrſeite iſt in der Mitte, von oben herab, durch zwei Farben getheilt; die linke (heraldiſch die rechte) Hälfte iſt weiß, die rechte hellgrün. Oben ſteht, in Kupfer geſtochen, in einem Halbzirkel: «Respect au droit des gens». Jn dieſem Halbzirkel ſteht, in drei geraden Linien, geſchrie- ben (als wäre es in Kupfer geſtochen) der Name und Charakter des Eigenthümers der Karte. Dann ein Querſtrich, und unter dieſem, in Kupfer geſtochen, die Worte: «Le Ministre des Re- lations Extérres». Unter dieſen, eigenhändig, die Signatur: «Ch. Man. Talleyrand». Hierunter, in Kupfer geſtochen, in zwei Zei- len: «Par le Ministre. Le Chef de la div.on des Rel.ons Comm.les». Und darunter eigenhändig die Signatur: «D’Harmond».“ Welch’ eine Beglaubigung in dem Namen Talleyrand!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/39
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/39>, abgerufen am 24.11.2024.