S. xlv bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marschroute eines bettlerischen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet ist, in die Worte ausbricht: "And strange it would be if some modern Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars' marks fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ- ing!" Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion zu sein, wenn man nur etwas in die jüdische Kabbala und ihre Genesis eingedrungen ist und ein wenig von der Kunst und Sprache des Gaunerthums versteht!
Gerade aber die Cadgers map of a begging district, welche der Antiquary gibt, vereinigt eine Anzahl charakteristischer Gauner- zinken, welche sämmtlich auch in Deutschland unter den Gaunern gebräuchlich sind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht uninteressant sein, diese Stapplermarschroute hier wiederzugeben, zumal man fest überzeugt sein kann, daß in jeder größern deutschen Stadt ähn- liche graphische Topographien existiren so gut wie in England und daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und besonders von Wirthen solcher Städte für den Nachweis ihrer Hotels stark geförderten und ihren Gästen gern zur weitern Em- pfehlung überreichten kleinen "Fremdenführer" mit kleinen behen- den lithographirten Grundrissen des Orts, oder auch besondere Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückseite der Karte, welche kaum größer ist als eine Visitenkarte, in gründ- lichster Weise von Gaunern ausgebeutet werden.
S. xlv bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marſchroute eines bettleriſchen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet iſt, in die Worte ausbricht: „And strange it would be if some modern Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars’ marks fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ- ing!“ Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion zu ſein, wenn man nur etwas in die jüdiſche Kabbala und ihre Geneſis eingedrungen iſt und ein wenig von der Kunſt und Sprache des Gaunerthums verſteht!
Gerade aber die Cadgers map of a begging district, welche der Antiquary gibt, vereinigt eine Anzahl charakteriſtiſcher Gauner- zinken, welche ſämmtlich auch in Deutſchland unter den Gaunern gebräuchlich ſind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht unintereſſant ſein, dieſe Stapplermarſchroute hier wiederzugeben, zumal man feſt überzeugt ſein kann, daß in jeder größern deutſchen Stadt ähn- liche graphiſche Topographien exiſtiren ſo gut wie in England und daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und beſonders von Wirthen ſolcher Städte für den Nachweis ihrer Hotels ſtark geförderten und ihren Gäſten gern zur weitern Em- pfehlung überreichten kleinen „Fremdenführer“ mit kleinen behen- den lithographirten Grundriſſen des Orts, oder auch beſondere Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückſeite der Karte, welche kaum größer iſt als eine Viſitenkarte, in gründ- lichſter Weiſe von Gaunern ausgebeutet werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0049"n="37"/>
S. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">xlv</hi></hi> bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marſchroute<lb/>
eines bettleriſchen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet iſt, in<lb/>
die Worte ausbricht: „<hirendition="#aq">And strange it would be if some modern<lb/>
Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars’ marks<lb/>
fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ-<lb/>
ing!</hi>“ Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion<lb/>
zu ſein, wenn man nur etwas in die jüdiſche Kabbala und ihre<lb/>
Geneſis eingedrungen iſt und ein wenig von der Kunſt und<lb/>
Sprache des Gaunerthums verſteht!</p><lb/><p>Gerade aber die <hirendition="#aq">Cadgers map of a begging district,</hi> welche<lb/>
der <hirendition="#aq">Antiquary</hi> gibt, vereinigt eine Anzahl charakteriſtiſcher Gauner-<lb/>
zinken, welche ſämmtlich auch in Deutſchland unter den Gaunern<lb/>
gebräuchlich ſind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach<lb/>
abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht unintereſſant ſein,<lb/>
dieſe Stapplermarſchroute hier wiederzugeben, zumal man feſt<lb/>
überzeugt ſein kann, daß in jeder größern deutſchen Stadt ähn-<lb/>
liche graphiſche Topographien exiſtiren ſo gut wie in England und<lb/>
daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und<lb/>
beſonders von Wirthen ſolcher Städte für den Nachweis ihrer<lb/>
Hotels ſtark geförderten und ihren Gäſten gern zur weitern Em-<lb/>
pfehlung überreichten kleinen „Fremdenführer“ mit kleinen behen-<lb/>
den lithographirten Grundriſſen des Orts, oder auch beſondere<lb/>
Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückſeite<lb/>
der Karte, welche kaum größer iſt als eine Viſitenkarte, in gründ-<lb/>
lichſter Weiſe von Gaunern ausgebeutet werden.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[37/0049]
S. xlv bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marſchroute
eines bettleriſchen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet iſt, in
die Worte ausbricht: „And strange it would be if some modern
Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars’ marks
fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ-
ing!“ Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion
zu ſein, wenn man nur etwas in die jüdiſche Kabbala und ihre
Geneſis eingedrungen iſt und ein wenig von der Kunſt und
Sprache des Gaunerthums verſteht!
Gerade aber die Cadgers map of a begging district, welche
der Antiquary gibt, vereinigt eine Anzahl charakteriſtiſcher Gauner-
zinken, welche ſämmtlich auch in Deutſchland unter den Gaunern
gebräuchlich ſind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach
abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht unintereſſant ſein,
dieſe Stapplermarſchroute hier wiederzugeben, zumal man feſt
überzeugt ſein kann, daß in jeder größern deutſchen Stadt ähn-
liche graphiſche Topographien exiſtiren ſo gut wie in England und
daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und
beſonders von Wirthen ſolcher Städte für den Nachweis ihrer
Hotels ſtark geförderten und ihren Gäſten gern zur weitern Em-
pfehlung überreichten kleinen „Fremdenführer“ mit kleinen behen-
den lithographirten Grundriſſen des Orts, oder auch beſondere
Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückſeite
der Karte, welche kaum größer iſt als eine Viſitenkarte, in gründ-
lichſter Weiſe von Gaunern ausgebeutet werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/49>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.