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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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S. xlv bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marschroute
eines bettlerischen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet ist, in
die Worte ausbricht: "And strange it would be if some modern
Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars' marks
fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ-
ing!
" Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion
zu sein, wenn man nur etwas in die jüdische Kabbala und ihre
Genesis eingedrungen ist und ein wenig von der Kunst und
Sprache des Gaunerthums versteht!

Gerade aber die Cadgers map of a begging district, welche
der Antiquary gibt, vereinigt eine Anzahl charakteristischer Gauner-
zinken, welche sämmtlich auch in Deutschland unter den Gaunern
gebräuchlich sind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach
abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht uninteressant sein,
diese Stapplermarschroute hier wiederzugeben, zumal man fest
überzeugt sein kann, daß in jeder größern deutschen Stadt ähn-
liche graphische Topographien existiren so gut wie in England und
daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und
besonders von Wirthen solcher Städte für den Nachweis ihrer
Hotels stark geförderten und ihren Gästen gern zur weitern Em-
pfehlung überreichten kleinen "Fremdenführer" mit kleinen behen-
den lithographirten Grundrissen des Orts, oder auch besondere
Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückseite
der Karte, welche kaum größer ist als eine Visitenkarte, in gründ-
lichster Weise von Gaunern ausgebeutet werden.

S. xlv bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marſchroute
eines bettleriſchen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet iſt, in
die Worte ausbricht: „And strange it would be if some modern
Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars’ marks
fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ-
ing!
“ Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion
zu ſein, wenn man nur etwas in die jüdiſche Kabbala und ihre
Geneſis eingedrungen iſt und ein wenig von der Kunſt und
Sprache des Gaunerthums verſteht!

Gerade aber die Cadgers map of a begging district, welche
der Antiquary gibt, vereinigt eine Anzahl charakteriſtiſcher Gauner-
zinken, welche ſämmtlich auch in Deutſchland unter den Gaunern
gebräuchlich ſind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach
abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht unintereſſant ſein,
dieſe Stapplermarſchroute hier wiederzugeben, zumal man feſt
überzeugt ſein kann, daß in jeder größern deutſchen Stadt ähn-
liche graphiſche Topographien exiſtiren ſo gut wie in England und
daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und
beſonders von Wirthen ſolcher Städte für den Nachweis ihrer
Hotels ſtark geförderten und ihren Gäſten gern zur weitern Em-
pfehlung überreichten kleinen „Fremdenführer“ mit kleinen behen-
den lithographirten Grundriſſen des Orts, oder auch beſondere
Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückſeite
der Karte, welche kaum größer iſt als eine Viſitenkarte, in gründ-
lichſter Weiſe von Gaunern ausgebeutet werden.

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[37/0049] S. xlv bei Erläuterung der Gaunerzinken auf der Marſchroute eines bettleriſchen Strolches, welche dem Buche vorgeheftet iſt, in die Worte ausbricht: „And strange it would be if some modern Belzoni, or Champollion, discovered in these beggars’ marks fragments of ancient Egyptian or Hindoo hieroglyphical writ- ing!“ Allerdings kann man das, ohne Belzoni oder Champollion zu ſein, wenn man nur etwas in die jüdiſche Kabbala und ihre Geneſis eingedrungen iſt und ein wenig von der Kunſt und Sprache des Gaunerthums verſteht! Gerade aber die Cadgers map of a begging district, welche der Antiquary gibt, vereinigt eine Anzahl charakteriſtiſcher Gauner- zinken, welche ſämmtlich auch in Deutſchland unter den Gaunern gebräuchlich ſind, wenn auch, wie leicht erklärlich, in mannichfach abweichender Bedeutung. Es wird daher nicht unintereſſant ſein, dieſe Stapplermarſchroute hier wiederzugeben, zumal man feſt überzeugt ſein kann, daß in jeder größern deutſchen Stadt ähn- liche graphiſche Topographien exiſtiren ſo gut wie in England und daß die neuerlich mehr und mehr in Aufnahme gekommenen und beſonders von Wirthen ſolcher Städte für den Nachweis ihrer Hotels ſtark geförderten und ihren Gäſten gern zur weitern Em- pfehlung überreichten kleinen „Fremdenführer“ mit kleinen behen- den lithographirten Grundriſſen des Orts, oder auch beſondere Empfehlungskarten mit dem Grundriß der Stadt auf der Rückſeite der Karte, welche kaum größer iſt als eine Viſitenkarte, in gründ- lichſter Weiſe von Gaunern ausgebeutet werden.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/49>, abgerufen am 21.11.2024.