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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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Naches Nebbich
Naches (nuach), Ruhe, Zufriedenheit, Genugthuung, Vergnügen; benaches,
mit Gemüthlichkeit; einen Massematten benaches handeln, einen
Diebstahl in aller Gemüthlichkeit vollziehen. Laß mir mein Naches, laß
mich in Ruhe, ungeschoren; gewöhnliche Redensart, um Geldanleihen und
heikle Zumuthungen abzuweisen, besonders auch vom Götte oder Sandik
gegen Brenner gebraucht.
Näck (nur bei Zimmermann), die einzelne Zelle im Criminalgefängniß; wahr-
scheinlich vom oberd. Noche und dem mhd. Nacke, Nachen, Kahn, dem
Kahn (s. d.) analog nachgebildet; möglich wäre auch die Ableitung von
Nekef, Loch (s. d.), als Silbenanfangsbuchstaben [irrelevantes Material - Zeichen fehlt]; vgl. Rat.
Nachjagd, die Nacheile, Verfolgung nach einem verübten Diebstahl; vgl. Nach-
tippel
unter Tippel.
Nachtfuhre (Schinderspr.), das Wegschaffen und Ausräumen der Latrinen in
großen Städten; der nächtliche Transport gestohlener Sachen aus dem Dieb-
stahlsorte oder aus dem Hause des Gauners, wo eine Recherche (Kiewisch)
zu fürchten ist.
Nachtippel, s. Tippel.
Nafke (chald. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], nephak), Nafkine, die auf den Strich gehende Gassen-
hure (frz. pierreuse); nafkenen, auf den Strich gehen, mit Metzen ver-
kehren, sich einlassen.
Nagel, die Tabackspfeife; nageln, coire; Nägel machen, großthun,
prahlen.
Nappach (nophach, blasen), der Schmied. Napche, Napches, Nefiche,
Blähung, flatus; kein Nefiche werth, ganz und gar nichts werth; ne-
fichen, fichen,
flatum edere.
Naß, spöttische Bezeichnung der Bordelldirnen für den Gast, der kein Geld
hat und daher von ihnen gering angesehen und gehänselt wird. Die Ablei-
tung ist doch wol vom ahd. noz, nozzil, zahmes, vierfüßiges Thier, speciell
Esel, das Schaf (letzteres im Althochdeutschen auch in der Zusammensetzung
mit smal, klein, beschränkt, smalenoz, Schaf). Vgl. auch Hammel. Die
ebenfalls der Bordellsprache eigenthümliche Verlängerung Nassauer hat die-
selbe Bedeutung. Nassauer sein, kein Geld haben, um mit der Metze zu
zechen oder beiseite zu gehen. Daher hat auch Nassauer allgemein die Be-
deutung des geldlosen Menschen, im Gegensatz von Liechtenstein (s. d.).
Nassauer endlich mit der Bedeutung der Gonorrhöe ist, wie nässeln, uri-
niren, und Nässel, Urin, vom neuhochdeutschen naß abzuleiten.
Naßenen, naßen, noßnen, noßen, noseln, noßeln, naßern, nosse oder
nauße sein (nosan), geben, darreichen, schenken; Matton, Mattone,
Pl. Matnas, Geschenk, Gabe; Matnas jad, die wohlthätige Gabe aus
der Hand, aber auch Ohrfeige, Maulschelle.
Nauef, s. Noef.
Nebbich, Newich, die böhmische Affirmativpartikel Nybrz, ja, fürwahr,
wirklich, wahrlich; im Jüdischdeutschen gewöhnlich als verstärkender Ausdruck
des Bedauerns und Mitleids; er ist nebbich chole, er ist leider krank;
er scheft nebbich tofes, er sitzt leider gefangen. Der Nebbich, Newich
ist bei den Gaunern der Gimpel, Tropf, der nur zu unbedeutenden Hand-
reichungen beim Stehlen gebraucht wird, z. B. zum Aufhalten der Säcke,
Ave-Lallemant, Gaunerthum. IV. 37
Naches Nebbich
Naches (nuach), Ruhe, Zufriedenheit, Genugthuung, Vergnügen; benaches,
mit Gemüthlichkeit; einen Maſſematten benaches handeln, einen
Diebſtahl in aller Gemüthlichkeit vollziehen. Laß mir mein Naches, laß
mich in Ruhe, ungeſchoren; gewöhnliche Redensart, um Geldanleihen und
heikle Zumuthungen abzuweiſen, beſonders auch vom Götte oder Sandik
gegen Brenner gebraucht.
Näck (nur bei Zimmermann), die einzelne Zelle im Criminalgefängniß; wahr-
ſcheinlich vom oberd. Noche und dem mhd. Nacke, Nachen, Kahn, dem
Kahn (ſ. d.) analog nachgebildet; möglich wäre auch die Ableitung von
Nekef, Loch (ſ. d.), als Silbenanfangsbuchſtaben [irrelevantes Material – Zeichen fehlt]; vgl. Rat.
Nachjagd, die Nacheile, Verfolgung nach einem verübten Diebſtahl; vgl. Nach-
tippel
unter Tippel.
Nachtfuhre (Schinderſpr.), das Wegſchaffen und Ausräumen der Latrinen in
großen Städten; der nächtliche Transport geſtohlener Sachen aus dem Dieb-
ſtahlsorte oder aus dem Hauſe des Gauners, wo eine Recherche (Kiewiſch)
zu fürchten iſt.
Nachtippel, ſ. Tippel.
Nafke (chald. [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], nephak), Nafkine, die auf den Strich gehende Gaſſen-
hure (frz. pierreuse); nafkenen, auf den Strich gehen, mit Metzen ver-
kehren, ſich einlaſſen.
Nagel, die Tabackspfeife; nageln, coire; Nägel machen, großthun,
prahlen.
Nappach (nophach, blaſen), der Schmied. Napche, Napches, Nefiche,
Blähung, flatus; kein Nefiche werth, ganz und gar nichts werth; ne-
fichen, fichen,
flatum edere.
Naß, ſpöttiſche Bezeichnung der Bordelldirnen für den Gaſt, der kein Geld
hat und daher von ihnen gering angeſehen und gehänſelt wird. Die Ablei-
tung iſt doch wol vom ahd. noz, nozzil, zahmes, vierfüßiges Thier, ſpeciell
Eſel, das Schaf (letzteres im Althochdeutſchen auch in der Zuſammenſetzung
mit smal, klein, beſchränkt, smalenoz, Schaf). Vgl. auch Hammel. Die
ebenfalls der Bordellſprache eigenthümliche Verlängerung Naſſauer hat die-
ſelbe Bedeutung. Naſſauer ſein, kein Geld haben, um mit der Metze zu
zechen oder beiſeite zu gehen. Daher hat auch Naſſauer allgemein die Be-
deutung des geldloſen Menſchen, im Gegenſatz von Liechtenſtein (ſ. d.).
Naſſauer endlich mit der Bedeutung der Gonorrhöe iſt, wie näſſeln, uri-
niren, und Näſſel, Urin, vom neuhochdeutſchen naß abzuleiten.
Naßenen, naßen, noßnen, noßen, noſeln, noßeln, naßern, noſſe oder
nauße ſein (nosan), geben, darreichen, ſchenken; Matton, Mattone,
Pl. Matnas, Geſchenk, Gabe; Matnas jad, die wohlthätige Gabe aus
der Hand, aber auch Ohrfeige, Maulſchelle.
Nauef, ſ. Noëf.
Nebbich, Newich, die böhmiſche Affirmativpartikel Nýbrź, ja, fürwahr,
wirklich, wahrlich; im Jüdiſchdeutſchen gewöhnlich als verſtärkender Ausdruck
des Bedauerns und Mitleids; er iſt nebbich chole, er iſt leider krank;
er ſcheft nebbich tofes, er ſitzt leider gefangen. Der Nebbich, Newich
iſt bei den Gaunern der Gimpel, Tropf, der nur zu unbedeutenden Hand-
reichungen beim Stehlen gebraucht wird, z. B. zum Aufhalten der Säcke,
Avé-Lallemant, Gaunerthum. IV. 37
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[577/0589] Naches Nebbich Naches (nuach), Ruhe, Zufriedenheit, Genugthuung, Vergnügen; benaches, mit Gemüthlichkeit; einen Maſſematten benaches handeln, einen Diebſtahl in aller Gemüthlichkeit vollziehen. Laß mir mein Naches, laß mich in Ruhe, ungeſchoren; gewöhnliche Redensart, um Geldanleihen und heikle Zumuthungen abzuweiſen, beſonders auch vom Götte oder Sandik gegen Brenner gebraucht. Näck (nur bei Zimmermann), die einzelne Zelle im Criminalgefängniß; wahr- ſcheinlich vom oberd. Noche und dem mhd. Nacke, Nachen, Kahn, dem Kahn (ſ. d.) analog nachgebildet; möglich wäre auch die Ableitung von Nekef, Loch (ſ. d.), als Silbenanfangsbuchſtaben _ ; vgl. Rat. Nachjagd, die Nacheile, Verfolgung nach einem verübten Diebſtahl; vgl. Nach- tippel unter Tippel. Nachtfuhre (Schinderſpr.), das Wegſchaffen und Ausräumen der Latrinen in großen Städten; der nächtliche Transport geſtohlener Sachen aus dem Dieb- ſtahlsorte oder aus dem Hauſe des Gauners, wo eine Recherche (Kiewiſch) zu fürchten iſt. Nachtippel, ſ. Tippel. Nafke (chald. _ , nephak), Nafkine, die auf den Strich gehende Gaſſen- hure (frz. pierreuse); nafkenen, auf den Strich gehen, mit Metzen ver- kehren, ſich einlaſſen. Nagel, die Tabackspfeife; nageln, coire; Nägel machen, großthun, prahlen. Nappach (nophach, blaſen), der Schmied. Napche, Napches, Nefiche, Blähung, flatus; kein Nefiche werth, ganz und gar nichts werth; ne- fichen, fichen, flatum edere. Naß, ſpöttiſche Bezeichnung der Bordelldirnen für den Gaſt, der kein Geld hat und daher von ihnen gering angeſehen und gehänſelt wird. Die Ablei- tung iſt doch wol vom ahd. noz, nozzil, zahmes, vierfüßiges Thier, ſpeciell Eſel, das Schaf (letzteres im Althochdeutſchen auch in der Zuſammenſetzung mit smal, klein, beſchränkt, smalenoz, Schaf). Vgl. auch Hammel. Die ebenfalls der Bordellſprache eigenthümliche Verlängerung Naſſauer hat die- ſelbe Bedeutung. Naſſauer ſein, kein Geld haben, um mit der Metze zu zechen oder beiſeite zu gehen. Daher hat auch Naſſauer allgemein die Be- deutung des geldloſen Menſchen, im Gegenſatz von Liechtenſtein (ſ. d.). Naſſauer endlich mit der Bedeutung der Gonorrhöe iſt, wie näſſeln, uri- niren, und Näſſel, Urin, vom neuhochdeutſchen naß abzuleiten. Naßenen, naßen, noßnen, noßen, noſeln, noßeln, naßern, noſſe oder nauße ſein (nosan), geben, darreichen, ſchenken; Matton, Mattone, Pl. Matnas, Geſchenk, Gabe; Matnas jad, die wohlthätige Gabe aus der Hand, aber auch Ohrfeige, Maulſchelle. Nauef, ſ. Noëf. Nebbich, Newich, die böhmiſche Affirmativpartikel Nýbrź, ja, fürwahr, wirklich, wahrlich; im Jüdiſchdeutſchen gewöhnlich als verſtärkender Ausdruck des Bedauerns und Mitleids; er iſt nebbich chole, er iſt leider krank; er ſcheft nebbich tofes, er ſitzt leider gefangen. Der Nebbich, Newich iſt bei den Gaunern der Gimpel, Tropf, der nur zu unbedeutenden Hand- reichungen beim Stehlen gebraucht wird, z. B. zum Aufhalten der Säcke, Avé-Lallemant, Gaunerthum. IV. 37

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/589>, abgerufen am 24.11.2024.