Concubine). Hoeff, brot, verkürzt aus dem niederdeutschen Höfd, Höved, goth. haubith, angels. heafod, isländ. hoffod, schwed. hufwud, Haupt, Hauptsache, hier in der Bedeutung Brod, als Hauptnahrungsmittel, gebraucht. Höfd ist im Niederdeutschen all- gemein Haupt, Kopf, hat aber in einzelnen Beziehungen eine ganz specifische Bedeutung. So ist z. B. een half Höfd der geräu- cherte halbe Kopf eines Schweins. Knaß bart, knecht, Knaster- bart, noch heute im Niederdeutschen gängige launige Bezeichnung des mürrischen, verdrießlichen Untergebenen, von knastern, gna- stern, rasseln, mürrisch, verdrießlich reden, schelten, oder von gnaspern (knaspern), nagen, etwas Hartes, Knirschendes an- nagen. Klötenplysien, vogeln, vom niederdeutschen Klöt, testiculus, und plysien, wahrscheinlich verdorben aus dem franz. plaisir, Vergnügen. Seltsam ist klöthöbel mit der Erklärung "getzy ein Hund", von klöt, Testikel, und wahrscheinlich höbel, niederdeutschem Ausdruck für Hobel; möglicherweise ist höbel aber auch von dem niederdeutschen höweln, heweln, abzuleiten (nach dem jüdischdeutschen hebel, hewel,[irrelevantes Material - Zeichen fehlt]), welches scherzen, aufziehen, necken bedeutet. Noch seltsamer ist das getzy in der Erklärung; gadzi bedeutet im Zigeunerischen das Weib, Weibchen; also wäre klöthöbel für Hündin zu nehmen; möglich ist aber auch bei dem sehr schlechten Druck des einzig vorhandenen kopenhagener Exem- plars etwa der Druckfehler getzy für gezyg, getüg, Gezeug, Geschirr (also hier genitalia canis), wie im Niederdeutschen noch heutzutage die Genitalien ohne Rücksicht auf das Geschlecht vom gemeinen Mann Geschirr, besonders Sylvergeschirr (Silberge- schirr) genannt werden. Kybich, gued, noch jetzt im Niederdeut- schen gebräuchlich, fest von Körper und Fleisch, moralisch fest, sicher, selbständig, hochd. keif, keib; vgl. Schmeller, II, 275. Kibige diel, schon magt, von Dille, Tülle, Rinne. Köt, ein wit penning, Weispfennig, doch wol nur alter provinzieller Aus- druck für eine kleine Münze, vielleicht von Kaut, Tausch. Schmel- ler, II, 342, nd. köten, küten. Mens, hundt, doch wol von menen, treiben, führen, leiten; men, mene, das zu einem Fuhrwerk nöthige Zugvieh; Mend, Menet, Menat, das Zugvieh. Schmeller, II, 589.
Concubine). Hoeff, brot, verkürzt aus dem niederdeutſchen Höfd, Höved, goth. haubith, angelſ. heafod, isländ. hoffod, ſchwed. hufwud, Haupt, Hauptſache, hier in der Bedeutung Brod, als Hauptnahrungsmittel, gebraucht. Höfd iſt im Niederdeutſchen all- gemein Haupt, Kopf, hat aber in einzelnen Beziehungen eine ganz ſpecifiſche Bedeutung. So iſt z. B. een half Höfd der geräu- cherte halbe Kopf eines Schweins. Knaß bart, knecht, Knaſter- bart, noch heute im Niederdeutſchen gängige launige Bezeichnung des mürriſchen, verdrießlichen Untergebenen, von knaſtern, gna- ſtern, raſſeln, mürriſch, verdrießlich reden, ſchelten, oder von gnaſpern (knaspern), nagen, etwas Hartes, Knirſchendes an- nagen. Klötenplyſien, vogeln, vom niederdeutſchen Klöt, testiculus, und plyſien, wahrſcheinlich verdorben aus dem franz. plaisir, Vergnügen. Seltſam iſt klöthöbel mit der Erklärung „getzy ein Hund“, von klöt, Teſtikel, und wahrſcheinlich höbel, niederdeutſchem Ausdruck für Hobel; möglicherweiſe iſt höbel aber auch von dem niederdeutſchen höweln, heweln, abzuleiten (nach dem jüdiſchdeutſchen hebel, hewel,[irrelevantes Material – Zeichen fehlt]), welches ſcherzen, aufziehen, necken bedeutet. Noch ſeltſamer iſt das getzy in der Erklärung; gadzi bedeutet im Zigeuneriſchen das Weib, Weibchen; alſo wäre klöthöbel für Hündin zu nehmen; möglich iſt aber auch bei dem ſehr ſchlechten Druck des einzig vorhandenen kopenhagener Exem- plars etwa der Druckfehler getzy für gezyg, getüg, Gezeug, Geſchirr (alſo hier genitalia canis), wie im Niederdeutſchen noch heutzutage die Genitalien ohne Rückſicht auf das Geſchlecht vom gemeinen Mann Geſchirr, beſonders Sylvergeſchirr (Silberge- ſchirr) genannt werden. Kybich, gued, noch jetzt im Niederdeut- ſchen gebräuchlich, feſt von Körper und Fleiſch, moraliſch feſt, ſicher, ſelbſtändig, hochd. keif, keib; vgl. Schmeller, II, 275. Kibige diel, ſchon magt, von Dille, Tülle, Rinne. Köt, ein wit penning, Weispfennig, doch wol nur alter provinzieller Aus- druck für eine kleine Münze, vielleicht von Kaut, Tauſch. Schmel- ler, II, 342, nd. köten, küten. Mens, hundt, doch wol von menen, treiben, führen, leiten; men, mene, das zu einem Fuhrwerk nöthige Zugvieh; Mend, Menet, Menat, das Zugvieh. Schmeller, II, 589.
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Hauptnahrungsmittel, gebraucht. Höfd iſt im Niederdeutſchen all-
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ſpecifiſche Bedeutung. So iſt z. B. een half Höfd der geräu-
cherte halbe Kopf eines Schweins. Knaß bart, knecht, Knaſter-
bart, noch heute im Niederdeutſchen gängige launige Bezeichnung
des mürriſchen, verdrießlichen Untergebenen, von knaſtern, gna-
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nagen. Klötenplyſien, vogeln, vom niederdeutſchen Klöt,
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auch von dem niederdeutſchen höweln, heweln, abzuleiten (nach
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necken bedeutet. Noch ſeltſamer iſt das getzy in der Erklärung;
gadzi bedeutet im Zigeuneriſchen das Weib, Weibchen; alſo wäre
klöthöbel für Hündin zu nehmen; möglich iſt aber auch bei dem
ſehr ſchlechten Druck des einzig vorhandenen kopenhagener Exem-
plars etwa der Druckfehler getzy für gezyg, getüg, Gezeug,
Geſchirr (alſo hier genitalia canis), wie im Niederdeutſchen noch
heutzutage die Genitalien ohne Rückſicht auf das Geſchlecht vom
gemeinen Mann Geſchirr, beſonders Sylvergeſchirr (Silberge-
ſchirr) genannt werden. Kybich, gued, noch jetzt im Niederdeut-
ſchen gebräuchlich, feſt von Körper und Fleiſch, moraliſch feſt,
ſicher, ſelbſtändig, hochd. keif, keib; vgl. Schmeller, II, 275.
Kibige diel, ſchon magt, von Dille, Tülle, Rinne. Köt, ein
wit penning, Weispfennig, doch wol nur alter provinzieller Aus-
druck für eine kleine Münze, vielleicht von Kaut, Tauſch. Schmel-
ler, II, 342, nd. köten, küten. Mens, hundt, doch wol von menen,
treiben, führen, leiten; men, mene, das zu einem Fuhrwerk nöthige
Zugvieh; Mend, Menet, Menat, das Zugvieh. Schmeller, II, 589.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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