am Ende finden sich deutsche und lateinische Akrosticha auf Elsa und Elisabet. Doch bietet diese Quästion ebenfalls kein linguisti- sches Jnteresse und mag daher auch nicht weiter hier ausgebeutet werden.
Siebzehntes Kapitel. k)Bonaventura Vulcanins.
Ungeachtet der mehrfachen Ausgaben des Liber Vagatorum, an welchen Luther und Spangenberg mit lebhaftem Jnteresse sich betheiligten, während Johann Ballhorn noch eine neue nieder- deutsche Uebersetzung hinzufügte, blieb der Liber Vagatorum so- wol für die linguistische Forschung als auch für die gerichtliche oder polizeiliche Beachtung gänzlich verloren und blieb auch bis zu seiner letzten Ausgabe 1668 in unveränderter Fassung stehen. Jn den Gelehrtenstuben mag vielleicht manche wenn auch unfrucht- bar gebliebene Forschung angestellt sein; manches Manuscript oder gar vergessenes Druckexemplar mag hier und da verborgen 1) lie- gen: gewiß ist, daß seit dem Liber Vagatorum bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts keine einzige Forschung oder auch nur Er- wähnung auf dem gaunerlinguistischen Gebiete bekannt geworden ist.
Desto überraschender ist aber das, was Bonaventura Vulca- nius in seinem schon oft erwähnten Werke: "De literis et lingua Getarum" u. s. w., S. 105--109, mittheilt, wenn man auch bei Prüfung des Einzelnen findet, daß Vulcanius durchaus keine eige- nen und tiefern Forschungen auf dem zu seiner Zeit gewiß noch viel unbeachtetern und schwierigern Gebiete der Gaunerlinguistik gemacht hat. Die bezügliche Stelle steht völlig aphoristisch und
1) Darin bestärkt schon das kleine Vocabular von J. Hartlieb und außer- dem eine auf S. 107 meines Exemplars des Vulcanius befindliche, dem Auschein nach kaum wenig jünger als das Druckeremplar selbst scheinende handschriftliche Randbemerkung, welche geradezu auf den Titel eines durchaus unbekannten Wort- verzeichnisses hinweist mit den Worten: Vid. der fidler rabant vnd schalcken vocabula.
am Ende finden ſich deutſche und lateiniſche Akroſticha auf Elſa und Eliſabet. Doch bietet dieſe Quäſtion ebenfalls kein linguiſti- ſches Jntereſſe und mag daher auch nicht weiter hier ausgebeutet werden.
Siebzehntes Kapitel. k)Bonaventura Vulcanins.
Ungeachtet der mehrfachen Ausgaben des Liber Vagatorum, an welchen Luther und Spangenberg mit lebhaftem Jntereſſe ſich betheiligten, während Johann Ballhorn noch eine neue nieder- deutſche Ueberſetzung hinzufügte, blieb der Liber Vagatorum ſo- wol für die linguiſtiſche Forſchung als auch für die gerichtliche oder polizeiliche Beachtung gänzlich verloren und blieb auch bis zu ſeiner letzten Ausgabe 1668 in unveränderter Faſſung ſtehen. Jn den Gelehrtenſtuben mag vielleicht manche wenn auch unfrucht- bar gebliebene Forſchung angeſtellt ſein; manches Manuſcript oder gar vergeſſenes Druckexemplar mag hier und da verborgen 1) lie- gen: gewiß iſt, daß ſeit dem Liber Vagatorum bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts keine einzige Forſchung oder auch nur Er- wähnung auf dem gaunerlinguiſtiſchen Gebiete bekannt geworden iſt.
Deſto überraſchender iſt aber das, was Bonaventura Vulca- nius in ſeinem ſchon oft erwähnten Werke: „De literis et lingua Getarum“ u. ſ. w., S. 105—109, mittheilt, wenn man auch bei Prüfung des Einzelnen findet, daß Vulcanius durchaus keine eige- nen und tiefern Forſchungen auf dem zu ſeiner Zeit gewiß noch viel unbeachtetern und ſchwierigern Gebiete der Gaunerlinguiſtik gemacht hat. Die bezügliche Stelle ſteht völlig aphoriſtiſch und
1) Darin beſtärkt ſchon das kleine Vocabular von J. Hartlieb und außer- dem eine auf S. 107 meines Exemplars des Vulcanius befindliche, dem Auſchein nach kaum wenig jünger als das Druckeremplar ſelbſt ſcheinende handſchriftliche Randbemerkung, welche geradezu auf den Titel eines durchaus unbekannten Wort- verzeichniſſes hinweiſt mit den Worten: Vid. der fidler rabant vnd schalcken vocabula.
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am Ende finden ſich deutſche und lateiniſche Akroſticha auf Elſa
und Eliſabet. Doch bietet dieſe Quäſtion ebenfalls kein linguiſti-
ſches Jntereſſe und mag daher auch nicht weiter hier ausgebeutet
werden.
Siebzehntes Kapitel.
k) Bonaventura Vulcanins.
Ungeachtet der mehrfachen Ausgaben des Liber Vagatorum,
an welchen Luther und Spangenberg mit lebhaftem Jntereſſe ſich
betheiligten, während Johann Ballhorn noch eine neue nieder-
deutſche Ueberſetzung hinzufügte, blieb der Liber Vagatorum ſo-
wol für die linguiſtiſche Forſchung als auch für die gerichtliche
oder polizeiliche Beachtung gänzlich verloren und blieb auch bis
zu ſeiner letzten Ausgabe 1668 in unveränderter Faſſung ſtehen.
Jn den Gelehrtenſtuben mag vielleicht manche wenn auch unfrucht-
bar gebliebene Forſchung angeſtellt ſein; manches Manuſcript oder
gar vergeſſenes Druckexemplar mag hier und da verborgen 1) lie-
gen: gewiß iſt, daß ſeit dem Liber Vagatorum bis zum Ausgang
des 16. Jahrhunderts keine einzige Forſchung oder auch nur Er-
wähnung auf dem gaunerlinguiſtiſchen Gebiete bekannt geworden iſt.
Deſto überraſchender iſt aber das, was Bonaventura Vulca-
nius in ſeinem ſchon oft erwähnten Werke: „De literis et lingua
Getarum“ u. ſ. w., S. 105—109, mittheilt, wenn man auch bei
Prüfung des Einzelnen findet, daß Vulcanius durchaus keine eige-
nen und tiefern Forſchungen auf dem zu ſeiner Zeit gewiß noch
viel unbeachtetern und ſchwierigern Gebiete der Gaunerlinguiſtik
gemacht hat. Die bezügliche Stelle ſteht völlig aphoriſtiſch und
1) Darin beſtärkt ſchon das kleine Vocabular von J. Hartlieb und außer-
dem eine auf S. 107 meines Exemplars des Vulcanius befindliche, dem Auſchein
nach kaum wenig jünger als das Druckeremplar ſelbſt ſcheinende handſchriftliche
Randbemerkung, welche geradezu auf den Titel eines durchaus unbekannten Wort-
verzeichniſſes hinweiſt mit den Worten: Vid. der fidler rabant vnd schalcken
vocabula.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/90>, abgerufen am 19.05.2024.
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