Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Das dritte Hauptstück.
Tab. VI.man zugleich mit der gantzen Harmonie liegen bleiben Fig. III.
Jn dem Probe-Stück aus dem E dur kommt dieser Fall oft
vor, man erhält hierdurch ausser der besonders guten Würckung
eine leichtere und besser zu übersehende Schreib-Art. Jn dem
Probe-Stück aus dem As ist dieser Fall in besonderen Stimmen
ausgeschrieben, damit man diese Schreib-Art, welche die Franzo-
sen besonders starck brauchen, kennen lerne. Ueberhaupt zu sa-
gen, so kommen die Schleifungen mehrentheils bey gehenden
Noten und in langsamer oder gemäßigter Zeit-Maasse vor.

§. 19.

Die bey Fig. IV. befindlichen Noten werden gezo-
gen und jede kriegt zugleich einen mercklichen Druck. Das Ver-
binden der Noten durch Bogen mit Puncten nennt man bey
dem Claviere eigentlich das Tragen der Töne.

§. 20.

Eine lange und affectuöse Note verträgt eine Be-
bung, indem man mit dem auf der Taste liegen bleibenden Fin-
ger solche gleichsam wiegt; das Zeichen davon sehen wir bey
Fig. IV. (a).

§. 21.

Die Fig. V. befindlichen Noten spielt man so, daß
der Anfang des Bogens mit dem Finger einen kleinen Druck
kriegt. Die Noten bey Fig. VI. werden eben so gespielt, nur
mit dem Unterscheid, daß das Ende des Bogens nicht ausge-
halten wird, weil man den Finger bald aufheben muß. Der
Ausdruck bey Fig. IV. geht nur auf dem Clavicorde an; der bey
V und VI. aber so wohl auf dem Flügel als Clavicorde. Der
Ausdruck bey Fig. V und VI. muß nicht mit dem Ausdrucke
bey Fig. VI. (a) verwechselt werden. Anfänger begehen diesen
Fehler leicht.

§. 22.

Die Noten, welche weder gestossen noch geschleift
noch ausgehalten werden, unterhält man so lange als ihre Hälfte
beträgt; es sey denn, daß das Wörtlein Ten: (gehalten) dar-

über

Das dritte Hauptſtuͤck.
Tab. VI.man zugleich mit der gantzen Harmonie liegen bleiben Fig. III.
Jn dem Probe-Stuͤck aus dem E dur kommt dieſer Fall oft
vor, man erhaͤlt hierdurch auſſer der beſonders guten Wuͤrckung
eine leichtere und beſſer zu uͤberſehende Schreib-Art. Jn dem
Probe-Stuͤck aus dem As iſt dieſer Fall in beſonderen Stimmen
ausgeſchrieben, damit man dieſe Schreib-Art, welche die Franzo-
ſen beſonders ſtarck brauchen, kennen lerne. Ueberhaupt zu ſa-
gen, ſo kommen die Schleifungen mehrentheils bey gehenden
Noten und in langſamer oder gemaͤßigter Zeit-Maaſſe vor.

§. 19.

Die bey Fig. IV. befindlichen Noten werden gezo-
gen und jede kriegt zugleich einen mercklichen Druck. Das Ver-
binden der Noten durch Bogen mit Puncten nennt man bey
dem Claviere eigentlich das Tragen der Toͤne.

§. 20.

Eine lange und affectuoͤſe Note vertraͤgt eine Be-
bung, indem man mit dem auf der Taſte liegen bleibenden Fin-
ger ſolche gleichſam wiegt; das Zeichen davon ſehen wir bey
Fig. IV. (a).

§. 21.

Die Fig. V. befindlichen Noten ſpielt man ſo, daß
der Anfang des Bogens mit dem Finger einen kleinen Druck
kriegt. Die Noten bey Fig. VI. werden eben ſo geſpielt, nur
mit dem Unterſcheid, daß das Ende des Bogens nicht ausge-
halten wird, weil man den Finger bald aufheben muß. Der
Ausdruck bey Fig. IV. geht nur auf dem Clavicorde an; der bey
V und VI. aber ſo wohl auf dem Fluͤgel als Clavicorde. Der
Ausdruck bey Fig. V und VI. muß nicht mit dem Ausdrucke
bey Fig. VI. (a) verwechſelt werden. Anfaͤnger begehen dieſen
Fehler leicht.

§. 22.

Die Noten, welche weder geſtoſſen noch geſchleift
noch ausgehalten werden, unterhaͤlt man ſo lange als ihre Haͤlfte
betraͤgt; es ſey denn, daß das Woͤrtlein Ten: (gehalten) dar-

uͤber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das dritte Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><note place="left">Tab. <hi rendition="#aq">VI.</hi></note>man zugleich mit der gantzen Harmonie liegen bleiben Fig. <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Jn dem Probe-Stu&#x0364;ck aus dem E dur kommt die&#x017F;er Fall oft<lb/>
vor, man erha&#x0364;lt hierdurch au&#x017F;&#x017F;er der be&#x017F;onders guten Wu&#x0364;rckung<lb/>
eine leichtere und be&#x017F;&#x017F;er zu u&#x0364;ber&#x017F;ehende Schreib-Art. Jn dem<lb/>
Probe-Stu&#x0364;ck aus dem As i&#x017F;t die&#x017F;er Fall in be&#x017F;onderen Stimmen<lb/>
ausge&#x017F;chrieben, damit man die&#x017F;e Schreib-Art, welche die Franzo-<lb/>
&#x017F;en be&#x017F;onders &#x017F;tarck brauchen, kennen lerne. Ueberhaupt zu &#x017F;a-<lb/>
gen, &#x017F;o kommen die Schleifungen mehrentheils bey gehenden<lb/>
Noten und in lang&#x017F;amer oder gema&#x0364;ßigter Zeit-Maa&#x017F;&#x017F;e vor.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 19.</head>
          <p>Die bey Fig. <hi rendition="#aq">IV.</hi> befindlichen Noten werden gezo-<lb/>
gen und jede kriegt zugleich einen mercklichen Druck. Das Ver-<lb/>
binden der Noten durch Bogen mit Puncten nennt man bey<lb/>
dem Claviere eigentlich das Tragen der To&#x0364;ne.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 20.</head>
          <p>Eine lange und affectuo&#x0364;&#x017F;e Note vertra&#x0364;gt eine Be-<lb/>
bung, indem man mit dem auf der Ta&#x017F;te liegen bleibenden Fin-<lb/>
ger &#x017F;olche gleich&#x017F;am wiegt; das Zeichen davon &#x017F;ehen wir bey<lb/>
Fig. <hi rendition="#aq">IV. (a)</hi>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 21.</head>
          <p>Die Fig. <hi rendition="#aq">V.</hi> befindlichen Noten &#x017F;pielt man &#x017F;o, daß<lb/>
der Anfang des Bogens mit dem Finger einen kleinen Druck<lb/>
kriegt. Die Noten bey Fig. <hi rendition="#aq">VI.</hi> werden eben &#x017F;o ge&#x017F;pielt, nur<lb/>
mit dem Unter&#x017F;cheid, daß das Ende des Bogens nicht ausge-<lb/>
halten wird, weil man den Finger bald aufheben muß. Der<lb/>
Ausdruck bey Fig. <hi rendition="#aq">IV.</hi> geht nur auf dem Clavicorde an; der bey<lb/><hi rendition="#aq">V</hi> und <hi rendition="#aq">VI.</hi> aber &#x017F;o wohl auf dem Flu&#x0364;gel als Clavicorde. Der<lb/>
Ausdruck bey Fig. <hi rendition="#aq">V</hi> und <hi rendition="#aq">VI.</hi> muß nicht mit dem Ausdrucke<lb/>
bey Fig. <hi rendition="#aq">VI. (a)</hi> verwech&#x017F;elt werden. Anfa&#x0364;nger begehen die&#x017F;en<lb/>
Fehler leicht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 22.</head>
          <p>Die Noten, welche weder ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en noch ge&#x017F;chleift<lb/>
noch ausgehalten werden, unterha&#x0364;lt man &#x017F;o lange als ihre Ha&#x0364;lfte<lb/>
betra&#x0364;gt; es &#x017F;ey denn, daß das Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#aq">Ten:</hi> (gehalten) dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">u&#x0364;ber</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0120] Das dritte Hauptſtuͤck. man zugleich mit der gantzen Harmonie liegen bleiben Fig. III. Jn dem Probe-Stuͤck aus dem E dur kommt dieſer Fall oft vor, man erhaͤlt hierdurch auſſer der beſonders guten Wuͤrckung eine leichtere und beſſer zu uͤberſehende Schreib-Art. Jn dem Probe-Stuͤck aus dem As iſt dieſer Fall in beſonderen Stimmen ausgeſchrieben, damit man dieſe Schreib-Art, welche die Franzo- ſen beſonders ſtarck brauchen, kennen lerne. Ueberhaupt zu ſa- gen, ſo kommen die Schleifungen mehrentheils bey gehenden Noten und in langſamer oder gemaͤßigter Zeit-Maaſſe vor. Tab. VI. §. 19. Die bey Fig. IV. befindlichen Noten werden gezo- gen und jede kriegt zugleich einen mercklichen Druck. Das Ver- binden der Noten durch Bogen mit Puncten nennt man bey dem Claviere eigentlich das Tragen der Toͤne. §. 20. Eine lange und affectuoͤſe Note vertraͤgt eine Be- bung, indem man mit dem auf der Taſte liegen bleibenden Fin- ger ſolche gleichſam wiegt; das Zeichen davon ſehen wir bey Fig. IV. (a). §. 21. Die Fig. V. befindlichen Noten ſpielt man ſo, daß der Anfang des Bogens mit dem Finger einen kleinen Druck kriegt. Die Noten bey Fig. VI. werden eben ſo geſpielt, nur mit dem Unterſcheid, daß das Ende des Bogens nicht ausge- halten wird, weil man den Finger bald aufheben muß. Der Ausdruck bey Fig. IV. geht nur auf dem Clavicorde an; der bey V und VI. aber ſo wohl auf dem Fluͤgel als Clavicorde. Der Ausdruck bey Fig. V und VI. muß nicht mit dem Ausdrucke bey Fig. VI. (a) verwechſelt werden. Anfaͤnger begehen dieſen Fehler leicht. §. 22. Die Noten, welche weder geſtoſſen noch geſchleift noch ausgehalten werden, unterhaͤlt man ſo lange als ihre Haͤlfte betraͤgt; es ſey denn, daß das Woͤrtlein Ten: (gehalten) dar- uͤber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Teils erschien als selbstä… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/120
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/120>, abgerufen am 23.11.2024.