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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Von den Trillern.
einfällt. Verständige Zuhörer ersetzen diesen Verlust durch ihreTab. IV.
Vorstellungs Kraft. Diese Zuhörer sind es, denen wir haupt-
sächlich zu gefallen suchen müssen.

§. 21.

Wenn man dem Triller einen lahmen Nachschlag
anhängt Fig. XXXII; wenn man dem letztern noch ein Nötgen
beyfügt Fig. XXXIII, welches man mit Recht unter die verwerf-
lichen Nachschläge rechnen kan; wenn man den Triller nicht ge-
hörig aushält, ohngeacht alle Arten davon, bis auf den Prall-
Triller, so lange geschlagen werden müssen, als die Geltung der
Note, worüber er steht, dauret; wenn man in den Triller, wel-
cher durch einen Vorschlag angeschlossen ist, hinein plumpt, ohne
den Vorschlag zu machen oder ihn an den Triller zu hängen;
wenn man diesen frechen Triller auf das stärckste schlägt, ohn-
geachtet der Gedancke schwach und matt vorgetragen werden soll;
wenn man endlich zu viel trillert, indem man glaubt verbunden
zu seyn, jedwede etwas lange Note mit einem Triller zu bezeich-
nen: so begehet man eben so heßliche als gewöhnliche Fehler. Die-
ses sind die lieblichen Trillerchen, von denen schon im Eingange
§. 10. etwas erwehnt worden ist.

§. 22.

Der Triller von unten mit seinem Zeichen und
seiner Ausführung ist bey Fig. XXXIV. zu sehen. Weil dieses
Zeichen ausser dem Claviere nicht sonderlich bekandt ist, so pflegt
dieser Triller auch wohl so bezeichnet zu werden (*), oder man setzt
das gewöhnliche Zeichen eines tr. und überläßt dem Gutbefinden
des Spielers oder Sängers, was für eine Art von Triller er
da anbringen will.

§. 23.

Weil dieser Triller viele Noten enthält, so erfor-
dert er zu seinem Sitze eine lange Note und hat also auch den
gewöhnlichen Nachschlag, es wären denn geschwinde Nachschläge

aus-
J 3

Von den Trillern.
einfaͤllt. Verſtaͤndige Zuhoͤrer erſetzen dieſen Verluſt durch ihreTab. IV.
Vorſtellungs Kraft. Dieſe Zuhoͤrer ſind es, denen wir haupt-
ſaͤchlich zu gefallen ſuchen muͤſſen.

§. 21.

Wenn man dem Triller einen lahmen Nachſchlag
anhaͤngt Fig. XXXII; wenn man dem letztern noch ein Noͤtgen
beyfuͤgt Fig. XXXIII, welches man mit Recht unter die verwerf-
lichen Nachſchlaͤge rechnen kan; wenn man den Triller nicht ge-
hoͤrig aushaͤlt, ohngeacht alle Arten davon, bis auf den Prall-
Triller, ſo lange geſchlagen werden muͤſſen, als die Geltung der
Note, woruͤber er ſteht, dauret; wenn man in den Triller, wel-
cher durch einen Vorſchlag angeſchloſſen iſt, hinein plumpt, ohne
den Vorſchlag zu machen oder ihn an den Triller zu haͤngen;
wenn man dieſen frechen Triller auf das ſtaͤrckſte ſchlaͤgt, ohn-
geachtet der Gedancke ſchwach und matt vorgetragen werden ſoll;
wenn man endlich zu viel trillert, indem man glaubt verbunden
zu ſeyn, jedwede etwas lange Note mit einem Triller zu bezeich-
nen: ſo begehet man eben ſo heßliche als gewoͤhnliche Fehler. Die-
ſes ſind die lieblichen Trillerchen, von denen ſchon im Eingange
§. 10. etwas erwehnt worden iſt.

§. 22.

Der Triller von unten mit ſeinem Zeichen und
ſeiner Ausfuͤhrung iſt bey Fig. XXXIV. zu ſehen. Weil dieſes
Zeichen auſſer dem Claviere nicht ſonderlich bekandt iſt, ſo pflegt
dieſer Triller auch wohl ſo bezeichnet zu werden (*), oder man ſetzt
das gewoͤhnliche Zeichen eines tr. und uͤberlaͤßt dem Gutbefinden
des Spielers oder Saͤngers, was fuͤr eine Art von Triller er
da anbringen will.

§. 23.

Weil dieſer Triller viele Noten enthaͤlt, ſo erfor-
dert er zu ſeinem Sitze eine lange Note und hat alſo auch den
gewoͤhnlichen Nachſchlag, es waͤren denn geſchwinde Nachſchlaͤge

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J 3
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[69/0077] Von den Trillern. einfaͤllt. Verſtaͤndige Zuhoͤrer erſetzen dieſen Verluſt durch ihre Vorſtellungs Kraft. Dieſe Zuhoͤrer ſind es, denen wir haupt- ſaͤchlich zu gefallen ſuchen muͤſſen. Tab. IV. §. 21. Wenn man dem Triller einen lahmen Nachſchlag anhaͤngt Fig. XXXII; wenn man dem letztern noch ein Noͤtgen beyfuͤgt Fig. XXXIII, welches man mit Recht unter die verwerf- lichen Nachſchlaͤge rechnen kan; wenn man den Triller nicht ge- hoͤrig aushaͤlt, ohngeacht alle Arten davon, bis auf den Prall- Triller, ſo lange geſchlagen werden muͤſſen, als die Geltung der Note, woruͤber er ſteht, dauret; wenn man in den Triller, wel- cher durch einen Vorſchlag angeſchloſſen iſt, hinein plumpt, ohne den Vorſchlag zu machen oder ihn an den Triller zu haͤngen; wenn man dieſen frechen Triller auf das ſtaͤrckſte ſchlaͤgt, ohn- geachtet der Gedancke ſchwach und matt vorgetragen werden ſoll; wenn man endlich zu viel trillert, indem man glaubt verbunden zu ſeyn, jedwede etwas lange Note mit einem Triller zu bezeich- nen: ſo begehet man eben ſo heßliche als gewoͤhnliche Fehler. Die- ſes ſind die lieblichen Trillerchen, von denen ſchon im Eingange §. 10. etwas erwehnt worden iſt. §. 22. Der Triller von unten mit ſeinem Zeichen und ſeiner Ausfuͤhrung iſt bey Fig. XXXIV. zu ſehen. Weil dieſes Zeichen auſſer dem Claviere nicht ſonderlich bekandt iſt, ſo pflegt dieſer Triller auch wohl ſo bezeichnet zu werden (*), oder man ſetzt das gewoͤhnliche Zeichen eines tr. und uͤberlaͤßt dem Gutbefinden des Spielers oder Saͤngers, was fuͤr eine Art von Triller er da anbringen will. §. 23. Weil dieſer Triller viele Noten enthaͤlt, ſo erfor- dert er zu ſeinem Sitze eine lange Note und hat alſo auch den gewoͤhnlichen Nachſchlag, es waͤren denn geſchwinde Nachſchlaͤge aus- J 3

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/77>, abgerufen am 23.11.2024.